23.04.2014

Rosbach verweigert sich der Breitbandinitiative Wetterau

 Die WZ meldete kürzlich, dass Rosbach und einige andere Gemeinden sich nicht an der kreisweiten Initiative zum Glasfaserausbau beteiligen wollen. Das finde ich sehr schade, und die genannte Alternative "LTE" ist nicht für stationäres Breitbandinternet geeignet, wenn sich die mobilfunkartigen Verträge nicht ändern.

Das habe ich etwas ausführlicher als Leserbrief geschrieben (veröffentlicht am 17.04.14):
Leserbrief zu "Breitband Wetterau", WZ 11.04.14

Ich lese mit Bedauern, dass die Breitbandinitiative des Wetteraukreises mehrere gewichtige Teilnehmer nicht gewinnen konnte. Rosbach, Karben, Bad Nauheim, Bad Vilbel und Altenstadt, die zusammen mehrere Tausend Haushalte darstellen, haben kein Interesse. Das ist sehr schade, weil der Ausbau durch die Masse an Teilnehmern insgesamt gesehen effektiver und billiger wäre.

Im Fall von Rosbach lese ich, dass die zukünftige Versorgung mit LTE ab 2015 ausreichen soll und "das Risiko zu groß" sei. Hier glaubt man den Versprechungen der Telekom, wie toll LTE ist. Schade, dass ausgerechnet bei wirklich sinnvollen Investitionen in die Zukunft die Risikofreude abnimmt, auf anderen Gebieten nimmt man gern Geld in die Hand und schaut nicht so streng hin. Die Attraktivität von Kommunen beim Zuzug bemisst sich zunehmend an der Internetbandbreite, das sollten Bürgermeister auch bedenken.

Berstadt erfreut sich seit Oktober 2012 an LTE. Am Anfang war auch alles toll, aber mit zunehmender Anzahl an LTE-Kunden wird das Surfen ein tageszeitabhängiges Vergnügen. Formal bietet mir die Telekom "bis zu 16 MBit/s" an. Tagsüber (ich arbeite viel von zuhause) habe ich tatsächlich gelegentlich 10 MBit/s, eher um die 5 MBit/s. Abends, wenn alle zuhause sind und surfen, kann ich froh sein, wenn es noch 1-2 MBit/s sind. Damit machen Videodienste wie Youtube keinen Spaß mehr.

LTE ist eine Funktechnologie, die auf verschiedenen Frequenzen arbeitet. Die billigste Lösung mit der größten Reichweite besteht darin, Funkmasten mit 800 MHz aufzustellen oder bestehende um LTE zu erweitern. Diese Frequenz hat aber mehrere Nachteile: die Geschwindigkeit ist begrenzt (derzeit max. 50 MBit/s), ebenso die Anzahl der Teilnehmer pro Funkzelle.

Außerdem verkaufen Telekom und Vodafone LTE nur mit Verträgen, denen man die Herkunft aus dem Mobilfunksektor ansieht: es gibt eine monatliche Volumenbegrenzung, und wenn das Volumen aufgebraucht ist, wird der Kunde auf 384 KBit/s gedrosselt. Man kann dann Volumen nachkaufen (Telekom: 10 GB für 14,95€), aber der Rest davon verfällt am Monatsende. Eine wirkliche "Flatrate" ist das nicht, und bei jedem größeren Download oder dem gelegentlichen Video greift die Schere im Kopf, ob das denn wirklich sein muss.

Es ist also ein Irrglaube anzunehmen, dass eine ausreichend schnelle Internetversorgung über LTE stattfinden kann. LTE ist eine sehr schöne Technologie, um kleine Datenmengen schnell an Smartphones auszuliefern und flächendeckendes Internet für mobile Geräte zu liefern. Es ist aber aufgrund der technischen Gegebenheiten eben keine Technologie, um Haushalte und Ortschaften mit Breitbandinternet zu versorgen.

Die Telekom und die anderen Mitbieter wurden bei der letzten Frequenzversteigerung vom Regulierer verpflichtet, auf dem "flachen Land" LTE flächendeckend auszubauen, bevor in den Ballungszentren das richtig schnelle LTE mit 100, 150 oder mehr MBit/s installiert werden durfte (mit 1800 und 2600 MHz). Bei staatlichem Zwang findet natürlich nur das Allernotwendigste statt - eben der Ausbau mit der billigen und langsamen 800 MHz-Technologie.

Hingegen ist Glasfaser eine wirklich sinnvolle Investition in die Zukunft. Eine einzelne Glasfaser erreicht Gigabit-Geschwindigkeit mit Laserlicht statt mit Funktechnik. Üblicherweise wird Glasfaser in Bündeln verlegt, um die Kapazität zu erhöhen. Und wenn die Bandbreite der Faser mit einem Laser ausgereizt ist, wird mit kleinem Aufwand ein weiterer Laser einer anderen Wellenlänge dazugenommen.

Nebenbei: dank der internationalen Zusammenarbeit bei der Standardisierung gibt es weltweit nicht weniger als 33 verschiedene Frequenzbänder - deshalb funktionieren die meisten LTE-fähigen Smartphones auch nur "fast überall". In Deutschland werden 800, 1800 und 2600 MHz verwendet, in anderen Ländern sind auch 700, 850, 900, 1500, 1700, 2100, 2300 und 2500 MHz in Verwendung. Das verhindert recht effektiv, billige Geräte aus dem Ausland zu kaufen. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt ...

Herr aller Dinge - Andreas Eschbach - Buchbesprechung

Und schon wieder eine Buchbesprechung, und schon wieder Andreas Eschbach? Ja, wirklich. Ich habe mir letztens wieder einen Schwung Bücher geleistet, und nachdem ich von "Blackout" schon ziemlich begeistert war, hatte ich gleich den Elan, das nächste anzugehen.

Eins vornweg: "Herr aller Dinge" ist mit eine der besten Geschichten, die Eschbach geschrieben hat. Es ist lang, aber von vorn bis hinten kein bißchen langweilig. Wahnsinn!

Das Buch erzählt eigentlich gleich zwei Geschichten in einem Buch: die des Jungen Hiroshi Kato, der sich schon als Kind für Robotik interessiert, und die des Mädchens Charlotte Malroux, die Faszination für alte Gegenstände empfindet und versucht, alles Alte zu berühren und zu "erfühlen".

Ähnlich wie bei Harry und Sally, einem meiner absoluten Lieblingsfilme, ist dies eine lange, eigentlich unerfüllte Liebesgeschichte. Die beiden begegnen sich auf wundersame Weise immer wieder an unerwarteten Stellen des Globus.

Zunächst treffen sich die beiden als Kinder in Japan; Hiroshis Mutter ist Wäscherin in der französischen Botschaft, Charlotte ist die Tochter des Botschafters. Diese finanzielle Ungleichheit hinterlässt schon im knapp zehnjährigen Hiroshi das Ziel, es den Menschen zu ermöglichen, ohne Zwänge zu leben und das zu tun, was sie möchten, und nicht irgendetwas zu müssen.

Eigentlich ist Hiroshi die Hauptperson, aber ich persönlich finde Charlotte durch ihre übersinnlichen Fähigkeiten wesentlich faszinierender. Sie kann beim Anfassen von Gegenständen deren Geschichte erfassen und erfahren. Beim Besuch eines Shinto-Schreins mit Hiroshi zusammen berührt sie ein schwarzes Obsidianmesser und hat dadurch eine Ahnung, dass es vor Millionen von Jahren schon einmal eine Menschheit auf der Erde gegeben hat. Zu diesem Messer gibt es übrigens eine zusätzliche ebook-Geschichte, die allerdings nicht besonders spannend ist. Ich hatte von dieser Geschichte etwas über die Vorgeschichte und den früheren Besitzer zu erfahren, stattdessen ist es eine Geschichte über einen Menschen ähnlich wie Charlotte, der eine Art Lustgefühl beim Berühren alter Gegenstände empfindet. Außerdem endet diese Kurzgeschichte eher traurig und hinterlässt ein komisches, unvollständiges Gefühl.

Später treffen sie sich als Studenten in Boston am M.I.T. wieder, wo Hiroshi an Roboteralgorithmen zur räumlichen Orientierung arbeitet, und Charlotte Paläoanthropologie studiert, die Wissenschaft der Forschung über Menschheitsgeschichte in frühester Zeit. Jeder von ihnen ist mit einem Partner liiert, aber nicht wirklich glücklich in der Beziehung, und im Grunde wissen auch beide, dass sie füreinander empfinden, aber es ist kein Platz für ein Happy-End.

Es gibt noch mehrere weitere Begegnungen, während Hiroshi zunächst an realen, mechanischen Robotern forscht, finanziert durch eine private, chinesische Firma. Diese Experimente scheitern an mechanischen Ungenauigkeiten, und er kommt auf die Idee, winzige Nano-Roboter zu bauen, die einzelne Atome manipulieren können. Er zieht sich auf ein einsames Anwesen zurück und lässt dort Computer Simulationen rechnen, die auch erfolgreich sind, bis auf das Henne-Ei-Problem: er könnte sich selbst reproduzierende Nano-Roboter bauen, wenn er einen ersten solchen Roboter hätte, aber er weiß nicht, wie er dieses erste Exemplar bauen soll.

Charlotte forscht derzeit auf einer russischen Insel im Polarmeer und dort entdeckt ihre Forschergruppe etwas, was sie zunächst für außerirdische robotische Überreste halten.

Mehr zu verraten würde den Spaß an der wirklich großen, genialen und schrecklichen Pointe dieses Buches verderben. Aber einen kleinen Tipp kann ich mir dann doch nicht verkneifen: Perry-Rhodan-Leser werden mit der Idee vertraut sein, was nicht ganz zufällig kommen könnte ;), aber Eschbach hat es dann doch ganz anders umgesetzt.

Das ganze Buch hindurch zieht sich wie ein roter Faden, dass Hiroshi Charlotte liebt und ihr beweisen will, dass mechanische Helfer das ideale Werkzeug wären, um die Menschheit sorgenfrei ohne Geld leben zu lassen - wenn perfektes Recycling möglich wäre, sogar umweltfreundlicher als heutzutage. Wenn jeder auf Knopfdruck alles haben kann, was er benötigt oder sich wünscht, entfällt völlig das Besitzdenken und die Notwendigkeit von Geld als Tauschmittel.

Dieser Gedanke ist eine logische Fortsetzung der Gedankengänge aus "Eine Billion Dollar", in dem der Protagonist nach längerem Nachdenken und Erleben feststellt, dass das heutige Geld- und Zinssystem ein schweres, grundsätzliches Konstruktionsproblem hat, quasi ein immerwährendes Schneeballsystem, bei dem "Wachstum" durch die immer mehr steigende Zinslast erzwungen wird.

"Herr aller Dinge" geht auch darauf ein, woran diese visionäre Idee scheitern könnte: es gibt immer Menschen, die sich nicht über ihre eigene Leistung definieren, sondern darüber, dass sie Macht über andere Menschen haben - Charlottes Ex-Freund James in Boston ist ein typischer Vertreter des "Geldadels", der sich Gedanken darüber macht, dass er keine Diener mehr wird haben können, wenn sie nicht mehr darauf angewiesen wären, wegen Geld für ihn zu arbeiten.

Es ist keine Liebesgeschichte, die beschrieben wird, aber man spürt bei jeder Begegnung zwischen Hiroshi und Charlotte, dass es eigentlich so sein sollte; und trotzdem kann Eschbach ganz wunderbar beschreiben, warum es dann bei dieser Gelegenheit doch wieder nicht "geklappt" hat, und es ist so nachvollziehbar, dass man eigentlich kein Bedauern empfinden kann, weil die Geschichte sich weiter entwickelt.

Obwohl Hiroshi zum Schluss des Buches etwas unglaublich Tolles für die Menschheit leistet und ein Geschenk bauen lässt, das jeder mit nur ein bißchen Fähigkeit zum Träumen sich gewünscht hat, wird er zum Gejagten aller Nationen, weil sie Angst vor seiner Macht haben.

Eine Alternative wäre gewesen, dass er mit einem der gespeicherten Baupläne ein weltraumtaugliches Transportmittel bauen lässt und selbst zum Habitat fliegt, um dort zu leben oder weiterzuziehen. Ich kann mir vorstellen, dass die Naniten neben Atmosphärenfliegern auch Raumfahrzeuge im Angebot haben. Andererseits ist der Schlusspunkt der Geschichte auch so, wie es Eschbach festgelegt hat, in sich logisch und nachvollziehbar.

Das Wunderbare an Eschbachs Büchern ist die Genauigkeit, mit der sowohl die Personen, ihre Gedanken, Gefühle und Entscheidungen als auch die technischen Grundlagen seiner Idee beschrieben werden. Die gesamte Geschichte klingt von vorn bis hinten vollkommen plausibel und sogar heute schon machbar, bis auf den einen kleinen SF-Kniff, um das oben schon erwähnte Henne-Ei-Problem zu lösen. Daneben findet man viele kleine Bonbons, die das Lesen zum Vergnügen machen.

Dieses Buch hat mir von vorn bis hinten Spaß gemacht und ich konnte es kaum noch weglegen, und genau wie "Solar Station" werde ich es in einiger Zeit sicherlich nochmals lesen. Im Gegensatz zu "Eine Billion Dollar" ist das Ende der Geschichte in sich schlüssig, wirkt nicht künstlich und nicht zu abrupt herbeigeschrieben. Die Geschichte plätschert eine ganze Zeitlang angenehm dahin, und nimmt etwa in der zweiten Hälfte mächtig Fahrt auf.

Es ist kein Happy-End wie bei "Harry und Sally"; ich verrate nicht allzuviel mit dem Hinweis, dass Charlotte und Hiroshi am Ende nicht heiraten und "glücklich leben bis ans Ende ihrer Tage". Trotz dieses "unhappy" Endes war ich nicht unzufrieden, sondern im Gegenteil war es durchaus absolut nachvollziehbar, was passiert und warum Hiroshi genau diese Entscheidung trifft.

CyanogenMod-Basteleien - Samsung Galaxy S plus i9001

Heute morgen brachte der Postbote mal wieder neue Hardware für weitere Basteleien, diesmal hatte ich mir recht spontan für kleines Geld ein Samsung Galaxy S plus i9001 ausgesucht.

Die Bedienung ist sehr angenehm, und die Geschwindigkeit des Telefons reicht allemal für Android 4.3. Ich bin sehr zufrieden, das einzige, was ich vermisse, ist eine Fotoleuchte.

Über die Hardware hatte ich mir vorher wenig Gedanken gemacht - obwohl es haptisch und numerisch sehr nah an einem meiner alten Lieblinge - dem i9000 - liegt, hat es vollkommen unterschiedliche CPU (Qualcomm MSM8255T mit 1,4 GHz statt Samsung S5PC110 mit 1 GHz) und GPU (Adreno 205 statt PowerVR SGX540). Im Gegensatz zum Galaxy S "advance" ist es nach wie vor eine Single-Core-CPU, kein Dual-Core.

Die unterschiedlichen CPUs/GPUs bedeuten natürlich auch, dass man nicht die Custom-ROM-Dateien vom i9000 nehmen darf.
Ich habe mir die Dateien von hier heruntergeladen (ich mag als Recovery das CWM, TWRP geht aber genauso gut, reine Geschmackssache ...). Das CM-ROM hat den Zusatznamen "ION". Außerdem benötigt man noch die Google-Apps für Jelly Bean 4.3.

So ein schnelles ROM-Update hatte ich bisher noch nicht, wow ;). Obwohl es ein Samsung-Gerät ist, habe ich kein Odin benötigt, sondern konnte das Custom-Recovery (CWM) sogar mit dem Stock-Recovery installieren.

Ursprünglich kam das Gerät mit Android 2.3.5, der Händler hatte nichtmal die Daten des Vorbesitzers gelöscht, ganz schön peinlich. Genauso dämlich aber natürlich vom Vorbesitzer, seine Daten und Fotos nicht selbst zu löschen, bevor er es endgültig aus der Hand gibt ...

Ich habe die drei benötigten Dateien für das Custom-ROM zunächst auf eine SD-Karte überspielt und ins Handy gesteckt. Danach muss man letztmalig das Samsung-Android starten, und mit dem Dateimanager "Eigene Dateien" die Dateien von der SD-Karte (zu finden unter external_sd) auf den internen Speicher zu verschieben. Das ist nötig, weil das Samsung-Recovery, das wir ersetzen wollen, nur vom internen Speicher installieren kann, aber nicht von SD-Karte.

Im Gegensatz zum S2 wird der Recovery-Modus aufgerufen, indem man beim Start nur Lautstärke-hoch und den Einschaltknopf drückt. Man darf nicht die Home-Taste drücken, sonst gelangt man in einen "RAM-Dump"-Modus, der hier nicht weiter interessiert.

Nachdem der Schriftzug "SAMSUNG" auf dem Bildschirm erscheint, die Knöpfe noch einen Moment gedrückt halten und dann die Menü-Taste (links neben der Home-Taste) drücken, bis sie aufleuchtet. Dauert alles einen Moment, aber keine Panik!

Im Recovery-Modus dann nacheinander "wipe data", "wipe cache", "install zip" aufrufen. Bestätigt wird mit der Menü-Taste (links). Zunächst zum ZIP für das CWM-Recovery navigieren und auswählen. Bestätigen wie gesagt mit der Menü-Taste, der Einschaltknopf geht einen Schritt zurück. Die Installation geht recht fix, die Datei ist ja auch nicht besonders groß. Danach "Reboot" auswählen und den Ablauf nochmal von vorne, bis das "neue" Recovery erscheint.

Jetzt nacheinander die beiden ZIP-Dateien für das CyanogenMod-ROM und die Google-Apps anwählen und bestätigen. Danach vorsichtshalber nochmals "wipe data", "wipe cache", "advanced" -> "wipe dalvik cache", und dann "Reboot system" auswählen.


Auf dem Startbildschirm unter dem Samsung-Logo müsste jetzt schon etwas zu sehen sein: nämlich das Logo der Entwickler "AriesDev" und darunter das CM-Logo.


Wie üblich dauert der erste Start recht lang, um die Apps auszupacken, zu untersuchen und zu optimieren ("odex"). Danach kommt der übliche Anmeldevorgang zu CM und zu Google, und dann geht es ans Einrichten des neuen Androiden mit 4.3.1 ;)

11.04.2014

Heartbleed SSL-Problem - ein Überblick

Alle Welt redet über den Fehler in OpenSSL (CVE-2014-0160), durch den ungewollt interne Daten aus einem Server "herausbluten" können, die nie an die Öffentlichkeit sollten ... wie z.B. ungeschützte private SSL-Keys, oder auch Usernamen und Passwörter.

Der Fehler besteht darin, dass mehr Daten ausgeliefert werden, als "legal" im Server zur Verfügung stehen, und was in diesem "mehr" an Daten abgelegt ist, hängt nur vom Zufall und dem vorherigen Zustand des Serverdienstes ab.

Es könnten also private SSL-Keys oder Passwörter sein. Man weiß es nicht ...

Deswegen muss man als korrekt paranoider Serverbetreiber davon ausgehen, dass dieser schlimmste Fall auch wirklich eingetreten ist. Jeder Betreiber von öffentlichen Internetdiensten sollte also seine SSL-Zertifikate zurückrufen ("revoken"), sich neue beschaffen (am besten gleich mit 2048 bit Länge) und neu signieren lassen. Das wird leider häufig Geld kosten (z.B. bei Verisign, Thawte, Geotrust, Telekom usw.). Eine kostenlose Möglichkeit ist cacert.org, allerdings haben nur wenige Programme die Root-Zertifikate von cacert.org ab Werk eingebaut, so dass ein solchermaßen signiertes Zertifikat trotzdem erstmal nix nutzt und bei den meisten Benutzern als "unsicher" angemeckert wird.

Ein kleiner Lichtblick: Clients sind dem ersten Anschein nach nicht betroffen, Chrome, Firefox und Internet Explorer nutzen OpenSSL nicht. Die einzige angreifbare Android-Version ist 4.1.1. In allen späteren Versionen hat Google die Heartbeat-Funktion abgeschaltet, weil sie nicht benötigt wird. Ein Endgerät wäre auch nur  angreifbar, wenn man einen bösartigen Server aufsucht, der einen Heartbeat an den Client schickt. Oder wenn man auf seinem Androiden mit 4.1.1 einen Serverdienst betreibt (gibt es wirklich).

Hier ist eine Liste mit einem Überblick, was eigentlich passiert ist, und was Experten dazu meinen.
Und das sollte man als nächstes tun:
  • So schnell wie möglich Update auf OpenSSL 1.0.1g (oder noch neuer)
  • OpenSSL libraries installieren und dynamisch gelinkte Dienste neu starten (Apache etc.)
  • Neue private keys für alle SSL-fähigen Dienste erzeugen
  • Alle alten Zertifikate revoken
  • Statisch gelinkte Programme neu kompilieren

09.04.2014

Flash-Update auf Version 13

Ausnahmsweise mal ein normales Update des Flash-Players für Windows, Mac OS und Linux.

Wie üblich in ihrem freundlichen Service-Blog die passende Automation zum Herunterladen und Installieren.
Falls ein Proxy verwendet wird, das "rem" bzw. "#" entfernen.

Das Tool wget wird bei Windows noch benötigt wie hier beschrieben. Bei Linux sollte es schon vorhanden sein, da es von vielen anderen Programmen intern verwendet wird.

Für Windows wie üblich beide Varianten, ActiveX und Netscape Plugin.
@echo off

rem set http_proxy=http://192.168.100.100:3128/
set VNP=
13.0.0.214
set VAX=13.0.0.214
set H=fpdownload.macromedia.com
set P=/get/flashplayer/current/licensing/win
set AX=install_flash_player_13_active_x.exe
set NP=install_flash_player_13_plugin.exe

wget http://%H%%P%/%AX% -O flash-%VAX%_ax.exe
.\flash-%VAX%_ax -install
wget http://%H%%P%/%NP% -O flash-%VNP%_np.exe
.\flash-%VNP%_np -install

Für Linux 64 bit rpm (als root ausführen oder "sudo rpm" schreiben):
#!/bin/sh

# http_proxy=http://192.168.100.100:3128/

VL=11.2.202.359
H=fpdownload.macromedia.com
PL=/get/flashplayer/current/licensing/linux

DL() { wget -N "$1/$2"; mv "$2" "$3"; }

echo Linux 64 bit rpm ...
DL http://${H}${PL} \
   flash-plugin-${VL}-release.x86_64.rpm \
   flash-${VL}.x86_64.rpm
rpm -F --force
flash-${VL}.x86_64.rpm

[Update 20140514: Anpassung auf Version 13.214 bzw. 11.359]

07.04.2014

Boys day und Girls day

Letztens war mal wieder der jährliche Girls day.
Seit kurzem, genauer: seit 2011, gibt es als Ausgleich sogar einen Boys day.

Meine Tochter war bei IBM in Frankfurt. Dort haben sie in drei verschiedenen Projekten gearbeitet:
  1. Bau und Programmierung eines Lego-Mindstorm-Roboters
  2. Erstellen eines Werbevideos
  3. Präsentation
Mein Sohn war in einer befreundeten Tierarztpraxis. Er hat dort gelernt, was ein (Tier-)Arzt und ein/e Helfer/in so alles macht:
  • Biologie, Physiologie, Anatomie
  • Chemie (Blutuntersuchung)
  • Physik (Röntgen, Ultraschall)
  • Psychologie (Besitzer)
  • BWL (der Tierarzt als Unternehmer)
Die Idee bei beiden Aktionen ist: man bringt Mädchen bzw. Jungs dazu, in einen Beruf hineinzuschnuppen, der gerade nicht zu ihrem typischen Rollenklischee zählt. Mädchen also in Männerberufe, gern auch richtig schmutzig, wie Autowerkstatt - oder eben mathematisch/technisch/IT, und Jungs in Frauenberufe, typischerweise also sozial/erzieherisch/pflegerisch.

Was genau bringt nun so ein Tag?

Beim Mittagessen haben Kollegen und ich darüber diskutiert. Ein gleichalter Kollege hat ebenfalls "gemischte" Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Genau wie bei uns - obwohl sich die Eltern bemühen, beiden Kindern dieselben Angebote zum Spielen und zur Beschäftigung zu geben, sind "typisch männliche" und "typisch weibliche" Tendenzen erkennbar.

Söhne basteln Raumschiffe aus Lego. Mädchen spielen Familie. Ältere Jungs lesen oder schauen Science Fiction, Mädchen beschäftigen sich mit sozialen Beziehungen, verfolgen auf Twitter die angehimmelte Boyband ("wer mit wem") oder versuchen, der Freundin mit Liebeskummer zu helfen [die Aufzählung ist natürlich nicht vollständig, sondern im Gegenteil mit Absicht sehr plakativ].

Es fängt doch schon im Kindergarten an: fast nur weibliche Beschäftigte. Wo sind die männlichen Rollenvorbilder? Schon hier sehen Kinder, dass es anscheinend typisch weiblich ist, sich um Kinder zu sorgen und sich mit ihnen zu beschäftigen.

In der Grundschule setzt sich das fort: fast nur Lehrerinnen, und eine bestimmte Art von Methodik im Unterricht. Den gelegentlichen männlichen Lehrer muss man mit der Lupe suchen (die örtliche Grundschule hat einen männlichen Konrektor). Bedingt durch die Option auf Schwangerschaft haben die Kinder in der Grundschule so gut wie nie eine Klassenlehrerin über die gesamte (bei uns) vierjährige Grundschulzeit.

An den weiterführenden Schulen dann eine halbwegs "normale" Geschlechterverteilung in der Lehrerschaft.

Bei der Elternmitbestimmung ist erstaunlicherweise dasselbe zu beobachten (empirisch, aus meiner eigenen Beobachtung). Im Kindergarten und in der Grundschule fast ausschließlich weibliche Elternteile, die sich im Elternbeirat engagieren. Auch bei den Elternabenden sieht man fast nur die Mütter - wenn überhaupt. Viele Eltern interessieren sich so gut wie nicht für die Mitbestimmung. Erst in der weiterführenden Schule tauchen mehr Väter bei den Elternabenden auf, und manchmal lassen sie sich sogar als Elternbeirat wählen. In den weiteren Gremien - wie Schulkonferenz, Kreiselternbeirat, Landeselternbeirat - finden sich dann wiederum fast nur noch Mütter. Die Ausnahmen lassen sich nur mit der Lupe finden.

Ich will damit nicht sagen, dass es prinzipiell schlecht ist, aber es ist einseitig, und es vermittelt den Kindern einen falschen Blick auf die Welt.

Wie ich neulich im Artikel über die Frauenquote schon schrieb: ich halte Frauen und Männer prinzipiell für der gleichen Leistung fähig. Aber die gesellschaftlichen Strukturen favorisieren eine bestimmte ungleiche Rollenverteilung. Das fängt bei der schlechten Bezahlung von sozialen und Pflegeberufen an und hört beim Kopfkino bei Bewerbungsgesprächen noch lang nicht auf, bei denen der Personaler immer eine mögliche Schwangerschaft einer Bewerberin einkalkuliert. Er darf es natürlich nicht sagen (Stichwort AGG), genausowenig wie nach einer bestehenden Schwangerschaft gefragt werden darf, aber ich bin mir sicher, es wird gedacht.

Um noch mal den Bogen zum Anfang und dem Gespräch mit meinen Kollegen zu schlagen: suchen Frauen sich prinzipiell bestimmte Berufe aus (->Ursache), oder wird die Auswahl des Berufs durch bestimmte gesellschaftliche Rahmenbedingungen in eine bestimmte Richtung gedrängt (->Wirkung)? Ich kann es nicht beurteilen.

Zum Schluss noch etwas Positives: Google hat im Blog eine sehr schöne Hommage an Frauen in der IT zusammengestellt, sollte man gesehen haben.

04.04.2014

Captain America 2

Ich war mal wieder im Kino - in einer Comicverfilmung.

Sage ich schon, dass ich die verfilmten Marvel-Comics liebe? Ne, ich glaube nicht.

Also: ich liebe ja diese Comic-Verfilmungen von Marvel. Als Kind hab ich immer ganz fasziniert diese schrägen Helden gelesen, die alle auf die eine oder andere Weise eine Macke oder ein Handicap hatten.

Das wirkte damals auf mich schon wesentlich glaubwürdiger als diese blankpolierten Helden wie Superman oder Batman. Soweit man bei magischen Ringen, netzspritzenden Spinnenbissopfern, Dingen mit Steinpanzerung nach Weltraumflügen und ähnlichem überhaupt von Glaubwürdigkeit reden kann ;)

Natürlich hab ich auch Superman und Batman und alles andere gelesen, was ich in die Finger bekam. Das war einfach eine faszinierende Fantasiewelt, und die Vorstellung, dass es einen Beschützer gibt, hat doch 'was Beruhigendes, oder nicht?

Also, äh ... ja. Ich war mal wieder im Kino. Hm, sagte ich schon. Aber noch nicht, in welchem Film. Nun denn, irgendwann muss es raus. Oder lesen Sie Blogs, ohne die Überschrift wahr zu nehmen? Glaube ich eigentlich nicht. Aber ich sprech's trotzdem nochmal aus: es handelt sich um den zweiten Teil von Captain America, "The Winter Soldier".

Nervig ist die Angewohnheit, aus einem englischen Untertitel ("The Winter Soldier") einen anderen englischen Untertitel ("Return of the first Avenger") zu machen, das ist doch blödsinnig. Cap 2 handelt hauptsächlich von den Überresten der Organisation Hydra, und der "Winter Soldier" ist ein Experiment  des in den 70ern verstorbenen Nazi-Wissenschaftlers Zola.

Im Moment gibt es ja sozusagen eine Flut von Filmen, die alle so ein bißchen miteinander verbunden sind. Man erkennt eine zeitliche Reihenfolge in den Filmen über Iron Man (1-3), Thor (1-2), Captain America (1-2) und den Avengers, es werden immer mal wieder Anspielungen gemacht und insbesondere die Teaser nach dem Abspann deuten an, wie es weitergeht. Außerdem findet sich in nahezu allen Filmen entweder als Andeutung oder als Handlungselement der Tesserakt (mathematisch ein vierdimensionaler Würfel - in unserer eingeschränkten Sichtweise müsste die Projektion eigentlich anders aussehen, nämlich in etwa so wie auf diesem außergewöhnlichen Gemälde über die Kreuzigung, "Crucifixion (Corpus Hypercubus)" von Salvador Dalí).

Allerdings hat mich bei diesem Film die fehlende Glaubwürdigkeit der Handlung schon ein bißchen gestört: für die Invasion aus einer anderen Dimension in "Avengers I" wurden alle Avenger gebraucht, aber wenn fliegende Monstermaschinen, angetrieben von Starks Repulsor-Antrieb, 20 Mio. Menschen gezielt auf's Korn nehmen und umbringen wollen, muss Cap alleine 'ran (ok, mit Black Widow und Falcon), und Iron Man sitzt zuhause und kuschelt mit seiner mittlerweile geheilten Pepper Potts?

Allzuviel über den Verlauf der Handlung will ich nicht verraten, es gibt einige sehr überraschende Wendungen, und wenn man die vorher weiß, geht viel vom Spaß beim Schauen verloren.

Unglaublich spannend fand ich den Anschlag auf Nick Fury und die Verfolgungsjagd mit dem Auto. Überhaupt finde ich sehr erstaunlich, wie zuverlässig die Sprachsteuerung funktioniert, sowohl in Autos als auch in Bürocomputern, Flugzeugen und so weiter. So weit ist Siri noch nicht ;)

Sehr schön auch die Szene in dem alten Rechenzentrum von S.H.I.E.L.D. mit den Bandmaschinen, den riesigen Monitoren und Klackertastaturen. Erfrischend dann als Anachronismus der USB-Hub.

Naja, ansonsten ist das Ende nicht so überraschend. Es war klar, dass es einen Countdown geben muss, und das Narrativium sorgt dafür, dass der Held immer in der letzten Sekunde die Lösung findet (hier: den Chip einsetzt). Erstaunlich nur, dass der "böse" Chip entfernt wird, dann gibt es eine minutenlange Prügelei mit leerer Fassung, und der Heli-Carrier funktioniert trotzdem problemlos. Erst mit dem Einsetzen des neuen Chips verbreitet sich in allen beteiligten Maschinen die Manipulation und alles ist gut.

Rundum empfehlenswert, wenn man Actionfilme aus einem Comic-Universum mag. Als Software-Entwickler lassen mich die Fortschritte bei der Tricktechnik (CGI) immer wieder staunend und fassungslos zurück. Es ist genial, was an Filmqualität mittlerweile aus dem Computer kommt.

Aber auch der Charakter Steve Rogers kommt nicht zu kurz: der Film besteht nicht nur aus Action. Insbesondere konstatiert Cap, dass er im 2. Weltkrieg die Freiheit verteidigt hat. Zu Anfang des Films geht es darum, die Überwachung zu verstärken, und das schmeckt ihm gar nicht. Auf die Parallelen zur aktuellen Wirklichkeit brauche ich nicht weiter einzugehen, denke ich. Die Realität hat uns hier eingeholt, wie ich vor einiger Zeit schon schrieb. Ich finde es sehr sympathisch und die Dosierung war genau richtig, in der Cap an sich zweifelt.

Beeindruckend die Leistung eines namenlosen Technikers, der am Computer sitzt, von einem der Bösewichte mit der Pistole bedroht wird, damit er die Überwachungsmaschinerie startet. Man kann genau den Widerstreit zwischen Angst vor der Bedrohung und seinen Wunsch erkennen, eben nicht zur Überwachung beizutragen. Um was es geht, hat Cap ja vorher in einer Durchsage genau erklärt. Der Zuschauer fiebert mit und rechnet schon ziemlich fest damit, dass der Techniker erschossen wird, bis im letzten Moment ... Mehr verrate ich nicht ;)

Außerdem besucht Cap seine alte Liebe Peggy, die im Gegensatz zu ihm die 70 Jahre leider nicht so frisch überstanden hat. Er erinnert sie daran, dass sie ihm immer noch einen Tanz schulde ... sehr romantisch (erwähnte ich schon, dass ich auch gern tanze? Ich mag am liebsten Tango und Quickstep).

Achja: Robert Redford spielt mit, und gar nicht mal schlecht. Aber alt geworden ist der Mann. Ui. Typisch für Geheimdienst ist seine Rolle sehr ambivalent, erst ganz am Ende zeigt sich sein wahrer Standpunkt. Mehr verrate ich auch hier nicht ;)

Also: definitiv angucken. Die Logikschwächen sind verschmerzbar. Die Bilder sind toll. Es lohnt sich!