21.01.2019

Grenzwerte bei Schadstoffbelastung - Leserbrief

Einmal mehr hat der emeritierte Professor L. zugeschlagen und einen Leserbrief geschrieben, in dem er sich über die unterschiedlich hohen Grenzwerte für NOx von 40 bzw. 950 µg/m³ Raumluft mokiert. Für einen Naturwissenschaftler ist es ein Armutszeugnis, nicht einmal eine Minute zu recherchieren, um zu verstehen, welche Bedeutung diese Unterschiede haben.

Herr L., ich verfolge seit einiger Zeit Ihren Kreuzzug gegen den Umweltschutz, sei es durch Verharmlosung des Klimawandels oder das Anzweifeln von Schadstoffgrenzwerten. 
Mag sein, dass Ihr Interesse an einem nachhaltigen Wirtschaften mit unserer Erde nicht besonders ausgeprägt ist - Sie sind emeritierter Professor, und eine Zukunft, die mehr als 20 oder 30 Jahre entfernt liegt, scheint Ihnen ziemlich egal zu sein. 
Ich hingegen bin ein paar Jährchen jünger, und ich halte es für wenig ratsam, wenn wir jetzt die vielleicht letzte Chance verpassen, für eine saubere(re) Umwelt zu sorgen. Der Temperaturanstieg seit Beginn der Industrialisierung ist messbar und wissenschaftlich längst nicht mehr umstritten. Es gibt nur noch ein paar wenige gallische Dörfchen (darunter eins mit Häuptling Föhnwelle), die versuchen, durch Ignorieren den Klimawandel weg zu wünschen. 
Genauso wie bei Ihren früheren Leserbriefen zum Thema Klimawandel versuchen Sie nun erneut mit halben Wahrheiten und unvollständigen Zitaten, das Problem der Stickoxide zu negieren und die Festlegung von Grenzwerten ins Lächerliche zu ziehen. Man kann definitiv über Messmethoden und Vorschriften diskutieren, aber das sollte objektiv geschehen und nicht durch zusammenhanglose Details. Ihre unbeholfene Argumentation zeigt, dass es nicht reicht, ein Fakt zu zitieren. Man muss den Kontext kennen, um die Höhe der Grenzwerte und die Begründung zu verstehen. Warum arbeiten Sie sich an zwei Zahlen ab, deren unterschiedliche Bedeutung sich so leicht recherchieren lässt, und Sie damit widerlegt werden? 
Der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Raumluft gilt in Außenbereichen und soll alle Bevölkerungsschichten schützen, auch besonders empfindliche Menschen, wie Kranke oder Kinder. 
Der andere Grenzwert von 950 µg/m³, den Sie nennen, gilt, wie man z.B. beim Umweltbundesamt leicht nachlesen kann, nur für bestimmte Arbeitsplätze und für einen begrenzten Zeitraum der Arbeitszeit, als Beispiel wird hier vom UBA genannt: "Arbeitsplatzgrenzwerte gelten nur für Arbeitende an Industriearbeitsplätzen und im Handwerk, bei denen aufgrund der Verwendung oder Erzeugung bestimmter Arbeitsstoffe eine erhöhte Stickstoffdioxid-Belastung zu erwarten ist. Stickstoffdioxid entsteht beispielsweise – bzw. wird verwendet – bei Schweißvorgängen, bei der Dynamit- und Nitrozelluloseherstellung oder bei der Benutzung von Dieselmotoren. (...) Der Wert gilt für gesunde Arbeitende an acht Stunden täglich und für maximal 40 Stunden in der Woche. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die berufsbedingt Schadstoffen ausgesetzt sind, erhalten zusätzlich eine arbeitsmedizinische Betreuung und befinden sich somit unter einer strengeren Beobachtung als die Allgemeinbevölkerung."
Auch wenn es immer wieder Verharmloser gibt, die die globalen Veränderungen als Folge der naturgegebenen Klimawechsel darstellen wollen, sind sich 99 % aller Klimaexperten und Wissenschaftler aus benachbarten Fachgebieten einig, dass die fortgesetzte Verbrennung von toten Dinosauriern und versunkenen Wäldern keine gute Idee ist. Wir stehen tatsächlich am Abgrund der Erderwärmung, und in wenigen Jahren ist der Temperaturanstieg unumkehrbar geworden. Es gilt, jetzt zu handeln und nicht durch verquere Argumentation Zeit zu verschwenden. 
Einen Lesetipp habe ich noch am Schluss: das Buch "Ausgebrannt" von Andreas Eschbach behandelt als Thriller das fiktive, aber nicht mehr unwahrscheinliche Thema "Was wäre, wenn die Ölfelder im Nahen Osten versiegen". Es ist sehr gut recherchiert und spannend geschrieben (Buchbesprechung online in meinem Blog).

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