31.05.2013

Die Telekom und die Störungshotline

Eben gerade hat es die Telekom überraschend geschafft, mich positiv zu verblüffen.

Ich bin ja eher gern und schnell dazu bereit, zu meckern, aber wer genau hinguckt, stellt fest, dass diesmal wirklich das Tag "Gejammer" bei diesem Artikel fehlt ;). Aber so ganz ohne geht es nicht, deswegen hab ich ja auch wieder ein Thema zum Schreiben ;)

Kurz nach 10 Uhr fiel unser LTE plötzlich und unerwartet aus. Eben noch ein paar Dinge bei Google gesucht, und plötzlich ging nix mehr ...

Ein bißchen hab ich mich schon daran gewöhnt, dass der LTE-Router nicht so das zuverlässigste Stück Technik im Haushalt ist, und deshalb einen nächtlichen Cron-Job im Server eingerichtet, der einen Reset des LTE-Routers durchführt.

Spontan und unerwartet fiel also die Internet-Verbindung aus, und als ich bei der Telekom-Hotline anrief, um eine Dreiviertelstunde später die Störung zu melden, befürchtete ich schon das Schlimmste ... Der Sprachcomputer nahm meine Kategorie "Störung" entgegen und bestand dann darauf, dass ich die Nummer des gestörten Anschlusses eingab. Nach einigen Knacksern und dem "Durchführen einer vorläufigen Prüfung" wurde mir dann mehrfach hintereinander mitgeteilt, dass "alle Plätze belegt" seien und ich später wieder anrufen solle.

Na klasse, die Telekom rechnet sich ihre SLAs schön ... In meinem Vertrag bzw. in den AGB steht drin, dass sie innerhalb von 24 Stunden auf Störungsmeldungen reagieren müssen. Da macht es sich in der Statistik doch gut, wenn man die Störungsmeldungen einfach noch ein bißchen hinauszögert oder gar nicht erst annimmt.

Nach dem dritten oder vierten Versuch und dem ebensovielten virtuellen Hinauswurf fing ich an, mit den Servicenummern zu spielen (0800-330-xy00) und wenige Versuche später hatte ich dann tatsächlich ganz ohne Warteschleife einen echten Menschen am Telefon und konnte mein Leid loswerden. Darin enthalten war ausdrücklich der Hinweis, dass der LTE-Router keine Verbindung ins Internet bekommt und gelegentlich "Fehler 44 beim Verbindungsaufbau" anzeigt. Allerdings konnte die Hotline-Dame niemanden in "der Technik" erreichen und bat mich, ein paar Minuten später nochmal anzurufen.

Wenig später dann ganz überraschend (wirklich ein Tag voller Wunder) ein Rückruf auf dem Handy von derselben Dame, dass sie doch jemanden in der Technik erreicht habe und meine Störungsmeldung weitergegeben wurde. Wahnsinn!

Wenige Minuten später ein Anruf auf der Festnetznummer, und das folgende Gespräch war so unterhaltsam, das hat mir wirklich den Freitag gerettet!

Eine andere Dame war in der Leitung, die annahm, ich hätte ein "PC-Problem". Vom Teamleiter wurde ihr das Problemticket zugeteilt, und der Anrufer (also ich) wäre wohl so ein "altes Op'chen" und hätte wohl ein Problem, weil er mit seinem PC nicht ins Internet kommt. Wir konnten das Mißverständnis dann schnell aufklären, dass es am LTE-Router liegt und kein PEBKAC ist. Ich fand es sehr schmeichelhaft, dass sie während unseres Gesprächs meinte, dass ich am Telefon nicht wie ein alter Opa klinge, ganz im Gegenteil. Hach, war das nett ;). Dabei geh ich doch auch schon auf die Fünfzig zu ...

Mittlerweile schlug die SMS mit der Ticketnummer bei mir auf, und eine knappe Stunde später lief wieder alles. Juhu.

Und nochmal ein paar Minuten später kam nochmal ein Anruf auf dem Handy von einer weiteren Dame aus "der Technik", die zuerst nachfragte, ob meine Telefonleitung immer noch gestört sei. Ich wies sie darauf hin, dass es um LTE geht und schon gelöst ist, und fragte sie, warum ich bei der Störungsannahme eine Telefonnummer angeben musste. Sie lachte und konnte mir dann freundlicherweise noch eine spezielle Hotline-Telefonnummer für LTE-Probleme mitteilen: 0800-311-3221.

Im  großen und ganzen lief diese Störungsmeldung und -behebung erstaunlich erfolgreich ab, und ich bin positiv überrascht, wie intensiv der Kundenkontakt ist. Wenn auch die Störungsannahme mich erst mal als "alten Opa mit PC-Problem" eingeordnet hat ;)

24.05.2013

Langsam wird's zur Gewohnheit ... Samsung i9000 mit CyanogenMod ROM 10.0

Nachdem das Aufspielen der CyanogenMod-ROMs beim Motorola Milestone2 und beim LG P990 erfolgreich waren (wenn auch mit Hürden und viel Schweiß), habe ich mir das Samsung Galaxy i9000 vorgenommen. Dieses Modell besaß ich bis letztes Jahr schon mal selbst und aus Ärger, dass es von Samsung keine offiziellen Updates über 2.3.3 hinaus gibt, hab ich es verkauft und mir vorgenommen, ab jetzt nur noch Nexus-Geräte mit direktem Update von Google anzuschaffen. Bis jetzt waren das ein Samsung Galaxy Nexus i9250 (mehr oder weniger baugleich mit dem S3) und ein Asus Nexus 7.

Es gibt zwar auch schon "nightly"-Versionen von Android 4.2.2 (also CM 10.1), aber ich wollte diesmal lieber eine "stable"-Version installieren, und da bleibt nur CM 10.0, d.h. Android 4.1.2. Wenn aber schon eine CM-Version installiert ist, kann der Update auf eine neuere CM-Version ziemlich schmerzfrei passieren. Hier ist die Übersichtsseite von Cyanogenmod zum i9000.

Wenn ich letztes Jahr gewusst hätte, wie problemlos das Updaten mit CyanogenMod funktioniert, wäre möglicherweise mein Galaxy Nexus i9250 als Ersatz für das i9000 nicht so schnell gekommen. Andererseits hat das i9000 ein paar Nachteile, dier mir häufig aufgestoßen sind: zum Einen hat es kein Fotolicht, im Gegensatz zu den anderen Smartphones, die wir angeschafft haben. Trotz alledem ist die Kameraqualität für 5 MP sehr hoch - meine Schwiegermutter war über die Fotos der Ergebnisse ihrer gärtnerischen Künste sehr angetan ;). Zum Anderen benötigt auch das GPS sehr lang, um einen Fix für genügend Satelliten zu finden (20 Sek. sind eher noch am unteren Ende der Skala), das ist schon sehr lästig, wenn man unterwegs ist und z.B. Foursquare oder Google Locations aufrufen will. Dieses Verhalten kann man schön beobachten, wenn man ein Tool wie "GPS Essentials" verwendet, das alle Sensoren des Handys schön aufbereitet anzeigen kann.

Auf der anderen Seite ist man natürlich bei CyanogenMod genauso darauf angewiesen, dass es einen "Maintainer" gibt, der genug Energie aufwendet, um CM an ein bestimmtes Handy-Modell anzupassen. Da es von den Herstellern unterschiedlichen Enthusiasmus gibt, was die Verfügbarmachung von proprietären Paketen angeht, kann es außerdem auch sein, dass bestimmte Features mit einem Custom-ROM nicht funktionieren, weil z.B. ein Firmware-Binary aus rechtlichen Gründen nicht vorhanden ist (Firmware für GPU, WLAN, UMTS, Kamera, Bluetooth, Audio usw.usf.). Beim i9000 scheint nach meinen Tests aber alles soweit zu funktionieren, also kann man sich ganz gelassen an's Flashen machen ;).

Im Gegensatz zu den Modellen von Motorola und LG verläuft das Aufspielen eines Custom-ROMs beim Samsung Galaxy *ganz* anders. Der prinzipielle Ablauf ist natürlich derselbe: man muss ein Custom Recovery installieren, das die Installation von unsignierten Paketen erlaubt, und dann mit Hilfe dieser Recoveryfunktion das gewünschte Custom-ROM installieren. Um nun ein Custom-Recovery installieren zu dürfen, benötigt man wiederum Root-Rechte.

Bei Samsung benötigt man dazu das Programm "Odin" und einen fertig gerooteten Kernel, möglichst dieselbe Version, die schon installiert ist (z.B. JP7 bei einem i9000 mit 2.2, das ist aber eher unkritisch). DIeser modifizierte Kernel wird als "PDA" mit Odin geflasht. Die Downloadlinks finden sich hier in dieser Anleitung. Das Flashen mit Odin erfordert den Emergency-Modus, d.h. Lautstärke-Taste runter, Home-Taste und Einschaltknopf drücken. Das Telefon zeigt dann "Download Mode" an und ein gelbes Warnschild. Erst jetzt das Kabel an den PC anschließen und warten, bis Odin das Telefon erkennt. Alle "zerstörerischen" Häkchen wie "Repartition" etc. abschalten, dann erst flashen. Danach wird neu gebootet und hoffentlich hat man nun ein Handy mit root-Zugang. In diesem Flash-Vorgang ist auch ein "su"-Programm und busybox als Allround-Utility mit enthalten.

Als Vorbereitung ist es ratsam, einen vollgeladenen Akku zu haben, bevor man loslegt ;).

Zu diesem Zeitpunkt sollte man auf die interne SD-Karte das gewünschte CM-ZIP und sinnvollerweise auch gleich die passenden Google-Apps überspielen - es gibt je nach Android-Version unterschiedliche Zusammenstellungen von Google-Apps, hier muss man aus einer Tabelle genau die richtige Version auswählen und downloaden.

Als Nächstes wird aus dem Play Store der "ROM Manager" installiert, der komfortabel ein Custom Recovery installieren kann, sofern man ihm Root-Rechte zubilligt. Hier muss man schnell reagieren: das Popup mit der Frage, ob man Root-Rechte gewähren will, bleibt nur ein paar Sekunden sichtbar, danach meldet der ROM Manager "failed".

In einer Anleitung habe ich gefunden, dass man bestimmte Konfigurationsdateien (das gesamte Directory /efs mitsamt der Permissions) sichern sollte, in denen die IMEI-Nummer des Handys gespeichert ist, weil beim Flashen gelegentlich da was kaputtgehen kann. Ich war mutig, und es ist nichts passiert. Das muss aber nichts heißen. Eigentlich sollte man solche Warnungen beherzigen. Diese Sicherung kann man entweder über eine Kommandozeile durchführen (man muss eine App wie z.B. "Android Terminal Emulator" installieren und dort Befehle eintippen) oder man verwendet ein Hilfswerkzeug wie GScripts oder "EFS Backup".

Wenn das Custom Recovery erfolgreich geflasht ist, startet man das Handy neu und drückt dabei beim Einschalten die Knöpfe für Recovery (Lautstärke hoch und Home-Taste). Die Power-Taste sollte man dabei rechtzeitig loslassen, weil dies die Enter-Taste im Recovery-Modus ist. Wenn man zu spät loslässt (also während das Recovery schon angezeigt wird), löst man üblicherweise den Reboot aus und muss nochmal von vorne anfangen ;)

Irritierenderweise landet man beim ersten und zweiten Versuch nicht im Custom Recovery, sondern im Samsung-"2e"-Recovery. Man muss hier noch den Menüpunkt "install update.zip" auswählen, und dann startet erst das Custom Recovery. Bei meinen Recherchen mit Google bin ich auch darauf gestoßen, dass es einen noch stärker gesperrten "3e"-Recovery gibt; wenn man dieses Pech hat, muss man tatsächlich das Handy erst downgraden auf eine ältere Version, die den "2e"-Recovery enthält!

Nun also im "richtigen" Recovery-Modus angelangt, kann man "wipe data", "wipe cache" und "advanced -> wipe dalvik cache" ausführen. ACHTUNG: dies löscht alle Daten und Einstellungen des Handys (die CM-ZIP und die externe SD-Karte werden nicht gelöscht).

Danach ruft man "choose zip to install" auf, wählt beim ersten Mal die CM-ZIP aus und lässt das Handy ungefähr drei bis fünf Minuten lang vor sich hin flashen.

Im nächsten Schritt wird derselbe Menüpunkt nochmal aufgerufen, um die GApps-ZIP zu installieren.

Wenn eine Fehlermeldung angezeigt wird, sollte zunächst das Flashen erneut probiert werden. Wenn das nicht klappt, die CM-ZIP überprüfen, ggfs. neu downloaden und neu auf das Handy überspielen (z.B. mit "adb push" oder Neubooten ins alte Samsung-Android).

Bei meinem ersten Versuch brach das Flashen der CM-ZIP sofort ab. Ich habe dann nochmals das Android 2.2 gestartet (lief noch), die ZIP-Datei neu auf's Handy überspielt und beim zweiten Versuch hat es problemlos geklappt.



So müsste das dann aussehen, abgesehen davon, dass dies ein altes Bild vom LG P990 ist ;)
















Keine Panik, der erste Boot dauert extrem lang (ca. 10 min.), danach werden "Apps optimiert", d.h. aus den gepackten APK-Dateien werden zu Caching-Zwecken bestimmte Dateien ausgepackt und in den JRE-Cache gelegt (dex/odex).

Nach der üblichen Anmeldung bei Google und der Einrichtung des Handys sollte man sicherheitshalber noch ein- bis zweimal komplett booten, um sicher zu gehen, dass alles einwandfrei funktioniert.

Genau wie beim Motorola bin ich auf's Angenehmste überrascht von der gefühlten Geschwindigkeit des i9000 mit CM. Immerhin ist es ein Single-Core mit 1 GHz und einer nach heutigen Maßstäben eher schwachen GPU. Mit CM ist es durchaus noch konkurrenzfähig. Die Speicherausstattung ist natürlich nicht besonders toll (512 MB RAM), aber man kann damit gut leben.

05.05.2013

Die Frankfurter Rundschau regt mich schon wieder auf

In der Samstagsausgabe vom 04.05.2013 ist schon wieder ein Artikel vom selben Journalisten, dem ich letzte Woche schon geschrieben habe zum selben Thema DSL-Drosselung. Diesmal führt er ein Interview mit Prof. Torsten Gerpott von der Uni Essen, dort hat er den Lehrstuhl für Telekommunikationswirtschaft inne. Ich finde das Interview sehr schlecht.

Leserbrief zu „Interview zu Drosselkom“ von Hr. Wenzel, FR vom Sa. 04.05.2013

Lieber Herr Wenzel,

Sie haben schon wieder so einen unkritischen Artikel zur DSL-Drosselung der Telekom veröffentlicht.

Ihr Experte behauptet ohne Quellenangabe, dass Deutschland beim Kabelausbau im 16-MBit/s-Bereich weit vorne liegt. Ich empfinde den 18. Platz nicht als "weit vorne".

Die Studie der Breitband-Rangliste wird seit 2008 jährlich von der Oxford University durchgeführt und von Cisco Systems in Auftrag gegeben. Innerhalb dieser Studie wird eine Rangliste nach Werten erstellt, welche die Qualität der Breitbandnetze (vor allem die Geschwindigkeit) und deren Verbreitung in städtischen und ländlichen Gebieten messen. Spitzenreiter ist Südkorea mit einer Haushaltsanschlussquote von 100%. Die Downloadgeschwindigkeit beträgt hier 33,5 Megabit pro Sekunde, die Uploadgeschwindigkeit 17Mbps. Mit dem weiter hinten liegenden 18. Platz und einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 11,63Mbps (D) bzw. 1,28Mbps (U) wird deutlich, dass in der Bundesrepublik noch Nachholbedarf besteht. Die Anschlussquote hierzulande beträgt 66%. (Zitiert aus DStGb-Newsletter).

Machen Sie doch mal eine Umfrage, wer die "bis zu" 16 MBit/s auch wirklich bekommt. Ich wette mit Ihnen um einen Meter Glasfaser, dass die meisten Telekom-Kunden irgendwo zwischen 8 und 12 MBit/s herumdümpeln. Bezahlen dürfen sie aber trotzdem den Preis für 16 MBit/s.

Außerdem behauptet er auch wiederum ohne Belege, dass es "einige wenige Vielnutzer" gibt, die deshalb unsolidarisch mehr Geld für den kommenden Ausbau bei der Telekom abliefern sollen. Der Anschluss als solcher hat doch überhaupt nichts damit zu tun, wie stark er genutzt wird! Meiner Meinung nach sollte der grundsätzliche Anschluss mit einer menschenwürdigen Geschwindigkeit für alle gleich viel kosten.

Ich bin gern bereit, für eine höhere Geschwindigkeit mehr zu bezahlen, aber eine Drosselung auf 384 KBit/s ist moderne Folter. Wenn sogar die veraltete Breitbandstrategie der Bundesregierung von 2010 ein Ziel von 1 MBit/s vorgibt, kann eine Drosselung auf 384 KBit/s nur ein schlechter Scherz sein.

In meinem ursprünglichen DSL-Vertrag (von 2004 etwa) steht auch drin, dass ich aufgrund "technischer Gegebenheiten" vielleicht nur 384 oder 768 KBit/s bekommen werde, aber trotzdem für 1 MBit/s bezahlen muss.

Ich kann die "technischen Gegebenheiten" nachvollziehen, weil ich mich ein bißchen für diese Technik interessiere, aber nicht die geschäftlichen Konsequenzen, die die Telekom daraus ableitet.

Die Konkurrenz z.B. bietet auf der gemieteten "letzten Meile" meistens höhere Geschwindigkeiten an, weil sie die Toleranzgrenze für die sog. "Dämpfung" aggressiver einstellen, auch wenn die Entfernung von der Basisstation (DSLAM) höher ist als jeweils vorgesehen. Das erlaubt höhere Geschwindigkeiten, kann aber zu gelegentlichen Ausfällen führen, wenn sich die beiden Gegenstellen erst wieder auf bestimmte Übertragungsmechanismen einstellen müssen (nennt sich "Re-Training"). Mir wären gelegentliche kurze Abbrüche lieber als dauerhaftes Langsamsurfen.

Auf die ländlichen Gebiete gehen Sie im Interview kaum ein. Es wird am Rand erwähnt, dass die Telekom sich insbesondere in Städten engagieren will, weil hier mit wenig Aufwand viel Rendite erzielt werden kann. Der Ausbau auf dem Land ist Ihrem Experten aber lediglich ein Schulterzucken wert. Die Gekniffenen sind aber hauptsächlich die Menschen auf dem Land! Die Landeier dürfen also mit langsamen Anschlüssen leben, sollen aber auch kräftig zahlen und sich solidarisch zeigen. Hört sich doch merkwürdig an, oder?

Das Ziel der Breitbandstrategie der Bundesregierung, bis Ende 2010 alle Haushalte flächendeckend mit Breitbandanschlüssen von mindestens 1 MBit/s zu versorgen, wurde verfehlt und wurde jetzt einfach in die Zukunft verlegt, außerdem mit Mobilfunk-Lösungen wie LTE krückenhaft geflickt. Leider haben die LTE-Anschlüsse denselben Nachteil, nur noch schlimmer: eine Zwangsdrosselung nach 10/15/30 GB im Monat (bei Telekom, Vodafone ähnlich), je nach Vertrag. Man kann einmalig für 14,95 nochmals Kontingent nachkaufen, aber dieses nachgekaufte Kontingent verfällt am Monatsende. Viele Kunden werden also nicht am 28. nochmals 14,95 bezahlen; das Geld wäre größtenteils zum Fenster hinausgeworfen.

Genau das ist aber nicht der Sinn einer deutschlandweiten Breitbandpolitik! Die sog. weißen Flecken auf dem Land hinken dann immer hinterher. Es klingt ja so toll, dass ich zu einem anderen Anbieter gehen könnte. Das ist insofern korrekt, als der "andere Anbieter" dann die letzte Meile von der Telekom anmietet. Das ist aber auch nur möglich, wenn diese letzte Meile nicht mit "DSL Vectoring" unter die alleinige Kontrolle der Telekom zurückgeholt wird. Die Kabelgesellschaften haben denselben Standpunkt wie die Telekom: ein neues Kabel wird nur vergraben, wenn sich genügend Interessenten finden. Mein Wohnort z.B. bekommt in den nächsten zehn Jahren sicherlich kein Kabel, und von Glasfaser kann ich nur träumen.

Insgesamt gesehen finde ich das Interview sehr schwach und einseitig und Sie hätten ruhig mit mehr Fakten kritischer nachfragen sollen. Außerdem würde ich gern wissen, ob Ihr interviewter Experte oder sein Institut irgendwelche finanziellen Beziehungen zur Telekom hat. Es soll ja vorkommen, dass Firmen Drittmittel an Unis geben und forschen lassen. Dann könnte ich dieses Hurra-Interview besser einordnen.
[Update 05.05.2013: Quelle für Zitat Breitbandstudie 18. Platz D eingefügt]

04.05.2013

Noch mehr Cyanogenmod im Haus

Ich wollte noch ein bißchen mehr mit Cyanogenmod experimentieren. Mein erstes Testgerät wurde mir ja von meiner Frau brutal entwendet zur Eigennutzung ...

Also hab ich vor einiger Zeit auf Google+ gefragt, welches Telefon in der unteren Preisklasse gebraucht empfehlenswert ist, wenn man mit CM spielen will.

Nach einigen Ausflügen in die Handygalerie der c't, wo man sehr schön die technischen Daten von fast allen auf dem Markt befindlichen Handys nachlesen kann, ist die Wahl auf das Optimus 2X P990 von LG gefallen, eines der ersten Modelle von LG mit Dualcore, verkauft ab 2011. LG hat zuverlässige Hardware, und als Produzent des Nexus 4 haben sie bei mir einen gewissen Vertrauensvorschuss ;). 800x480 nennt man mittlerweile "untere Mittelklasse"; vor zwei Jahren war das noch ein Hingucker in den damaligen Topmodellen Galaxy S und S2. Das P990 hat ein angenehmes Display, es ist aber nicht so knackig scharf wie die AMOLED-Bildschirme von Samsung (eigentlich hatte ich mich auf ein etwas älteres Samsung Nexus S i9020 mit AMOLED festgelegt, aber die haben nach wie vor recht hohe Preise). Das Gerät hat 5,5 GB freien Speicher (von 8 GB, naja ...) und einen SD-Slot bis 32 GB. Alles in allem recht nett.

Gestern kam das Gerät an und nach einem ersten Testlauf mit dem originalen Android 2.3.4 (brrr!), ob es einwandfrei funktioniert, fing ich mit dem Update an. Ich hatte mich letztes Wochenende schon schlau gemacht, was ich brauche, und hatte vor dem Monatsende hin die nötigen Dateien heruntergeladen (Flash-Programm für LG, CWM-Recovery, USB-Treiber, CM-Image, Google-Apps für JB 4.2.2). Ich wollte nicht den neuen Monat schon mit riesigen Downloads anfangen, das ist eine schlechte Hypothek bei LTE ;). Achtung beim Downloaden, unbedingt darauf achten, dass die Google-Apps auch wirklich für Jelly Bean 4.2.2 sind, die älteren (z.B. 4.2.1 oder 4.1.x) darf man nicht verwenden.

Einen kleinen Dämpfer hatte ich dabei schon, als ich feststelle, dass es kein "stable" CM 10.1 für das P990 gibt, sondern derzeit nur die "nightlies". Das sind tägliche Images, frisch aus dem Compiler, die nicht wirklich gründlich getestet sind. Aber der Entwickler der LG-Variante hat einen guten Ruf, also hab ich mich das getraut. Und zur Not kann man in den Foren von Cyanogenmod nachfragen. Die Anleitungen und Foren bei TeamAndroid finde ich auch recht gut.

Immerhin liefert LG für das P990 auch ein eigenes Android 4.0.4 aus, was schon nicht so schlecht ist ... dachte ich zuerst. Ich wollte aber unbedingt gleich das Update auf das neueste 4.2.2 durchführen und sparte mir das ganz. Später hab ich dann gelesen, dass diese Entscheidung sehr vernünftig war, weil nämlich nach dem offiziellen Update auf 4.0.4 der Bootloader des Telefons so verbarrikadiert ist, dass man nichts anderes mehr installieren kann. Das wiederum hätte ich so auch nicht erwartet ;(

Wie üblich muss man das Telefon rooten, damit man einen eigenen Bootloader (genauer gesagt: ein anderes Recovery-System mit den Funktionen zum Einspielen beliebiger eigener Android-ROMs) installieren kann.

Als ersten Schritt muss man zahlreiche USB-Treiber installieren, die zu den verschiedenen Modi passen, je nachdem, ob man das P990 im Recovery-, Emergency- oder normalen MTP-Modus startet. Es hilft auch, wenn man das Android-SDK zur Verfügung hat. In den "one click"-Tools ist meistens nur ein minimales ADB enthalten. Zur Not tut's das aber auch erstmal. Die USB-Treiber sollte man unbedingt alle vorher vorbereiten, das senkt den Streßfaktor, wenn es nötigt sein sollte, z.B. den Emergency-Modus aufzurufen.

Freundlicherweise gibt es mittlerweile fertige "one click"-Programme, in denen alles enthalten ist. Finde ich ziemlich cool ;). Ich habe mir also ein solches "one click CWM" besorgt und damit das Recovery-System "Clockwork Mod" installiert.

Nach dem Start des Recovery-Systems muss man die Daten- und Cache-Partition des Linux-Systems sowie den Dalvik-(JRE)-Cache löschen, weil das neuere Android auch eine neue Version der JRE mitbringt, die eine inkompatible (eben neuere) Bytecode-Version hat. Die gespeicherten alten Bytecodes der Apps müssen weggeworfen und beim Update wieder aus den APKs generiert werden (Stichwort dex/odex).

Das lief soweit gut, dann kam der erste Schreck: gemäß Anleitung hatte ich /data, /cache, /sdcard usw. gelöscht und neu formatiert. Dummerweise waren meine zu flashenden Images auf /sdcard gespeichert, ich hatte mir also gerade selbst den Boden unter den Füßen weggezogen ...

Das ist aber nicht weiter tragisch, weil ich über ADB vom PC aus die Images wieder auf das neuformatierte /sdcard schieben konnte. Mit "adb devices" kontrollieren, ob das Telefon erkannt wird (adb meldet "Recovery"). Danach mit "adb push CM-....zip /sdcard" und "adb push gapps-jb-...zip /sdcard" die Dateien auf's Telefon kopieren. Die Images bestehen aus zwei Dateien, zum Einen das CM-Image (ich habe das Nightly vom 29.04. installiert) und zum Anderen muss man die Google-Apps installieren, damit man den Play Store usw. zur Verfügung hat. Das Google-Apps-Paket ist nicht vollständig, GMail fehlt z.B., aber das gibt es ja dann im Play Store.

Danach hatte ich einen sehr langen Abend vor mir, weil nach dem Flashen von CM und GApps erst mal nichts mehr ging. Das Telefon hing in einer "Panik"-Anzeige mit zwei kleinen LG-Logos fest. Vom Milestone2 war ich gewohnt, dass der erste Bootvorgang sehr lang dauert (fast 30 Minuten). Ich bin also erstmal gelassen zum Abendessen gegangen und hatte erwartet, dass es bis danach fertiggestellt ist ... Pustekuchen!

Ich habe dann mehrere Versuche gebraucht, inklusive die Original-ROMs von LG zu flashen, was leider auch schiefging. Ich hatte mich schon gewundert, dass das Flashen der beiden ZIP-Dateien für mein Gefühl sehr schnell (zu schnell!) ging, aber das ist wirklich normal. Die Fortschrittsanzeige beim CM.ZIP  bleibt sehr lange leer, dann springt sie knapp in die Mitte, dann geht es langsam weiter und zum Ende hin macht die Anzeige nochmal einen Sprung. Das ist normal. Weiß ich jetzt zumindest ;). Beim Überspielen der Daten vom PC schafft die USB-Schnittstelle knapp 2 MB/s, aber das interne Kopieren scheint wesentlich schneller zu funktionieren, wenn die Daten mal auf dem Handy sind. Das CM-Image ist ca. 155 MB groß, die Google-Apps immerhin auch noch 95 MB. Da dauert allein das Kopieren vom PC mehrere Minuten.

Zum Schluss habe ich nochmals auf einem anderen PC alle USB-Treiber installiert, das CWM-Recovery neu geflasht, im Recovery-System alle Daten vom Telefon gelöscht, nochmals CM und GApps geflasht, und plötzlich ging es. Die Anzeige mit den zwei kleinen LG-Logos verschwand recht schnell und als dann das große blaue Logo von CM erschien, fiel mir ein ganzer Steinbruch vom Herzen. Puh!

Ich finde es absolut erstaunlich, wie robust die Android-Telefone konstruiert sind. Selbst wenn man sich das Recovery-System zerschießt, kann man noch in einem Emergency-Modus das Recovery neu überspielen und sich danach Schritt für Schritt weiter in Richtung auf ein funktionsfähiges Telefon vorarbeiten ;)

Der Apollo-Musikplayer im CM ist nicht ganz zuverlässig, bei Playlisten muckt er ein bißchen, und für das eingebaute UKW-Radio gibt es keine App. Da ich gern mal Radio höre, werde ich mich nochmal umschauen, ob es möglich ist, das mit einer App nachzurüsten. Im Play Store gibt es zwar eine, aber die ist ausdrücklich nur für Motorola gedacht. Moment, das bringt mich auf eine Idee ...

Zur Referenz:
  • Um das Emergency-System zu starten, muss man den Akku ausbauen, Kabel abziehen, beide Volume-Tasten drücken und das Kabel anstecken. Der PC erkennt dann das Telefon im "APX"-Modus und mit einem speziellen Programm kann man ein Recovery flashen.
  • Um ins Recovery zu booten, muss man ausschalten, Volume-Down und Einschaltknopf drücken und gedrückt halten. Zuerst erscheint ein weißes LG-Logo. Knöpfe weiter gedrückt halten. Erst Power loslassen, dann Volume, und erst, wenn hinter dem LG-Logo farbige Schleier erscheinen. Einige Sekunden später ist das Recovery-System benutzbar.
  • Das Recovery-System von LG führt einfach nur einen Werksreset durch. Es ist zwingend notwendig, ein Recovery wie CWM zu installieren, sonst kann man keine eigenen ROMs installieren.
  • Der automatische Update innerhalb Cyanogenmod funktioniert nicht. Das neue Image kann zwar heruntergeladen werden, aber es wird nicht automatisch geflasht. Man muss die Datei von /CMUpdater nach / (root) der SD-Karte verschieben und dann im Recovery-Modus manuell "install ZIP from SD-Card" anwählen. Und wieder den Nervenkitzel mitmachen, ob es klappt ;). Immerhin muss man beim Update der Nightlies nicht jedesmal alles löschen, das ist nur nötig, wenn sich die Android-Version ändert (vermutlich also wieder, wenn demnächst 4.3 erscheint).
[Update 20130505: das Telefon hat 5,5 GB Speicher und nicht 5,5 MB ;), und das ist auch kein RAM, sondern ein Flash-ROM]
[Update 20140814: Bild plötzlich kaputt]