28.03.2013

Motorola Milestone2 mit Android 4.1.2 (CM10)

Wow, ich bin begeistert. Das hätte ich der alten Dame gar nicht zugetraut, dass sie mit Android 4.1.2 so eine gute Figur macht! Aber von vorne ... latürnich.

Ich habe vorhin das Motorola-Handy meiner Frau von Android 2.3.4 auf 4.1.2 upgedatet. Da es von Motorola keine eigene Version von Android 4 für das MS2 gibt, habe ich auf das Ergebnis einiger fleißiger Programmierer vom "CyanogenMod"-Team zurückgegriffen.

Ich bin begeistert, wie geschmeidig das Telefon mit der (fast) neuen Android-Version flutscht. Natürlich kann es von der Aktualität nicht mit den Nexus-Modellen mithalten, die von Google vollautomatisch neue Versionen erhalten.

Andere Hersteller bauen noch ihre eigenen Anpassungen wie "TouchWiz" oder "Sense" ein und müssen das wohl noch weltweit von den Telefonfirmen abnehmen lassen, bevor sie es als Update verteilen. Ich persönlich bevorzuge die schnellen Updates für Google Nexus-Modelle ;). Umgekehrt finde ich die meisten Erweiterungen und Anpassungen eher misslungen, MotoBlur ist hier in meinen Augen ein prominentes Beispiel.

Zuerst war ich ziemlich nervös, weil ich in einigen Foren gelesen hatte, dass man sein Telefon unbrauchbar machen kann ... dann hätte man nur einen Ziegelstein ("brick") als Briefbeschwerer.

Dann habe ich mit Tante Google nach Anleitungen gesucht und bin bei Android-Hilfe.de fündig geworden. Es ist wirklich recht einfach und hat sofort beim ersten Mal funktioniert. In den Foren dieser Website gibt es auch Anleitungen, wie man ein "totes" Telefon wiederbeleben kann, wenn doch etwas schiefgeht, das hat mir etwas Mut gemacht ;)

Der Ablauf ist wirklich einfach: im Prinzip ist die größte Hürde, dass der Hersteller sowas eigentlich gar nicht will und deswegen mit allerlei Tricks zu verhindern versucht, dass man eine fremde Software-Version installiert. Das kann man damit umgehen, dass man sich auf dem Telefon Administrator-Rechte verschafft (Unix: root-Rechte, bei Apple iPhones nennt man das Verfahren "jailbreak").

Ich habe das Programm "SuperOneClick" verwendet, mit dem man unter Zuhilfenahme eines Windows-PCs das Telefon tatsächlich, wie der Name sagt, mit einem Mausklick so modifizieren kann, dass man root-Rechte bekommen kann. Mit "SuperOneClick" kann man sehr viele Android-Telefone bearbeiten, weil alle Hersteller dieselben Sicherheitslücken in ihre Software einbauen, um uns "Hackern" Arbeit zu ersparen ;)

Dieser Trick mit dem "Rooten" ist nur nötig, damit der nächste Schritt funktioniert, nämlich, ein geändertes Startprogramm zu installieren, damit man dann im überübernächsten Schritt ein "fremdes" Android auf dem Telefon installieren kann. Nach der erfolgreichen Installation  der neuen Android-Version müsste man das Rooten wiederholen, weil ja das alte, "geknackte" Android komplett mit einer neuen Version ersetzt wurde, die erst mal noch nicht wieder gerootet ist. Allerdings kann diese Sicherheitslücke auch von Schadsoftware ausgenutzt werden, hier muss jeder für sich abwägen, ob er permanent "root" benötigt oder darauf verzichten kann.kann man dieses "Rooten" sogar wieder rückgängig machen, wenn man eine (kleine, theoretische) Sicherheitslücke gar nicht erst anbieten will

Der nächste Schritt besteht jetzt darin, eine App "droid2Bootstrap.apk" zu installieren, die das neue Startprogramm installieren kann. Diese App benötigt Root-Rechte, um die massiven Änderungen am Telefon und dem Linux-System, das darin steckt, vorzunehmen.

Außerdem ist es nötig, vor dem Reboot auf die im Telefon eingebaute Speicherkarte die gewünschte neue Android-Version zu überspielen. Dazu muss man sich das neueste "stable" CM10-Android herunterladen und die ZIP-Datei auf's Telefon bringen. Danach kann man noch die Original-Google-Apps (Play Store, Maps, Gmail etc.) ebenfalls als ZIP auf die SD-Karte spielen. Manche Forenbeiträge empfehlen auch noch, eine ZIP-Datei mit einem neueren Linux-Kernel zu überspielen und zu installieren, das habe ich nicht gemacht. Es funktioniert trotzdem ;)

Nachdem diese Änderungen durchgeführt wurden, startet man das Telefon neu. Es wechselt dabei automatisch in einen Notfallmodus ("recovery mode"), in dem man ein neues Betriebssystem installieren kann.

In diesem Notfallmodus funktioniert der Touchscreen nicht, man kann nur mit den Tasten arbeiten. Die Lautstärketasten hoch/runter wählen einen Menüpunkt aus und mit der Kamera-Taste wird bestätigt. Die Power-Taste (kurz gedrückt) dient dazu, einen Schritt zurück zu gehen.

Zunächst wird "install ZIP" ausgewählt, danach im nächsten Menü "choose ZIP" und dann muss man die CM10-xxx.zip auswählen (Dateiname so, wie es runtergeladen und auf die SD-Karte überspielt wurde).
Dasselbe wird noch für die Google-Apps.zip gemacht.

Der nächste Schritt ist sehr wichtig: man muss leider den kompletten Telefonspeicher löschen ("wipe data") und insbesondere muss man einen Zwischenspeicher löschen, der noch Daten vom alten Android-System enthält, die nicht mehr zum neuen System passen ("wipe cache").

In manchen Forumartikeln wird empfohlen, das ganze zweimal zu machen, aber bei mir kam beim zweiten Versuch die Meldung "nothing to do".

Danach im Menü den Punkt "reboot" auswählen und Geduld mitbringen. Der erste Startvorgang dauert sehr lang (fast 30 min.), weil noch einige weitere Vorbereitungen durchgeführt werden. Danach wird es erträglich ;)

Ich war zwischendurch etwas beunruhigt, weil die Benachrichtigungs-LED plötzlich in Dunkelrot aufleuchtete, aber das hatte nichts Schlimmes zu bedeuten. Die LED ging wieder aus, und ein paar Sekunden später kam dann das animierte CyanogenMod-Logo.

Nach der Anmeldung bei Google fing das Telefon von allein an, die vorher installierten Apps herunterzuladen, die Kontakte waren auch vollautomatisch wieder da. Das einzige Lästige war, dass ich mich bei allen Nicht-Google-Diensten einzeln wieder anmelden musste, also Instagram, Skype, Foursquare, WhatsApp usw.usf. Das ist nervig. WhatsApp macht automatisch Sicherungen der ausgetauschten Nachrichten, nach der Anmeldung war alles wieder da, Gruppen, Kontakte und Bildchen. Dasselbe bei Pou, das meine Frau sehr gern spielt. Nach der Anmeldung mit der Emailadresse sah der Pou wieder genauso schräg aus wie vor dem Update. Sehr nett ;)

Etwas merkwürdig war die Abwesenheit von Google Mail. Das lässt sich aber problemlos aus dem Play Store installieren. Bei mir wurde es im Play Store des Telefons nicht angezeigt, ich musste mich auf dem PC im Play Store anmelden und die App von dort auf's Telefon schicken.

PS: die ganz hartgesottenen bauen sich natürlich ihr Android selbst aus den Quelltexten zusammen: die Sourcen von CM10 bekommt man mit diesem Befehl:
repo init -u git://github.com/tezet/android.git -b jellybean

[Update 20130402: Absatz über das Rooten und Unrooten korrigiert]
[Update 20140815: Bilder plötzlich kaputt]

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