Ein spezielles Erlebnis hatte ich neulich, als ich Kind 2 von der Ferienfreizeit abholen wollte. Das passte jetzt nicht mehr thematisch zum Thema im vorigen Gemecker, deshalb habe ich direkt einen neuen Beitrag angefangen. Kurz erwähnt hatte ich das Verhalten mit dem zu großen Ego schon früher, aber diesmal ist es mir so krass aufgefallen, dass ich nochmal drüber schreiben wollte. Die früheren Texte gibt es als Teil 1 und Teil 2 und Teil 3 und Teil 4 hier im Blog.
Es begab sich also zu der Zeit, dass das Kind nach dem Ende der Freizeit mit dem Bus in Limburg ankommen sollte und der Vater sich rechtzeitig vorher auf den Weg machen musste, wie es die Kaiserin angeordnet hatte.
Die Ferienfreizeit nach England hatte nur 2 Möglichkeiten zum Zusteigen bzw. Abholen - Limburg und Frankfurt. Aus Gründen hatten wir uns entschieden, nach Limburg zu fahren.
Für die Fahrt nach Limburg benutze ich die A45 bis Wetzlar und dann die Bundesstraße, die eigentlich recht gut ausgebaut ist. Abgesehen von gelegentlichen Baustellen und noch nicht fertig gestellten Abzweigungen etc.
Nach dem Auffahren hatte ich die Autobahn ganz für mich allein - das war nett ;-). Nach ein paar Kilometern hatte ich einen PKW mit Anhänger vor mir, der gerade am Überholen war. Kein Problem, das war lang vorher abzusehen und ich fuhr ganz normal hinter ihm her, um abzuwarten, bis er fertig war.
In der Zwischenzeit tauchte hinter mir ein dicker Geländewagen auf (neudeutsch "SUV"), der sehr dicht auffuhr. Das war aber kein Grund für mich, meinen Sicherheitsabstand zu verringern. Das war dem Fahrer (oder der Fahrerin ...) wohl auch klar und der SUV fing an, nach rechts zu pendeln und wieder zurück nach links. Es war offensichtlich, dass ich ein Hindernis für ihn darstellte war und der Fahrer die Erwartung hatte, dass ich nach rechts wechseln sollte. Einmal hatte ich sogar den Verdacht, er würde mich rechts überholen wollen.
In der Zwischenzeit hatte aber der PKW mit dem Anhänger den LKW überholt und ich gab einfach Gas. Das kleine Spaßauto (mit 2-Liter-Turbomotor) wird gern mal unterschätzt, und ich gebe zu, dass ich vom Verhalten des Fahrers hinter mir ziemlich genervt war.
Nachdem ich die beiden Fahrzeuge überholt hatte, fuhr ich nach rechts und dann weiter. Der Audi Q7 blieb auf der linken Spur und hatte offensichtlich den Plan, mich zu überholen. Dummerweise hatte er offensichtlich zuwenig Leistung oder zuviel Luftwiderstand, und er blieb recht deutlich hinter mir zurück, und auch nach der nächsten Kurve dauerte es ziemlich lang, bis er dann hinter mir "um die Ecke" wieder zu sehen war. Ganz offensichtlich war es also kein V8-Modell, dem ich davonfahren konnte (der TFSI-Benziner ist als V8 mit 244 km/h angegeben, als 4.2 TDI Diesel mit 243 km/h), sondern ein Q7 mit einem kleineren Motor. Tja, selbst schuld. Beim nächsten Autokauf in Bottrop also mal lieber den größeren Motor bestellen, wenn es Audi und die Dieselmodelle dann noch geben sollte.
Dieses Spiel wiederholte sich noch mehrfach bis hinter Gießen - ich blieb mit Sicherheitsabstand hinter einem überholenden Fahrzeug vor mir, der SUV konnte aufholen, fuhr jedesmal sehr dicht auf und erwartete trotz bisheriger schlechter Erfahrungen, dass ich ihm Platz machen müsste. Jedes Mal, wenn die Autobahn wieder frei war, gab ich Gas und er schaffte es nicht, mich zu überholen - und zwar deutlich, der SUV war regelmäßig weit hinter mir. Es gab kein "Elefantenrennen" wie bei LKWs, bei dem wir fast gleich schnell nebeneinander fuhren.
Ich will mich hier natürlich auch nicht von Schuld freisprechen, das gebe ich zu. Ich hätte ja auch nachgeben und ihn überholen lassen können. Andererseits - warum sollte ich ein Auto vorbeilassen, nur weil es in einer Schlange drängelt? Ich konnte und wollte schnell(er) fahren als er, und ich bin mir sicher, dass er mich auch auf freier Strecke nicht wieder hätte überholen lassen. Er wollte unbedingt an mir vorbei, und nach dem bisherigen Verhalten zu schließen wollte er dann diesen "Triumph" nicht wieder aufgeben. Das ist ungefähr dieselbe Sorte Ego-Problem wie die Autofahrer, die beim Reißverschlussverfahren die andere Spur nicht einfädeln lassen.
Endlich (für den SUV ...) kamen wir zu den zwei Baustellenstücken kurz vor Wetzlar. Ich fuhr nach wie vor rechts, der SUV hinter mir musste mich unbedingt überholen und rauschte mit geschätztem Tempo 130 auf der linken Spur in die Baustelle (die Schilder zeigten die üblichen 100 und dann 80 an ...). Nach der Baustelle musste er es mir richtig zeigen und fuhr links mit "nur" 120 weiter, obwohl die rechte Spur frei war. Aber der Fahrer wollte mir wohl unbedingt zeigen, wie grausam es ist, wenn man überholen will und nicht kann. Er sollte aber lieber sein schwächliches Auto dafür verantwortlich machen, dass er mich nicht überholen konnte - ich fahre konsequent rechts, sobald es möglich ist. Aber der SUV konnte nicht aufholen, geschweige denn überholen ...
Hier sieht man leider deutlich, dass die meisten Autofahrer viel zu emotional fahren - der SUV drängelt mehrfach, missachtet den Sicherheitsabstand, ignoriert das Tempolimit in der Baustelle und überholt mit viel zu hoher Geschwindigkeit, und danach begeht er eine Nötigung und verstößt gegen das Rechtsfahrgebot. Außerdem ist ihm nicht klar, dass sein Auto breiter als 2 m ist und er in der Baustelle gar nicht links fahren darf (Audi Q7 Breite ohne Spiegel 1.98m, mit Spiegel 2.18m). Abgesehen davon, dass ihm gar nicht bewusst zu sein scheint, dass ich die ganze Zeit schneller fuhr als er. Er wollte unbedingt überholen, auch mit dem Risiko von Verkehrsverstößen und dem massiv erhöhten Risiko von Unfällen durch sein Verhalten.
Leider wird viel zu wenig kontrolliert. Über den Verlauf von knapp 30 km war das nicht nur ein Regelverstoß, den die Rennleitung in grün (oder mittlerweile blau) eigentlich gern hätte notieren können. Ich finde Sicherheitsabstand außerordentlich wichtig - wenn das Fahrzeug vor mir bremst, habe ich gern genug Platz und Zeit zum Reagieren. Mein kleines Spaßauto hat einen sportlichen Motor und dazu passende sportliche Bremsen. Dummerweise ist es trotzdem mein Auto, das kaputtgeht, wenn der Idiot hinter mir so dicht aufgefahren war, dass er nicht rechtzeitig bremsen konnte und mir rein knallt.
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