11.11.2014

Tau zero - Poul Anderson - Buchbesprechung

Nach langer Zeit der Abstinenz hab ich mal wieder ein Buch aus der Kategorie "Hard SF" gelesen - also eine Science-Fiction-Geschichte mit harten physikalischen Fakten und einem streng wissenschaftlichen Hintergrund.

Vor längerem hatte ich eine Buchempfehlung gelesen und mir den Titel auf den Wunschzettel gesetzt - natürlich auf Englisch, wie meistens in letzter Zeit. Nur Eschbach lese ich im Original ;)

Dann dümpelte das Werk längere Zeit auf meiner Wunschliste herum, bis ich von Amazon ein Angebot bekam, das ich nicht ablehnen konnte: Kindle eBook für 1,62 € statt 5,99 € - das musste ich sofort kaufen. Vermutlich war genau das die Absicht von Amazon. Ich schätze, das mittlerweile die Kundenbeobachtung bei Amazon so gut ist, dass es individuelle Preise gibt, je nachdem, wie gerade Nachfrage, Lieferbarkeit etc. sind, und auch gelegentlich mal Lockangebote, um den Kunden fester zu binden. Warum fällt mir da auf, dass das fast so klingt wie "Ein Ring, sie zu ..."? ;)

Zurück zum Buch: es liest sich recht geschmeidig. Anderson hat einen sehr fluffigen, blumigen Stil, daran muss man sich erst gewöhnen. Es besteht aus knapp 20 Kapitelchen und insgesamt um die 200 Seiten. Er ist sprachlich umständlicher als z.B. Pratchett, und in Hard SF ist wenig Platz für Humor, und erst recht für Sex. Er wird zwar angedeutet, weil's vage zum Thema des Buchs passt, aber da das Buch 1970 geschrieben wurde, ist in der Richtung sonst nicht allzuviel zu erwarten - muss aber auch nicht.

Anderson hat auch einige humorige Geschichten geschrieben, die mir gut gefallen haben, aber "Tau Zero" ist von ganz anderem Kaliber. Es geht um nichts anderes als das gesamte Universum, sein Ende und den (vermutlichen) Neuanfang mit dem nächsten Urknall ("Big Bang"). Die Anspielung auf Douglas Adams spare ich mir hier ;)

Die Geschichte folgt dem Postulat von Einstein, dass sich nichts schneller als das Licht bewegen kann. Stattdessen wird ein Raumschiff angetrieben von der "Bussard-Engine", mit dem ein Raumschiff permanent beschleunigt werden kann, so dass sich seine Geschwindigkeit der Lichtgeschwindigkiet beliebig nah annähert, und diskutiert sehr ausführlich die relativistischen Effekte, die dabei auftreten. Der Titel des Buchs besteht aus dem griechischen Buchstaben, mit dem der "Abstand" zur Lichtgeschwindigkeit gemessen wird (tau), und "zero" beschreibt, dass dieser Abstand kaum messbar ist.

Der Antrieb des Raumschiffs besteht aus zwei Teilen: einem zum Beschleunigen und einem zum Abbremsen. Nach mehreren Monaten Flug, in denen das Schiff schon extrem schnell fliegt, kommt es zu einem Unfall. Ein kleiner Gasnebel ("Nebulina") wird durchflogen, und dabei wird die Bremseinrichtung beschädigt. Das Raumschiff kann also noch weiterfliegen, aber wird nicht mehr anhalten können. Im Flug kann auch kein Außeneinsatz durchgeführt werden, weil die harte Röntgenstrahlung sofort tödlich wäre - und das sogar zweifach. Der Antrieb selbst gibt Strahlung ab, und bei dieser hohen Geschwindigkeit ist schon das gelegentliche Partikel im Vakuum ebenfalls tödlich durch die Strahlung beim Zusammenstoß und durch den Doppler-Effekt. Da sich die "Bussard-Engine" aus genau diesen bei hohen Geschwindigkeiten gar nicht mehr so gelegentlichen Partikeln speist, ist es weder innerhalb der Galaxis noch im Leerraum zwischen Galaxien möglich, den Antrieb abzuschalten und im freien Fall eine Außenreparatur vorzunehmen.

Die Lösung ist so pragmatisch wie ungeheuerlich: das Raumschiff muss immer weiter beschleunigen, bis es den Leerraum zwischen Galaxienclustern erreicht, wo es so gut wie keine Teilchen gibt, die die Menschen beim Außeneinsatz durch die Strahlung töten könnten. Da der Leerraum zwischen Clustern mehrere Hundert Millionen Lichtjahre entfernt ist, muss "Tau" immer kleiner werden, damit das Ziel zu Lebzeiten der Raumfahrer erreicht werden kann. Die Schlussfolgerung daraus ist natürlich, dass das Raumschiff sich zeitlich aus der Menschheitsgeschichte verabschiedet: für einen Außenstehenden vergehen ja diese Hunderte von Millionen von Jahren tatsächlich, die das Raumschiff benötigt, um dorthin zu gelangen.

Breiten Raum nimmt in der Geschichte ein, dass sich die Raumfahrer von ihrer Ursprungswelt entfremden, weil auf einem Raumschiff die Zeit langsamer vergeht (Zeitdilatation). Einer der Raumfahrer ist von einem früheren Flug zurückgekehrt, und für ihn sind nur 11 Jahre vergangen, obwohl er 29 Lichtjahre zurückgelegt hat - auf der Erde sind schon seine Enkel unterwegs, obwohl er biologisch selbst noch sehr jung ist. Natürlich ist das Raumschiff eben doch 29 Jahre lang geflogen, aber die Zeit an Bord vergeht langsamer, nicht nur "gefühlt", sondern ganz realistisch. Ein Besatzungsmitglied könnte also subjektiv davon sprechen, dass sie mit Überlichtgeschwindigkeit geflogen sind. Kaum thematisiert wird, dass die Masse des Raumschiffs immer stärker zunimmt, je mehr es beschleunigt. Irgendwann müsste also das Raumschiff soviel Energie aufgenommen haben, dass es quasi beim Durchfliegen einer Galaxie deren gesamte Masse "auffrisst" und zur weiteren Beschleunigung verwendet.

Sehr schön finde ich, dass physikalische Effekte wie Rotverschiebung, Inertialsysteme, Parallaxenverschiebung, die Beobachtung der Außenwelt aus einem mit hoher Geschwindigkeit fliegenden Raumschiff und ähnliches sehr gut und nachvollziehbar beschrieben werden. Man merkt, dass Anderson studierter Physiker ist.

In anderen Kritiken wird bemängelt, dass sich das Buch sehr stark mit der Psyche der Besatzung beschäftigt, mit den 50 Personen, die zu einem 11 Lichtjahre entfernten Sonnensystem reisen sollen, um dort bei Auffinden eines geeigneten Planeten als Siedler dauerhaft dort zu bleiben. Ich finde im Gegenteil, dass es einer der Glanzpunkte des Buches ist, dass es eben nicht bei der kalten technischen Beschreibung des Flugs stehenbleibt, sondern sich sehr intensiv damit auseinandersetzt, wie sich Menschen in einer Krise verhalten, und diese Krise ist eigentlich die schlimmste denkbare, die ein lebender Mensch sich vorstellen kann - der Bruch mit der gesamten, restlichen Menschheit. Dabei treten kleine Diktatoren, Gewaltausbrüche, Schwangerschaften und Betrug genauso auf wie Heldentum - Anderson ist ja eher berüchtigt für archetypische, klischeehafte Persönlichkeiten. Insofern enthält das Buch auch keine detaillierten Charakterstudien und Hintergründe der einzelnen Personen, sondern eher distanzierte Beschreibungen der Verhältnisse zwischen den einzelnen Protagonisten. Persönliche Eigenschaften oder vergangene Erlebnisse werden nur ganz kurz angerissen.

Kleinere Krisen in der Besatzung treten auf, als bestimmte räumliche oder zeitliche "Marken" erreicht werden, wie z.B. das Verstreichen von 10.000 Jahren, oder das Durchfliegen des Milchstraßenzentrums, das Verlassen der Milchstraße und schließlich das Verlassen unseres lokalen Clusters, zu dem z.B. auch Andromeda und die Magellan'schen Wolken gehören.

Ich verderbe niemandem den Genuss, wenn ich verrate, dass der Antrieb tatsächlich repariert werden kann, aber danach treten neue Schwierigkeiten auf: das Raumschiff ist so schnell, dass es nicht rechtzeitig genug abbremsen kann, um in einer Galaxis einen besiedelbaren Planeten aus der Ferne anzumessen und anzusteuern.

Die finale Lösung hat mir nicht gefallen: das Raumschiff "überlebt" nach mehr als Hundert Milliarden Jahren Flug das Ende unseres Universums, indem es "Abstand" zum Nukleus des entstehenden nächsten Universums hält, und dann seine Geschwindigkeit so anpasst, dass es mit den neu entstehenden Galaxien "Schritt hält", so dass eine geeignete, besiedelbare  Welt gefunden werden kann, die etwa die Eigenschaften der Erde hat. Da der Urknall voraussetzt, dass Raum, Zeit und Energie gerade erst aus einer Singularität entstehen, kann das Raumschiff eigentlich keinen "Abstand" zum Nukleus halten, da der Raum selbst wieder kontrahiert bis zum unbeschreiblichen "Nichts", in dem keine physikalischen Regelmäßigkeiten gelten. Es gibt keinen Raum mehr, innerhalb dessen sich das Raumschiff bewegen kann. Die gängige Theorie ist, dass der Kosmos vollständig in sich zusammenstürzt und das Konzept "Abstand" sinnlos wird.

Diese Inkonsistenz in einem ansonsten kosmologisch sehr präzise beschriebenen Werk hinterlässt einen etwas schalen Geschmack am Ende. Nachdem ich die Buchempfehlung gelesen hatte, habe ich mir schon selbst überlegt, was ein plausibles Ende wäre, und ich bin zu einer ganz anderen Vermutung gekommen. Ich hatte erwartet, dass das Raumschiff selbst zum Kern des Urknalls wird, weil es eben bei seinem langen Flug die gesamte Masse des bisherigen Universums in sich aufgenommen hat.

Das "Überleben" des Urknalls ist auch in einer anderen Serie schon mal Thema gewesen, nämlich bei den "Terranauten", einer leicht grün angehauchten SF-Serie aus den Achtziger Jahren, die leider mit Band 99 und nach einigen Taschenbüchern eingestellt wurde.

Passend zum Gigantismus gibt es zum Schluss ein Happy End, und die Siedler landen auf einer sehr erdähnlichen Welt.

Eine ehrliche Leseempfehlung kann ich nur abgeben für wissenschaftlich interessierte Menschen, die genug Vorstellungsvermögen haben und ein bißchen Vorbildung in Relativitätstheorie haben (nicht die Mathematik, aber die gedankliche Konstruktion dahinter). Wenn das gegeben ist, macht das Buch richtig Spaß.

10.11.2014

Die Pkw-Maut kommt ... und die Überwachung gleich mit

Leserbrief zum Thema Pkw-Maut in Deutschland (veröffentlicht am 08.11.2014)

Jetzt kommt also eine neue Form von Vorratsdatenspeicherung durch die Hintertür.

Das, was 2002 mit der Einführung der Lkw-Maut ausdrücklich gesetzlich verboten wurde, soll jetzt durch die Hintertür wieder Realität werden.
Damals wurde dem Datenschutz Rechnung getragen und ins Mautgesetz geschrieben, dass die erhobenen Daten zu keinem anderen Zweck verwendet werden dürfen.
Das heutige "Bundesfernstraßenmautgesetz" enthält ein ausdrückliches Auskunftsverbot, auch ein Gerichtsbeschluss ist nicht möglich!
Kritiker haben aber damals schon befürchtet, dass diese Vorschrift demnächst sicherlich aufgeweicht werden würde.
Und zack! Schon ist es passiert. Zwar später als befürchtet, aber dafür um so schrecklicher.

Denn jetzt sollen für 13 Monate die Bewegungsdaten aller Pkw aufgezeichnet werden, die deutsche Autobahnen benutzen.
Das ist genau das, was das Bundesverfassungsgericht gerade neulich verboten hat: die anlasslose massenhafte Speicherung von persönlichsten Daten.

Was anderes stellt es dar, wenn jede Benutzung einer Autobahn gespeichert wird? Man erhält ein Bewegungsprofil jedes Autofahrers über mehr als ein Jahr hinweg.
Jetzt sollen also nicht Lkw fotografiert und gescannt werden, die immer zahlungspflichtig sind, sondern jede Fahrt, ob nun privat oder geschäftlich.
Und wer sitzt in den Startlöchern und freut sich? Natürlich die üblichen Verdächtigen, allen voran Herr Ziercke, der Chef des BKA.
All die Scharfmacher und Schlapphüte jubeln, dass nun endlich eine weitere Hürde fällt und noch mehr Überwachung eingeführt werden kann.

Und wozu dieser geschätzt 337 Millionen Euro teure Irrsinn? Damit nach Ablauf eines Jahres berechnet werden kann, ob ein Autofahrer eine kleine Rückerstattung auf seine Kfz-Steuer bekommen kann, falls er im vergangenen Jahr keine mautpflichtigen Strecken befahren hat. Das Datenschutzgesetz sieht ausdrücklich die Pflicht zur Datensparsamkeit vor. Geschätzte 99% aller Autofahrer werden keine Rückerstattung bekommen. Wozu also diese gigantische Datensammlung?

Es muss für ungefähr 300 Mio. Euro die Maut-Software geändert werden (keine Maut für Feuerwehr, Polizei, Elektroautos, usw.) und es müssen mehrere Hundert neue Stellen für die bürokratische Abwicklung in diversen Ämtern geschaffen werden.

Eine Aufklebe-Vignette einzuführen, wie es Österreich und die Schweiz vormachen, wäre zu einfach für ein Hightech-Land wie Deutschland, das sich schon bei der Einführung der hochkomplizierten Mautbrücken international lächerlich gemacht hat und das nicht mit den Toll-Collect-Betreiberfirmen um Schadenersatz für die 16-monatige Verspätung streiten mag. Es geht ja auch nur um 7,5 Milliarden Euro Schadenersatz, das sind doch Peanuts im Vergleich zu den vielleicht möglichen (!) Einnahmen von ca. 500 Millionen Euro jährlich aus der neuen Pkw-Maut.

Ich geh dann mal auf dem Amt nach dem Passierschein A38 fragen ... Vielleicht reicht der ja für meine nächste Fahrt nach Frankfurt.

04.11.2014

Teenage mutant Ninja turtles - 3D

Ich war mal wieder im Kino, diesmal nicht mit meinem Lieblingskinobegleiter und Nachbarn, der schon gelegentlich mal hier erwähnt wurde, sondern mit Kind 2 und einem Übernachtungsgast. Warum wir diesen Gast hatten, ist eine andere Geschichte, die ich demnächst mal erzähle.

Eigentlich wollte ich ja schon lang in diesen Film gehen, seit ich die erste Vorschau gesehen habe. Allein - das Image war's, das mir Sorgen machte. Wie kann ich in einen Film gehen, der im Ruf steht, für eine deutlich jüngere Generation gedreht worden zu sein, ohne aufzufallen?

Genau wie beim Justin Bieber-Konzert mit Kind 1 musste also ein Vorwand her, und der Übernachtungsgast für meinen Sohn kam da gerade passend - die zwei wollten nämlich auch gern den Film sehen.

Gesagt, getan - drei Karten für die 3D-Variante im Gießener Kinopolis reserviert - und das sogar mit Atmos-Surround-Sound. Juhu ;)

Kurz gesagt: ein toll gemachter Film mit viel Action und Bumms, tolle Computergrafik, unglaublicher Sound. An die Handlung und die Planung der Bösewichte darf man keine allzu großen Ansprüche stellen. Man sollte einfach die Action genießen ;). Den 3D-Effekt fand ich gelinde gesagt unaufdringlich. Man könnte auch anders formulieren: wenn man die Wahl hat, kann man auch ohne Verlust die preiswerte Variante wählen und auf 3D verzichten.

Ganz kurz zur Handlung: vor ca. 15 Jahren forschte ein Wissenschaftler an einem Universalmedikament zur Heilung von Krankheiten, z.B. für einen hypothetischen Angriff auf New York mit biologischen Kampfstoffen. Als ihm klar wurde, dass sein Chef Sacks diese Forschung nur durchführte, um einen solchen Angriff durchzuführen und dann mit dem Heilmittel Geld zu scheffeln, vernichtete er alle Unterlagen, setzte das Labor in Brand und starb unter ungeklärten Umständen.

Die Heldin April O'Neal war damals noch ein Kind und spielte häufig Reporterin im Labor (ja ja ...) mit einer Videokamera. Als der Brand ausbrach, rettete sie 4 Schildkröten und eine Ratte, die gerade vorher mit einer Probe des Mutagens behandelt worden waren. Natürlich sind diese Schildkröten und die Ratte die eigentlichen Helden des Films und kämpfen gegen die Bösewichte, den Chef der Firma, und seinen heimlichen Mentor, einen japanischen Senzei namens "Shredder", der im Lauf des Films von Sacks ein Exo-Skelett bekommt, also eine robotische Rüstung, die seine Kräfte verstärkt. Die Ratte und die Schildkröten erlernen mit einem zufällig in der Kanalisation gefundenen Lehrbuch asiatische Kampftechniken und schaffen auf diese Weise enorme akrobatische Kunststücke. Sehr sehenswert ;)

Bevor April klar wird, dass Sacks zu den Bösen gehört, verrät sie ihm leider, dass die Schildkröten noch leben. Darauf lässt er sie fangen und versucht, das Mittel aus ihrem Blut zu extrahieren. Die Befreiungsaktion und die Flucht mit einem Truck über verschneite Wege ist klasse gemacht.

Der Showdown des Films spielt auf dem Dach eines Wolkenkratzers, und mit viel Mühe gelingt es (natürlich), Shredder zu besiegen und die Freisetzung des Giftgases zu verhindern. Am Ende des Films scheint er aber trotz Sturz vom Hochhaus noch zu leben, was die Möglichkeit einer Fortsetzung eröffnet ;)

03.11.2014

Hideout - Andreas Eschbach - Buchbesprechung

Gerade gestern habe ich ein älteres Buch von Andreas Eschbach fertig gelesen, nämlich den zweiten Teil seiner Trilogie um die "Kohärenz".

In dieser Trilogie, die eigentlich als Jugendbuch vermarktet wird, geht es darum (wie ich schon in meiner Buchbesprechung zum ersten Teil schrieb), dass Menschen Chips eingepflanzt bekommen und dadurch Teil einer Gemeinschaftsintelligenz werden.

Durch die Vereinheitlichung verlieren sie größtenteils ihre Gefühle und werden zu etwas "Unbeschreiblichem", einem Bewußtsein, das durch den Gleichklang aller Gehirne erst zu sich selbst findet.

Diese Absorption allen Individualismus' ist natürlich ein totaler Widerspruch zum heutigen - zumindest westlichen - Menschenbild der freien Entfaltung und der Freiheit des Einzelnen. Aber das habe ich alles schon zum ersten Teil geschrieben.

Der zweite Teil einer Trilogie ist immer eine undankbare Geschichte - es muss irgendwie weitergehen, die Spannung muss gehalten werden, aber es darf noch nix so Wesentliches passieren, weil der große Showdown ja erst im dritten Teil geschieht.

Andererseits finden viele Fans den zweiten Teil von Star Wars "Das Imperium schlägt zurück" ja richtig gut ;)

Wie auch immer, Eschbach hat auch - für einen zweiten Teil ;) - ein tolles Buch geschrieben. Ich habe es an zwei Tagen gelesen und konnte es kaum weglegen. Unbedingte Leseempfehlung!

Noch mehr als der erste Teil ist dieses Buch eine Mischung aus "Roadmovie" und "Coming of age", wie es Neudeutsch heißt ... Der siebzehnjährige Christopher erlebt seinen ersten Kuss und macht sich tatsächlich Gedanken über zwischenmenschliche Beziehungen. Er will dazulernen, realisiert also, dass seine Begabung ihn bislang davon abgehalten hat, sich stärker für andere Menschen zu interessieren. Road movies an sich finde ich ziemlich uninteressant, aber zum Glück fasst sich Eschbach hier ziemlich kurz. Die verschiedenen Gruppen legen zwar enorme Wege zurück, und es fallen auch Namen diverser amerikanischer Bundesstaaten, aber das wird nicht endlos ausgewalzt.

Inhaltlich passiert auch einiges, allerdings fühlt es sich eher nach weiteren Bausteinen an, die erst im dritten Teil richtig zur Geltung kommen: Sein Vater erwacht nach der Entfernung seines Chips aus dem Koma und berichtet, dass er Christophers Chip tatsächlich manipuliert hat - er hat unmittelbar vor dem Einpflanzen zwei Kontakte beschädigt. Christopher bemerkt, dass die Kohärenz es geschafft hat, bei den kurzen Kontakten ins Mobilfunknetz einen Virus in seinen Chip einzuschleusen, so dass er nicht mehr einschlafen darf, solange ein Netz erreichbar ist, wenn er nicht "übernommen" werden will. Chris kann mit Hilfe eines anderen Hackers namens "Pentabyte-Man" den Schaltplan des Biochips aus einem Server in Korea stehlen. Er analysiert den Plan und glaubt, wirklich eine Schwachstelle gefunden zu haben. Er kann außerdem eine Bluetooth-Verbindung zu seinem eigenen Chip herstellen. Zum Ende des Buchs lässt er sich einen zweiten Chip in die Nase einpflanzen, der ebenso manipuliert ist wie der erste. Er glaubt, dass der virusverseuchte und der zweite Chip zusammen eine Möglichkeit ergeben, ins Netz zu gehen, ohne von der Kohärenz entdeckt zu werden. Tatsächlich schafft er es, auf diese Weise Serenity und ihre Freundin Madonna Two Eagles zu retten.

Obwohl Eschbach selbst eine Zeitlang in der IT-Branche gearbeitet hat, unterlaufen ihm peinliche Fehler bei Kleinigkeiten: im ersten Teil habe ich ja schon die Verwechslung von Silikon und Silizium kritisiert, hier im zweiten Teil nennt er den anderen Hacker hartnäckig "Pentabyte-Man", obwohl die Maßeinheit für die Datenmenge in "Petabyte" (ohne n) gemessen wird, wie man z.B. in der Wikipedia nachlesen kann. Zumal auch noch lang und ausführlich erklärt wird, dass es nicht einfach ein Fantasiewort sein soll, das der Hacker sich aussucht, sondern seinen Ursprung in der Datenmenge hat, in der der Pentabyte-Man sein ganzes Leben auf Video aufzeichnet. In einer Amazon-Kritik spekuliert jemand, dass dies absichtliche Eastereggs sind, die Eschbach in seinen Büchern versteckt, aber daran glaube ich nicht.

Man könnte jetzt spekulieren, dass Chris selbst einen Virus entwickelt und in die Chips der Upgrader einschleust, der einfach nur alles abschaltet. Mal schauen ...

Das Buch enthält auch einen Teaser-Text für den dritten Teil "Timeout" - ich bin gespannt ;)

02.11.2014

Fahrtkostenübernahme im Wetteraukreis - Leserbrief

Mein letzter Leserbrief zur aktuellen Entwicklung der unendlichen Gescehichte über die Fahrtkosten (veröffentlicht am 22.10.2014). Demnächst kommt bestimmt noch mal ein Bericht über den Ausschuss zur Akteneinsicht.

Leserbrief zur Fahrtkostenübernahme der VGO
Respekt vor dem vorläufigen Friedensangebot von Kreis und VGO!
Eigentlich wollte ich kritischer schreiben und die ungebührliche Gebühr von 150 € zum Thema machen, aber die Entwicklung seit Ende September hat mich in Maßen durchaus positiv überrascht, auch wenn damit noch nicht alles beendet ist - bei weitem nicht.
Schade finde ich, dass der Schuldezernent Betschel-Pflügel als Sündenbock herhalten muss. Hier hat sich die gesamte Politik seit der Kreistagssitzung im Juli nicht gerade mit Ruhm bekleckert, und so eindeutig perfekt hat sich die VGO nicht verhalten, wie der Landrat es damals schon darzustellen versucht hat. Nach Meinung mehrerer Juristen sind die Bescheide unvollständig und fehlerhaft und der Widerspruch dagegen absolut gerechtfertigt gewesen.
Der Betrag von 150 € ist eine stolze Summe für zwei Arbeitsstunden eines Sachbearbeiters, selbst wenn man sachferne Kosten wie Abschreibungen etc. mit einrechnet.
Mir fehlt in der Maßnahme des Kreises aber noch das Angebot, die Unterzeichner der (mindestens) zwei Unterschriftenlisten, von Wölfersheim und Bad Vilbel, aus der Verantwortung zu entlassen.
Nach wie vor finde ich es äußerst bemerkenswert und juristisch gelinde gesagt spitzfindig, die Unterschriftenlisten mit mehr als 2.000 Unterstützern genauestens zu überprüfen. Aus unerfindlichen Gründen wurde beschlossen, dass eine Solidaritätsbekundung auf einer Liste nicht nur eine Meinungsäußerung gemäß Grundgesetz Art. 5 ist, sondern auch ein rechtswirksamer Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid.
Zumindest die Unterschriftenliste der Melbacher enthält definitiv nicht das magische Wort "Widerspruch", wie Hr. Arnold suggerieren will (er hat allerdings nicht ausdrücklich die Melbacher Liste erwähnt). Unser vollständiger Text lautet: "Wir fordern die VGO auf, ihre Entscheidung zurückzunehmen, den Schulweg von Melbach nach Wölfersheim als ungefährlich einzustufen. Dieser Schulweg stellt definitiv eine Gefahr dar!". Inwiefern die VGO oder der Kreis daraus einen persönlichen und individuellen "Widerspruch" konstruieren wollen, erschließt sich mir nicht.
Abgesehen davon erwarte ich weiterhin, dass es bei der Bewertung der Schulwege eine vernünftige und nachvollziehbare Liste von Kriterien gibt, und dass die VGO bzw. der Kreis festlegen und veröffentlichen, welcher Schulweg denn überhaupt für die jeweiligen Schüler relevant ist. Denn ausschließlich der vorgeschriebene Schulweg ist durch die gesetzliche Unfallversicherung abgedeckt, und es war bislang nicht erkennbar, ob die VGO diesen Aspekt berücksichtigt hat.