26.03.2014

Schülerbeförderung Melbach - Stellungnahme - Schulelternbeirat Singbergschule

Der Wetteraukreis will sparen, koste es, was es wolle.
Unter diesem Blickwinkel sollen Schülerfahrkarten von Melbach nach Wölfersheim eingespart werden, weil die Schüler angeblich weniger als 3 km Fußweg haben.
Dieser Fußweg umfasst aber unbeleuchtete, im Winter nicht geräumte Wirtschaftswege und keine ausgebauten "normalen" Fußwege.
Es gab eine Ortsbegehung und der Schulelternbeirat hat eine Stellungnahme zu dieser Spar-Idee geschrieben:

S i n g b e r g s c h u l e   W ö l f e r s h e i m
K o o p e r a t i v e   G e s a m t s c h u l e   m i t   F ö r d e r s t u f e
S c h u l e   m i t   S c h w e r p u n k t e n   M u s i k   u n d   S p o r t
S c h u l e l t e r n b e i r a t


Datum
24.03.2014

VGO
Herr F.
Postfach 101251
61152 Friedberg/H.


Überprüfung der Übernahme der Schülerbeförderungskosten Melbach / Singbergschule Wölfersheim

Sehr geehrter Herr F.,
sehr geehrte Damen und Herren,

zu Ihrem Schreiben vom 27. Februar 2014 und zu der am 14.03.2014 durchgeführten Begehung des Schulweges von Melbach zur Singbergschule Wölfersheim durch die Gremien der VGO, des Schulträgers, der Polizei und der Schulleitung der Singbergschule möchten wir als Schulelternbeirat wie folgt Stellung nehmen:

In Ihren Unterlagen führen Sie aus, dass der Fußweg vom Wölfersheimer Ortsteil Melbach zur Singbergschule 2,9 Kilometer beträgt und damit innerhalb der gesetzlichen Grenze von 3 Kilometern liegt. Dieser Feststellung müssen wir widersprechen. Die Messung wurde von der Ortsmitte ausgehend vorgenommen. Von den 53 Schülerinnen und Schülern aus Melbach, die derzeit die Singbergschule besuchen, wohnen 29 jenseits der 3-Kilometer-Grenze. Tatsächlich betroffen sind also 24 Schülerinnen und Schüler.

Sie führen weiterhin aus, dass der Schulweg nicht auf längeren  Strecken durch unbeleuchtetes oder nicht ausreichend beleuchtetes und nicht bewohntes Gebiet führt. Auch hier müssen wir deutlich widersprechen.

Der beschriebene Fußweg führt über mehr als ein Drittel durch unbewohntes und vollkommen unbeleuchtetes Gebiet zwischen den Ortsteilen Melbach und Wölfersheim. Selbst aus dem Begehungsprotokoll ist zu entnehmen, dass der Weg sehr einsam ist (3 Fußgänger). Dazu kommt, dass dieser unbeleuchtete und wenig frequentierte Weg über eine große Strecke zwischen der Böschung der Bahntrasse und dem freien Feld verläuft und daher von der Straße aus  nicht einsehbar ist.

Es ist Kindern nicht zuzumuten, gerade in der dunkleren Jahreszeit, diesen Weg zweimal täglich zu gehen. Unsere Schule ist Schule mit Schwerpunkten Musik und Sport mit einem umfangreichen Nachmittagsangebot. Das führt dazu, dass die Kinder nicht nur den üblichen Schulranzen tragen, sondern häufig auch noch Sporttasche oder Instrumente mit zur Schule bringen. Auch die Schulzeiten gehen über den „Standard“ hinaus. Viele Kinder - insbesondere aus den Jahrgangsstufen 5 und 6 - nutzen unser Nachmittagsangebot bis mindestens 15.30 Uhr.

Eine Streichung der Übernahme der Beförderungskosten für diese Schülerinnen und Schüler würde dazu führen, dass Sie den Kindern zumuten, morgens um ca. 7.00 Uhr und abends um ca. 17.00 Uhr diesen Weg bei Dunkelheit und ohne jede soziale Kontrolle mehrmals wöchentlich mit Schulranzen, Sporttasche und Gitarrenkoffer bepackt zu gehen.

Das halten wir für unverantwortlich!

Die Kosten für die Clever-Card der Preisstufe 1 liegen derzeit bei 282,40 Euro pro Jahr. Für eine Familie mit mehreren Kindern und nur einem Verdienst kann das ein unbezahlbarer Betrag sein.

Sollte aber nicht dem Schulträger die Sicherheit jedes ihm anvertrauten Kindes 282,40 Euro wert sein?

Wie wollen Sie den betroffenen Familien in Melbach die unvermeidliche Teilung des Dorfes erklären? Ein Teil der Kinder darf weiterhin mit dem Bus fahren, ein anderer Teil aber muss den unsicheren Schulweg täglich zu Fuß gehen.

Das Hessische Schulgesetz legt engste Maßstäbe an die Aufsichtspflicht bei Klassenfahrten und schulischen Veranstaltungen. So wurde in der letzten Gesamtkonferenz aus aktuellem Anlass unserem Kollegium nahegelegt, in Zukunft auf Klassenfahrten mit sportlichen Akzenten (Eisstadion, Schwimmbad, Kanufahrten) zu verzichten. Was aber ist gefährlicher? Ein Besuch im Eisstadion, bei dem sich 2 Lehrer die Aufsicht über etwa 30 Schülerinnen und Schüler teilen oder ein täglich fast 6 km langer Schulweg, der über weite Strecken durch unbeleuchtetes, ungeschütztes und unbewohntes Terrain führt?

Wir als Schulelternbeirat und verantwortungsbewusstes Mitglied der Schulgemeinde der Singbergschule Wölfersheim sehen es daher als unser Pflicht an, einer Neubewertung der Schülerbeförderungskosten auf Kosten der Sicherheit unserer Schülerinnen und Schüler aus Melbach zu widersprechen.

Mit freundlichen Grüßen
Der Schulelternbeirat
der Singbergschule Wölfersheim
Anja Brieske
Vorsitzende

21.03.2014

Backup ist gut. Oder: Unprofessionelles Verhalten

Neulich ist mir etwas merkwürdiges passiert. Aber der Anlass für diesen Artikel ist dann nur der Auslöser für ein paar Gedanken über Backup und Restore, d.h. Sicherung und Wiederherstellung von Daten.

Ich habe einem Bekannten einen kleinen Gefallen getan und ihn zu einem Termin gefahren, weil er sich wegen einer Erkältung nicht wohl gefühlt hat und deshalb nicht selbst fahren wollte. Da der Termin nur sehr kurz war, bin ich vor Ort geblieben und habe gewartet. Es handelt sich um ein Ärztehaus mit verschiedenen Fachrichtungen, und auf der Etage praktiziert auch ein Psychologe (mein Bekannter ist nicht in psychologischer Behandlung, es ist nur eine zufällige Nachbarschaft der Praxen). Es gibt kein Wartezimmer, sondern einen gemeinsamen Wartebereich im Flur.

Im gegenüberliegenden Raum stand ein eingeschalteter Laptop auf dem Schreibtisch. Während ich nun so vor mich hin wartete, fiel mir auf, dass dieser Laptop von Zeit zu Zeit ungesunde Geräusche von sich gab. So klingt eine Festplatte, kurz bevor sie den Geist aufgibt - das habe ich leider selbst schon mehrfach beruflich und privat erlebt. Außerdem ist der Lüfter des Laptops regelmäßig angesprungen, und auch das ist bei einem unbenutzten Laptop ein eher schlechtes Zeichen. Es bedeutet, dass der Rechner schon stark verstaubt ist und sich deshalb übermäßig erwärmt, weil die Staubschicht die Wärmeabfuhr behindert.

Der Besitzer des Laptops verließ nach einigen Minuten ein anderes Zimmer und ich sprach ihn eher zurückhaltend an, ob dies sein Laptop sei? Als er bejahte, erwähnte ich, dass mir die Geräusche des Laptops ungesund vorkämen. An seinem Gesichtsausdruck bemerkte ich schon gleich, dass ich vermutlich ein Fettnäpfchen erwischt habe. Er antwortete kurz, dass der Laptop schon recht alt sei. Ich sagte, dass meiner Meinung nach die Festplatte kurz vor dem Ausfall steht und ob er eine Sicherung seiner Daten habe. Auf diese Bemerkung hin wurde er merklich unfreundlich, wandte sich ab und antwortete mir im Weggehen, dass er sich darum kümmern werde, und schloss die Tür seines Büros.

Mir ist selbst klar, dass ich ein eher loses Mundwerk habe und drauflosrede; dabei denke ich eher nicht nach, wie empfindlich jemand darauf reagieren könnte. Andererseits nahm ich an, ein sachliches Thema und damit ein objektives Problem anzusprechen.

Ich finde es sehr merkwürdig, dass ein professioneller, ausgebildeter Psychologe auf einen sachlichen Hinweis so patzig reagiert hat. Da wir uns nicht kennen (oder vielleicht deshalb) entfällt völlig, dass es einen persönlichen Grund gibt, ihn anzugreifen. Offensichtlich fühlte er sich aber doch angegriffen von meinem Hinweis. Das wiederum lässt mich auf ein schlechtes Gewissen schließen und jemanden, der sich "ertappt" fühlt.

Möglicherweise verwendet er den Laptop sogar, um Patientendaten zu speichern (Behandlung/Abrechnung), und dann ist es fahrlässig, einen PC ohne Sicherung zu betreiben. Es ist geschäftlich gefährlich, weil ohne Festplatte keine Abrechnung möglich ist, und beruflich, weil die Historie der Patientenbehandlungen verloren geht.
Natürlich muss man bei solchen höchst vertraulichen Daten für eine Absicherung der Daten und der Sicherung sorgen, also eine externe Festplatte für die Sicherung verwenden, die ebenso verschlüsselt ist wie die interne Festplatte, oder die Branchensoftware kann eine verschlüsselte Sicherung auf einem separaten Datenträger ablegen.

Auf jeden Fall muss man bei beruflicher Nutzung unbedingt ein Konzept für Sicherung und Ausfall bereithalten, und man muss in der Lage sein, es zu befolgen. Das bedeutet, dass man nicht nur ein regelmäßiges, am besten automatisiertes, Backup einrichtet, sondern dass man auch mindestens einmal ausprobiert hat, ein vorhandenes Backup wieder zurückzuspielen. Am besten sollte man das mit schriftlicher Anleitung sogar mehrfach üben, damit es im Notfall problemlos durchgeführt werden kann. Eine schriftliche Liste ist wichtig, weil man in einer Notfallsituation richtig unter Streß steht. Da kann so eine schöne Liste zum Abhaken eine gute Sache sein.

Merke: niemand will Sicherungen durchführen, weil sie Aufwand verursachen.
Aber: jeder will eine Sicherung zurückspielen, wenn es einen Ausfall gab ;)
Im englischen klingt das knapp und prägnant: "nobody wants backup, but everybody wants restore".

Obwohl ich sonst nicht viel Gutes über Apple sagen kann, finde ich das Prinzip der "Time machine" ziemlich genial, dass mir ein Arbeitskollege vor einiger Zeit mal beschrieben hat. "Time machine" ist eine Software, die permanent läuft und ein "Journal" von Änderungen auf einer externen Festplatte ablegt. Das ist so etwas ähnliches wie ein Versionskontrollsystem (CVS, Subversion, Git, ...), aber es arbeitet permanent im Hintergrund und protokolliert alle Änderungen an Dateien auf der Festplatte mit. Wenn nun etwas passiert, kann man mit Hilfe des Journals schrittweise rückwärts jede beliebige Version einer Datei wiederherstellen.

Im Gegensatz zu einem redundanten Festplattensystem (RAID mit mehreren Festplatten, z.B. als Spiegel raid1 oder Array raid5) stellt "Time machine" also wirklich ein effektives Sicherungssystem dar. Wenn man in einem RAID eine Datei löscht, ist sie wirklich weg, weil der Löschbefehl natürlich "offiziell" ist und deshalb auch die redundanten Kopien entfernt. Ein RAID hilft nur bei einem Hardwareausfall, aber nicht bei absichtlichem Löschen. Trotz RAID (z.B. wie bei uns mit FreeNAS) ist ein Backupkonzept unabdingbar.

Ich bin auch ein gebranntes Kind, was Festplattenausfälle angeht: die erste Computerinstallation in der Tierarztpraxis umfasste drei PCs und einen Server. Alle vier Geräte waren damals baugleich. Simple PCs, viermal dasselbe Mainboard,  Gehäuse, RAM, CPU, und insbesondere in jedem PC dieselbe Baureihe der Festplatte (damals Seagate 40 GB).

Nach etwa einem Jahr fiel der Server aus: die Festplatte wurde plötzlich nicht mehr erkannt. Üble Sache, Freitags passiert. Ganz schlecht, um kurzfristig Ersatz zu beschaffen, wegen des Wochenendes. Kurzerhand baute ich aus dem eher unbenutzten PC im zweiten Untersuchungsraum die Festplatte aus und ersetzte die Festplatte im Server. Backup vom Band zurückspielen war eine leichte Sache. Da aber das Backup nachts erstellt wird, hat der komplette Tag im Datenbestand gefehlt, d.h. alle eingegebenen Befunde des Tages waren weg. Meine Frau hat dann erstmal keine neuen Daten eingegeben, sondern alles vom Samstag auf Papier notiert, weil ich noch ein bißchen Hoffnung hatte, die alten Daten zu restaurieren.

Am Wochenende habe ich mir also die defekte Festplatte nochmals angesehen und festgestellt, dass (zum Glück) "nur" die Elektronikplatine einen Defekt hatte. Ich konnte also von einer der baugleichen Festplatten aus einem anderen PC die Platine abmontieren und alles tauschen. Damit war der Server dann mit dem alten Datenbestand wiederhergestellt. Nur der Samstag musste dann von den Notizen nachträglich eingegeben werden. Aber die komplette Historie aller Patienten war sichergestellt.

Als allernächstes habe ich dann sofort zwei neue Festplatten bestellt (bei der Gelegenheit dann auch eine Nummer größer) und den Linux-Server mit Raid1 ausgestattet. Er läuft heute immer noch als Samba-Server, Domaincontroller, DNS, Emailserver, Webproxy mit Cache, LDAP-Server, Chat-Server, interner Webserver, Firewall und perl-Bastelsystem ;).

Die Praxisdaten sind in der Zwischenzeit auf ein FreeNAS-System umgezogen - natürlich ebenfalls mit Raid1 und täglichem Backup, aber der ganze "Kleinkram" liegt immer noch auf demselben Linux-System, zumindest fast "demselben", was die Hardware angeht. Es gab natürlich zwischendurch noch andere Reparaturen, hier mal ein Netzteil, dann ein neues Mainboard, mehr RAM, schnellere CPU, ... Aber Linux ist da recht schmerzfrei, nach jeder Veränderung lief es trotzdem problemlos weiter. Gelegentlich musste ich mal ein neues Modul kompilieren, weil sich z.B. mit dem neuen Mainboard der Netzwerkchip geändert hat.

Nach einigen Erfahrungen mit Suse bin ich mittlerweile bei linux-from-scratch gelandet und baue sämtliche Software selbst. Aber dazu schreibe ich vielleicht nochmal einen eigenen Artikel, das ist nämlich eine ziemlich spannende Sache, wenn man mal unter die Motorhaube eines Linux-Systems schauen will ;)

18.03.2014

Blackout - Andreas Eschbach - Buchbesprechung

Ich hab mal wieder ein Buch gelesen. Nichts aktuelles, sondern ein bißchen was älteres von Andreas Eschbach - "Blackout", der erste Teil einer Trilogie.

Dem Klappentext nach ein Buch für Jugendliche, aber genau wie die Bücher aus dem "Marsprojekt", über Telekinese und über das Klonen auch sehr gut für Erwachsene lesbar. Das gebundene Buch hat ca. 450 Seiten, und ich habe es an einem Wochenende durchgelesen - dies ist eines der Bücher, die richtig gut "flutschen". Eschbach hat einen sehr lebendigen Sprachstil, die Dialoge klingen realistisch - für einen alten Sack wie mich natürlich. Vermutlich würden die Jugendlichen auch mehr Jugendsprache verwenden, aber darum geht's natürlich nicht ;)

Es ist der erste Teil der Thriller-Trilogie, und es geht darum, dass mehrere Forschungsprojekte es im Geheimen geschafft haben, ein Bio-Interface zu entwickeln, mit dem man Menschen über Mobilfunk miteinander vernetzen kann. Die Forscher in der Geschichte verstehen nach wie vor nicht, wie ein Gehirn genau funktioniert und was welche elektrischen Impulse an bestimmten Orten bedeuten oder hervorrufen, aber sie haben einfach ausprobiert, diese elektrischen Impulse abzugreifen und mit einem bioelektrischen Interface über Funk an derselben Stelle in ein zweites Gehirn einzuspeisen.

Innerhalb kurzer Zeit entwickelt sich daraus eine Bewegung - die "Upgrader" bilden eine Kollektivintelligenz und planen, den Rest der Menschheit ebenfalls in ihr Netz aufzunehmen. Angedeutet wird in einem Nebensatz auch, dass die verschiedenen Forschergruppen in Konkurrenz stehen, aber das wird (im ersten Teil noch ...?) nicht weiter vertieft.

Die Idee ist nicht neu, man erinnert sich sofort an die Borg bei Star Trek, und auch bei Perry Rhodan gab es schon mehrere Begegnungen mit Kollektivintelligenzen, zum Einen natürlich die Superintelligenzen, die aus einzelnen Bewusstseinen entstanden sind (wie ES), zum Anderen aber auch Lebewesen unterhalb der SI-Stufe, die vernetzt sind, z.B. sehr schön beschrieben in einem PR-Taschenbuch.

Was allerdings im Gegensatz zu den Schilderungen bei Star Trek und PR neu ist, ist die Detailstufe, in der Andreas Eschbach beschreiben kann, wie sich die Vernetzung anfühlt. Als Thriller ist es natürlich entsprechend düster geschrieben und die Vernetzung wird aus Sicht der Außenstehenden als nicht wünschenswert geschildert. Trotzdem liest es sich unglaublich faszinierend, dass die Upgrader sich wie Bewohner der Wikipedia fühlen müssen - sie haben Zugriff auf alles Wissen aller anderen Vernetzten, und das umfasst mittlerweile natürlich alles, was irgendwie eine Schnittstelle zum Internet hat, auch Abhörfunktionen, Appliances usw., was als "Internet der Dinge" auch langsam in der realen Welt Fahrt aufnimmt (intelligente Stromzähler, Kühlschränke, die selbständig nachbestellen, Autos, Autopiloten in Flugzeugen usw.usf.).

Dabei gehen die Upgrader sehr gezielt und unauffällig vor. Die Gewöhnung ("Einschwingen") dauert nach Implantation des Interfaces etwa eine Woche, deshalb wurden bislang keine hochrangigen Politiker aufgenommen, sondern hauptsächlich Entscheider aus der zweiten und dritten Reihe, die man im Urlaub o.ä. "infiziert" hat. Es ist aber natürlich absehbar, wann auch "wichtige" Menschen wie Staatschefs gezielt aufgenommen werden.

Die Hauptperson ist ein genialer Computerhacker mit leicht autistischen Zügen, Christopher Kidd, dessen Eltern in das Netz aufgenommen wurden, und der sie befreien will. Er flieht aus der Zivilisation, als er erkennt, dass zunächst sein Vater und später auch seine Mutter assimiliert wurden, und nimmt Verbindung zu einer Gruppe von ebenfalls in die Natur geflüchteten Wissenschaftlern auf, weil das Netz mittlerweile auch Zugriff auf Überwachungskameras, Banktransaktionen etc. gewonnen hat und Telefongespräche abhören kann, weil ECHELON auch integriert wurde. Der Gruppe, die ihn aufnimmt, gehört auch einer der Entwickler des Bio-Interfaces an und sie planen, gegen die Kohärenz zu kämpfen. "Computer Kid" erhielt von seinem Vater ebenfalls einen Biochip implantiert, aber es scheint, dass der Chip gezielt manipuliert wurde; Kid kann ihn auf Gedankenbefehl abschalten und sich dadurch willentlich aus der Gemeinschaft ausklinken.

Anekdote am Rand: obwohl es ein deutsches Buch eines deutschen Autors ist, enthält es den typischen Übersetzungsfehler vom Englischen ins Deutsche: die Computerchips werden als "Silikon"-Chips bezeichnet, obwohl es natürlich Silizium heißen müsste (im Englischen gibt es "silicon" - Silizium und "silicone" - Silikon, und leider verbiegen es die meisten Übersetzer).

Ich habe bislang nur den ersten Teil gelesen, so dass noch keine großen Erkenntnisse über die "Kohärenz", d.h. die Gesamtheit der vernetzten Gehirne, bekannt sind. Interessant, aber befremdlich ist bislang, dass noch nicht absehbar ist, was das Ziel der Kohärenz ist, wenn alle Menschen aufgenommen wurden - abgesehen natürlich von den üblichen Wünschen wie Weltfrieden, Abrüstung, Umweltschutz und so weiter, was ziemlich plausibel klingt. Andererseits entfällt durch die Vernetzung jede Art von Privatsphäre, und die Upgrader konstatieren, dass es nicht mehr nötig ist, etwas vor den anderen zu verbergen. Ich verstehe auch nicht ganz, woher die Sachlichkeit kommt, mit der alle Entscheidungen der Kohärenz gefällt und durchgeführt werden. Bislang sind die Beschreibungen aller Handlungen absolut zielstrebig und logisch, ähnlich wie Spock oder die Aphiliker bei Perry Rhodan. Ich würde mir eher vorstellen, dass eine Summe von Gehirnen auch Gefühle haben und deshalb nicht alle Handlungen rational wären.

Die Funktionsweise der Kohärenz wird als "Gehirne im Gleichklang" beschrieben. Der Name stammt aus der Lasertechnik - Laserlicht ist so energiereich, weil alle Wellenbündel in derselben Polarisation und Phase schwingen, d.h. alle Wellenberge und -täler treten gleichzeitig und in derselben "Richtung" auf. Nach dem ersten Teil ist (für mich) immer noch völlig offen, ob sich tatsächlich eine Gemeinschaftsintelligenz bildet, die in Summe eine Willensbildung durchführen, oder ob es ein "Mastermind" gibt, das alle anderen beherrscht und die "Richtung" vorgibt.

Wie auch immer sich die Geschichte weiterentwickelt: die Gedankenspiele, die durch diese Idee beim Leser ausgelöst werden, rütteln an den Fundamenten unserer bisherigen Menschlichkeit: die Individualität, das Recht auf Privatsphäre, das Recht auf eigene Entscheidungen, das Recht, nicht von anderen dominiert zu werden, das Recht, eben auch falsche oder wenigstens irrationale Entscheidungen zu treffen. Vielleicht haben die ersten Upgrader tatsächlich bewusst die Entscheidung getroffen, sich zu vernetzen. Aber sie nehmen immer mehr Personen mit Zwang in ihre Gemeinschaft auf, die ihnen "nützlich" erscheinen, ob diese wollen oder nicht. An dieser Stelle kollidieren die rein sachlich erscheinende Entscheidung (aus Sicht der Upgrader) mit den Menschenrechten der zukünftigen Vernetzten.

Auf jeden Fall ist die Schwachstelle der Upgrader natürlich die Mobilfunktechnik und die Abhängigkeit von der Stromversorgung der Basisstationen und natürlich die Netzabdeckung - in einem gigantischen Flächenland wie USA noch eher als z.B. in Deutschland, wo man mittlerweile sogar in Dörfern wie meinem Wohnort LTE mit knapp 10 MBit/s. bekommen kann. Die Chips selbst sind autark und speisen sich aus der Bioelektrizität des menschlichen Körpers. Eschbach versucht das gar nicht weiter zu vertiefen, das ist einfach ein Fakt, ohne dass die Geschichte nicht so gut funktionieren würde.

Sehr unterhaltsam fand ich die Schilderung von verschiedenen kleinen Situationen aus der Sichtweise von zwei Personen: Kid und einer Helferin während der Vorbereitung eines Sabotageakts gegen eine Fabrik, in der die Biochips hergestellt werden, Serenity. Zwischen diesen beiden Jugendlichen wird sich in den Folgebänden möglicherweise etwas anbahnen, wer weiß?

Eine offensichtliche Lösung wäre also, auf jegliche Art von Vernetzung zu verzichten, z.B. "das Internet" abzuschalten, um die Kohärenz zu  bekämpfen. Andererseits fallen die "Netzlosen" oder "Befreiten" in ein tagelanges Koma, was in vielen Fällen sicherlich zu gefährlichen Situationen, Unfällen, etc. führen könnte - und aufgrund der heutigen bestehenden Abhängigkeit vom "Netz" schon kaum machbar erscheint. In der Geschichte sind die Upgrader - noch - eine Untergrundbewegung, von der niemand weiß. Selbst die Gruppe, der sich Kid anschließt, hält seine Geschichte und die Konsequenzen für kaum glaubwürdig.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht.

11.03.2014

Das planlose Gefasel von der Frauenquote

Es hört und hört nicht auf, das merkwürdige Gefasel über eine Frauenquote für leitende Positionen in deutschen Firmen.

Und was ist derzeit Stand der Dinge? Die "taz" hat es schön auf den Punkt gebracht: 30 Prozent Frauenquote in Aufsichtsräten (*), achten Sie bitte auf das Kleingedruckte.

Diese Quote gilt natürlich nicht für alle Arten von Firmen, z.B. haben GmbHs, KGs und andere Rechtsformen gar keine Aufsichtsräte, sondern nur börsennotierte Unternehmen. Schätzungen zufolge sorgt diese Quote also für etwa 1200 weibliche Aufsichtsräte. Und für solche Ergebnisse beschäftigen wir Steuerzahler hochbezahlte Politiker?

Abgesehen davon haben in vielen Firmen Aufsichtsräte nicht besonders viel zu tun oder wollen nichts tun (Ausnahmen gibt es sicherlich ...), wie man an den regelmäßigen Skandalen und Skandälchen immer wieder lesen kann, die man vielleicht im Aufsichtsrat früher erkannt hätte, wenn dort der gesetzliche Auftrag zur Kontrolle des Vorstands ernst genommen worden wäre.

Ich finde, dass eine Frauenquote sinnlos ist, solange die grundsätzliche Familienpolitik es nicht möglich macht, dass Frauen und Männer gleichberechtigt einen Beruf erlernen und ihn gleichermaßen ausüben können, und trotzdem eine Familie gründen können.

Im Moment sieht es nämlich so aus: viele Frauen bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück. Selbstverständlich gibt es keine Unterschiede in den Fähigkeiten von Männern und Frauen, und ich zweifle nicht im Geringsten daran, dass beide Geschlechter prinzipiell zu denselben Leistungen in der Lage sind.

Diese Leistungsfähigkeit wird sicherlich in Zukunft bei jeder Frau in einer Führungsposition angezweifelt werden. Zunächst weiß man ja nicht, ob sie durch die Quote oder durch ihre Fähigkeiten an und auf diese Stelle gekommen ist. Das ist eine so schwere Bürde, dass ich denke, allein aufgrund dieses Vorurteils darf es keine Quote geben.

Gesellschaftlich gibt es nach wie vor das Problem, dass hauptsächlich die Frauen eine Babypause einlegen. Damit meine ich nicht die gesetzliche Frist des Mutterschutzes von einigen Wochen; diese Zeit ist unerheblich bei der Rentenberechnung. Ich meine insgesamt die Zeit, die eine Mutter zur Betreuung von Kindern zuhause bleibt. In dieser Zeit arbeiten sie höchstens in Teilzeit, wenn überhaupt. Diese Fehlzeit macht sich in der Altersversorgung bemerkbar und natürlich auch in Berufserfahrung. Diese Last schleppt jede Frau bis zur Rente hinter sich her.

Die Elternzeit und der darin enthaltene Anreiz, dass beide Partner diese Zeit auch in Anspruch nehmen, weil nämlich nur in diesem Fall das Geld die volle Zeit ausgezahlt wird, finde ich einen guten Ansatz. Wenn sich ein Partner verweigert und nicht mindestens zwei Monate ebenfalls Elternzeit nimmt, gibt es weniger Geld. Allerdings hat das Elterngeld den Nachteil, dass es auf maximal 70 Prozent des letzten Nettogehalts und maximal 1800 Euro gedeckelt ist. Wer deutlich mehr verdient und sein Geld verplant hat, z.B. für Kreditraten, kann nicht plötzlich für mehrere Monate auf sein Einkommen verzichten, und damit verliert diese Zahlung ihren eigentlichen familienpolitischen Sinn. Wer soviel Geld verdient, hat die Elternzeit nicht aus finanziellen Gründen nötig, aber er hat auch umgekehrt keinen Anreiz, sich die Zeit zu nehmen. Das zementiert weiterhin die übliche Rollenaufteilung.

Es gibt Statistiken, die geschlechtsspezifische Gehaltsunterschiede von über 20 Prozent behaupten. Das sorgt natürlich für entsprechend aufgeregte Pressemeldungen und die gewünschten Quoten dazu. Wenn man diese pauschale Behauptung genauer aufdröselt, stellt man fest, dass hier eine Statistik über alle Gehälter und Altersgruppen berechnet wird, und das bedeutet eben gerade nicht, dass Frauen prinzipiell im Beruf benachteiligt werden, sondern beschreibt nur sehr deutlich, dass leider meistens Frauen durch Babypause(n) oder andere familiär bedingte Ausfallzeiten hinterherhinken, was die Gehaltsentwicklung angeht. Wenn man berufsspezifische Statistiken betrachtet, schrumpft diese Differenz auf die üblichen Schwankungen von knapp 5 Prozent zusammen ("gleiches Geld für gleiche Arbeit"). In einer anderen Studie wurden Teilzeit- und Vollzeitstellen gleich gewichtet, also die Teilzeitgehälter durch die volle Arbeitszeit geteilt, was einen deutlich niedrigeren Stundenlohn ergibt. Man kann natürlich mit Statistik beweisen, was man will, aber wenn man das weiß, kann man auch leicht die Schwachstellen einer solchen Argumentation finden. Man muss natürlich eine Statistik auswählen, bei der man gleiche Qualifikationen als Grundlage hat, damit man mit den üblichen statistischen Werkzeugen wie Streuung und Varianz prüfen kann, ob es wirklich eine geschlechtsspezifische Benachteiligung gibt.

Merkwürdigerweise wählen Frauen gern "typisch weibliche" Berufe, die genauso typisch schlecht bezahlt sind (dies ist eine rein empirische Behauptung aus meinem eigenen Umfeld). Ich habe mich jahrelang gefragt, warum in der Tierarztpraxis meiner Frau beim "Girls' day" so eine unglaubliche Nachfrage war. Irgendwann wurde es dann so auffällig, dass meine Frau stattdessen seit einigen Jahren am endlich eingerichteten "Boys' day" teilnimmt. Der "Girls' day" dient dazu, dass Schülerinnen gezielt "untypische" Berufe besuchen und kennenlernen, vorzugsweise mit naturwissenschaftlichem oder technischem Hintergrund. Leider findet das nicht oder kaum statt. Mir ist noch nicht klar geworden, ob hier die Schulen mehr fördern können, so dass Mädchen sich "im Schnitt" für dieselben beruflichen Themen interessieren würden wie Jungs, oder ob das Problem außerhalb der Schulen, im Elternhaus oder im Freundeskreis liegt.

Auf jeden Fall sollte das Ziel nicht sein, eine Quote in den Firmen zu erzwingen, sondern dafür zu sorgen, dass beide Geschlechter in etwa dieselben Ausbildungsmöglichkeiten haben und dieselben Entfaltungsmöglichkeiten für Beruf und Familie. Eine Quote einzuführen ist dann sinnvoll, wenn es gleich viele Bewerber aus beiden Geschlechtern gibt, aber bislang bei gleicher Qualifikation bevorzugt ein Geschlecht eingestellt wurde, und nur unter dieser Voraussetzung kann eine Ungleichbehandlung durch eine einseitige Bevorzugung "repariert" und sanktioniert werden. Wenn aber unter zehn Bewerbern nur eine Frau ist, kann ich nicht nachvollziehen, warum sie bevorzugt werden muss, wenn sie nicht gleichzeitig nach objektiven Kriterien die beste Besetzung für die Stelle ist. Eine Firma sollte nach sachlichen Kriterien auswählen. Eine Sanktionsmöglichkeit gibt es nach dem Gleichstellungsgesetz (AGG) seit einigen Jahren, und es werden tatsächlich Strafen verhängt, wenn eine Ungleichbehandlung nachgewiesen werden kann (das ist zugegeben nicht leicht). In den USA wird an anderer Stelle im Bewerbungsprozess angesetzt: hier wird nicht versucht, eine Quote zu erzwingen, sondern es ist Vorschrift, dass eine Bewerbung geschlechtsneutral gehalten sein muss (kein Foto, kein erkennbarer Vorname, keine persönlichen Angaben wie Kinder etc.).

Auf der anderen Seite sollte man sich vielleicht auch überlegen, wer diese Quotenregelung fordert und warum. Ist das ebenso eine Stellvertreterdebatte wie die Umbenennung von "Martinstag" in "Sonne-, Mond- und Sterne-Tag"? Ich kenne keinen Moslem, der sich davon angegriffen fühlt, welchen Namen ein Feiertag in Deutschland hat. Diese Forderung wird von wohlmeinenden Deutschen in vorauseilendem Gehorsam aufgestellt, die eine große Masse von Moslems ungefragt für sich vereinnahmen wollen.

Vielleicht ist es wirklich so, dass Frauen bestimmte Typen von Interessen und Berufen bevorzugen? Ich weiß es nicht, aber diese Art von Fragen ist vermutlich gefährlich, weil gleich wieder jemand schreit, dass es hier nicht "politisch korrekt" zugeht. Auf jeden Fall scheint schon in den meisten Schulen in den naturwissenschaftlichen Fächern einiges schiefzugehen, denn viele Mädchen mögen Physik, Chemie, Informatik und Mathematik nicht besonders (Ausnahmen gibt es natürlich). Es gibt wenig wissenschaftlich belastbare Studien zum Thema Geschlechtertrennung im Unterricht, manche stützen sich vage auf "Studien", z.B. die NRW-Bildungsministern Löhrmann, andere Stimmen lehnen die Trennung strikt ab. Nachweislich gibt es Unterschiede im Lernverhalten von Jungen und Mädchen, aber vielleicht ließe sich dies auch im üblichen koedukativen Unterricht pädagogisch in den Griff bekommen. Interessanterweise gibt es einen hohen Anteil von Frauen in Biologie und Tiermedizin. An der Uni Gießen ist der Anteil an Studentinnen in der Tiermedizin stark zunehmend und bewegt sich mittlerweile deutlich oberhalb 90 Prozent.

Ist es denn wirklich so, dass das Streben nach einem erfolgreichen Beruf bei Männern und Frauen gleich stark verankert ist? Oder wird das durch den unterschiedlichen Druck durch das soziale Umfeld von außen so stark verfälscht? Ich weiß es nicht.

[Update: Link zu einem Artikel bei Telepolis, dass Frauen im Schnitt weniger verdienen - "gender wage gap"]

06.03.2014

Blog-Statistik

Ab und zu schau ich mir mal für das eigene Ego die Abrufstatistik des Blogs an.

Dabei stelle ich immer wieder erstaunt fest, wieviele Leser nach wie vor der Artikel über Cyanogenmod auf dem Motorola Milestone 2 findet (jeden Tag 10-15). Kein schlechtes Telefon, aber 3.7" Schiebehandy mit Touch und Tastatur ist einfach nicht mehr Stand der Technik.

All-time high ist natürlich mein (zunächst) (abgelehnter) Leserbrief zum Leistungsschutzrecht, weil er bei Niggemeier besprochen und dann auch noch im Bildblog verlinkt wurde (6 vor 9) mit 4500 Abrufen.

An zweiter Stelle schon der Artikel über das Milestone2, 2500 Abrufe.

An dritter Stelle kommt meine Kurzanleitung zum Download und Install der jeweils aktuellen Flashversion, 1000 Abrufe -- wegen der schamlosen Werbung für den Blogartikel im Spiegel-Online-Forum über das Flash-Update.

Und dann kommt erst mit weitem Abstand der eine oder andere Artikel über Cyanogenmod auf Restposten-Hardware ;)

Mit noch mehr Abstand wurde auch ab und zu mal mein Gejammer über DSL auf dem Dorf gelesen oder meine Gedanken zur Digitalisierung auf dem platten Land.

Und nebenbei hab ich vor kurzem grade 33.333 Besucher gehabt ;)

Das Blog gibt es übrigens seit Ende Juli 2012.
Macht pro Monat im Schnitt 1750 Besucher.