30.09.2015

Netzneutralität und die autonomen Autos - Leserbrief

Letzte Woche gab es eine Glosse, dass autonome Autos und Telemedizin ja schwer im Kommen sind, aber dass man dafür mehr Internetausbau und/oder weniger Netzneutralität brauche, damit die Autos auch immer brav fahren können.
Daraus hab ich einen Leserbrief für die Netzneutralität gemacht.
Leserbrief zum Internetausbau wegen autonomer Autos (Glosse 17.09.15)

Die Glosse vom 17.09. behauptet, dass der Internetausbau mächtig vorangetrieben werden muss, weil ja die autonomen Autos immer eine Internetverbindung benötigen.
Diese Argumentationskette verwenden die üblichen Lobbyisten gern, die in Europa die Netzneutralität kippen wollen.

Zur Erinnerung: Netzneutralität bedeutet, dass ein Internet-Anbieter alle Datenpakete von allen "Lieferanten" gleich behandeln muss, d.h. keine Bevorzugung und keine künstliche Benachteiligung anwenden darf.
Die amerikanische Regulierungsbehörde FCC hat dies vor Kurzem gegen starken Lobby-Widerstand tatsächlich durchgesetzt.

In Deutschland und Europa argumentiert die Lobby etwa so: ohne Bevorzugung wären angeblich keine autonomen Autos und keine Telemedizin möglich.
Dies soll mithilfe von "Qualitätsstufen" festgelegt werden, die unterschiedlich schnell und unterschiedlich teuer sind.

Aber natürlich geht es nur um Geld. Die Internet-Anbieter wollen nochmals kassieren.
Sie stellen nämlich fest, dass man durch gesetzlich erlaubte "Erpressung" mehr Geld verdienen kann.

Ein Beispiel: Google mit Sitz in USA zahlt an den Betreiber Orange in Frankreich "Gebühren", damit youtube-Datenverkehr nicht verlangsamt wird. Möglich wird dies, weil Orange einer der größten Internetbetreiber in Afrika ist und Google sich dort stark engagieren will. Deshalb gibt man dem Druck nach und zahlt an jemanden, mit dem man eigentlich keinen Vertrag hat.

Und warum genau ist das schlecht? Google ist doch sooo böse, sollen die doch zahlen!
Ganz einfach: große Firmen können es sich vielleicht noch leisten, in mehreren Ländern Schutzgeld dafür zu zahlen, dass der Datenverkehr nicht gebremst wird.
Kleine Firmen nicht. Tatsächlich werden also die "Großen" noch größer gemacht, und der Rest wird kleingehalten.

Politiker faseln gern von "Überholspuren" im Internet. Aber ohne Netzneutralität passiert genau das Gegenteil: es gibt keinen Turbo für wichtige Daten, sondern alles andere muss warten.
Es wäre also keine Verbesserung, sondern im Durchschnitt eine Verschlechterung für alle. Eine echte Überholspur würde konsequenten Ausbau erfordern.

Übertragen auf die echte Welt würde das so aussehen: Autos von deutschen Herstellern dürfen in Deutschland 120 km/h fahren, Autos von Peugeot nur 80 km/h. Wenn ein Peugeot-Fahrer aber im Autoradio FFH hört, darf er 100 km/h fahren, weil FFH häufig freundlich über die CDU berichtet. Und weil die NSA pikante Einzelheiten über Merkel weiß, dürfen Autos von Ford ohne Tempolimit fahren (den letzten Teil habe ich erfunden). Und zur Durchsetzung werden alle überwacht.

Und vielleicht kommt es sogar so weit, dass man für jeden Dienst, den der Kunde nutzen möchte, ein separates "Abo" abschließt, also z.B. Extragebühren für Youtube, Netflix, Spotify an den Internetanbieter bezahlen muss (selbstredend zusätzlich zu den Abo-Kosten für den Dienst selbst). Wenn in Zukunft ein Unternehmen eine Idee wie youtube hätte, könnte es gleich wieder einpacken: die zahlreichen Zusatzgebühren überall würgen junge Unternehmen und Geschäftsideen ab.

Mein Fazit zu dieser Misere: es muss ausgebaut werden, und zwar vernünftig - flächendeckend mit Glasfaser, und nicht mit dem unsäglichen "Vectoring", mit dem das Kupferkabel immer noch ein bißchen länger am Leben erhalten wird und neue Monopole auf Anschlüsse und Endkunden entstehen. Die aktuelle Breitbandförderung des Bundes klingt zwar auf den ersten Blick toll, aber der vorgegebene Zeitplan führt dazu, dass voraussichtlich nur Vectoring ausgebaut wird, denn bis Sommer 2016 muss ein förderwürdiges Projekt abgeschlossen sein. Vectoring ist aber die schlechtestmögliche Antwort auf das Problem des Breitbandausbaus: es zementiert das Monopol des Kabelbesitzers (i.a. die Telekom) und drängt wegen der Kabelbündelung alle anderen Anbieter aus dem Konkurrenzkampf um die Kunden heraus, denn bei Vectoring benutzt die Telekom das Kabel exklusiv.

26.09.2015

Berichterstattung über Flüchtlinge in der WZ - Leserbrief

Die WZ berichtet im redaktionellen Teil eigentlich neutral über die verschiedenen Initiativen, um Flüchtlingen zu helfen und sie zu integrieren. Im Gegensatz dazu ergießt sich seit etwa Mitte August eine Flut von schlimmen Leserbriefen im Meinungstreff über den Leser. Um dem entgegen zu wirken, habe ich auch einen Leserbrief zum Thema "Flüchtlinge" geschrieben - ich bin familiär auch betroffen und deshalb zwangsläufig nicht neutral.
(veröffentlicht am 26.09.2015, Änderungen und Streichungen der WZ in blau bzw. durchgestrichen)

Leserbrief zu vielen anderen Leserbriefen in der WZ

In den letzten Wochen sind in der WZ erstaunlich viele Leserbriefe abgedruckt worden, die eine erschreckende Tendenz zeigen.
Die WZ berichtet im redaktionellen Teil, wie sensationell hilfsbereit und freundlich die Flüchtlinge aufgenommen werden, aber die Leserbriefe sprechen fast alle eine vollkommen andere Sprache.

Da wird der Sprachgebrauch direkt aus dem Parteiprogramm der braunen Partei genommen: die Flüchtlinge müssen "zurückgeführt" werden.
Am besten werden sie vorher noch an "modernen Waffen" ausgebildet, damit sie in der Heimat auch effizient "Islamisten erledigen" können.
Auch die Rückreise in eine "stabile Diktatur" wird als erstrebenswert bezeichnet. Schließlich ist eine "stabile Diktatur" ja viel besser als eine wacklige, oder?

Und früher war überhaupt alles viel besser: nach dem zweiten Weltkrieg, das waren ja "anständige" Flüchtlinge, besser noch "Vertriebene" mit demselben Glauben, die waren ja nicht wirklich Ausländer, sondern Deutsche aus den Ostgebieten.

Nebenbei: auch die unsägliche Erika Steinbach pflegt immer noch den Opferstatus als "Vertriebene". Dabei war ihr Vater ein Nazi-Soldat, der zufällig 1941 nach Danzig versetzt wurde. Fr. Steinbach, geboren 1943, ist dann bereits 1945 zurück nach Schleswig-Holstein gekommen. Das hält sie aber nicht davon ab, energisch immer wieder Öl ins Feuer zu gießen und die Versöhnung mit den Nachbarn zu untergraben mit ihren kruden Thesen.

Und so war es wirklich: die Flüchtlinge wurden damals 1945 nicht mit offenen Armen willkommen geheißen, wie heute so schönfärberisch in einem Leserbrief behauptet wurde.
Die Flüchtlinge hatten nichts und wurden in Wöllstadt und sicherlich auch woanders als "Pollacken" u.ä.und anderes beschimpft, verprügelt und gemobbt.
Meine Oma war durch die Flucht so traumatisiert, dass sie nie wieder polnisch gesprochen hat, nicht einmal mit ihrem eigenen Bruder zu Besuch aus Polen.

Hört sich denn hier keiner mehr beim Reden und Denken zu? Das sind Menschen, die vor Krieg, Gewalt, Hunger flüchten und hier Schutz suchen.

Mein Lieblingsautor, Sir Terry Pratchett, hat in einem seiner sehr empfehlenswerten Bücher festgestellt: "Das Böse fängt an, wenn man Menschen wie Dinge behandelt".

Und genau das passiert seit lLangem tagtäglich: es wird nur noch geschachert, welches Land wie viele Flüchtlinge aufnimmt, und dabei wird das Elend dieser Menschen wahlweise ignoriert oder als Druckmittel verwendet.

Auch die Zahlen, die genannt werden, um angebliche "Überforderung" zu belegen, sind so lächerlich, dass man sich fragen muss: warum?

Im Vergleich zu 250 Milliarden Euro für die Banken - für ein bißchen Papier und ein paar Zahlen in Computern - mutet es beinahe traurig an, wenn über einen ähnlichen Zeitraum 5 Milliarden Euro für Flüchtlinge kalkuliert werden und Menschen dagegen auf die Straße gehen.

Weltweit sind nach Schätzungen 60 Millionen Menschen auf der Flucht. In einem anderen Leserbrief wird vermutet, ob Deutschland die knappe Hälfte davon (25 Mio.) verkraften könne. Wie kommt jemand auf die Idee zu so einer perfiden Rechnung?

Auf die Bevölkerungsgröße umgerechnet, nimmt sogar die Schweiz mehr Flüchtlinge auf als wir. Die wirklichen Zahlen sind nur Tausendstel von der demagogischen Zahl im Leserbrief von Hr. H.

Ein paar weitere Zahlen (Quelle: UNHCR, Anzahl syrische Flüchtlinge)
Syrien Inland7.600.000
Türkei1.550.000
Libanon1.140.000
Jordanien623.000
Europa insgesamt150.000
Deutschland41.000
Schweden34.000

Nochmal: für die Bankenrettung sind in den letzten Jahren fast 250 Milliarden Euro verpufft.
Ist das nicht absurd, wenn man darüber nachdenkt?

Es geht um Menschen!
[Update 20151202: Eigennamen abgekürzt]

21.09.2015

Flash-Update auf Version 19

Mir fehlen langsam die Worte, wie die Versionsnummern inflationär in Höhen klettern. Google hat es mit Chrome vorgemacht, aus irgendwelchen Gründen macht es Mozilla mit Firefox und Thunderbird nach, und jetzt beschleunigt Adobe die Nummerierung des Flashplayers genauso.

Und weil mir die neuen Worte fehlen, nehme ich immer den alten Blogartikel, nur die Versionsnummern und die Links ändern sich ;)

Grade erst Version 16 (siehe meinen älteren Blogartikel von November) und 17 (hier) und 18 (hier im Blog), jetzt schon 19 (mittlerweile zählt wohl auch ein Major release nicht mehr zu den besonders erwähnenswerten Ereignissen bei Adobe?). Wer sich selbst auf dem Laufenden halten will, kann das Blog des Security-Teams bei Adobe lesen oder als RSS abonnieren.

Wie üblich in ihrem freundlichen Service-Blog die passende Automation zum Herunterladen und Installieren. Falls ein Proxy verwendet wird, das "rem" bzw. "#" entfernen.

Das Tool wget wird bei Windows noch benötigt wie hier beschrieben. Bei Linux sollte es schon vorhanden sein, da es von vielen anderen Programmen intern verwendet wird.

Für Windows wie üblich beide Varianten, ActiveX und Netscape Plugin (Achtung übrigens, Firefox wird demnächst das NPAPI komplett abschaffen - mal sehen, was Adobe und Flash dann machen).
@echo off

rem set http_proxy=http://192.168.100.100:3128/
set VNP=
19.0.0.245
set VAX=19.0.0.245
set V=19
set H=fpdownload.macromedia.com
set P=/get/flashplayer/current/licensing/win
set AX=install_flash_player_%V%_active_x.exe
set NP=install_flash_player_%V%_plugin.exe

wget http://%H%%P%/%AX% -O flash-%VAX%_ax.exe
.\flash-%VAX%_ax -install
wget http://%H%%P%/%NP% -O flash-%VNP%_np.exe
.\flash-%VNP%_np -install

Für Linux 64 bit rpm (als root ausführen oder "sudo rpm" schreiben) gibt es nach wie vor "nur" Version 11, aber zur Abwechslung haben sich der Downloadlink und der Dateiname für .rpm geändert. Für .tar.gz-Format ist immer noch der erste Downloadlink gültig, deshalb belasse ich beide im Skript.
#!/bin/sh

# http_proxy=http://192.168.100.100:3128/

VL=11.2.202.548
H=fpdownload.macromedia.com

PL1=/get/flashplayer/current/licensing/linux
PL2=/get/flashplayer/pdc/${VL}


DL() { wget -N "$1/$2"; mv "$2" "$3"; }

echo Linux 64 bit rpm ...
DL http://${H}${PL2} \
   flash-plugin-${VL}-release.x86_64.rpm \
  
flash-${VL}.x86_64.rpm
rpm -F --force
flash-${VL}.x86_64.rpm

[Update 20150921: Security-Hinweis von Adobe]
[Update 20151013: Security-Hinweis von Adobe]
[Update 20151020: Security-Hinweis von Adobe]
[Update 20151111: Security-Hinweis von Adobe]
[Hier ist noch der Verweis auf die Anleitung für Version 18, 17, 16, 15, 14 und 13]