31.08.2012

Das neue Nexus 7-Tablet

Am Montag nachmittag bestellte ich im Google Play-Store das nun auch in Deutschland erhältliche Nexus-Tablet, das von Asus gebaut wird.
Diverse Testberichte hatten mich schon  ganz (neu-)gierig gemacht ;)

Am Mittwoch ist es recht fix eingetroffen und die Inbetriebnahme war sehr entspannt. Der Akku war schon halb geladen, die Einrichtung mit meinem Google-Konto ging schnell, und dann fing automatisch die Installation der ganzen Apps an, die auf irgendeiner meiner bisherigen Kisten drauf sind oder waren. Leider wohne ich am Ende der Welt und deshalb habe ich mittlerweile nur noch DSL 384, nachdem die Telekom an Pfingsten urplötzlich gemeint hat, sie muss RAM (rate adaptive mode) abschalten und mir die halbwegs annehmbare Geschwindigkeit von bislang ca. 1600-1800 KBit/s auf 406 KBit/s kürzen ;(

Etwas irritierend war, dass das Nexus auch die HRS Hotelsuche installieren wollte, obwohl ich das nie aktiv ausgewählt hatte. Dann fiel mir ein, dass das auf meinem Samsung Galaxy vorinstalliert ist und deswegen wohl unter "Meine Apps" aufgeführt ist. Ging irgendwie schief ... ist mir aber egal, noch nie verwendet. Die vorinstallierten Apps wären übrigens doch fast schon wieder ein Grund, ein Mod-ROM wie Cyanogen drauf zu flashen, aber so wirklich trau ich mich nicht ;)

Beim ersten Einschalten hatte das Tablet noch 4.1 Jelly Bean, aber während der App-Installation kam der Hinweis, dass ein Systemupdate verfügbar sei, und schwupps, schon hatte ich auf 4.1.1 upgedatet ;)

Beim ersten Durchlauf hatte ich bei der Konfiguration meinen WWW-Proxy angegeben. Den nachher wieder zu entfernen, war etwas trickreich, weil ich bislang nur Froyo 2.2 und Gingerbread 2.3.3 gewöhnt war, und dort gibt es gar keine Möglichkeit, einen Proxy festzulegen. (Wer's braucht: der Proxy wird pro WLAN-Definition eingestellt, und man muss auf einer WLAN-Verbindung lang drücken und dann "Netzwerk ändern" aufrufen. Dann kann man den Proxy wieder auf "Kein" stellen). Mit der MAC-Adresse bekam das Tablet dann auch eine feste IP in meinem DHCP-Server und freien Zugang via iptables auf dem Linux-Server.

Die technischen Daten sind sicherlich bekannt: 1280x800 HD-Auflösung, 1,3 GHz, Tegra 3-Grafik, 1 GB RAM, 7.5 GB ROM, ca. 6 GB freier Speicher bei der 8GB-Version. Kein SD-Slot, kein HDMI-Anschluss. Es gibt einen Micro-USB-Anschluss, der auch zum Aufladen dient. Das Tablet kann sich als MTP- oder PTP-Gerät am USB-Host anmelden (Multimedia- oder Photogerät, einstellbar im Menü); "Massenspeicher" wie beim Samsung Galaxy gibt es nicht. Auf der linken Seite unten gibt es in den Rand eingelassen vier Kontakte, die auch genauso in der Kurzanleitung beschrieben werden ("4 Kontakte"). Wofür das gut sein soll, wird sich erst noch zeigen. Vielleicht eine Dockingstation oder ähnliches, mehr findet sich bislang nirgends.

Unter Linux konnte ich zwar nach dem Einstecken des USB-Kabels mit "lsusb" sehen, dass ein Google-Gerät angeschlossen ist, aber der Automounter hat mir kein Filesystem gezeigt. Mit Helfern wie AndFTP und AndSMB zum Filetransfer habe ich dann Dateien, die ich auf dem Tablet haben wollte, mit WLAN überspielt. [Update: ein bißchen Suchen im Web bringt zutage, dass seit ICS nur noch MTP/PTP statt USB Mass storage unterstützt wird, damit die Geräte ext3 statt FAT verwenden können und der Speicher im Androiden nicht mehr exklusiv an den Host "verliehen" wird. Das hat den Nachteil, dass man mit udev-rules spielen muss und z.B. mtpfs oder jmtpfs installieren muss, um das Gerät unter Linux zu mounten.]

Der Bildschirm spiegelt stark und hat ein sehr gutes, brillantes und lichtstarkes Bild. Der Touchscreen reagiert auf sehr leichte Bewegungen; das Gorillaglas fühlt sich sehr gut an; allerdings irritierte mich schon mehrmals, dass trotz Klickgeräusch manchmal Buchstaben beim Tippen gefehlt haben. Kann aber auch mein Fehler gewesen sein.

Das Gewicht ist tragbar im Sinn des Wortes. Es hält sich wesentlich besser in der Hand als mein bisheriges Archos 10"-Gerät. Der Ersatz mit dem 7"-Formfaktor war der Hauptgrund für die Anschaffung, und natürlich die Kombination aus guter Hardware und gutem Preis ;). Außerdem wollte ich unbedingt ein "Google Nexus"-Gerät ohne Hersteller-Schnickschnack haben, das *schnell* Updates bekommt.

Es ist nämlich ein Trauerspiel, wie lang sich die Hersteller Zeit lassen, um Updates an ihre Modelle anzupassen. Insbesondere ärgert mich das, weil das Galaxy i9000 offiziell bei 2.3.3 stehengeblieben ist, obwohl die nachfolgenden Updates bis einschließlich 2.3.7 bekanntermaßen Sicherheitsupdates waren. Es gibt zwar geleakte Fassungen bis hin zu 2.3.7, aber ehrlich gesagt trau ich mich nicht. Ich schätze, mein nächstes Telefon (vielleicht schenk ich mir das selbst zum Geburtstag ...) wird ein Galaxy Nexus S werden, auch wenn es nicht mehr das aktuellste Modell ist. Das Galaxy S3 ist mir schon wieder zu klobig und zu groß, auch wenn es einige interessante Features hat.

Android 4.1 hat wirklich, wie in allen Berichten bislang geschrieben, einen hohen "Flutschfaktor". Die Animationen sehen einfach klasse und sehr geschmeidig aus. Ich denke, dass das mit zu einem hohen WAF beitragen wird (Woman's Acceptance Factor). Das ist nochmal einen Tick schöner als beim S2 meiner Tochter mit 4.0.3. Etwas gewöhnungsbedürftig am Anfang ist die Tatsache, dass das Tablet keine einzige Taste mehr hat, die gesamte Bedienung (zurück, home, menü) geschieht über virtuelle Touch-Tasten. Insbesondere die Menü-Taste vermisse ich. Hier ist Android 4.x inkonsistent: in manchen Apps erscheint ein Menü-Knopf rechts oben unter der Statusleiste, in anderen ist der Knopf rechts unten in der Leiste mit zurück/home/letzte Programme. Das gefällt mir weniger.

Meine eigene App für die Wetterauer Tierarzt-Notdienstgemeinschaft funktioniert einwandfrei unter 4.1; bislang hatte ich sie nur auf 2.2 und 2.3 im Emulator und in "echt" testen können. Wie beabsichtigt, erkennt die App das Tablett ohne Telefonfunktion und deaktiviert die Buttons für die Telefonnummern. Sehr schön!

Dann hab ich mir ein wenig Musik überspielt. Der Klang ist sehr angenehm, am unteren Ende auf der Rückseite gibt es eine Lautsprecheröffnung, die ein bißchen Baßreflexfunktion hat. Man kann damit gut leben. Auch die Musik über den Kopfhörerausgang klingt passabel. Der eingebaute Musikplayer ist ein Trauerspiel an Bedienbarkeit. Je nach Menüansicht kann man den Equalizer im Menü aufrufen oder nicht. Die Handhabung von Playlists ist auf maximale Umständlichkeit ausgelegt. Es gibt keinen eingebauten Filemanager wie beim Archos oder Galaxy; ich habe mir willkürlich zum Ausprobieren den "ES File Manager" installiert. Selbst damit ist es sehr schwierig, sich Playlists zusammenzustellen. Man kann nicht einfach ein Unterverzeichnis als Playlist übernehmen, um z.B. alles von einer Gruppe oder einem Sänger zu sammeln. Hat jemand Vorschläge für bessere Musikplayer?

Den beigelegten Film "Transformers 3" konnte ich bislang nicht ansehen, für HD-Streaming fehlt mir die Bandbreite, siehe oben ;(. Herunterladen ist anscheinend bei Play Movies nicht vorgesehen. Er wird mir im Store unter "Meine Leihfilme" angezeigt. Ob das eine Zeitbegrenzung hat, werde ich wohl herausfinden müssen.

Ich bin beeindruckt von der Akkuladung. Nach 3 Stunden Standby mit eingeschaltetem WLAN und Bluetooth hatte ich mittags immer noch 95% Akkuladung; am Abend stand die Anzeige ("Quick Battery") bei 86%, obwohl ich zwischendurch einiges an Surfen, Musik und Google Play ausprobiert habe. Über Nacht hatte ich WLAN und Bluetooth ausgeschaltet, und am Morgen war die Akkuladung bei 70%. Das finde ich ziemlich gut, hängt aber natürlich davon ab, wie intensiv das Gerät benutzt wird. Beim IPS-TFT-LCD, das hier zum Einsatz kommt, hängt der Stromverbrauch hauptsächlich davon ab, wie häufig und wie schnell sich das angezeigte Bild ändert. Erwartungsgemäß wird der Akku also beim Filmgucken oder Spielen deutlich schneller leer sein, als wenn man surft oder nebenher beim Fernsehschauen ein wenig in der Wikipedia oder bei IMDB recherchiert.

Am Nachmittag kam dann passend die Meldung, dass Amazon jetzt auch einen Android App Store anbietet. Als Werbeangebot gab es gestern "Angry Birds werbefrei" für umme, und das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Das Spiel sieht gut aus und läuft einwandfrei, genau wie Temple Run. Die Spiele machen richtig Spaß, insbesondere die Spiele, die mit Bewegungssensor funktionieren, flutschen richtig gut im Gegensatz zum 10"-Tablet, und das *etwas* größere Bild im Vergleich zum 3.5"-Galaxy ist schon richtig klasse.

Fazit: ich bin begeistert. Ob man nun die 8- oder 16GB-Version kauft, hängt an der Überlegung, wieviel Musik und Filme man überspielen will und ob 8GB wirklich den Aufpreis von 199 zu 249 Euro rechtfertigen. Für mich persönlich reichen 8GB.

Update:
für 199 Euro gibt es mittlerweile die 16 GB-Variante, für 249 Euro 32 GB statt 16, und für 50 Euro Aufpreis kann man auch ein Tablet mit Mobilfunktechnik (UMTS, HSPA) kaufen. Die 8 GB-Version wird nicht mehr angeboten. Zu früh gekauft ;)
Das Tolle an den Nexus-Geräten ist, dass sie nahezu sofort die Android-Updates bekommen. Mittlerweile sind mein Galaxy Nexus und das Nexus 7 beide auf 4.2.2 angekommen. Das S2 meiner Tochter dümpelt bei 4.1.2 herum.

Update:
* Link zu meiner Android-App entfernt
* Link zum DSL-Trauerspiel (RAM) hinzugefügt

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