04.12.2023

Private Wasserstoff-Autos sind sinnlos - Leserbrief

[veröffentlicht am 02.12.2023]

In der Kolumne von Prof. Breckow am 22.11. erwähnt er sehr häufig Wasserstoff (H2) als Treibstoff für PKWs. Wasserstoff wird üblicherweise durch Elektrolyse aus Wasser gewonnen und wird gerade sehr intensiv diskutiert. Medienwirksam werden dazu von Politikern gern “Elektro-Lyseure” eingeweiht. Dazu ein paar Gedanken über die Effizienz.

Für die elektrolytische Produktion von 1 kg Wasserstoff benötigt man ca. 55 kWh an Strom und mehr als 10 Liter Wasser. Der Energiegehalt von 1 kg Wasserstoff ist aber “nur” 33 kWh bei der Nutzung in einem PKW. Ganz offensichtlich ist Wasserstoff also keine sinnvolle Option für den Antrieb von PKW oder LKW. Auch Busse und Schienenverkehr erscheinen unter diesem Aspekt nicht brauchbar. BMW hat die Produktion von wasserstoffgetriebenen PKW aufgegeben. Mercedes forscht seit Jahrzehnten an Brennstoffzellen und liefert nicht.

Falls man Wasserstoff aus Kohlenwasserstoffen herstellt (z.B. Methan), erhält man wiederum unerwünschte Abfallprodukte.

Mit 55 kWh Strom fährt ein E-Auto knapp 400 km, und man vermeidet den Verlust von 22 kWh Strom, wenn man den Zwischenschritt Wasserstoff einfach weglässt und die Energie direkt im Akku eines E-Autos speichert. Nebenbei ist jedes Wasserstoff-Auto ein E-Auto, denn der Wasserstoff wird in einer Brennstoffzelle wieder in elektrischem Strom umgewandelt.

Abgesehen davon gibt es nicht genügend Strom, um umweltverträglich “grünen” Wasserstoff für den Individualverkehr zu produzieren. Wasserstoff wird jetzt und künftig in großem Umfang in der Industrie benötigt. Wenn man nun “blauen” oder gar “grauen” Wasserstoff verwenden muss, ist man umweltmäßig ganz schlecht unterwegs.

Genau wie die Totgeburt E-Fuels ist Wasserstoff für private PKW sinnlos, weil die nötige Größenordnung der Herstellung absolut unpraktikabel und vor allem eine gigantische Energieverschwendung ist. Der Weg zum E-Auto ist alternativlos, alle Autohersteller haben angekündigt, bis zu welchem Zeitpunkt sie keine Verbrenner mehr herstellen und verkaufen wollen.

Wasserstoff ist kein Treibstoff, sondern ein Speichermechanismus, wenn man überschüssigen Strom hat, und in der Industrie nützlich, aber auf keinen Fall im Verkehrs- und Transportwesen.

Für lebenswerte Innenstädte wäre natürlich weniger Individualverkehr noch viel besser, vorausgesetzt, der ÖPNV wird so stark ausgebaut, dass Politiker nicht mehr mit dem Strohmannargument hantieren können, der “Rentner auf dem Land” müsse mobil bleiben und ein Auto zum Einkaufen verwenden.

Außerdem hat Prof. Breckow die Zahlen für den Energiegehalt von Benzin und Diesel etwas übertrieben: Benzin hat einen Heizwert von ungefähr 8 kWh pro Liter, Diesel von etwa 10 kWh pro Liter, also nicht 10 bzw. 12, wie er schrieb. Der Wirkungsgrad ist nochmals schlechter: ein Otto-Motor erreicht keine 25%, ein Diesel auch nur knapp 30%. Im Vergleich dazu kann ein E-Auto mehr als 80% der aufgewendeten Energie in Bewegung umsetzen statt in Wärme und Abgase, und beim Bremsen wird sogar Energie zurückgewonnen (rekuperiert).

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