25.11.2025

Lenovo M600 BIOS update without Windows (en)

Some time ago I picked up a mini-PC as a bargain for 25 €, which I use from time to time for experiments. The device has a Celeron N3010 at 1 GHz, so it’s at the lower limit for using a Linux desktop. Windows definitely isn’t fun on this little box.

But with 4 or 8 GB of RAM (in a SODIMM format like a laptop) and an SSD (unfortunately only SATA, no M.2) the little box is tolerable for a small home‐server for automation or as a Pi-Hole for global ad-blocking — after all it doesn’t always have to be a Raspberry Pi :-)

At some point I happened to notice that on the Lenovo website there is a BIOS update. My PC had version 50, and I could update to version 68A. As an old update-junkie I naturally have to actually do this :-)

Well, the update is offered as a Windows file, so I would need Windows on the PC. As alternatives there is an ISO file and a file that works under FreeDOS. Read that right: there are enthusiasts who maintain DOS, and FreeDOS is a free variant of MS-DOS, even with network support, and in the “full” variant there are also apps, including even GNU’s wget.

The ISO file can be written to a USB stick under Linux using the command dd. That option didn’t work for me; the USB stick refused to boot.

The other option then was to create a USB stick with FreeDOS. That too didn’t work at first, but for a different reason: I had first downloaded a trial image of FreeDOS that works with a boot diskette in a RAM‐disk and doesn’t let the USB stick be visible from within DOS. I had copied the Lenovo files onto the USB stick, but with that FreeDOS I could not access the USB stick. So another attempt …

The solution: Download the Install file for FreeDOS (full or lite version makes no difference), create a USB stick with it (again with dd), and then copy the files from Lenovo for the BIOS update onto the USB stick (of course adjust /dev/sdb as your device!).

unzip FD14-LiteUSB.zip dd if=FD14LITE.img of=/dev/sdb status=progress bs=4M mkdir -p /mnt/usb mount /dev/sdb1 /mnt/usb unzip m00jt68usa.zip -d /mnt/usb/m600

With this bootable USB stick you can then update the BIOS. Plug the USB stick into the PC and immediately after switching on, while “Lenovo” is displayed, press F12 so that the boot-device selection options appear. Lenovo recommends resetting all settings in the BIOS to “Default” before the update. Also you should check that “Legacy Boot” with the “CSM” is turned on, otherwise the USB stick will not be displayed in the boot menu.

After booting the PC looks like 40 years ago with a DOS prompt in text mode.

cd m600 autoexec.bat

24.11.2025

Lenovo M600 BIOS-Update ohne Windows

Vor einiger Zeit habe ich mir für 25 € einen Mini-PC als Schnäppchen zugelegt, mit dem ich ab und zu experimentiere. Das Gerät hat einen Celereon N3010 mit 1 GHz und ist damit an der unteren Grenze, um einen Linux-Desktop zu verwenden. Windows macht auf diesem Kistchen definitiv keinen Spaß. Aber mit 4 oder 8 GB RAM (mit einem RAM-Riegel im Format SODIMM wie Laptops) und einer SSD (leider nur SATA, kein M.2) ist das Kistchen erträglich für einen kleinen Heimserver für Automation oder als Pi-Hole für eine globale Werbeblockade - es muss ja nicht immer ein Raspi sein :-)

Irgendwann fiel mir zufällig auf, dass es auf der Lenovo-Website ein BIOS-Update gibt. Mein PC hatte die Version 50, und ich könnte auf Version 68A updaten. Als alter Update-Junkie muss ich das natürlich tatsächlich tun :-)

Tja, das Update wird als Windows-Datei angeboten, ich müsste also ein Windows auf dem PC haben. Als Alternativen gibt es eine ISO-Datei und eine Datei, die unter FreeDOS funktioniert. Richtig gelesen: es gibt Enthusiasten, die DOS pflegen, und FreeDOS ist eine freie Variante von MS-DOS, sogar mit Netzwerkunterstützung, und bei der "vollen" Variante gibt es auch Apps, darunter sogar das wget von GNU.

Die ISO-Datei kann man unter Linux mit dem Befehl dd auf einen USB-Stick schieben. Diese Option hat bei mir nicht funktioniert, der USB-Stick wollte nicht booten.

Die andere Option war dann, einen USB-Stick mit FreeDOS zu erstellen. Auch das hat zuerst nicht funktioniert, aber aus einem anderen Grund: ich hatte mir zuerst ein Probier-Image von FreeDOS heruntergeladen, das mit einer Bootdiskette in einer RAM-Disk arbeitet und den USB-Stick im laufenden DOS nicht sichtbar macht. Ich hatte die Lenovo-Dateien auf den USB-Stick kopiert, aber ich konnte mit diesem FreeDOS nicht auf den USB-Stick zugreifen. Also neuer Versuch ...

Die Lösung: die Installationsdatei für FreeDOS herunterladen (full oder lite macht keinen Unterschied), damit einen USB-Stick erzeugen (auch wieder mit ddund dann die Dateien von Lenovo für das BIOS-Update auf den USB-Stick kopieren (/dev/sdb natürlich anpassen!).

unzip FD14-LiteUSB.zip dd if=FD14LITE.img of=/dev/sdb status=progress bs=4M mkdir -p /mnt/usb mount /dev/sdb1 /mnt/usb
unzip m00jt68usa.zip -d /mnt/usb/m600 

Mit diesem bootfähigen USB-Stick lässt sich dann das BIOS updaten. Den USB-Stick an den PC anschließen und sofort nach dem Einschalten, solange "Lenovo" angezeigt wird, die Taste F12 drücken, damit die Auswahl des Bootgeräts möglich ist. Lenovo empfiehlt, vor dem Update im BIOS alle Einstellungen auf "Default" zurückzusetzen. Außerdem sollte man kontrollieren, dass "Legacy Boot" mit dem "CSM" eingeschaltet ist, sonst wird der USB-Stick nicht im Bootmenü angezeigt. Nach dem Booten sieht der PC aus wie vor 40 Jahren mit einem DOS-Prompt im Textmodus.

cd m600 autoexec.bat

12.06.2025

Heart of Stone - Filmkritik

Ich bin bei Netflix auf einen Film mit Gal Gadot von 2023 ("Wonder Woman") gestoßen und hab ihn mir angeschaut.

Vorneweg: viel nette Action, gut inszeniert, interessante Wendung relativ früh im Film.

Aber: die Geschichte, die erzählt wird, ist so voller Löcher und Logikfehler, dass es eigentlich schon beim Schauen wehtut.

Zur Handlung muss ich leider etwas spoilern, sonst lassen sich die Schwächen und Fehler im Film nicht erklären. Kern der Handlung ist eine "KI" namens "Heart", die von einer geheimen supranationalen Organisation "Charter" verwendet wird, um kriminelle Aktivitäten vorherzusagen und um Aktivitäten zu planen, sie zu bekämpfen. Charter benennt seine Agenten nach dem Kartenspiel - es gibt vier "Könige", Kreuz, Pik, Herz und Karo (Club, Spades, Heart, Diamond), die Agenten nennen sich nach den einzelnen Spielkarten ("9 of Hearts", "Jack of Hearts" usw.).

Gal Gadot spielt die "Charter"-Superagentin Rachel Stone ("9 of Hearts"), die undercover bei MI6 als angebliche Computerexpertin arbeitet, aber gerade nicht an die vorderste Front darf ("in the field"), sondern nur im Hintergrund vor sich hin hackt. Bei der versuchten Festnahme eines Waffenhändlers geht einiges schief, und sie muss versuchen zu retten, was zu retten ist, ohne ihre Tarnung aufzugeben. Dabei wird sie mit Augmented Reality von einem Kollegen ("Jack of Hearts", Matthias Schweighöfer) in der Zentrale unterstützt, der ihr mit "KI"-Computerhilfe Optionen einblendet, denen sie folgt. Sie löst das Problem, ohne aufzufliegen, allerdings begeht der Bösewicht augenscheinlich Selbstmord.

Während des Einsatzes dringt eine andere Computerhackerin in den verschlüsselten Funkverkehr von MI6 ein und offenbart sich. MI6 versucht daraufhin, diese Hackerin Keya Dhawan zu finden und nach Hinweisen auf Lissabon bekommt Stone das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Tatsächlich geht der dortige Einsatz schon beim Bezug der konspirativen Wohnung fürchterlich schief. Ein Mordanschlag auf das Team von Stone schlägt fehl, allerdings muss sie ihre Tarnung aufgeben, um ihrer aller Leben zu retten.

Einer ihrer Kollegen, Parker, ist ein Maulwurf. Er tötet die beiden anderen Teammitglieder und lähmt Stone mit einem vergifteten Messer. Lissabon war eine Falle von Parker, um den Charter-Agenten in MI6 zu zwingen, sich zu offenbaren. Während sie noch wach ist, injiziert er ihr eine Kapsel mit Elektronik. Sie wird in die Zentrale von Charter gebracht und bekommt das Gegenmittel. Die Kapsel in ihrem Arm ist allerdings ein Virus und dringt in das lokale Netzwerk von Charter ein. Dort legt sie einen schlafenden Wurm ab, der sich erst später aktiviert. Parker wusste von Charter und aufgrund seiner persönlichen Vergangenheit während eines fehlgeschlagenen Einsatzes bei einem Waffenhandel will er Charter zerstören.

Es stellt sich heraus, dass das zentrale Element von "Heart" ein Bauteil ist, das in einem Zeppelin in 30 km Höhe fliegt. Parkers und Keyas Computerwurm löst ein Absinken des Zeppelins aus, damit Parker mit einem Hubschrauber das Herz von "Heart" aus dem Zeppelin stehlen kann. Stone landet ebenfalls auf dem Zeppelin, kann aber den Diebstahl nicht verhindern. Zusammen mit der Hackerin stürzt sie in der Wüste ab und kann entkommen. Die Hackerin bekommt Zweifel an Parkers Zielen, unterstützt ihn aber weiterhin.

Schlussendlich - nach mehreren Actionszenen - kommt es zum Showdown in einem Rechenzentrum, das Parker aufgebaut hat. Stone kann nach einem Zweikampf Parker mit Keyas Hilfe besiegen. Allerdings konnte Parker vorher "Heart" in Betrieb nehmen und mit dessen Hilfe die Könige von Karo und Kreuz ermorden. Karo stürzt mit ihrer Familie in einem Aufzug ab, Kreuz wird mit einem Einsatzteam in eine Falle in ein Rechenzentrum in Reykjavik gelockt, das dann explodiert.

Soweit, so Action. Die Geschichte ist im Prinzip gut, aber die Fehler in der Erzählung und die Fehler, die die Charaktere begehen, sind so eklatant, dass meine Gesamtnote auf "schwach" lautet. Eine Geheimorganisation, die nur aus 30-50 Personen besteht (Kartenspiel), hat Geldmittel und mehrere geheime Basen in einem unglaublichen Ausmaß. Nirgends wird das erklärt. Wie schon bei James Bond, wo Q in "Skyfall" den feindlichen Laptop von Silva mit einem Kabel in der Zentrale anschließt, wird eine kompromittierte Agentin in die Basis gebracht, der Tracker unter ihrer Haut offenbart den Standort und kann in das Computernetzwerk eindringen. Der Bösewicht Parker hat einen ähnlichen Antrieb wie Trevelyan in "Goldeneye" - eine persönliche Rache nach einem Einsatz; dort die Kosaken bei Lienz, hier Waffenhändler in Tschetschenien.

Was genau "Heart" ist und wer diese Technologie entwickelt hat, wird nicht erklärt. Es sieht aus wie ein Raspi in einer Glasröhre. Offensichtlich kann aber Charter kein redundantes zweites Gerät herstellen oder das gestohlene mit einem Killswitch lahmlegen.

Der Zeppelin hat eine innere Achse, die mit Solarzellen gepflastert ist. Nochmal: Solarzellen. Drinnen. Im Zeppelin. Auf der Längsachse der Konstruktion, die die Hülle trägt. Drinnen. Mitten drin im Zeppelin. Nicht außen. Drinnen. Trotz früherer Gegenbeispiele ist der Zeppelin mit Wasserstoff gefüllt und explodiert natürlich recht heftig, als eine kleine Bombe gezündet wird. Da der Auftrieb des Zeppelins mit Wasserstoff erreicht wird, leuchtet es total ein, dass auf der tragenden Innenachse ohne Atemhilfsmittel gekämpft wird. Drinnen. Im lichten Zeppelin. Drinnen.

Das Herz von "Heart" (pun intended) wird also gestohlen. Parker hat innerhalb von Stunden dieses Gerät in sein eigenes Rechenzentrum gebracht und hat dort genau die richtigen Anschlüsse und Geräte, um "Heart" in Betrieb zu nehmen. Warum der Zeppelin "nur" von 80.000 auf 40.000 Fuß Höhe abgesenkt wird, ist auch unklar - man könnte ihn auch noch niedriger steuern oder landen lassen. Aber das würde die Option auf Stunts mit Wingsuits und Fallschirmen zerstören.

Der Mord an Karokönig (eine Ex-Chefin des CIA) wird durch den Absturz eines Aufzugs durchgeführt. "Heart" kann also in die Steuerung des Gebäudes eindringen und alle - insbesondere die mechanischen! - Schutzmechanismen des Aufzugs aufheben. Üblicherweise sind Aufzüge dreifach redundant ausgelegt (sowohl zulässiges Gewicht als auch Seile). Außerdem gibt es Sperrhaken, die bei zu starker Beschleunigung ausfahren und sich in den Wänden festkrallen.

Offen ist auch die Frage, warum niemand auf die Idee kommt, dass es eine Falle sein könnte, wenn ein Rechenzentrum der Uni Reykjavik der total einleuchtende Ort ist, an dem ein Bösewicht jahrelang eine Serverfarm aufbauen kann, die nur auf das Herzstück (Wortspiel) aus dem Zeppelin wartet. Oder ob es eine Falle sein könnte, wenn die gesamte Führungsriege von Charter in ein Ausweichhauptquartier umzieht und dann dort ohne Luftaustausch eingeschlossen wird. Oder warum keiner der Angestellten der Uni sich wundert, dass ein Untergeschoss vermint wird.

Im Großen und Ganzen also ein nettes Actionspektakel, bei dem man das Mitdenken über Strategie unterlassen sollte. Respekt für die Schauspieler, die trotz der eklatanten Schwächen ihr Bestes gegeben haben.

20.05.2025

Grenzkontrollen - Leserbrief

[veröffentlicht am 20.05.2025, unschöne Änderungen der Red. in rot]

Ich glaube nicht, dass dem Glossisten Schier in seinem Beitrag vom 09.05. klar ist, wie groß seine kognitive Dissonanz ist. Er wundert sich über Umfragen, in denen 67 % der Befragten die AfD für rechtsextrem halten, aber trotzdem 23 % sie wählen würden.

Im nächsten Absatz schwadroniert er dann wieder munter mit genau den Narrativen weiter, die die AfD geprägt haben hat: die (angeblich) illegalen Zuwanderer, die man aus Europa und insbesondere Deutschland fernhalten müsse.

Schon Dobrindt hat sich bei seinem Antrittsbesuch in Polen eine deutliche Abfuhr von Tusk geholt. Tusk hat die Idee von Schengen betont und damit Dobrindt deutlich widersprochen. Bei den neu eingeführten Grenzkontrollen der letzten Tage wurde keine einzige Zurückweisung durchgeführt.

Die unmittelbare Abweisung von Ausländern an europäischen Binnen- oder Außengrenzen ist schlicht und einfach rechtswidrig. Jeder Mensch hat nach dem Schengen-Abkommen das Recht, einzureisen und Asyl oder Aufenthalt zu beantragen. Dazu gibt es rechtsstaatliche Verfahren und Abläufe, die von Behörden zwingend eingehalten werden müssen. Diese Verfahren basieren auf deutschen Gesetzen, der EU-Gesetzgebung, der Genfer Flüchtlingskonvention und der UN-Menschenrechtscharta.

Eine Abweisung an der Grenze direkt bei der Einreise ist rechtswidrig, denn erst durch ein rechtsstaatliches Verfahren kann festgestellt werden, ob die Einreise legitim ist. Dazu ist – Überraschung! – die Einreise notwendig. Das Dublin-Abkommen ist an sich schon eine Pervertierung dieses Grundsatzes und wird oft verwendet, um die Zurückweisung direkt an der Grenze zu begründen, denn der Asylantrag soll im Land der ersten Einreise geschehen. Sobald diese Tatsache unklar ist, muss die Einreise ermöglicht werden.

Das Gutachten über die gesichert rechtsextreme AfD enthält auf 1.100 Seiten genau die Feststellung, dass sie solche rechtsstaatlichen Grundsätze ablehnt. Wenn die Glossisten der WZ dies immer und immer wieder aufschreiben, festigen und normalisieren sie diese Standpunkte der AfD.

Seit mehreren Jahren ist – nicht nur – bei der WZ ein deutlicher, beunruhigender Rechtsruck in den Meinungsbeiträgen festzustellen. Sämtliche Beiträge lamentieren über „illegale“ oder „irreguläre“ Migration und fordern Tätigkeiten, statt festzustellen, dass die Kriminalität seit Jahren kontinuierlich sinkt und die Medien massiv dazu beitragen, die Ausländerfeindlichkeit herbeizuschreiben und in Talkshows herbeizureden. Über Straftaten von Ausländern wird tendenziell intensiver berichtet als über die von Einheimischen. Die grundsätzliche Gemeinsamkeit bei Gewalttaten ist: der Täter ist männlich. Die Ethnie spielt in der Statistik nur eine nachrangige Rolle. Und nur ganz nebenbei: die Zahl der ankommenden Flüchtlinge sinkt schon seit Jahren kontinuierlich, der Handlungsdruck wird künstlich herbeigeredet.

In den ostdeutschen Flächenländern (ohne Berlin) leben rund 65 % weniger Menschen mit Migrationshintergrund als im Westen (mit Berlin). 2023 lag die Kriminalitätsrate in den ostdeutschen Flächenländern (ohne Berlin) etwa 17 % höher als in den westdeutschen Flächenländern. Trotzdem fährt die AfD in Ostdeutschland hohe Wahlergebnisse ein?

Und dann wundert man sich über den Rechtsruck in der Gesellschaft, wenn man selbst so intensiv dazu beigetragen hat und weiterhin beiträgt? Ich nenne hier ausdrücklich die Glossisten Sattler, Schier, Anastasiadis und Deutschländer, die alle seit Jahren ins selbe Horn stoßen.

08.05.2025

Wenn Laien sich für Profis halten - Leserbrief

Eine Kolumnistin schrieb über das Bedürfnis, sich "leicht zu merkende" Passwörter auszudenken. Ganz blöde Idee auf so vielen Ebenen.

[veröffentlicht am 07.05.2025]

Die Kolumne von Fr. Rolfs kommt zwar im humoristischen Gewand daher, aber die Kernaussage dahinter ist eine gefährliche Verharmlosung der falschen Benutzung von Passwörtern. Sie fabuliert, dass Menschen sich “einfache” Passwörter ausdenken und natürlich dann überall dasselbe, leicht zu merkende Passwort verwenden, weil es ja so anstrengend sei, für regelmäßige Passwortänderungen immer wieder “gute” Passwörter zu finden. Dieses Konzept ist grundfalsch.

Erstens ist es falsch, sich selbst als Mensch ein “gut zu merkendes” Passwort auszudenken. Darin sind Menschen nicht gut. “Gut zu merken” ist ein Synonym für “schlechtes, leicht ermittelbares Passwort”. Mittlerweile sind Passwortgeneratoren in jedem Handy und in jedem Browser enthalten und es gibt spezielle Software, die richtig gute zufällige Passwörter zusammenbauen kann. Niemand muss sich heutzutage mehr Passwörter selbst merken!

Zweitens ist es falsch, regelmäßige Passwortänderungen zu erzwingen (leider machen das gerade viele Firmen immer noch falsch, monatlich oder im Quartal neue Passwörter zu verlangen). Das BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik) schreibt seit längerem, dass die Sicherheit von der Länge des Passworts abhängt und gerade nicht vom regelmäßigen Wechsel. Es schlägt sogar vor, dass Passwörter nur bei Verdacht auf Kompromittierung geändert werden sollten. Im BSI-Grundschutz Punkt ORP4.A23 heißt es ausdrücklich: "IT-Systeme oder Anwendungen sollten Anwender nur mit einem validen Grund auffordern, das Passwort zu wechseln, reine zeitgesteuerte Wechsel werden nicht empfohlen."

Drittens ist es seit Jahren gängige Praxis, einen zweiten Faktor zu verwenden, z.B. einen PIN-Generator wie den Google oder Microsoft Authenticator auf dem Handy (2FA). SMS als zweiten Faktor sollte man vermeiden, da SMS ungeschützt übermittelt werden und mehrere Arten von Angriffen möglich sind. Mit diesem zweiten Faktor wird das Eindringen und Hacken deutlich erschwert. Dieses Verfahren sollte überall zwingend eingesetzt werden.

Google, Apple und viele andere Firmen empfehlen mittlerweile statt Passwörtern die sog. “Passkeys” zu verwenden, die das eigene Gerät nie verlassen, sondern nur mit einem mathematischen Verfahren “beweisen”, das der Inhaber legitim handelt. Hier sollte man überlegen, ob man sich an das Ökosystem von Android bzw. Apple bindet und die Passkeys direkt auf dem Smartphone speichert, man eine Drittanbietersoftware wie z.B. “1Password” oder sogar spezielle Zusatzgeräte wie USB-Sticks mit “Fido2”-Technik verwendet. Letztere erleichtern den Wechsel des Geräts bei Verlust oder Neuanschaffung und auch den Wechsel von einem Hersteller zu einem anderen.

Insgesamt bleibt zu wünschen, dass sich Kolumnisten auch bei Beiträgen mit humoristischen Hintergrund auf ihr Fachgebiet beschränken sollten und nicht bei Ausflügen in fachfremde Gebiete verklausuliert Empfehlungen aussprechen, die bei Laien einen falschen Eindruck hervorrufen könnten und die Sicherheit ihrer Geräte verschlechtert.


15.04.2025

Nachhilfe nötig - Leserbrief

[veröffentlicht am 15.04.2025]

Erneut zeigt der Glossist Deutschländer, dass er dringend Nachhilfe in Demokratie und Politik benötigt. Er nennt den Bundestag, der noch im Amt war, einen “Nicht-Mehr-Bundestag”. Das Bundesverfassungsgericht hat schon vor längerer Zeit bestätigt, dass ein Parlament bis zum Ende der Formalien für den nächsten gewählten Bundestag weiterhin im Amt ist und immer noch die Kompetenz hat, um Gesetze - und auch Änderungen am Grundgesetz - zu verabschieden.

Der neue Bundestag ist erst im Amt, wenn die konstituierende Sitzung erfolgreich beendet ist und alle Ämter und Institutionen gewählt sind, die zur Arbeitsfähigkeit nötig sind. Wenn sich Mehrheiten finden lassen, wie es jetzt offensichtlich der Fall war, kann der amtierende Bundestag weiterhin arbeiten.

Die Behauptung, dass die 100 Mrd. Euro “für die Grünen” sind, ist eine krasse Ignoranz gegenüber den wissenschaftlichen Tatsachen. Man kann vielleicht darüber sprechen, die Klimaziele zwischen den einzelnen Sektoren zu verschieben, um Härten abzumildern, aber die Klimaziele sind keine ideologische Wunschvorstellung der Grünen, sondern eine notwendige Folgerung aus den Erkenntnissen der Wissenschaft. 2024 war erneut das wärmste Jahr der letzten zehn Jahre, dieser März war wieder der trockenste und wärmste seit langem. Es ist traurig anzusehen, dass ein von Söder betreuter Kanzlerkandidat wie Merz, der noch nie ein politisches Führungsamt inne hatte, schon vor seiner zu befürchtenden Wahl zum Kanzler so wenig Verhandlungsgeschick und Diplomatie hat und wieviel Porzellan er mit seinen Tiraden jetzt schon zerschlagen hat. Peinlich war natürlich auch, wie bei den Verhandlungen über Sondervermögen und Schuldenbremse die Grünen außen vor gelassen wurden (eine Sternstunde der politischen Diplomatie) und trotzdem ihre Zustimmung im Parlament erwartet wurde. Zynisch dabei die Formulierung, dass die Grünen aufgrund ihrer “staatstragenden Verantwortung” ja zustimmen müssten. Wo war dieselbe Verantwortung bei der CDU in den letzten drei Jahren?

Leider hat der “Noch-nicht-Bundeskanzler” Merz (diese Formulierung gestehe ich Deutschländer zu) es drei Jahre lang geschafft, viele Vorhaben der Ampel zu torpedieren. Es mutet merkwürdig an, dass er mit einer Lüge über faktisch ungedeckte 100 Mrd. Euro Haushaltslücke trotzdem gewählt wurde und nach der Wahl nun eins-zu-eins das bisherige Programm der Ampel um- und fortsetzt. Das hätte man einfacher und ohne diesen jahrelangen Zeitverlust haben können, aber da Merz kompromisslos und narzisstisch aus Rache an Merkel Kanzler werden wollte, ist er mit einer Klage beim Bundesverfassungsgericht vorstellig geworden. Nun befürwortet er selbst ein Sondervermögen von mehr als 13-facher Höhe dessen, was er verhindert hat. Exakt das, was jetzt vereinbart wurde, hatte Habeck schon Ende 2024 im Parlament vorgeschlagen, und damals hat Merz noch behauptet, ein Sondervermögen für Investitionen sei nicht notwendig. Unter der Hand wurde bestätigt, dass die Reform der Schuldenbremse auch innerhalb der CDU schon mehrere Monate lang als nötig angesehen wurde. Die Politik der nächsten vier Jahre wird also wieder aus Tarnen, Täuschen, Tricksen bestehen mit bewiesen erfolglosen Politikern wie Klöckner, Spahn, Dobrindt, Scheuer, Amthor, aber immerhin ist uns ein wegen Umweltschutzverstößen strafrechtlich vorbelasteter Umweltminister Felßner erspart geblieben (der Gülle in ein Wasserschutzgebiet einleitete). Das ist derselbe Vorsitzende des Bauernverbands, der es gar nicht schlimm fand, dass ein Mob die Fähre stürmen wollte, auf der Habeck mit Familie aus dem Urlaub zurückkehrte.

01.04.2025

Gegen die Grünen oder gegen Frauen? - Leserbrief

[veröffentlicht am 01.04.2025]

Die Glosse vom 20.03. ist leider wieder mal ein fieses Nachtreten gegen eine gute Politikerin. Baerbock hat sich international viel Respekt erarbeitet, auch wenn Deutschländer substanzlos das Gegenteil behauptet. Insbesondere hat sie deutlich vor dem Angriff auf die Ukraine vor Russland und vor einer Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen gewarnt, im Gegensatz zu Politikern der CDU/CSU, die sich mit Nordstream 1 und 2 Putin geradezu in die Arme geworfen haben, und das sogar nach dem Scheitern von Minsk I und II und der völkerrechtswidrigen Annexion von Krim und Donbas.

Das Amt der Präsidentin der Vollversammlung der UN ist ein Posten, der auf ein Jahr befristet ist. Baerbock hat sich also keineswegs durch ihre “gute Vernetzung” einen “sicheren Versorgungsposten” beschafft, sondern verzichtet im Gegenteil auf vier sichere Jahre im Bundestag als Abgeordnete. Auch die Entlohnung ist deutlich geringer als die deutsche Abgeordnetendiät.

Wenn wir über “Versorgungsbeschaffung” reden wollen, würde ich gern mal eine gleichlautende Glosse über die Partner und Verwandten von z.B. Heusgen, Spahn, Lindner und Streeck lesen.

Der Posten als Vorsitzende der Vollversammlung der UN ist traditionell mit einem ehemaligen Außenminister besetzt, und Baerbock ist die ideale Wahl dafür. Ihre Vorgänger Steinmeier, Gabriel, Westerwelle und Maas waren aus offensichtlichen Gründen nicht nominiert. Turnusgemäß steht der Posten Europa zu, die Wahl eines oder einer Deutschen gilt seit längerem als sicher.

Langsam ist es wirklich auffällig, mit welcher Vehemenz nach wie vor auf die Grünen - oder vielleicht diesmal auf eine Frau? - eingeschlagen wird. Kann Deutschländer vielleicht vor seinen nächsten Glossen etwas Recherche betreiben, bevor er vor Geifer triefende verbale Rundumschläge austeilt?

13.03.2025

CDU-Wahlwerbung als Interview getarnt (2) - Leserbrief

Die WZ setzt ihre Reihe von fragwürdigen Interviews fort - mit Politikern, die nichts, aber auch gar nichts mit der Wetterau zu tun haben.

[nicht veröffentlich im Dezember 2024]

Die WZ setzt ihre Kuschel- und Wohlfühlinterviews mit Politikern der rechten Parteien fort. Nun war am 04.12. der CDU-Bundestagsgeschäftsführer Freis an der Reihe. Das Interview war sehr meinungsstark, aber faktenarm wie in letzter Zeit üblich bei der CDU/CSU.

Er behauptet “Unser eigenes Personal und unsere Programmatik überzeugen” und jede Woche blamiert sich z.B. Spahn erneut, wenn er Vorträge vor Wirtschaftsvertretern hält. Letzte Woche Gegenwind von der Wärmepumpenindustrie, diese Woche von Kraftwerksbetreibern und dem VDI. Und das war nur ein Beispiel von vielen!

Freis wiederholt, dass er das “Heizungsgesetz” rasieren will. Erneut zur Erinnerung: die massive Kampagne gegen das Gebäude-Energie-Gesetz hat die Krawallpresse aus dem Springerverlag in Gang gesetzt und vermeidet dabei auffällig den korrekten Namen, damit der Leser nicht merkt, dass das Gesetz in noch viel schärferer Form 2019 von der CDU-SPD-Koalition verfasst wurde. Das ursprüngliche Gesetz hätte noch viel stärker “in die Heizungskeller regiert”, denn die Fristen und Pflichten zum Abschaffen alter Öl- und Gasheizungen waren brutal. Habeck hat das GEG deutlich entschärft und die Reparaturoption zur Bestandserhaltung hinzugefügt.

Abgesehen davon muss das GEG bestehen bleiben, denn es ist im Wesentlichen nur eine Umsetzung von EU-Vorgaben.

Was Freis nicht ausspricht, aber meint: die uns drohende CDU-Regierung will die Fördermittel für die Umrüstung streichen. Den Rest des Gesetzes kann sie nicht streichen.

Freis behauptet erneut eine “schleichende Deindustrialisierung” und vergisst dabei, dass zweimal 16 Jahre CDU-Kanzlerschaft Deutschland gelähmt und geschadet haben und nicht die letzten drei Jahre SPD und Grüne. Die fehlenden Investitionen lassen sich bis ins Jahr 2018 zurück verfolgen. Scholz und Habeck haben in den letzten drei Jahren viel mehr bewegt als die letzten drei Merkel-Kabinette zusammen. Wenn die FDP sich nicht von Anfang an dermaßen destruktiv verhalten hätte, wäre Deutschland noch wesentlich weiter gekommen. Die Regierung Merkel II hat 2011 ca. 120.000 Arbeitsplätze in der Solarindustrie zerstört, Merkel IV hat uns ab 2016 weitere 70.000 Arbeitsplätze in der Windkraftindustrie gekostet, z.B. mit Abstandsregeln und viel Bürokratie.

Freis erwähnt die Autoindustrie (VW, Ford) und lässt dabei geflissentlich aus, dass gerade die von der CDU und FDP propagierte “Technologieoffenheit” dazu geführt hat, dass die deutschen Autobauer im E-Auto-Geschäft zehn Jahre lang geschlafen und alle Trends verpasst haben. Stattdessen gab es Klein-Klein bei der “Optimierung” von Verbrennermotoren und einen Abgasskandal, der VW 30 Milliarden Euro Strafzahlungen gekostet hat. Die CDU hat in der EU immer sehr intensiv die deutschen Autobauer vor schärferen Umweltauflagen geschützt und damit Innovationen verhindert. Warum konnte VW in den letzten beiden Jahre jeweils 4 Milliarden Euro Dividende ausschütten und will ein paar Monate später Tausende Arbeitsplätze streichen? Warum nicht bei den Bonuszahlungen der schlechten Manager anfangen?

Freis behauptet “hohe Energiepreise” und ignoriert, dass der durchschnittliche Strompreis von 36 auf 25 ct/kWh gefallen ist. Der Strompreis für die Industrie liegt im Schnitt bei 16 ct/kWh. Je mehr Erneuerbare Energien wir aufbauen, desto billiger wird es, denn dann müssen wir auch immer weniger Öl und Gas importieren. Deutschland hat jetzt schon im Schnitt 70 % nahezu kostenlosen Strom aus Windkraft und Sonne.

Freis behauptet “Das Bürgergeld muss weg” und ignoriert, dass diese Leistung das Existenzminimum darstellt, das vom Bundesverfassungsgericht bestätigt wurde. Er könnte ja stattdessen auch vorschlagen, dass der Mindestlohn erhöht wird, so dass nicht 800.000 Arbeitnehmer aufstockende Leistungen in Anspruch nehmen müssen. Der Paritätische Wohlfahrtsverband schlägt einen Mindestlohn von ca. 15 € pro Std. vor. Der Arbeitskräftemangel liegt auch an der schlechten Finanzierung von Familien und Bildung. Die meisten Bürgergeldempfänger sind alleinerziehend, krank, pflegen Angehörige oder sind schlicht Rentner und Kinder. Es ist ein Märchen, dass man eine Million Bürgergeldempfänger zu Arbeitnehmern machen könnte.