29.04.2013

Tempolimit auf der Datenautobahn

Meinen Leserbrief an die Frankfurter Rundschau hab ich auch gekürzt an die Wetterauer Zeitung geschickt. Hier gibt es bei Leserbriefen ein Limit von 600 Worten.
[Update 04.05.2013: der Leserbrief wurde heute im Meinungstreff der WZ veröffentlicht]

Leserbrief zur Telekom-DSL-Drosselung
Seit einigen Tagen wird heiß diskutiert, ob und welche Auswirkungen die von der Telekom angekündigte Geschwindigkeitsdrosselung bei DSL-Anschlüssen haben wird. In einer Pressemitteilung heißt es, dass alle Neuverträge ab Mai eine Klausel enthalten werden, dass nach 75 Gigabyte Verbrauch je Monat die Geschwindigkeit auf DSL-light-Niveau von 384 KBit/s gedrosselt wird. Technisch soll diese Drosselfunktion ab 2016 eingesetzt werden. 75 Gigabyte hört sich jetzt viel an; laut Telekom liegt der durchschnittliche Verbrauch derzeit bei 15-20 Gigabyte. Aber es ist absehbar, dass diese Größenordnung bis 2016 vollkommen überholt ist, wenn Filme und Radio immer mehr über Internet abgerufen werden und die "Cloud"-Angebote von mehr Kunden genutzt werden.
Begründet wird die Drosselungsklausel damit, dass angeblich 3% der Kunden etwa 30% des gesamten Datenverkehrs ausmachen und dies unfair gegenüber den "normalen" Benutzern wäre. Die Transportkosten für die Daten seien so hoch, dass die "normalen" Kunden nicht für die "heavy User" mitbezahlen sollten.
In anderen Artikeln und Kommentaren zum Thema wird nun diese Behauptung munter weiter kolportiert. Allerdings ist dies nicht ansatzweise die Realität. Im Gegenteil ist es so, dass sich die Preise für das transportierte Gigabyte im sogenannten „Backbone“, dem Herzstück des Datenaustauschs, im freien Fall befinden (ich hörte in Berichten von 0,26 cent pro Gigabyte). Das, was richtig teuer ist, ist hingegen der Ausbau der letzten Meile auf eine menschenwürdige Geschwindigkeit (das klingt pathetisch, ist aber mein Ernst). Und diese „letzte Meile“ benötigt jeder, ob er nun ein „heavy User“ ist oder Lieschen Müller. Um den Ausbau der letzten Meile drücken sich aber wiederum alle Telekom-Unternehmen, weil hier genau wie im Backbone kein Geld mehr zu verdienen ist. In Berstadt weiß ich davon ein Lied zu singen, und zwar in Moll.
In anderen Ländern, wie z.B. Österreich oder Japan gibt es "echte" Flatrates, also Pauschalangebote, für 25-50 Euro im Monat ohne Volumenlimit und ohne Tempolimit. In einer Landkarte des Internet-Ausbaus befindet sich Deutschland weit abgeschlagen auf den hinteren Plätzen, und beim Glasfaserausbau ist noch nicht mal das erste Prozent Abdeckung erreicht.
Die Telekom hat es satt, nur als Netzbetreiber aufzutreten. Hier ist nur wenig Geld zu verdienen. Das Geld wird mit den Inhalten gemacht. Die Telekom will für den Datentransport abhängig vom Inhalt von beiden Seiten Geld kassieren: vom Kunden für den DSL-Anschluss und nochmal vom Inhalteanbieter oder, wenn letzteres nicht klappt, nochmal vom Kunden für die diskriminierungsfreie Durchleitung bestimmter Dienste.
Diese Wandlung vom Netzbetreiber zum Inhalteanbieter merkt man daran, dass der "Entertain"-Dienst (also Fernsehen über DSL) nicht auf die 75 Gigabyte Kontingent angerechnet wird, ebenso der Datenverbrauch des Internetradios "Spotify". Bestimmte Dienste werden also bevorzugt, indem sie immer schnell geliefert werden. Es ist absehbar, dass die Telekom entweder vom Kunden oder vom Programmanbieter zusätzliches Geld sehen will, wenn sein Inhalt ebenfalls ohne Tempolimit zum Kunden gebracht werden soll. Dann wird es neben dem DSL-Grundpreis ein "youtube"-Paket, ein "lovefilm"-Paket usw. geben, die man - natürlich - extra bezahlen muss.
Es könnte auch ein wenig politisches Interesse mit hineinspielen. Wenn nämlich keine „Flatrates“ mehr angeboten werden, müssen wieder Abrechnungsdaten gespeichert werden. Holger Voss hat ja in einem aufsehenerregenden, mehrjährigen Prozess bis zum BGH durchgefochten, dass die Telekom seine DSL-Einwahldaten nicht speichern darf, weil bei einer Flatrate kein nachträglicher Abrechnungsbedarf existiert. Diese Abrechnungsdaten finden die Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden sowie die Abmahner aus der Unterhaltungsbranche bestimmt sehr spannend.
So wird das bestimmt nichts mit dem Technologie-Standort Deutschland, wenn jeder sich Gedanken machen muss, was er abrufen darf, bevor er auf eine Kriechrate gedrosselt wird, bei der gerade mal Emails ohne Anhänge noch funktionieren.

28.04.2013

Die Internet-Bremse Telekom

Seit einigen Tagen tobt es in der Netzwelt über die Mitteilung, dass die Telekom eine Tempobremse bei DSL-Anschlüssen einführen will. Als Mobilfunknutzer ist man solche Klauseln im Vertrag ja schon gewöhnt und nimmt sie üblicherweise auch hin. Hier hat sich herumgesprochen, dass man für sein Geld nur eine bestimmte Datenmenge mit normaler Geschwindigkeit bekommt (UMTS oder dessen schnellere Varianten HSDPA, HSUPA oder HSPA+). Die Kunden sind schon glücklich, dass sie auch nach Aufbrauchen dieser Datenmenge weiterhin - zwar gedrosselt - ihr Smartphone benutzen können, aber immerhin, ohne dass weitere Kosten für die Internetnutzung anfallen.

Diese Drosselung soll jetzt auch im kabelgebundenen DSL-Netz der Telekom eingeführt werden. Im Gespräch sind derzeit 75 Gigabyte pro Monat, weil ja angeblich der durchschnittliche Nutzer im Monat nur 15 bis 20 Gigabyte verbraucht. Eine einfache Rechnung zeigt, wie massiv der Kunde dadurch wirklich beeinträchtigt wird.

Bei angenommenen 6 MBit/s. kann man überschlägig pro Tag ca. 40 Gigabyte und in 30 Tagen ca. 1200 Gigabyte Daten abrufen und senden. Bei einer Drosselung nach 75 Gigabyte hat man die volle Geschwindigkeit nur 6% der Zeit pro Monat zur Verfügung, in Zahlen: einen Tag und 21 Stunden lang. Zur Erinnerung: ein Film bei Google Play, Lovefilm oder anderen Internet-Verleihern schlägt in HD-Qualität mit ca. 10 Gigabyte zu Buche. Nach 7 Filmen ist also Schluss. Da müssten doch alle Couch-Potatoes Sturm laufen! ;)

Mein eigener LTE-Anschluss leistet manchmal 1400 KB/s. Das wären dann pro Tag schon bis zu 115 Gigabyte. Ich hätte rechnerisch nur 2% des Monats die volle Geschwindigkeit, genauer: nach 14 Stunden und 52 Minuten (62% eines einzigen Tages) wäre der Traum vom schnellen Internet für den Rest des Monats ausgeträumt.

Spiele herunterladen kann schon mal 15 bis 30 Gigabyte verbrauchen. Eine Software für meine Tochter, die ich gekauft habe, verbrauchte auch mal eben 2 Gigabyte meines Download-Volumens.

In der "Frankfurter Rundschau" gab es dazu gestern einen Leitartikel (keine Verlinkung, zum Einen ist dieser Artikel nicht online, und zum Anderen wegen #LSR, Sie wissen schon) von Frank-Thomas Wenzel. Da er nicht online zu finden ist, fasse ich mal kurz zusammen: Er fand das im Prinzip gar nicht so schlimm, weil ja "der Netzausbau viel Geld koste". Das einzige Problematische für ihn war, dass dann eine Trennung im Entertain-Paket zwischen Entertain-TV (das bedeutet für ihn nur Live-Streaming) und Konservenfilmen gemacht werden müsste wegen der Fairness. Das war das einzige Kriterium, damit für ihn weiterhin die nötige Netzneutralität gegeben sei.

Das Kostenargument für den Datentransport lasse ich nicht gelten: der Transport kostet derzeit ca. 0,26 Cent pro Gigabyte. Wie sagt der Amerikaner so schön? "You do the math!".

Das sehe ich massiv anders, und wenn ich eine Meinung habe, dann sage ich die auch und schreibe Leserbriefe. Kennt man ja schon hier aus dem Blog ;)

Vielleicht vorneweg noch ein paar interessante Zahlen:


 Auf einer Rangliste des durchschnittlichen Netzausbaus ist Deutschland mit im Schnitt weniger als 6 MBit/s. deutlich auf den hinteren Plätzen. Auf einer Rangliste, die den Glasfaser-Ausbau zeigt, ist Deutschland gar nicht erst enthalten, es gibt weniger als 1% Glasfaser-Anschlüsse in Deutschland. Nur England ist in diesen Ranglisten noch schlechter als Deutschland, Länder wie Litauen und Schweden haben das Land der Dichter, Denker, Ingenieure und Erfinder schon längst abgehängt.

Hier sind meine Gedanken zum Thema DSL-Drosselung und Netzneutralität:

Leserbrief zu „Schwarzer Bildschirm“ von Hr. Wenzel, FR vom Sa. 27.04.2013
Lieber Herr Wenzel,
Ihr Leitartikel zur DSL-Drosselung der Telekom geht so weit an der Wahrheit vorbei, dass die Telekom sich sicherlich in Kürze bei Ihnen bedanken dürfte für die Fürsprache.
Leider ist das grundsätzliche Problem nicht, wie Sie kolportieren, der hohe Preis des Netzausbaus. Im Gegenteil ist es so, dass sich die Preise für das transportierte Gigabyte im sogenannten „Backbone“, dem Herzstück des Datenaustauschs, im freien Fall befinden. Das, was richtig teuer ist, ist hingegen der Ausbau der letzten Meile auf eine menschenwürdige Geschwindigkeit (Tschuldigung, das klingt pathetisch, ist aber mein Ernst). Und diese „letzte Meile“ benötigt jeder, ob er nun ein „Heavy User“ ist oder Lieschen Müller. Um den Ausbau der letzten Meile drücken sich aber wiederum alle Telekom-Unternehmen, weil hier genau wie im Backbone kein Geld mehr zu verdienen ist.

Spannenderweise bietet die Telekom in Österreich eine „echte“ Flatrate ohne Volumenlimit und ohne Tempolimit für 27 Euro im Monat an. Irgendwie scheint es also doch zu gehen. In Japan steht der Kunde vor der schwierigen Entscheidung, ob er 50 oder 100 Mbit/s. Glasfaser für ca. 40 Euro pro Monat bestellen soll.
Worum es wirklich geht, klingt in Ihrem Artikel recht harmlos: Sie wollen einfach nur das Streaming der TV-Sender vom Geschäft mit Konservenfilm trennen, weil ja angeblich das Streaming ein „managed Service“ ist – diesen Begriff verwendet die Telekom. Technisch ist aber beides IP-Datenverkehr, und diese künstliche Trennung gehört zum Rechtfertigungs-Tralala der Telekom. Die Telekom verfolgt meiner Meinung nach mehrere Ziele mit der Drosselung der DSL-Leistung:
  • eine künstliche Spaltung der Netzgemeinde in „die und wir“, nämlich in die, die gefühlt das Internet wenig benutzen und deshalb gefühlt die unterschwellige Drohung einer Preiserhöhung wahrnehmen, wenn diese Drosselung für die schlimmen „Heavy User“ nicht eingeführt wird, und in die anderen, denen klar ist, dass es keine sachlichen Gründe für die Drosselung gibt und sich gegeneinander ausgespielt fühlen;
  • außerdem hat die Telekom es satt, nur als Netzbetreiber aufzutreten. Hier ist – wie oben angeführt – nur wenig Geld zu verdienen. Das Geld wird mit den Inhalten gemacht. Orange in Frankreich hat es vorgemacht: mit dem Druckmittel des Netzausbaus in Afrika erpresst Orange von Google zusätzliches Geld für die Durchleitung von Youtube-Inhalten. Darauf läuft es hauptsächlich hinaus: die Telekom will für den Datentransport von beiden Seiten Geld kassieren: vom Kunden für den DSL-Anschluss und vom Inhalteanbieter oder nochmal vom Kunden für die diskriminierungsfreie Durchleitung bestimmter Dienste;´
  • es könnte auch ein wenig politisches Interesse mit hineinspielen. Wenn nämlich keine „Flatrates“ mehr angeboten werden, müssen wieder Abrechnungsdaten gespeichert werden. Holger Voss hat ja in einem aufsehenerregenden, mehrjährigen Prozess durchgefochten, dass die Telekom seine DSL-Einwahldaten nicht speichern darf, weil bei einer Flatrate kein nachträglicher Abrechnungsbedarf existiert. Diese Abrechnungsdaten finden die Geheimdienste und Strafverfolgungsbehörden sowie die Abmahner aus der Musik- und sonstigen Unterhaltungsbranche bestimmt sehr spannend.
Aber so einfach wird es nicht werden, wenn man „nur“ die Filmkonserven aus dem Entertain-Paket herauslöst. Die Telekom hat ja auch schon Kooperationen mit anderen Anbietern wie Spotify für Internet-Radio. Es wird also sicherlich in Zukunft in der Planung der Telekom „Pakete“ geben, die der Kunde einzeln bezahlen darf. Oder eben als „Einspeisegebühr“ vom Anbieter, so wie es Kabelbetreiber ja im Moment vehement vor Gericht einfordern, nachdem ARD und ZDF den Einspeisevertrag gekündigt haben. Ist das nicht toll? 75 Gigabyte im Monat mit normaler Geschwindigkeit; danach kostet es extra, wenn man Youtube gucken will.
Die Telekom müsste m.E. aufgeteilt werden in einen reinen Netzanbieter, der geschäftlich getrennt von der Entertainment-Sparte ist. Wenn nämlich alle Anbieter eine Einspeisegebühr berappen müssten, wäre das ganze wieder plausibel. Dann müsste auch der Entertain-Anbieter für sich genommen rentabel werden. Im Moment sieht es wieder nach Mauschelei und Quersubventionierung aus: auch die, die einen Dienst nicht nutzen, bezahlen dafür mit. Das verstehe ich nicht unter Solidarität. Zumal bei der derzeitigen inhaltlichen TV-Qualität mit „Bauer tauscht Frau“ und „Deutschland sucht Autobahnkontrolleure“ ...
Ich habe auf dem Land in einem der bisherigen „weißen Flecken“ diesen Spaß schon heute: ich bin im Herbst von DSL light mit 384 Kbit/s. umgestiegen auf LTE mit nominal 16 Mbit/s., real erreiche ich zwischen 11 und 14 Mbit/s. Hier hat die Telekom leider die Mobilfunk-Logik beibehalten: ursprünglich hatte ich im normalen „call und surf comfort via Funk“ 10 Gigabyte im Monat frei mit normaler Geschwindigkeit, danach Drosselung auf DSL-light-Niveau, jetzt im „Tarif L“ immerhin 30 Gigabyte.
Da ich von zuhause aus arbeite, zwei Teenager im Haushalt habe und meine Frau und Schwiegermutter beide auch gern mal das Internet benutzen, gibt es bei uns auch schon die „Schere im Kopf“: wir überlegen uns, ob wir uns dieses und jenes Video anschauen, weil es ja vom Kontingent abgeht. Beim Telefonat mit der Telekom-Hotline musste ich mir tatsächlich von einem Mitarbeiter die entgeisterte Frage anhören, was ich denn mit mehr als 10 Gigabyte im Monat wolle.
So wird das bestimmt nichts mit dem Technologie-Standort Deutschland, wenn jeder sich Gedanken machen muss, was er abrufen darf, bevor er auf eine Kriechrate gedrosselt wird, bei der gerade mal Emails ohne Anhänge noch funktionieren.

24.04.2013

base ist auch ne lustige Telefonfirma

Was einem nicht so alles passieren kann, wenn man was von einer Firma will ...
Es ist zwar nicht ganz so absurd wie bei der Handy-Kündigung meiner Frau, aber trotzdem einen Blogartikel wert, finde ich ;)

Kind 1 hat bei DSDS angerufen und mit abgestimmt.
Leider über Handy ...
Das kostet ... zum Glück waren's nur 20 Euro (1,50 pro Anruf - puh).

Dummerweise kommt die Telefonrechnung erst 1,5 Monate später, das sorgt dann nochmal für ganz schönen Ärger und hohen Blutdruck.

Also gleich bei base.de mit dem Kontaktformular einen Auftrag zur Sperrung bestimmter Rufnummern abgeladen ...

Heute kam eine Email als Antwort, die ich beantworten musste, weil ich sie so absurd finde.

ich>> Hallo, bitte sperren Sie für die Telefonnr. 0177-xxxxx alle
ich>> kostenpflichtigen Zusatzdienste, d.h. 0137, 0138, 013x, 0900,
ich>> 0180x, alle Premium-Dienste (Abonnements) und wenn möglich, auch
ich>> Auslandstelefonate.  Vielen Dank.

base> schade, wir konnten Sie telefonisch nicht erreichen, um Ihre E-Mail
base> zu beantworten.
base> Spätestens 48 Stunden nach der Einrichtung ist die Sperre technisch umgesetzt.
besten Dank für die Umsetzung, damit ist meinem Wunsch entsprochen.
warum schreiben Sie in die Email nicht hinein, was Sie mich am Telefon fragen wollten? Finde ich jetzt sehr umständlich.
Am besten schicken Sie mir noch ein Fax, in dem drinsteht, dass Sie mir eine Email geschickt haben, weil Sie mich am Telefon nicht erreichen konnten. SCNR.
Was in der Antwort überhaupt nicht drinstand: sind jetzt nur Abos gesperrt, oder das, was ich auch (und hauptsächlich) gewünscht hatte: kostenpflichtige Rufnummern wie 0137, 0900, Auslandsnummern?

Auf meine zugegeben etwas flapsige Nachfrage kam dann eine immer noch freundliche Antwort zurück, und die hat mich dann etwas schlauer gemacht:

(...) wurde ein Sperre aller Leistungen Dritter, wir zum Bespiel Abos und Zahlungen durch Apps. Gern habe ich weiterhin für Sie eine Sperre für 0180er- und 118xy-Rufnummern eingerichtet.
Eine Sperrung abgehender internationale Gespräche können Sie selbstständig einrichten.
Einschalten: *331*Passwort# Sendetaste
Ausschalten: #331*Passwort# Sendetaste
Statusabfrage: *#331# Sendetaste
Bitte denken Sie daran, dass bei aktivierter Sperre Gespräche in ein anderes Land nicht möglich sind. Sie können jedoch während eines Auslandsaufenthaltes innerhalb des Landes telefonieren.
Die Sperrung aller abgehenden internationalen Gespräche kostet monatlich 5,00 €.
(Hervorhebung in fett von mir)

Linux KVM: Ubuntu als virtuelle Maschine installieren

Heute mal ein ganz anderes Thema, in das ich mich gerade einarbeite: virtuelle Maschinen unter Linux. Ich mag Linux, seit ich es an der Uni vor über 20 Jahren kennengelernt habe (damals bestand die Welt noch aus richtig großen Unix-Systemen wie dem von Sun, IBM, DEC, und lief nur auf der sündhaft teuren Hardware dieser Hersteller). Linux begann als experimenteller Multitasker für die intel 80386-CPU, und hat sich mittlerweile zu einem Betriebssystem entwickelt, das von winzigkleinen Systemen zur Hardwaresteuerung reicht (Arduino) bis hin zu gigantisch großen Systemen wie bei Facebook, Google, Amazon uvm. Alle diese Firmen gäbe es ohne Linux (und Apache ...) nicht. Achja: ohne Linux gäbe es auch kein Android.

Ich kannte zwar schon eine ganze Zeit länger VMware als "Betriebssystem" für virtuelle Maschinen (z.B. den kostenlosen VMware Player) und hab auch schon einige davon selbst gebaut, um z.B. WebSphere-Versionen zu testen, aber mit KVM hatte ich bislang noch nicht gearbeitet.

Seit mein Arbeitgeber mir aber Linux als Arbeitsplatz vorgibt (juhu ...), kenne ich zwangsweise auch KVM ;). Es gibt nämlich einige Anwendungen, die zwingend mit dem Internet Explorer aufgerufen werden müssen, und dafür gibt es ein vorgefertigtes simuliertes Windows auf meinem Laptop. Aber darüber wollte ich eigentlich nicht reden.

Wo so ein Windows funktioniert, müsste aber doch auch Linux möglich sein, dachte ich mir so, und wirklich: es geht, und ist ganz einfach! Sagte ich schon, dass ich Linux mag? ;)

Man braucht eine bootfähige CD/DVD mit Linux oder ein ISO-Abbild eines solchen Datenträgers. Auf der Festplatte sollte genügend Speicherplatz frei sein (für ein kleines Testsystem reichen 16-20 GB). Mit dem Befehl
virt-install \
--connect qemu:///system \
--force \
--name ubuntu \
--ram 1024 \
--disk path=/var/lib/libvirt/images/Ubuntu-12.04LTS/linux.raw,size=16 \
--graphics spice \
--prompt \
--os-type=linux \
--boot cdrom \
--cdrom /var/lib/libvirt/images/ubuntu-12.04-dvd-amd64.iso
erzeugt man ein Ubuntu mit 1 GB Arbeitsspeicher und 16 GB Festplatte aus einer ISO-Datei. Dass es gerade Ubuntu geworden ist, war Zufall, ich hatte grade eine DVD zur Hand aus einer letztjährigen c't ;).

Mein erster Versuch war, den Pfad zur ISO-Datei auf der DVD anzugeben, aber das ist schrecklich langsam. Es ist wesentlich sinnvoller, die ISO-Datei auf die Festplatte zu kopieren und dann zu installieren. Die Image-Datei auf der Festplatte (d.h. die simulierte Festplatte für die virtuelle Maschine) kann man in verschiedenen Formaten angeben; das sinnvollste lt. Dokumentation ist "qcow2", damit belegt die Image-Datei als "sparse file" (löchrige Datei) erst mal nur wenig Speicherplatz und wird bei Bedarf vergrößert. Wenn man aber Wert auf eine besonders schnelle VM legt, kann man die Datei gleich in der "richtigen" Größe vollständig anlegen lassen.

Danach kann man dann den "virt-manager" starten und ein Fenster öffnen, in dem man diesem Linux beim Arbeiten zusehen und natürlich auch selbst damit arbeiten kann. Es ist auch nicht schlecht, wenn man hier die Installation komplettiert, also z.B. Benutzer, Passwort usw. anlegt. Danach legt Ubuntu nochmal ein bißchen an Updates nach, falls es eine Internet-Verbindung erkennt.

Kleiner Trick, den ich lernen musste: Ubuntu enthält im Normalzustand keinen ssh-Server, um sich von außerhalb (d.h. mit einem anderen Computer) anzumelden; das ist aber ganz nützlich, wenn man einen virtuellen Server betreiben will und keinen grafischen Arbeitsplatz. So einen Server kann man mit der Kommandozeile wesentlich einfacher verwalten als über GUI. Finde ich zumindest.

Also installiert man mit dem Paketmanager den Server. Und das geht so
sudo apt-get install openssh-server
Danach kann man seinen public-key entweder beim eigenen Benutzer oder beim root-User in der Datei authorized_keys ablegen (Unterverzeichnis $HOME/.ssh) und schon sollte der Login mit ssh klappen. Das kann man auch innerhalb der VM testen, sofern man den private Key auch mitgebraucht hat (üblicherweise in der Datei identity, chmod 400 nicht vergessen, sonst lehnt ssh die Verwendung dieser Datei ab).
ssh -i ~/.ssh/identity $USER@127.0.0.1
Ob man $USER (seinen eigenen Usernamen) oder root verwendet, hängt davon ab, wo man den public-key abgelegt hat. Klar, oder? ;)
Die Keys kann man recht bequem über die Zwischenablage des Hostsystems in die virtuelle Maschine bringen. scp geht ja noch nicht ;)

22.04.2013

Thunderbird Tipp: RSS-Feeds öffnen ungefragt Webseiten im Browser

Hier kommt mal eben kurz ein nützlicher Tipp für Thunderbird, wenn man wie ich gern RSS-Feeds für die täglichen Nachrichten liest.

Manche Feeds rufen ungefragt, wenn man die HTML-Ansicht eingestellt hat, Webseiten auf, teilweise mit Werbung, teilweise zum Tracking, und wofür noch nicht alles (googleusercontent.com, twimg.com, doubleclick.net usw.usf). Sehr lästig und unverschämt. Normalerweise stoppt der Werbeblocker im Browser solche Aufrufe, aber offensichtlich nicht, wenn man über RSS mitliest.

Wenn man das nicht mehr haben will, kann man sich mit einem kleinen Trick behelfen: man schaltet Javascript in Thunderbird aus. Das tut in den allermeisten Fällen nicht weh. Ich habe wissentlich noch nie JavaScript in Thunderbird gebraucht, weder für Emails noch für RSS oder News.

Je nach Betriebssystem und Sprache ruft man den Button "Config Editor" auf und in der Filterbox als Suchbegriff "javascript.enabled". Wenn die angezeigte Zeile ein "true" enthält, mit der Maus doppelt draufklicken und - fertig!

Ok, und wo finde ich diesen Button nun? Hier in der Tabelle nachgucken, wie der Weg dahin führt:

EnglischDeutsch
LinuxEdit -> Preferences -> Advanced -> GeneralBearbeiten -> Einstellungen -> Erweitert -> Allgemein
WindowsTools -> Preferences -> Advanced -> GeneralExtras -> Einstellungen -> Erweitert -> Allgemein

Und dann ganz beherzt: Thunderbird Config Editor button anklicken und die Warnung lesen. Dann auf den Button für "weitermachen!" klicken ("ja, ich bin vorsichtig ...").

Der Eintrag wird jetzt fett dargestellt mit dem Text false. Dies bedeutet, dass Javascript in den HTML-Seiten der RSS-Feeds nicht mehr ausgeführt wird. Fenster der Reihe nach wieder schließen und erledigt.

Zur Kontrolle: wenn man den Postillon über RSS liest, passiert das gern. Nach der Änderung nicht mehr.

19.04.2013

Night Watch - Terry Pratchett - Buchbesprechung

Die "Nachtwache" (Night Watch) ist eines der besten und spannendsten Bücher von der Scheibenwelt, die ich bis jetzt gelesen habe. Unbedingt empfehlenswert, für Fans von Sir Terry sowieso, und auch sonst, wenn man auf schräge Fantasy und Zeitreise-Geschichten steht.

Die Lebensgeschichte von Sam Vimes, dem Chef der Nachtwache, bekommt ein wesentliches neues Kapitel hinzugefügt: Lady Sybil Ramkin steht kurz vor der Entbindung. Während sie in den Wehen liegt, muss Vimes Jagd auf einen Mörder namens Carcer machen, der einen Zwerg der Night Watch ermordet hat, und verfolgt ihn bis in die Unsichtbare Universität, zusammen mit anderen Polizisten, darunter Detritus mit seiner berüchtigten Armbrust ("if Mr. safety lock is off Mr. safety lock is not your friend").

Zwischen den spannenden und witzigen Beschreibungen der Begebenheiten rund um diese Verfolgung finden sich schon mehrere Andeutungen auf das Datum 25. Mai und lila Flieder, aber noch nichts Genaues, was nun wirklich wann passiert ist. Bei einem Handgemenge auf einem Dach über der Bibliothek, bis zu dem Vimes Carcer verfolgt hat, gibt es einen Blitzeinschlag und durch die Zusammenwirkung von Blitzenergie und hoher magischer Grundsättigung rund um die Universität gehen Vimes und Carcer beide unfreiwillig auf eine Zeitreise von knapp 30 Jahren in die Vergangenheit.

Angekommen zu einer (noch) unbekannten Zeit wird Vimes überfallen und aller seiner Güter und Kleidung inklusive Rüstung beraubt. Er wird von Rosie Palm gefunden, die später die Gilde-Vorsitzende der "Seamstresses" werden wird. Zur Zeit gibt es allerdings diese Gilde noch nicht, und wie sich später herausstellen wird, gehört Rosie mit zu einer Verschwörung, um den regierenden Patrizier Lord Winder abzusetzen und durch Lord Snapcase zu ersetzen; dabei erhofft sich Rosie (die spätere "Mrs. Palm") die Gründung einer Gilde der "Damen verhandelbarer Zuneigung" ("ladies of negotiable affection"). Umgekehrt versucht Lord Winder mit der Tagwache mit Hilfe von Agents provocateurs, einen Aufruhr zu provozieren und blutig niederzuschlagen, um seine Macht zu festigen.

Als Vimes klar wird, dass es in der Vergangenheit einen jüngeren Sam Vimes gibt, tritt er dann als John Keel auf, der damals sein Ausbilder war. Beim Lesen der Geschichte, die sich in unglaublichem Tempo entwickelt, treffen wir viele bekannte Namen, und auch das alte Wachengebäude in der Treacle Mine Road, das in "Guards! Guards!" von einem magischen Drachen abgefackelt wurde. Die üblichen Verdächtigen dabei sind natürlich Nobby Nobbs, Fred Colon, Reginald Shoe (noch nicht als Zombie), und auch einige Figuren, die in anderem Zusammenhang bekannt sind, treten schon auf, wie z.B. die Monks of History mit dem Besenschwinger "Sweeper" Lu-Tze, und auch der verrückt-geniale Erfinder Qu aus "Interesting Times", charakterisiert wie "Q" aus James Bond, hat einen kurzen Auftritt, um wissenschaftliche Expertisen über Zeitreisen und die Bildung von Paralleluniversen abzugeben. Er erklärt, dass Vimes eine Zeitlang dort in der Vergangenheit bleiben muss, um die Grundpfeiler für eine möglichst ähnlich verlaufende Zukunft zu schaffen. Kleine Verwerfungen werden die Monks of History nach seiner "Abreise" noch korrigieren.

Über den späteren Patrizier Lord Vetinari gibt es neue Tatsachen: er erhielt eine Ausbildung als Assassine, und wie es aussieht, absolviert er diese Ausbildung mit Bravour. Seine Tante ist die Haupt-Fädenzieherin in der Verschwörung gegen Lord Winder.

Sam Vimes beginnt, die Nachtwache zu einer ernstzunehmenden Polizeikraft auszubilden; ähnlich wie auch in "Guards! Guards!" beschrieben, wird die Nachtwache nicht besonders ernst genommen und kündigt bei den Rundgängen nur "All's well!" an. Bei einer Schwertübung wird es ernst, als einer der Polizisten nicht nur zum Schein mit Vimes kämpfen will, und dabei stellt sich heraus, dass Ned Coates  den echten John Keel kannte. Allerdings verrät er niemanden davon, dass Sam Vimes die Identität von John Keel angenommen hat. Später ist Coates eines der Opfer des Bürgerkriegs.

Die Tagwache unter Captain Swing, den sogenannten "Unmentionables", den Unaussprechlichen ("the Particulars" in einer Anspielung auf Sherlock Holmes) sind brutale Folterer, die mit Gefangenen nicht sehr gut umgehen. Vimes und seine Männer befreien einige Opfer aus den Kellern des Gebäudes, dabei kommt Captain Swing beim Schwertkampf mit Vimes ums Leben.

Vimes und die Anwohner bauen eine Barrikade gegen Lord Winders Soldaten auf und wehren mehrfach erfolgreich, sogar ohne Verluste, die Soldaten ab. Die Barrikade wird wieder aufgelöst, und danach kommt es erneut zu Straßenkämpfen.

Der echte John Keel stirbt nicht bei der Barrikade im Beisein des jüngeren Sam Vimes, sondern viel früher durch Carcer. Im ursprünglichen Verlauf konnte sich John Keel gegen zwei Diebe wehren. Durch die Zeitreise wurde er aber von dreien überfallen und verlor den Kampf. Vermutlich wusste Carcer aber nichts von der Rolle, die Keel in Vimes' Leben gespielt hat.

Die Mönche haben den Leichnam von John Keel aufbewahrt und legen ihn dort ab, von wo Vimes und Carcer schließlich zurückreisen, nachdem sich die Revolution ähnlich der ersten Vergangenheit entwickelt. Vimes hat zwar mehrere Tage in der Vergangenheit gelebt, aber er kehrt zu einem Zeitpunkt nur ca. 30 Minuten nach seiner Abreise zurück. In der Gegenwart verläuft die Geburt glatt, nachdem Vimes den Doktor holt, den er in der Vergangenheit als zuverlässigen Arzt kennen gelernt hat. "Young Sam" wird geboren, von dem wir in den späteren Büchern noch einiges hören werden, z.B. in "Snuff".

Auf dem Friedhof beim Grab des echten John Keel trifft er auf Carcer, kämpft mit ihm und verhaftet ihn für eine Gerichtsverhandlung. Er würde ihn zwar gern im Zweikampf töten, aber er besteht darauf, dass Carcer in einem fairen Gerichtsverfahren für schuldig befunden und verurteilt wird.

Auch Vetinari besucht den Friedhof im Andenken an die Toten. Er wird Zeuge der Verhaftung, und im Gespräch danach deutet er an, in Vimes den John Keel der Vergangenheit zu erkennen. Er erzählt Vimes, dass er derjenige war, der einen anderen Mörder auf dem Dach über der Nachtwache mit der Armbrust erschossen hat, als dieser mit einem heimtückischen Mord an einem Zivilisten einen Aufruhr provozieren wollte.

Das alte Gebäude der Nachtwache in Treacle Mine Street wird wieder aufgebaut. Außerdem soll es ein Denkmal für die Verstorbenen der kurzen Flieder-Revolution geben. Reg Shoe gräbt sich jedes Jahr als Remineszenz an die Opfer auf dem Friedhof für einige Stunden ein und kehrt dann wieder an die Oberfläche zurück.

Wie schon gesagt, ein unglaublich temporeiches Buch; es gibt verhältnismäßig wenig Handlung für den Umfang des Buchs (in ein paar Stichworten: UU, Zeitreise, falscher Name, Nachtwache, Barrikade, Rückkehr, Geburt, Verhaftung), aber die Gedanken, Randbemerkungen, Fußnoten und spielerisch dahingeworfenen philosophischen Tiefen füllen den Raum des Buchs mit Leichtigkeit und bieten hohen Genuss.

Ob Vimes nun wirklich in seine eigene Welt zurückkehrt, oder in eine Art Parallelwelt, die sich in Nuancen unterscheidet, wird nicht klar und von Pratchett auch nicht weiter thematisiert. Ich vermute, dass die Mönche dafür gesorgt haben, dass die Unterschiede sich verwischen und die möglichen "Stränge" sich wieder vereinen. In anderen seiner Büchern gibt es wesentlich mehr wissenschaftliche Anspielungen, die zeigen, welche Breite das Wissen von Pratchett umfasst, wie z.B. die spielerische Andeutung von Blau- und Rotverschiebung in "Thief of Time" während der Reise Lobsangs und Lu-Tzes nach Ankh-Morpork.

17.04.2013

[de] Theater in Hanau: Eric von Sir Terry Pratchett

Unglaublich, wie schnell ein Jahr vergeht. Ja, tatsächlich ein Jahr ist es her, seit ich mich zum ersten Mal in der Hohen Landesschule in Hanau bei einem Theaterstück der Dramateure wunderbar unterhalten habe.

Letztes Jahr wurde "Carpe Jugulum" gespielt, mit Vampiren und Religionskritik ein recht schweres Stück, aber mit Pratchett-typischer Leichtigkeit geschrieben, umgesetzt und inszeniert.

Neulich wurde im Newsletter "Discworld Monthly" ein neues Theaterstück der Dramateure angekündigt, nämlich Faust Eric. Ätsch, ich wusste es vorher schon ;), es gab nämlich auch Ankündigungen auf Facebook in der Gruppe der Dramateure.

Ich freue mich ganz besonders darüber, dass aus der ursprünglichen Schultheater-AG nun eine Gruppe geworden ist, die auch nach dem Schulabschluss vieler Mitglieder weitere Projekte durchführt. Wie ich auf der Webseite gelesen habe, war ich im letzten Jahr beim zweiten Theaterstück, und "Wachen! Wachen!" im Jahr vorher habe ich leider nicht gesehen. Ich hoffe aber nun, dass es noch weitere Inszenierungen geben wird, da die Dramateure nun ihre Eigenständigkeit gefunden haben. Die Bühne der HoLa steht ihnen aber offensichtlich weiter zur Verfügung. Ich las aber auch von Andeutungen, dass es vielleicht Pläne für eine größere Bühne gibt ... Von "Eric" und "Wachen" gibt es auf der Website der Dramateure auch schöne Bilder zu sehen.

Ich war am Freitag Abend etwas früher da, um meine reservierte Karte abzuholen (beide Vorstellungen waren nahezu ausverkauft), und aus einer spontanen Idee heraus griff ich mir noch schnell die Buchausgabe von Faust Eric aus dem Regal, um mir die Wartezeit zu verkürzen und mein Gedächtnis aufzufrischen. Faust Eric ist nicht so ganz mein Lieblingsbuch; es stammt aus einer sehr frühen Phase der Scheibenwelt, als Sir Terry noch Märchen, Konzepte und andere Werke aus der Sagenwelt recht direkt übernommen und verarbeitet hat. In den späteren Werken hat das stark abgenommen. Trotzdem es nicht mein Favorit ist, liest es sich sehr flüssig und ist witzig, aber (noch) nicht so tiefgründig wie die neueren Bücher.

Wie beim letzten Mal hat der Beamer vor Beginn ein wenig über die Scheibenwelt berichtet und die Schauspieler mit ihren Rollen vorgestellt. Da mir auf diese Weise schon einige Veränderungen zum Buch auffielen, war ich sehr neugierig ;).

Zur Erinnerung: der erfolgloseste Zaubberer aller Zeiten (engl. "wizzard") Rincewind wurde bei seinem letzten Auftauchen im Buch "Sourcery" in die "Kerkerdimensionen" ("dungeon dimensions") geschleudert, in denen unaussprechliche Dinge geschehen.

In Faust Eric wird nun berichtet, welche Odyssee seine Rückkehr darstellt (und das ist wörtlich zu nehmen, Sir Terry hat in diesem Buch nicht nur Goethes Faust als Vorlage verwendet, sondern auch Anspielungen an die gesamte griechische Mythologie eingearbeitet, vom Kampf um Troja, der Odyssee, den Sagen um Sisyphos und Prometheus und einiges mehr).

Vermutlich aus Besetzungsgründen hat der Bearbeiter des Stücks, Jonas Milke, einige Rollen und Namen leicht angepasst, so wurde aus dem Dämon Vassenego die Dämonin Vassenega, und dem Dämonenkönig Astfgl wurde eine Sekretärin Theszecka zur Seite gestellt, um einige der inneren Dialoge von Astfgl zum besseren Verständnis für das Publikum laut auszusprechen.

Ein kleiner Fehler ist beim Prolog vor dem Vorhang auf dem Podest bei den Gelehrten passiert: die Geschehnisse spielen nach der Handlung von "Sourcery", wie schon erwähnt. In diesem Buch kam der bisherige Erzkanzler ums Leben, und sein Nachfolger wurde für kurze Zeit "Ezrolith Churn". Im Theaterstück heißt der Erzkanzler "Mustrum Ridcully", der aber eigentlich erst deutlich später von Sir Terry in die Serie eingebracht wurde und "derzeit" (d.h. z.B. in den Büchern Night Watch, Thud, Unseen Academicals) immer noch der aktuelle Erzkanzler ist.

Die Kostüme und Verkleidungen waren mit viel Liebe zum Detail hergestellt, wie man vor der Aufführung schon diversen Facebook-Meldungen entgegennehmen konnte. Sie spiegeln die skurrile Scheibenwelt sehr gut wieder. Beim Publikum besonders beliebt aufgrund seiner unerwartet zügigen Fortbewegung war ein Wurm-Dämon, dessen Kostüm aus einem Schlafsack bestand.

Vermutlich aus der Überlegung heraus, dass nicht alle Zuschauer die Scheibenwelt in- und auswendig kennen, gab es zwei Erzählerinnen, die Zwischenbemerkungen zur Handlung einflochten und die üblichen Anekdoten und Fußnoten aus Sir Terrys Büchern sehr unterhaltsam und anschaulich einbrachten. Diese Idee hat schon im letztjährigen Stück sehr gut funktioniert.

Musik, Hintergrundgeräusche und Beleuchtung haben die Stimmung der jeweiligen Szene gut begleitet, das hat mir sehr gut gefallen.

Die Geschichte beginnt in der Unsichtbaren Universität in Ankh-Morpork, als die Gelehrten dort merkwürdige Erlebnisse von körperlosen Stimmen haben. Dies ist natürlich Rincewind bei seinen Fluchtversuchen aus den Kerkerdimensionen. Dies verursacht ein magisches Echo in der UU, das die Gelehrten bei ihren Mittagsschläfchen stört ...





Die Gelehrten beschwören wie üblich mit dem Ritual von Ashk'Ente den Tod, da er allgegenwärtig ist und deshalb über alles Bescheid weiß.
Zu den Teilnehmern des Beschwörungskreises gehört auch der Bibliothekar, für den sehr fürsorglich sogar zur Stärkung vor dem Ritual schon eine Banane auf dem Podest bereitlag ;)

Ohne die Fragen abzuwarten, erklärt TOD, dass Rincewind die Antwort auf die Frage sei. Er besteht darauf, dass die Antwort immer "Rincewind" lautet, egal, welche Frage ihm gestellt wird. Rincewind ist immer die Ursache von Problemen ;)
Die Stimme des TODs war elektronisch leicht verfremdet und kam dadurch dem SPRECHEN IN VERSALIEN aus den Büchern recht nah.



Zur selben Zeit versucht in Pseudopolis ein 14-jähriger Junge, Dämonen zu beschwören. Durch ein kleines Mißgeschick benutzt aber nicht der vom obersten Dämonenkönig beauftragte Dämon Vassenego den magischen Kreis, sondern - Rincewind natürlich. Der Junge Eric Thursley (hier rechts mit dem falschen Bart, um älter zu erscheinen) verlangt von Rincewind, ihm Wünsche zu erfüllen.

(man beachte den Papagei links. er ist nicht tot!)


Nachdem Eric als sehr junger Dämonologe geoutet ist und von seiner Mutter kurz abberufen wird, gibt es einen sehr unterhaltsamen Dialog zwischen Rincewind und dem Papagei. Dieser Papagei war meine Lieblingsfigur im Theaterstück, gespielt von der letztjährigen Oma Wetterwachs. Eine kleine Nebenrolle im Buch, aber im Stück sehr präsent und sehr witzig gespielt. Dazu ein sehr schönes buntes Kostüm. Einfach toll!

Als Papagei natürlich nicht mit überragendem Vokabular ausgestattet, ist für den Papagei so gut wie alles erst mal "Dingsbums" (engl. "wossname") und wenn die Instinkte überhand nehmen, kommt ein lautes "Polly will'n Keks" dazwischengekräht. Hier hat einfach alles zusammengepasst, Stimme, Mimik und Gestik! Sehr gut gemacht.

Eric kehrt zurück und versucht erneut, sich etwas zu wünschen. Rincewind spottet, dass er wohl nur mit den Fingern schnippen müsse, um seine Wünsche zu erfüllen, schnippt mit den Fingern ... und schon werden sie auf magische Weise hinwegtransportiert. Davon ist natürlich niemand mehr überrascht als Rincewind selbst ;)


Sie landen bei den Tezumanen, einem sehr depressiven Volk im Dschungel, das auf die Ankunft eines vorhergesagten Herrschers wartet, dem sie zunächst sehr ehrerbietig entgegentreten, ihn dann aber schlussendlich opfern wollen, weil sie ihn für ihre schlechte Situation verantwortlich machen wollen.

Die Bühnenbilder und der tragbare Thron des Königs Muzuma waren sehr schön und die Kostüme und Schminke der Tezumanen ganz beeindruckend. Ganz rechts die etwas überlebensgroße Skulptur des Religionsgründers Quezovercoatl.


Rincewind trifft in einer Pyramide auf Ponca da Quirm (im Buch ein Forscher Ponce da Quirm, im Stück eine Forscherin) auf der Suche nach dem Jungbrunnen. Im Verlauf der Geschichte wird die "Gottheit" Quezovercoatl (in Wahrheit ein sehr niederer und sehr kleiner Dämon) von der Gepäckkiste ("Luggage") aus intelligentem Birnbaumholz im wahrsten Sinne des Wortes plattgemacht und unsere Helden (naja) können sich aus dem Staub machen. Ponca da Quirm und der Papagei trennen sich von Rincewind und Eric.

Rincewind und Eric kommen aber vom Regen in die Traufe, nämlich in eine Tausende Jahre zurückliegende Vergangenheit, gerade in der Nacht, als das "Trojanische Pferd" bzw. seine Scheibenwelt-Entsprechung in die Stadt Tsort gebracht wird. Die Tsortianer sind aber offensichtlich schlauer als die Trojaner, das Holzpferd wird gut bewacht und sie geraten gleich wieder in Gefangenschaft. Bei der weiteren Flucht öffnen sie aber trotzdem nahezu wie beabsichtigt ein Tor und die Epheber beginnen, die Stadt zu erobern. Sehr witzig gemacht, das fiktive Tor am Bühnenrand zu positionieren und das Publikum kurzerhand zum ephebischen Heer zu erklären ;). Das wurde auf einer der Beamer-Seiten schon angekündigt ... "Ephebische Armee: SIE". Klasse gemacht!

Rincewind steckt "aus Versehen" die Stadt in Brand und trifft seinen Vorfahren Lavaeolus ("Rinser of Winds"), dem er zwar nicht alles verraten will, ihm aber trotzdem prophezeit, dass er den Heimweg schaffen wird. Von der Länge der Reise verrät er ihm aber nichts ...
Lavaeolus wollte eigentlich die entführte Elenor retten, die sich aber in den vergangenen Jahren ganz gut mit König Mausoleum von Tsort arrangiert hatte und mittlerweile siebenfache Mutter ist. Enttäuscht reist er ab, in der Überzeugung, dass die Götter es trotz allem nicht allzu schlecht mit ihm meinen. Naja, schau'n mer mal ...

Die Reise von Rincewind und Eric geht mit dem nächsten Fingerschnipsen weiter: sie reisen zum Anbeginn der Zeit, vor den Urknall. Dort erleben sie, wie ein Schöpfer (nicht der Schöpfer) das Universum erschafft (eins von vielen) und dabei über die Vielfalt von Schneeflocken philosophiert. Der Schöpfer wurde vom letztjährigen Igor gespielt, und in beiden Rollen hat er eine wunderbar schräge Vorstellung abgeliefert. Wirklich wunderbar!

Sehr schön gemacht auch der Einfall, mit einer Fernbedienung das Stück "stumm" zu stellen, um dem Publikum die Lautstärke des Urknalls nicht zuzumuten. In der Zwischenzeit liefern die beiden Erzählerinnen weitere Hintergrundinformationen zur Handlung und zur Scheibenwelt.


Astfgl ist nach wie vor auf der Jagd nach ihnen, und da er sie in seinem magischen Spiegel nicht mehr beobachten kann, schlussfolgert er, dass sie entweder vor oder nach der Zeit befinden müssen. Er reist ans Ende der Zeit und trifft dort nur den TOD. Unterwegs wird er von der Gepäckkiste überholt, bemerkt es aber nicht. Nachdem er sie am Ende der Zeit nicht gefunden hat, reist er zurück zum Anbeginn der Zeit, findet dort aber nur Fußspuren und einen magischen Kreis, mit dem Eric sich und Rincewind weggezaubert hat.


Sie landen in der Hölle (sehr schön der Dialog mit dem zweiköpfigen Wächterdämon Urglefloggah) und treffen dort auf Ponca da Quirm, die leider vergessen hat, das Wasser aus dem Jungbrunnen abzukochen, mitsamt Papagei, und auf Lavaeolus.

Nach einigen Verwirrungen stellt sich heraus, dass Vassenega die Odyssee verursacht hat, um ungestört im Hintergrund gegen Astfgl zu intrigieren und selbst Königin zu werden. Astfgl wird als "Präsident" mitsamt seiner von den Menschen abgeschauten Bürokratie in ein Hinterzimmer abgeschoben ("Die Menschen haben das allein erfunden, ohne Tipps von uns? Und ich dachte, wir wären die Bösen").

Rincewind und Eric können unverletzt aus der Hölle flüchten. Alle sind am Ende glücklich, sogar der Schöpfer, der ein bißchen schummelt und einige sehr unübliche Schneeflocken erschafft.

Zu Recht gab es langen Applaus und Standing Ovations.

(vlnr: Ponca da Quirm, Tezumanin, Dämonen, Rincewind, Papagei, Theszecka, Bibliothekar, tsortischer Philosoph, Erzählerin, Lavaeolus, Eric)

(Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung des Regisseurs der Dramateure, Jonas Milke, verwendet)

16.04.2013

Hurra, Post von der FDP

Oh, ist das toll!
Ich bin wichtig!
Die FDP schickt mir einen Brief!
Die ham doch wohl nicht meinen bösen Leserbrief in der WZ bekommen?

Naja, zugegeben, nicht so wirklich an mich persönlich, adressiert ist der Brief "An die Bürgerinnen und Bürger des Hauses $ADRESSE".
Schade, ich bin doch nicht so ganz wichtig, nur ein bißchen.

Immerhin schickt mir Rainer Brüderle von meinen eigenen Steuern bezahlt einen Rundbrief (die FDP wird etwa zu einem Drittel aus Steuermitteln finanziert).

Achso, es ist ja demnächst Wahl ... Damit wird's wohl zu tun haben.
Nun gut, was hat die FDP denn geleistet? Sie klopft sich in dem Brief ganz wunderbar auf die eigenen Schultern. "Wir können auf vier gute Jahre zurückblicken".

"Die Beschäftigung ist auf Rekordniveau". Ja, weil aus der Arbeitslosenstatistik jeder herausgerechnet wird, der sich gerade in einer "Maßnahme" (Fortbildung) befindet. Herr Brüderle verzichtet auch darauf, zu erklären, wieviele "Aufstocker" in diesem Rekordniveau enthalten sind, d.h. die Arbeitnehmer, die nicht einmal soviel Mindestlohn erhalten, dass es dem Existenzminimum entspricht, das der Gesetzgeber definiert. Ich sehe es eher so, dass wir nicht solche Firmen aus Steuermitteln subventionieren sollten, die ihre Mitarbeiter unter Existenzminimum bezahlt.

Angeblich ist die FDP "ihren politischen Grundsätzen treu geblieben". Klar, der einzige Grundsatz, den ich erkennen kann, ist das Umkippen und Anbiedern. Achso, das aktive Einholen von Lobby-Meinungen und deren Durchsetzung in Form von merkwürdigen Gesetzen hab ich vergessen zu erwähnen.

"Höhere Steuerfreibeträge". Hm, ja. Davon profitieren natürlich hauptsächlich die, die auch genug verdienen, um damit substanziell ihre Steuerlast zu verringern. Wer wenig verdient, zahlt auch wenig Steuern. Also nur ein neuer Trick zum Steuersparen.

"solide Finanzen möglichst ohne neue Schulden". Das passt zum Spruch von Mutti Merkel "Wir haben jahrelang über unsere Verhältnisse gelebt". Wir als Bürger versuchen eigentlich schon immer, ohne neuen Schulden zu leben. Schulden macht der Staat aber sehr gern, wenn es darum geht, irgend jemanden Geld zu schenken, oder wenn Wahlkampf ist, werden gern mal neue Wohltaten versprochen. Wenn wirklich mal jemand die Bürgschaften aus der "Bankenrettung" einfordert, werden wir alle ganz schön alt aussehen.

"Bürgerrechte" - na gut, Ehre, wem Ehre gebührt. Hier kann ich tatsächlich mal nicht meckern, die FDP hat gegen die Internetsperre und andere Schnüffelgesetze gestimmt. Die derzeitige Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger ist sogar 1995 aus Protest gegen den "großen Lauschangriff" zurückgetreten.
Stattdessen kommt mittlerweile eine "Bestandsdatenabfrage" mit Pseudo-Richtervorbehalt, und das sogar schon bei Ordnungswidrigkeiten, nicht mal eine Einschränkung "(besonders) schwere Straftaten" gibt es. Dagegen läuft auch wieder eine Petition (https://epetitionen.bundestag.de).

"Stabilität - eine starke Währung für Europa". So so ... im Moment sieht es für den Euro und eine einheitliche Währung ganz schön düster aus. Griechenland ist ja 2003 nur mit Bilanztricks und falsch verrechneten Krediten über die Hürden gekommen, um Mitglied zu werden. Maggie Thatcher hat mit der Privatisierung und Liberalisierung in den Achtziger Jahren die Banken entfesselt, die seit Jahren enorme finanzielle Mittel binden. Andere Länder haben es nachgemacht, in Deutschland ausgerechnet Hans Eichel, als er bestimmte Aktienverkäufe plötzlich steuerfrei stellte. Und mittendrin die Rating-Agenturen, die munter die Bewertungen rauf und runter rutschen lassen, wie es den Börsen grade passt.

"... diese gemeinsame Leistung, für die uns viele in der Welt bewundern". Die Griechen und Zyprer, die Bilder von "Mutti" Merkel mit Hitlerbärtchen bei Demonstrationen auf Plakaten vor sich hertragen, sind da schätzungsweise etwas anderer Meinung.

10.04.2013

Mozilla-Programme automatisch installieren

Nachdem nun also die aktuellen Versionen von Firefox und Thunderbird heruntergeladen sind, kann man daran gehen, sie auf alle Zielrechner zu installieren. Das lohnt sich schon, wenn man nur zwei oder drei davon verwalten muss. Je mehr, desto mehr Aufwand und Zeit spart man ;)

Für diese Automation bieten die Installationsprogramme von beiden Produkten verschiedene Optionen. Bei der interaktiven Installation gibt es einige Möglichkeiten, Voreinstellungen über diverse Dialogpanels zu verändern, analog dazu bieten die Installer eine Möglichkeit, diese Änderungen entgegenzunehmen, wenn man eine automatisierte Installation durchführen will.

Im weiteren Text schreibe ich jetzt einfach "Mozilla", statt jedesmal lang und breit auszuschreiben, dass es sich um Firefox und Thunderbird handelt. Das Verfahren funktioniert bei beiden Produkten identisch.

Die einfachste Methode, ein unverändertes Mozilla zu installieren und nur ggfs. das Ziel zu verändern, ist die Verwendung einer sogenannten "ini"-Datei. Das ist eine Textdatei, in der man dem Installer Änderungen mitteilen kann.

Daneben gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, Mozilla vor und während der Installation anzupassen, z.B. sofort bestimmte Add-Ons, Themes, Plugins usw. zu installieren, Menüs zu verändern oder abzuschalten oder die Optik und das Verhalten total umzukrempeln. Dazu später mehr. Wer's nicht aushalten kann, sollte sich das Mozilla-Wiki schon mal anschauen. Einer meiner Ex-Kollegen von IBM, der sich mittlerweile selbständig gemacht hat, schreibt auch ein Blog (englisch), in dem viele Mozilla-Tipps zu finden sind. Warnung: wer mit "about:config" nix anfangen kann, ist dort falsch ;)

Hier ist eine einfache "ini"-Datei, in der nur einige Optionen aktiviert sind. Die Zeilen, die mit einem Semikolon ";" beginnen, sind inaktiv. Mit Hilfe dieser Steuerdatei ist es also ersichtlich möglich, folgendes zu verändern:

  • den Programmnamen, unter dem Mozilla unter Windows sichtbar wird, 
  • das Verzeichnis
  • Anlegen von Icons auf dem Desktop
  • Anlegen von Icons im Startmenü
  • Anlegen von Icons im Quick launch menü (Schnellstartmenü)
  • Anlegen/Starten des Windows-Services für automatische Updates

[Install]
; InstallDirectoryName=Mozilla Firefox
; InstallDirectoryPath=c:\firefox\
QuickLaunchShortcut=false
DesktopShortcut=false
; StartMenuShortcuts=false
; MaintenanceService=false
Anmerkungen:
  1. wenn man "StartMenuShortcuts" verwenden will, muss man unbedingt die Option für den Verzeichnisnamen auch verwenden. Dies ist derzeit ein kleiner, bekannter Fehler im Installationsmechanismus.
  2. Verzeichnisnamen mit Leerzeichen müssen mit "..." umschlossen werden
  3. Ein-/Ausschalten mit den Schlüsselworten "true" und "false"

Mit dem nächsten kleinen Skript wird Mozilla mit Hilfe einer "ini"-Datei installiert. Das Skript sucht jeweils die neueste Datei (über die Sortierung nach Namen bei "DIR /ON"). Vor der Installation wird ein eventuell laufendes Mozilla beendet, sonst schlägt die Installation fehl (taskkill funktioniert seit Windows XP). Wie man sieht, ist dieses Skript sehr engstirnig: es kann nur Mozilla ESR Version 17 in deutsch installieren. Im kommenden November muss dieses Skript dann angepasst werden, wenn das jährliche ESR-Release auf die Version 24 springt (da kommen dann einige wirklich größere Veränderungen im Installationsprozess auf uns zu. Den Spaß hat die Release-Gemeinde jetzt schon mit der kommenden Version 21.0. Dies ist der neuen Version für Windows 8 mit Metro-Interface geschuldet).
Die automatisierte Installation wird dadurch gestartet, dass die EXE-Datei mit der zusätzlichen Angabe /INI=<dateiname> gestartet wird. Dadurch werden die Dialogbildschirme mit den Fragen nicht gezeigt, sondern die Vorgaben aus der Datei gelesen und umgesetzt.

@echo off
set D=%~dp0
taskkill /IM firefox.exe
for /F %%i in ('dir /B /ON %D%firefox-17.*esr-de.exe') do set INST=%%i
echo installing %INST%
%D%\%INST% /INI=%D%install-firefox.ini
taskkill /IM thunderbird.exe
for /F %%i in ('dir /B /ON %D%thunderbird-17.*esr-de.exe') do set INST=%%i
echo installing %INST%
%D%\%INST% /INI=%D%install-thunderbird.ini
Über eine Veränderung des "dir"-Befehls kann man hier wählen, ob eine ESR- oder eine Rapid-Release-Version installiert wird. Mir persönlich sind die ESR-Versionen lieber, weil darin nur Korrekturen und Sicherheitsupdates enthalten sind, aber keine Änderungen am Verhalten oder komplett neue Funktionen. Aber das ist Geschmackssache, sagte der Affe und biß in die Seife ;)

Demnächst erzähle ich dann den Rest der Geschichte. Darin geht es darum, das "Management by Turnschuh" zu vermeiden, also das Spazierengehen in der ganzen Firma, um jeden einzelnen Rechner anzufassen und von dort die Installation zu starten. Um das hinzubekommen, muss man einmalig ein kleines Hilfsprogramm zur Fernsteuerung installiert haben (bei mir "ssh"). Seien Sie gespannt ;)

09.04.2013

Snuff - Terry Pratchett - Buchbesprechung

Seit einiger Zeit, genauer: seit dem letzten Urlaub, schiebe ich eine Buchbesprechung vor mir her. Das liegt aber nicht daran, dass mir das Buch nicht gefallen hat ... ganz im Gegenteil!

"Snuff" war eines der besten und spannendsten Discworld-Bücher, die ich aus der ganzen Reihe von mittlerweile knapp 40 Ausgaben gelesen habe.

Ein toller Krimi mit mehreren überraschenden Wendungen und das Ganze in einem Tempo vorangetrieben, dass ich das Buch (englisches ebook, deutsches ebook) kaum weglegen konnte. Andererseits gibt es auch ein paar Kritikpunkte, aber dazu gleich noch ...

"Snuff" ist die neueste Geschichte von, mit und über Sam Vimes, den Kommandanten der Stadtwache von Ankh-Morpork. Wir lernen das Landhaus kennen, das schon mehrfach in den früheren Büchern am Rande erwähnt wurde. Vimes, Lady Ramkin, Young Sam und Willikins machen einen zunächst nicht ganz freiwilligen Urlaub auf dem Land, wobei Vetinari auch seine Finger mit im Spiel hatte ... Schon beim ersten Besuch in der örtlichen Kneipe weiß Vimes, dass er einem Verbrechen auf der Spur ist, er hat nur die Leiche noch nicht gefunden ...

"Young Sam" ist mittlerweile ein bißchen älter geworden und hat dienselbe inquisitorische Neugier wie sein Vater; allerdings nicht auf kriminalistischem, sondern auf wissenschaftlichem Gebiet: er ist derzeit fasziniert von allen Arten fester Tierexkremente. Sein Lieblingsbuch ist "The world of Poo", in dem diese Rückstände diverser Tiere beschrieben werden. Das macht eine hübsche Nebenhandlung, weil nämlich die Autorin von "The world of Poo" eine wichtige Figur im Buch ist, die Sam Vimes im Verlauf der Handlung kennenlernt.

Wie üblich in den späteren Werken von Sir Terry finden sich recht tiefschürfende philosophische Gedankengänge über Menschlichkeit und die Toleranz gegenüber nichtmenschlichen Mitbewohnern der Scheibenwelt. Im vorigen Buch "Unseen Academicals" ging es um einen Ork, der unerkannt als Küchenhelfer in der "Unsichtbaren Universität" arbeitet und Fußball spielt, und in diesem Buch geht es um die Goblins, die unterirdisch leben und nur in Ausnahmefällen, und hauptsächlich nachts, ihre Höhlen verlassen.

Andere Bücher mit ähnlich filosofischem ;) Tiefgang sind "Small Gods", "Carpe Jugulum" und "Night watch", in denen ebenfalls die konsequente Anwendung von Regeln für alle diskutiert wird, allerdings mit durchaus unterschiedlichen Ansätzen, aber dazu mehr in einem anderen Artikel.

Vimes entdeckt einen ruchlosen Mord an einem Goblin-Mädchen zur Vertuschung eines anderen Verbrechens, und die Aufklärung des Falls führt ihn auf die Spur eines groß angelegten Drogenhandels, in den sein alter Feind Lord Rust und dessen Sohn Gravid verwickelt sind. Sie stellen Drogen her und verwenden dazu versklavte Goblins, die sie aus ihren Höhlen gezerrt und in Howondaland ("Wiewunderland" in den deutschen Büchern) auf einer Art Plantage zu arbeiten zwingen.

Der (erste) Showdown mit dem gedungenen Mörder auf einem Schiff während eines schlimmen Sturms war dermaßen fesselnd und packend, dass ich beinah das Mittagessen im Hotel ausfallen ließ.

Die unterirdischen Szenen in der Goblin-Höhle fand ich zwar in sich logisch und gut beschrieben, aber die neue Superfähigkeit von Vimes, im Dunkeln zu sehen und Goblin-Sprache zu verstehen, hat mir nicht gefallen. Vimes sollte ein normaler Mensch bleiben und seine Fälle nicht mit Hilfe von Superkräften lösen (diese besondere Fähigkeit hat er in "Thud!" erworben, und wird "Summoning the Dark" genannt, das "Dunkle" heraufbeschwören). Ich habe die Befürchtung, dass aus diesen Superkräften schnell ein "Deus ex machina" wird, statt eine plausible Lösung in die Handlung zu bringen. Die Ehrfurcht seines Hilfspolizisten ist Vimes natürlich gewiss ;). Was genau dieses "Dunkle" ist, wird nicht genauer erklärt - ob es tatsächlich ein fremdes Wesen ist, das Vimes gelegentlich seine Kräfte ausleiht, oder ob es ein Teil von Vimes ist und die Gespräche dann mit ihm selbst stattfinden.

Als (schlechtem) Hobby-Musiker und -Sänger hat mir natürlich sehr gefallen, dass er mit einem kleinen Trick die Gleichberechtigung für die Goblins erwirkt: er lässt ein Goblin-Mädchen, das wunderbar Musik spielen kann, im Theater in Ankh-Morpork auftreten, und die anwesenden Honoratioren können nach diesem unglaublichen Auftritt gar nicht anders, als die Gesetzgebung entsprechend zu erweitern, damit Goblins dieselben Bürgerrechte erhalten wie alle anderen Rassen (Trolle, Vampire, Untote, Zwerge, ...). Hier hat insbesondere Lady Ramkin im Hintergrund mitgewirkt, weil sie natürlich die gesellschaftlichen Kontakte hat, um den anderen Stadtadligen eine Einladung auszusprechen, die diese nicht ablehnen können ;)

Besonders gut gefällt mir, wie das Verhältnis zwischen Vimes und Lady Ramkin beschrieben wird: sie ist eine resolute, selbstbewusste Frau, und sie ist stolz auf ihren Mann (obwohl sie immer Angst um ihn hat). Beiden gemeinsam ist dieselbe strikte liberale und deshalb kompromißlose Grundeinstellung und die Achtung vor dem Leben, und sie unterstützt ihn, wo immer sie kann. Umgekehrt kennt Vimes genau seine Grenzen und weiß, wo er besser seine Frau schalten und walten lässt.

Der Butler Willikins bekommt in dieser Geschichte eine deutlich größere Rolle als in den früheren Geschichten um die Stadtwache: auf dem Schiff nach dem ersten Showdown tauscht er mit Vimes Rolle und Kabine, um den Mörder zu stellen, und er ist sogar am Ende derjenige, der den bezahlten Mörder auf der Flucht stellt und ihn besiegt.

Fazit: ein tolles, temporeiches Buch. Lesebefehl!

08.04.2013

Wenn der Papa mit dem Lötkolben ...

Manche Kinder sind destruktiver als andere. Die kriegen alles kaputt, meistens sind die Geschenke schon am Tag nach Weihnachten ein Fall für die Müllabfuhr.

Und dann gibt es da noch mein Kind 1 ...

Kind 1 zeichnet sich dadurch aus, dass es seit einiger Zeit ein Smartphone besitzt. Zuerst ein Motorola Flipout, das meine Tochter heiß und innig geliebt hat, weil die über Eck ausklappbare Tastatur ja sooo cool ist. Leider hat es einen Bildschirm, den man mit 320x240 eher als zierlich bezeichnen muss. Nicht mal meine Frau wollte das abgelegte Handy noch benutzen. Da sie aber ebenfalls ein Tastatur-Liebhaber ist, wurde es für sie dann ein etwas größeres Motorola Milestone 2, mittlerweile mit Android 4.1.2 aufgepeppt ;)

Nach dem Flipout hat Kind 1 mit mächtigen Spar-Anstrengungen das Oster-, Weihnachts- und sonstiges Geld in ein gebrauchtes Samsung Galaxy S2 investiert. Eigentlich ein tolles Gerät ... Wenn ... Ja wenn der USB-Anschluss aus massivem Titan gefertigt wäre.

Meine Tochter hat die Angewohnheit, das Handy auch zu benutzen, wenn der Akku eigentlich schon leer ist. Die Lösung: man steckt einfach das Ladegerät ein und daddelt weiter. Trotz aller Warnungen und Hinweise auf das Hebelgesetz ... Eine Zeitlang geht das gut, aber gesund ist das für die filigrane Mechanik nicht, die das an Ort und Stelle hält.

Das ist dann ganz schön dumm, wenn das Ladegerät das Gerät nicht mehr lädt ... Das Entladegerät sitzt aber weiterhin vor dem Bildschirm und will spielen und whatsappen und kiken und vibern, was das Zeug hält; allein, es ist kein Strom da.

Weil Papa Ladestationen so toll findet, wurde vor einiger Zeit schon mal eine "Dockingstation" angeschafft. Die hatte rein zufällig auch einen zusätzlichen Ladeschacht für einen nackigen Akku. Kind 1 findet Ladestationen aber eher unspannend und verwendet sie kaum. Dachte Papa ...

Das wäre jetzt richtig praktisch gewesen, wenigstens als Notbehelf bis zur Reparatur des Handys, den Akku auszubauen, in die Ladestation zu stecken und dann wieder die ganze Geschichte rückwärts.

Also wird die Ladestation gesucht. Irgendwo im Kinderzimmer vergraben muss sie doch ... zwischen den Noten und den Pferdebüchern und dem ... ich schreib's lieber nicht. Ja! Da ist sie wirklich. Aber warum klappert das so beim Hochheben? Da wird doch wohl nicht ...

Doch! An der Ladestation ist ebenfalls der USB-Stecker kaputt. Durch brutale Gewalt von der kleinen Platine im Innern der Station abgerissen. Er fällt mir dann lose entgegen, als ich die Ladestation aufschraube. Da hat wohl jemand beim Anschließen des Ladekabels zuviel Kraft gehabt ;(. Oder wollte das Hebelgesetz zum zweiten Mal ausprobieren. Wie auch immer, die Notlösung entschwindet also auch gerade am Horizont. Oder gibt es noch eine Möglichkeit? ...



Was macht der Papa mit der Lizenz zum Löten? Ein USB-Ladegerät mit Micro-Stecker nehmen, den Stecker mit einem großzügigen Entlastungsschnitt abschneiden und an die Lötpunkte anlöten, die zu Vcc und Gnd gehören. Nochmals vorsichtshalber alles nachmessen, ob kein Kurzschluss beim Löten passiert ist ... Stecker in die Steckdose ...

Juhu, die Kontroll-LEDs leuchten schon mal!

Auf dem Bild unter dem angelöteten Kabel (schwarz/weiß, geht nach links weg) sieht man die leere Stelle, wo eigentlich eine USB-Buchse sitzen sollte. Die USB-Buchse hab ich da weiter oben auf dem Bild schon mal ... Aber naja, das ist Vergangenheit.






Akku reingesteckt und fängt an zu laden, die Kontroll-LED wechselt von grün auf orange (ladend) und wird hoffentlich morgen früh wieder grün sein, wenn der Akku voll geladen ist. Bis morgen sollten dann der extradicke Akku und vielleicht auch der normale Akku zum Gerät voll geladen sein. Dann können die abwechselnd laden und benutzt werden.

Und Kind 1 ist wieder online. Wenigstens ab und zu. Mit Unterbrechungen.

Aktuelle Mozilla-Programme downloaden

Mal wieder ein kleines, nützliches Skript, um bei den Updates für Firefox und Thunderbird auf Windows Schritt zu halten. Das ist sehr praktisch, wenn man ein eigenes kleines Netzwerk verwalten muss und nicht jeder PC einzeln die Updates runterladen soll.

Das Skript verlässt sich auf die Symlinks "latest" bzw. "latest-esr" auf dem Downloadserver. Die sind leider nicht so spontan aktuell, aber doch durchaus noch im vertretbaren Rahmen. Wenn man eine ganz bestimmte Version haben will oder die Symlinks doch länger nicht aktuell sind, kann man auch auf der Kommandozeile die gewünschte Versionsnummer direkt angeben (z.B. "19.0.42" oder "17.0.5esr"). Erste Angabe ist für Firefox, zweite Angabe für Thunderbird.

Beispiel von Aufrufen mit "verbose"-Option:

get-mozilla.sh -v 20.0.1 17.0.5
get-mozilla.sh -ve 17.0.5esr 17.0.5esr
Das Skript besorgt sich mit "lynx -dump" für die gewünschte Version ("release" bzw. "esr", "de" bzw. "en") die Download-Seite bei einem der gespiegelten Mozilla-Server im Klartext, sucht sich aus dem Anhang der Seite die Downloadlinks heraus, und lädt dann die neuen Versionen herunter, sofern sie nicht schon lokal vorhanden sind. Es wird also nix doppelt runtergeladen. Wer kein rsync verwendet, kann den letzten "if"-Befehl im Skript entfernen, das kopiert die heruntergeladenen Dateien auf einen anderen Server.


Da die ESR-Versionen (Extended Support Release, d.h. nur Sicherheitsupdates, keine neuen Features für den Support-Zeitraum) nicht überall gespiegelt werden, gibt es einen expliziten Server, von dem diese "Enterprise"-Versionen geholt werden.

Wenn man also die "normalen" rapid-release und die ESR-Versionen benötigt, muss man das Skript 2x aufrufen, einmal mit "-e", einmal ohne diesen Switch. Danach hat man vier Dateien pro Variante, TB und FF jeweils in deutsch und englisch. Wer weniger oder andere Sprachen haben will, muss das Skript entsprechend anpassen.

Gesteuert wird das Skript über einige Switches:
  • -e ESR-Version herunterladen
  • -v verbose
  • -s nur Anzeigen, nix herunterladen
  • -S rsync zum Kopieren auf einen anderen Server
#!/bin/sh

# ftp.mozilla.org
# /pub/mozilla.org/firefox/releases/17.0esr/win32/en-US
# /pub/mozilla.org/firefox/releases/17.0esr/win32/de
# Firefox Setup 17.0.2esr.exe
# /pub/mozilla.org/thunderbird/releases/17.0esr/win32/de/
# /pub/mozilla.org/thunderbird/releases/17.0esr/win32/en-US/
# Thunderbird Setup 17.0.2esr.exe
# https://download-installer.cdn.mozilla.net/pub/mozilla.org/

latestff=latest
latesttb=latest
esrff=latest-esr
esrtb=latest-esr
show=0
sync=0
verbose=-q
url=http://download-installer.cdn.mozilla.net/pub/mozilla.org
mirror=ftp.mozilla.org/pub/mozilla.org

while getopts "esSv" opt
do
  case "$opt" in
  S) sync=1;;
  s) show=1;;
  v) verbose=-v;;
  e) latestff=$esrff
     latesttb=$esrtb
     url=$mirror
  ;;
  esac
done
shift $(expr $OPTIND - 1)

PATH=/opt/bin${PATH:+:$PATH}

ff=$url/firefox/releases/%s/win32
tb=$url/thunderbird/releases/%s/win32
ffde=$ff/de
ffen=$ff/en-US
tbde=$tb/de
tben=$tb/en-US
mail=0

msg() { echo "$*" 1>&2; }
error() { msg "$*"; exit 1; }

download() {
  ver=${4}
  u=$(printf "$1" $ver)
  name=$(lynx -dump $u | awk '/\.exe$/{sub(/.*\//,"",$2);print$2;exit;}')
  ver=${name%.exe}
  ver=${ver#*Setup%20}
  fn=$2-$ver-$3.exe
  if [ $show -eq 1 ]
  then
    echo "$u"
    lynx -dump $u | awk '/\.exe$/{sub(/.*\//,"",$2);print$2;exit;}'
    echo "$fn"
  else
    if [ -f "$fn" ]
    then
      echo found $2 $ver $3
    else
      echo downloading $2 $ver $3
      wget $verbose $u/$name -O "$fn"
      if [ -s "$fn" ]
      then
        mail=1
      else
        rm "$fn"
      fi
    fi
  fi
}

cd /install/mozilla

download "$ffde" firefox de ${1:-$latestff}
download "$ffen" firefox en ${1:-$latestff}
shift
download "$tbde" thunderbird de ${1:-$latesttb}
download "$tben" thunderbird en ${1:-$latesttb}

if [ "$mail" -eq 1 ]
then
  echo send mail ...
  ls -1rt | \
  grep -i '\.exe' | \
  /bin/mail -s "New Mozilla software (FF $latestff) (TB $latesttb)" ths
fi
if [ "$sync" -eq 1 ]
then
  echo sync to nas ...
  rsync -v -e /opt/bin/ssh *.exe root@nas:/mnt/nas1/install/mozilla
fi

05.04.2013

Vater-Tochter-Tag

Ich weiß gar nicht so recht, wo ich anfangen soll mit diesem Bericht. Soll ich über Justin Bieber ablästern oder mich über das kalte Wetter aufregen?

Ne, ganz anders! Ich hatte unglaubliche Lust auf ein Justin-Bieber-Konzert, und damit es für mich nicht so peinlich aussieht, hab ich meine Tochter (=Kind 1) gezwungen, mitzukommen! Ha, das ist eine gute Geschichte. So machen wir's!

Wie auch immer ... aus Gründen musste ich kurzfristig als erwachsene Begleitperson mit meiner Tochter auf ein Konzert von Justin Bieber in Frankfurt mitkommen. Ich gebe ganz offen zu, dass ich gänzlich unbegeistert war. Zumal ich von anderen Konzerten wusste, dass man sehr früh anstehen muss.

Das Konzert sollte um 18.30 beginnen (mit Vorgruppe). Meine Tochter wollte so früh wie möglich nach Frankfurt, allerdings nicht gleich zur offiziell erlaubten Uhrzeit von 2.00 in der Früh. Puh, nochmal Schwein gehabt ;). Da es sehr kurzfristig kam, hatte ich trotzdem großes Glück, dass ich mit Gleitzeit flexibel frühen Feierabend machen konnte. Wir sind dann um 12.45 von daheim losgefahren und sind mit einem Regionalexpress bequem von Friedberg aus zur Festhalle an der Messe gefahren (RMV im Kartenpreis mit drin, also muss das auch ausgenutzt werden). Als wir ankamen, war der Vorplatz schon gut gefüllt. Viele Besucher hatten Decken u.ä. mit, die waren wohl schon deutlich früher angekommen.

Die Konzertkarten waren das letztjährige Geburtstagsgeschenk für unsere Tochter, und damit es auch 'was Besonderes wird, hat meine Frau Karten im "Golden Circle" ausgesucht, d.h. besonders weit vorn. Dazu später noch mehr ...

Wenig verwunderlich waren die meisten Besucher kleine Mädchen (Tschuldigung, ich darf das aber sagen mit 45 ;) ), und ein paar wenige Jungs mit nachgemachter Justin-Bieber-Frisur (sowohl alt als auch neu ...), und alle paar Minuten gingen Aufschreie durch die wartende Menge, wenn sich jemand eingebildet hat, dass gerade das Idol irgendwo hinter einem der Fenster des Halleneingangs zu sehen war. Der Vorplatz der Festhalle war mit Barrieren aufgeteilt in die verschiedenen Preisklassen (Diamond Circle, Golden Circle, ...). Es gab Gedränge, aber es war erträglich. Ich hatte zum Glück ein Buch mitgebracht und während der Wartezeit bin ich  fast 150 Seiten weitergekommen in Terry Pratchetts "Night Watch" (dazu schreib ich auch noch mal eine Buchkritik. Wird Zeit nach dem fünften Lesen oder so).

Gegen 17.00 Uhr hatte ich langsam doch kalte Füße, dann begann zum Glück schon ;) der Einlass. Recht gut organisiert; zuerst die Besucher mit den besten Karten (Diamond), dann kamen wir an die Reihe (Gold). Es gab keine Taschenkontrollen, ich hätte also nicht mein Taschenmesser zuhause lassen müssen (vorletztes Jahr bei Bryan Adams auf dem Hessentag musste ich mein klitzekleines Taschenmesser leider abgeben, weil ich dusslich war und es noch in der Tasche hatte). Handys, Flaschen usw. mussten auch nicht abgegeben werden, ich habe nur gesehen, dass ein CamCorder aussortiert wurde.

In der Festhalle gab es Getränkestände (3,70 Euro für einen Becher Wasser), und am Anfang war auch das Gedränge in der Halle erträglich. Hinter uns waren auch Barrieren aufgebaut, allerdings mit Durchgängen zu den Ständen. Nachdem wir einen Platz gefunden hatten, kamen plötzlich die restlichen Besucher dazugedrängelt, es gab einen heftigen Ruck und Geschubse nach vorn, und die Ordner mussten schon die ersten Mädchen nach vorn herausziehen und zu den Sanis bringen. Das hat mich doch sehr gewundert. Die Anschaffung der Karten mit "Gold"- oder "Diamond"-Status war also offensichtlich sinnlos, weil auch die "normalen" Karten Zugang zum gesamten Innenraum hatten. Wer genug gedrängelt hat, konnte also locker genauso ganz nach vorn kommen. Schlecht organisiert oder wenigstens schlecht umgesetzt. Schade um's Geld. Wenige Minuten später stellte meine Tochter trocken fest, dass die Sitzplatzkarten im Rang (d.h. auf den Balkonen über dem Innenraum der Festhalle) wohl doch die bessere Entscheidung gewesen wären. Sie trug dünne Chucks (brrr!) und ihr taten wohl recht schnell die Füße vom langen Stehen weh.

Hinter mir war eine extrem nervige englischsprachige Familie, Mutter mit zwei Töchtern. Tochter mit Basecap war dick mit Steppjacke angezogen, links und rechts bei Freundinnen eingehakt und hat lang und ausdauern herumgejammert "I can't breathe ... I can't breathe". Vor ihr war allerdings ein ganzer Meter Platz, und sie hatte auch viel Luft, um zu jammern, dass sie keine Luft hat. Schrecklich nervig und hatte eine gewisse Ironie. Im Zuge des weiteren Gedrängels wurden sie allerdings von mir wegbewegt. Was ein Glück. Ich konnte mich allerdings nicht zurückhalten und hab sie gefragt, woher sie die Luft nimmt, dauernd "I can't breathe" zu jammern. Das fand sie doof und hat sich bei ihrer Mutter darüber beschwert, wie unhöflich doch alle Deutschen wären ;), sie wäre doch ganz freundlich zu mir gewesen.

Die Vorgruppe "Neon Dogs" hat halbwegs erträglichen Deutschrock gespielt, insgesamt waren das sechs oder sieben Lieder. Die Art von Hardrock, die man auf Abi-Partys gern spielt. Die waren dann gegen 19.00 Uhr fertig und der Sänger hat dann noch ganz freundlich "Viel Spaß mit Justin Bieber" gewünscht.

Bis das eigentliche Konzert anfing, wurde es allerdings 20.45 Uhr. Dann gab es eine Flutlichtexplosion und auf der Videoleinwand wurde ein Zehn-Minuten-Countdown eingeblendet. Bei Erreichen jeder vollen Minute gab es Gekreische. Bis zu dieser Uhrzeit mussten die Ordner allerdings in regelmäßigen Abständen Mädchen vorn an der Absperrung herausziehen. Ich hab nicht mitgezählt, aber nach meiner Schätzung sind von 18.00 bis 21.00 Uhr locker allein auf unserer Seite des Laufstegs deutlich über 50 Mädchen zu den Sanis gebracht worden. Das hätte sich sicherlich entspannt und wäre im Sinne des deutlich minderjährigen Publikums gewesen, wenn Justin Bieber nicht diese extrem lange Wartezeit hätte verstreichen lassen. Um 20.30 Uhr sah meine Tochter sogar, dass er noch Twitter-Nachrichten verschickt und hat ihm geantwortet "put your mobile away and get on stage". Ob's was geholfen hat? Bei früheren Auftritten hat er sein Publikum auch warten lassen. Dann muss man auch das Konzert nicht um 18.00 Uhr beginnen lassen, wenn der Sänger dann doch erst um 21.00 Uhr anfängt und das Konzert bis 22.30 dauert (länger war es nicht).

Nu ja, dann fing es halt doch an. Die Tonqualität fand ich extrem schlecht, die Bässe waren zu laut und übersteuert, und das dünne Stimmchen war zu leise eingestellt im Vergleich zum Rest der Instrumente. Ich war froh, dass ich Ohrenstöpsel dabei hatte, und zu meiner Überraschung hat sich meine Tochter freiwillig ebenfalls Stöpsel in die Ohren gesteckt. Zu hören war trotzdem noch genug ;)

Die Show hatte hohen Unterhaltungswert, abgesehen von der Musik hab ich mich blendend unterhalten. Die Videowände, die Pyrotechnik und die Hebebühne haben zusammen mit je 5 weiblichen und männlichen Tänzern eine tolle Choreographie abgeliefert. Der Anfang war ziemlich kitschig mit den riesigen Flügeln. Der Übergang - Flug nach links und rechts - zwischen den diversen Videowänden war nichtsdestotrotz cool gemacht. Später gab es ebenfalls noch einen sehr schönen Übergang zwischen Bühne und Videowand: auf dem Zwischenbalkon vor der Band gab es jede Menge Trockeneis-Nebel; er ließ sich fallen und verschwand im Nebel, das Licht ging aus, und auf der Videowand direkt darunter sah man ihn ins Wasser fallen. Dann gingen alle Videowände an, und Sänger mitsamt kompletter Tanzgruppe war unter Wasser zu sehen. Sehr schön gemacht!

Das ganze Konzert war eine voll durchkomponierte Show, die Zugabe von zwei Liedern war ebenfalls vorher einkalkuliert (auf der Videowand ein Anheizer, der sich über die Handyvideos lustig macht, zum "get a life" aufruft und dazu, lauter zu schreien, damit Justin wieder auf die Bühne kommt), und nach der einzigen Zugabe war plötzlich Schluss. Man merkt deutlich, dass die ganze Show voll durchgeplant ist und die Musiker ihr Programm abziehen. Keine Spontaneität, sogar das hübsche Mädchen aus dem Publikum für "one less lonely girl" wurde vermutlich vorher schon ausgesucht. Geld verdienen als Devise; das merkt man auch an den Eintrittspreisen. Mag sein, dass der Aufwand für die Show auch extrem hoch ist (angeblich 300 Lkws mit Material), aber der Preis war eigentlich schon jenseits meiner Schmerzgrenze, und es war nur den Dackelaugen von Tochter und Frau geschuldet, dass wir die Karten gekauft haben (noch dazu mussten es ja zwei sein, weil Kind 1 erst 12 Jahre alt ist und eine erwachsene Begleitperson benötigt).


Was ich total erstaunlich fand, war die Duldung der Handyaufnahmen. Andererseits: jeder hat ein Handy oder Smartphone oder Minikamera dabei; es wäre unmöglich, das alles auszusortieren. Die Verbreitung von hochpreisigen Geräten wie iPhone, S3, xperia u.ä. bei den Jugendlichen hat mich durchaus verblüfft. So'n Ding bekommt man nicht gerade für'n Apple und 'n Ei (haha, der musste jetzt sein).



Meine Tochter hatte natürlich schon auf dem Vorplatz den Akku leergespielt, und der Reserveakku (gute Anschaffung, wenn man ein Smartphone hat!) konnte das kaum schnell genug nachladen, zumal im Gehopse immer mal das Kabel gewackelt hat. So musste ich dann auch ein paar Fotos machen als Erinnerung ;). Erstaunlich, wie robust so ein Smartphone ist, es hält sogar Bilder von Justin Bieber aus.

Auf dem Rückweg zur S-Bahn hab ich dann doch gemerkt, dass ich Rücken habe ;). Ich konnte mich kaum hinsetzen, nur ganz, ganz langsam ...

Was für ein Abenteuer! Muss man einfach mal erlebt haben als Papa.


Update [08.04.]:
Das scheint Methode zu sein mit der Verspätung. Einen Tag später ließ Justin Bieber das Konzert erst um 22.00 Uhr anfangen, da warteten viele Eltern schon wieder vor der Halle zum Abholen.
Und am Wochenende las mir meine Tochter vor, dass es einem Fan "peinlich" sei und er sich schäme, weil Justin Bieber ja aufgrund der massiven Beschwerden jetzt Deutschland hassen würde.
Ich sehe das eher umgekehrt: ein Star wird durch seine Fans zum Star. Wenn er seine Fans arrogant behandelt, verdient er keinen Respekt. Und wer nicht mit der Wahrheit umgehen kann, sollte aufhören, in der Zeitung Berichte über sich zu lesen. Das ist ungefähr genauso, wie sich selbst zu googeln ;)