22.01.2019

Datenklau und digitale Selbstverteidigung

Zum Datenklau vor einigen Wochen habe ich mir einige allgemeinere Gedanken gemacht und als Leserbrief aufgeschrieben. Leider ist mir bei den Links zu meinem Blog ein Fehler passiert: es wurde zweimal dieselbe URL abgedruckt. Hier im Blog ist es natürlich korrigiert.
[abgedruckt am 22.01.2019]

Der letzte Woche bekannt gewordene "Datenklau" verursacht bei den Betroffenen zu Recht große Empörung.
Hier werden private Informationen bekannt gemacht und die Opfer fühlen sich gefährdet.
Wer sofort nach den ersten Pressemeldungen schon Schuldzuweisungen zu treffen wagte, ob es nun staatliche Hacker aus China, Russland, Nordkorea oder anderen Ländern wären, schmückt sich zu Unrecht mit dem Titel "Experte". Im Internet ist es unglaublich einfach, falsche Fährten zu legen und in seinen Datenpaketen als Herkunft ein beliebiges Land vorzutäuschen. Am Ende war es dann ein Scriptkiddie aus Homberg. Oder vielleicht doch nicht?
Abgesehen davon finde ich die Reaktionen auf die Veröffentlichung der Daten sehr interessant.
Es hängt offensichtlich davon ab, wer betroffen ist. Der Staat und Firmen bedienen sich ganz ungeniert an persönlichen Daten und wollen immer mehr davon. Es wird gesammelt, was das Zeug hält, und wenn es nicht ausreicht, werden neue Gesetze und technische Möglichkeiten verlangt und geschaffen, wie z.B. die seit Jahren vom Bundesverfassungsgericht immer wieder abgelehnte Vorratsdatenspeicherung oder die Pkw-Maut. Aber andererseits müssen nur "ein paar Prominente" betroffen sein, und schon laufen die Sicherheitsbehörden Amok und das Harmloseste ist noch die Behauptung, dies wäre ein "Angriff auf die Demokratie".
Wer jetzt immer noch auf dem Standpunkt steht, er habe "nichts zu verbergen", sollte mal ganz genau hin schauen, wie die "Prominenten" jetzt eine Welle der Empörung vor sich her schieben. Natürlich hat jeder etwas zu verbergen. Es ist ganz normal, wenn man seine Privatsphäre für sich behalten will.
Nach bisherigem Stand wurde nicht bei Anbietern "eingebrochen" und abgeschöpft, sondern schlicht und einfach schlechte Passwörter geknackt oder erraten, um einzelne Daten von Benutzern abzugreifen.
Daraus sollten wir als Gesellschaft und Computernutzer mehrere Lehren ziehen:
  • nur Daten, die nicht im Internet sind, sind gute Daten ("think before you post").
  • wenn Daten denn unbedingt im Internet sein sollten, dann so wenig wie möglich davon (Datensparsamkeit).
  • Jede Datensammlung weckt Begehrlichkeiten und die Möglichkeit zum Diebstahl und Mißbrauch. Wehren wir uns als Gesellschaft weiterhin gegen die Vorratsdatenspeicherung! Auch der Staat darf nur die Daten besitzen, die unbedingt nötig sind (und nicht auf Vorrat).
  • Daten liegen im Internet auf fremden Computern ("Cloud"), denen wir nicht vertrauen dürfen.
  • Kommunikation sollte immer verschlüsselt sein.
  • Nicht auf Links in Emails oder im Chat klicken.
  • Passwörter möglichst lang und nicht erratbar wählen (keine Haustiere, Geburtstage, Kosenamen). Die Faustregeln über Sonderzeichen und das regelmäßige Wechseln sind Humbug. Länge ist Trumpf.
  • Alle Geräte müssen aktuelle Software verwenden. Wer jetzt noch Windows XP oder ein Smartphone mit Android 4 oder 5 verwendet, spielt mit dem Feuer.
Mehr Tipps zur Sicherheit in meinem Blog: hier und hier

Klimawandel zum x-ten Mal - Leserbrief

Und noch ein Leserbrief als Antwort auf einen notorischen Gegner der Forschung zum Klimawandel. Diesmal mit einem Hinweis, dass angeblich Hunderte von Einsteins Zeitgenossen seine Theorien ablehnten. Herr L. vergisst nur zu erwähnen, dass kein einziger dieser Kollegen wissenschaftlich in der Lage war, Einsteins Forschungen zu widerlegen. Ganz im Gegenteil - zahllose Experimente und Beobachtungen bestätigen seit mehr als 100 Jahren eindrucksvoll sowohl die Spezielle als auch die Allgemeine Relativitätstheorie.
[abgedruckt am 19.01.2019]

Herr L., Ihre Antwort auf meinen Leserbrief enthält wieder genau dieselben rhetorischen Tricks, mit denen Sie gern arbeiten. Sie picken sich eine einzelne Studie oder eine Zahl heraus und stützen darauf Ihre Argumentation. Und wenn das nicht klappt, weichen Sie zur Seite aus und bringen eine Anekdote, die keinerlei Erkenntnis bringt.
Es mag durchaus sein, dass Einstein zu seinen Lebzeiten auch kollegiale Zweifel erfahren hat. Zugegeben, es ist nicht ganz einfach, sich in die Konzepte der Speziellen und Allgemeinen Relativitätstheorie einzuarbeiten. Wer rechnet schon täglich mit Tensorfeldern?
Aber: es gibt keinerlei wissenschaftliche Forschung, die Einsteins Erkenntnisse widerlegen konnte. Hingegen gibt es unglaublich viele Experimente und Forschungen, die auf seinen Arbeiten basieren und diese immer wieder bestätigen. Zum Beispiel könnten wir ohne Einstein und die Relativitätstheorie keine GPS-Satelliten verwenden.
Das hat nichts mit "Demokratie" in der Wissenschaft zu tun, sondern es ist ein selbstverständlicher Vorgang, Ergebnisse anzuzweifeln. Allerdings muss man dann auch die Größe besitzen und zugeben, dass die Zweifel wissenschaftlich exakt ausgeräumt wurden oder der Gegenbeweis gescheitert ist. Genau darum geht es bei der Diskussion um den Klimawandel: je weniger Fakten, desto lauter und schriller, wie man ja leider an der Buchbesprechung von Thüne sieht.
Es gab und gibt wissenschaftliche Studien, die versucht haben, den Klimawandel zu widerlegen. Diese Studien beschränken sich auf winzige Aspekte des Themas oder wurden wenig später von der Fachwelt sämtlich zerlegt und widerlegt. Alle diese Versuche wiesen schwere methodische Mängel auf und dienen nur dazu, die Diskussion am Kochen zu halten, wie man auch an Ihnen leider immer wieder bemerkt.
Der Spiegel bemerkte dazu schon vor mehr als zehn Jahren: "'Wir haben ein Handlungsproblem, kein Erkenntnisproblem". Das Handlungsproblem rührt daher, dass zuviele Lobbyisten unterwegs sind und in die falsche Richtung Einfluss auf die Politik nehmen. Deutschland fällt leider in Brüssel seit Jahrzehnten immer wieder unangenehm auf, wenn es um die Verwässerung oder Verzögerung von Normen geht, die angeblich der Autoindustrie schaden.
Jeden Tag gibt es neue Schreckensmeldungen über die Auswirkungen des Klimawandels: die kalten Meereströmungen sind bald unumkehrbar erwärmt, die Antarktis verliert mehr Eis als je zuvor und die Wetterschwankungen werden immer extremer in beide Richtungen - wir erleben Dürre und Schneechaos.
Ich wiederhole gern meinen Lesetipp: 10 Fakten über den Klimawandel bei ZEIT Online.

21.01.2019

Grenzwerte bei Schadstoffbelastung - Leserbrief

Einmal mehr hat der emeritierte Professor L. zugeschlagen und einen Leserbrief geschrieben, in dem er sich über die unterschiedlich hohen Grenzwerte für NOx von 40 bzw. 950 µg/m³ Raumluft mokiert. Für einen Naturwissenschaftler ist es ein Armutszeugnis, nicht einmal eine Minute zu recherchieren, um zu verstehen, welche Bedeutung diese Unterschiede haben.

Herr L., ich verfolge seit einiger Zeit Ihren Kreuzzug gegen den Umweltschutz, sei es durch Verharmlosung des Klimawandels oder das Anzweifeln von Schadstoffgrenzwerten. 
Mag sein, dass Ihr Interesse an einem nachhaltigen Wirtschaften mit unserer Erde nicht besonders ausgeprägt ist - Sie sind emeritierter Professor, und eine Zukunft, die mehr als 20 oder 30 Jahre entfernt liegt, scheint Ihnen ziemlich egal zu sein. 
Ich hingegen bin ein paar Jährchen jünger, und ich halte es für wenig ratsam, wenn wir jetzt die vielleicht letzte Chance verpassen, für eine saubere(re) Umwelt zu sorgen. Der Temperaturanstieg seit Beginn der Industrialisierung ist messbar und wissenschaftlich längst nicht mehr umstritten. Es gibt nur noch ein paar wenige gallische Dörfchen (darunter eins mit Häuptling Föhnwelle), die versuchen, durch Ignorieren den Klimawandel weg zu wünschen. 
Genauso wie bei Ihren früheren Leserbriefen zum Thema Klimawandel versuchen Sie nun erneut mit halben Wahrheiten und unvollständigen Zitaten, das Problem der Stickoxide zu negieren und die Festlegung von Grenzwerten ins Lächerliche zu ziehen. Man kann definitiv über Messmethoden und Vorschriften diskutieren, aber das sollte objektiv geschehen und nicht durch zusammenhanglose Details. Ihre unbeholfene Argumentation zeigt, dass es nicht reicht, ein Fakt zu zitieren. Man muss den Kontext kennen, um die Höhe der Grenzwerte und die Begründung zu verstehen. Warum arbeiten Sie sich an zwei Zahlen ab, deren unterschiedliche Bedeutung sich so leicht recherchieren lässt, und Sie damit widerlegt werden? 
Der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Raumluft gilt in Außenbereichen und soll alle Bevölkerungsschichten schützen, auch besonders empfindliche Menschen, wie Kranke oder Kinder. 
Der andere Grenzwert von 950 µg/m³, den Sie nennen, gilt, wie man z.B. beim Umweltbundesamt leicht nachlesen kann, nur für bestimmte Arbeitsplätze und für einen begrenzten Zeitraum der Arbeitszeit, als Beispiel wird hier vom UBA genannt: "Arbeitsplatzgrenzwerte gelten nur für Arbeitende an Industriearbeitsplätzen und im Handwerk, bei denen aufgrund der Verwendung oder Erzeugung bestimmter Arbeitsstoffe eine erhöhte Stickstoffdioxid-Belastung zu erwarten ist. Stickstoffdioxid entsteht beispielsweise – bzw. wird verwendet – bei Schweißvorgängen, bei der Dynamit- und Nitrozelluloseherstellung oder bei der Benutzung von Dieselmotoren. (...) Der Wert gilt für gesunde Arbeitende an acht Stunden täglich und für maximal 40 Stunden in der Woche. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die berufsbedingt Schadstoffen ausgesetzt sind, erhalten zusätzlich eine arbeitsmedizinische Betreuung und befinden sich somit unter einer strengeren Beobachtung als die Allgemeinbevölkerung."
Auch wenn es immer wieder Verharmloser gibt, die die globalen Veränderungen als Folge der naturgegebenen Klimawechsel darstellen wollen, sind sich 99 % aller Klimaexperten und Wissenschaftler aus benachbarten Fachgebieten einig, dass die fortgesetzte Verbrennung von toten Dinosauriern und versunkenen Wäldern keine gute Idee ist. Wir stehen tatsächlich am Abgrund der Erderwärmung, und in wenigen Jahren ist der Temperaturanstieg unumkehrbar geworden. Es gilt, jetzt zu handeln und nicht durch verquere Argumentation Zeit zu verschwenden. 
Einen Lesetipp habe ich noch am Schluss: das Buch "Ausgebrannt" von Andreas Eschbach behandelt als Thriller das fiktive, aber nicht mehr unwahrscheinliche Thema "Was wäre, wenn die Ölfelder im Nahen Osten versiegen". Es ist sehr gut recherchiert und spannend geschrieben (Buchbesprechung online in meinem Blog).

18.01.2019

Eine Webseite mag Linux nicht

Manche Firmen sind einfach unglaublich ... doof.

Ich muss beruflich Lotus Notes benutzen (ein bißchen Mitleid bitte) und für verschlüsselte bzw. signierte S/MIME-Mails verwendet meine Firma Zertifikate von Symantec (mehr Mitleid bitte). Die laufen natürlich irgendwann ab und dann kommt eine Mail mit dem Hinweis, dass ich mein Zertifikat erneuern muss.

Kein großes Problem - ich gehe auf eine Webseite meiner Firma, die mich weiterleitet zu Symantec. Dort muss ich mich natürlich identifizieren, und wenn das erfolgreich war, müsste ich mein Zertifikat herunterladen können.

Tja, außer ich verwende einen Browser mit Linux. Dann passiert einfach gar nix mehr.

Vorschlag von den netten Kollegen: eine Windows-VM verwenden und dort im Browser Symantec aufrufen (noch mehr Mitleid bitte).

Meine alternative Lösung: ein Addon für den Browser, um den User Agent zu fälschen und Firefox/Windows vorzutäuschen.

Und Schwupps, es funktioniert.

Symantec hat also wirklich eine Browserweiche eingebaut, die bei Linux anderes Verhalten zeigt als bei Windows.

Ist das doof oder ist das doof?

07.01.2019

Immer noch der Klimawandel - Leserbrief

Erneut lässt sich der emeritierte Professor L. in einem Leserbrief zum Klimawandel aus.

In seinem letzten Leserbrief zitiert er eine "Buchbesprechung", die den Namen nicht verdient. Ein ehemaliger Fernsehmoderator schreibt auf der nicht für Neutralität bekannten Website "Tichys Einblicke" (ich verlinke absichtlich nicht) einen Verriss eines Buches, und aus Hinweisen auf diese Buchbesprechung wird dann ein Leserbrief.

In seinem vorigen Leserbrief war er noch ganz überzeugt von Dieselmotoren, schreibt aber dann nur ganz verschämt, dass er einen "MB GLC" fahre. Eigentlich könnte er sich doch trauen zu schreiben, dass er damit einen Mercedes Disco-Panzer meint, oder nicht?

Hier nun meine Antwort darauf.
[veröffentlicht am 24.12.2018]
Herr L., Ihre Antwort auf meinen Leserbrief enthält wieder genau dieselben rhetorischen Tricks, mit denen Sie gern arbeiten. Sie picken sich eine einzelne Studie oder eine Zahl heraus und stützen darauf Ihre Argumentation.
Wie Sie selbst feststellen, sind sich 97% aller Klimaexperten einig - mehr als 8.000 Studien stellen fest, dass der Klimawandel menschgemacht ist. Das globale Klima ist ein empfindliches Ding, das u.a. von Jetstreams in der Atmosphäre und weltweiten Meeresströmungen abhängt. Wissenschaftler sprechen von "Kippelementen", das sind Situationen, die eintreten und den Klimawandel so beschleunigen, dass ihn Menschen nicht mehr korrigieren können. Wir haben es jetzt zum letzten Mal in der Hand, das Ruder herum zu reißen. Die Schätzungen des IPCC zum Klimawandel, die Sie gelegentlich auch zitieren, werden in der Fachwelt noch als sehr konservativ eingeschätzt - das mag politische Gründe haben. Mir ist bei Studien die wissenschaftliche Methodik wichtig: eine Studie kann man anzweifeln. Wenn aber viele weitere Studien zum selben Ergebnis kommen, ist das schon ein sehr starkes Indiz.
Erschreckend finde ich, wenn Sie die Website "Tichys Einblicke" als Referenz benutzen; dort wimmelt es von rechten und sonstigen substanzlosen Verschwörungstheorien. Der Fernseh-Wettermoderator Thüne schreibt auf dieser Website Artikel, die vollkommen faktenfrei sind und nennt es Buchbesprechung, wenn er mit Schaum vor dem Mund den Autor angreift. Ein Beispiel: "In geradezu hochnotpeinlicher Eitelkeit dient ein zentraler Teil des Buches der Selbstdarstellung, der Pflege des eigenen Ich".
Das Zitat stammt von Tichys Website, aus der Besprechung eines Buches von H. J. Schellnhuber, der zu den weltweit renommiertesten Klimaexperten gehört. Eine Buchrezension eines TV-Sprechers, der vor 40 Jahren seine beste Zeit hatte und nichts besseres zu tun hat, als den Buchautoren ad hominem anzugreifen, kann man nicht ernst nehmen. Wer auf diese Weise persönlich wird, hat keine Sachargumente mehr. Wem billigen Sie mehr Glaubwürdigkeit zu? Einem Klimaforscher, der aktuell forscht und publiziert, oder einem Wettermoderator, der von 1971 bis 1986 im Fernsehen aufgetreten ist?
Sie befinden sich nebenbei in guter Gesellschaft, wenn Sie den Unterschied zwischen Klima und Wetter ignorieren. Donald Trump kennt ihn auch nicht. Von daher ist es sinnlos, wenn Sie bemerken, Computer könnten keine langfristige Wettervorhersage über den Klimawandel berechnen.
Lesetipp: 10 Fakten über den Klimawandel bei ZEIT Online (dort werden übrigens auch die Behauptungen von Thüne gründlich widerlegt).