06.12.2022

Argumente gegen Windkraftgegner - Leserbrief

Die WZ druckt weiter munter Leserbriefe von Menschen ab, die in einer Parallelwelt zu leben scheinen und denen physikalische Gesetzmäßigkeiten egal sind. Deshalb habe ich einige Fakten zu Windkraft gesammelt, um das zu widerlegen, was immer und immer wieder hervorgeholt wird.

[veröffentlicht am 06.12.2022]
Nach wie vor gilt das Prinzip: “nicht in meinem Vorgarten”, wenn es um den Bau neuer Windkraftanlagen geht. Die dürfen gern woanders stehen, aber nicht da, wo es mich stört.

Statt dies aber ehrlich zuzugeben, werden hanebüchene, längst widerlegte Argumente aus der Mottenkiste der üblichen Klimawandelleugner hervorgeholt.

Dies sind in beliebiger Reihenfolge: “Spargel”, “Vogeltod”, “Infraschall”, “Anzahl neuer Anlagen”.

Schauen wir mal genauer hin:

Für Vögel stellen Windkraftanlagen wirklich eine ernstzunehmende Gefahr dar. Die Zahl der getöteten Vögel durch Windkraftanlagen in Deutschland wird auf bis zu 100.000 pro Jahr geschätzt. Aber: rund 18 Millionen Vögel sterben jährlich in Deutschland an Glasscheiben. Auch im Straßenverkehr kommen erheblich mehr Vögel ums Leben als durch Windkraftanlagen. In den USA gehen Studien von weit über einer Milliarde durch Katzen getöteten Vögel aus, für Deutschland gibt es Schätzungen von ca. 200 Millionen Vögeln. Dieses Missverhältnis wird aber gern nicht erwähnt. 100.000 als alleinstehende Zahl ohne Kontext klingt ja auch schon ganz schön viel.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat mittlerweile bei einer von Windkraftgegnern gern und oft zitierten Studie zum Infraschall aus dem Jahr 2005 Mess- und Rechenfehler eingeräumt. Dr. Stefan Holzheu, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bayreuth, hat bemerkt, dass der BGR bei der Umrechnung des Drucksignals in Schalldruckpegel ein schwerer Rechenfehler unterlaufen ist, der zu einer Überschätzung von 36 dB führte. In Schallleistung entspricht dies einem Faktor 4.000 (Dezibel ist eine logarithmische Maßeinheit). Klartext: Infraschall von Windkraftanlagen ist nicht gefährlich.

Mit anderen Worten: ein 15 Jahre alter Rechenfehler dient als Argumentation zur Verhinderung von Windkraftanlagen. Die BGR hat sich sehr lange geziert, diesen Fehler zuzugeben. Deshalb kursiert dieses Märchen auch heutzutage noch.

Die “Verspargelung” der Landschaft wird als ästhetisches Problem genannt. Dieselben Menschen haben aber keine Probleme mit Kohlegruben, die Hunderte von Metern tief sind und Quadratkilometer Fläche - und damit wertvollen Ackerboden oder Dörfer wie Lützerath oder Baudenkmäler wie den “Immerather Dom” - zerstören.

Gern wird auch mit der Höhe der Anlagen argumentiert. Es gilt jedoch: der Ertrag von Windkraftanlagen steigt stärker als linear mit der Höhe des Spargels und der Fläche des Rotors. Das aktuell leistungsstärkste und größte Windrad der Welt hat einen Rotor von 222 Metern Durchmesser und eine Nennleistung von 14 Megawatt. Ein modernes Windrad erzeugt gut zehn GWh Strom pro Jahr. Bedarf Deutschlands derzeit: ca. 550 TWh pro Jahr.

Die Anzahl der neu zu bauenden Windkraftanlagen wird auch gern übertrieben: Gegner behaupten, man müsse über 30.000 neue Anlagen bauen. Dabei werden gern Leistungswerte von “kleinen” und alten Anlagen (um 1 MW pro Anlage) verwendet, um die Zahl künstlich aufzubauschen. Da hier die technische Entwicklung rasant fortschreitet, könnte durch Ersatz von alten Anlagen nach der üblichen Lebenszeit von 20-25 Jahren sogar die jetzige Anzahl ungefähr beibehalten werden.

Stand 2021 gibt es in Deutschland ca. 28.000 Windkraftanlagen an Land (on shore), die 57 GW Strom produzieren könnten. Zum Vergleich: die drei noch aktiven deutschen Kernkraftwerke erzeugen zusammen ca. 4,5 GW. Man sieht hier nebenbei, dass es sinnlos ist, die Laufzeiten der KKW zu verlängern. Es wird in Deutschland keinen “Blackout” geben, der gern als Schlagwort zur Panikmache in den Raum geworfen wird.

Der tägliche Bedarf in Deutschland liegt zwischen 60 und 80 GW. Da Kohle und Kernkraft nur langsam regelbar sind, werden jedoch leider immer wieder Windkraftanlagen abgeschaltet, um das Energienetz europaweit stabil auf 50 Hz zu halten. Insgesamt hat Deutschland eine Erzeugerkapazität von ca. 230 GW (Biomasse, Wasser, Gas, Kohle, Kernkraft, Wind, Solar usw.). Man sieht erneut: die Kernkraftwerke sind nicht nötig.

Noch eine Anekdote zum Schluss: China hat allein im letzten Jahr mehr Erneuerbare Energien zugebaut als Deutschland insgesamt besitzt.