21.12.2023

Nochmal die "Technologieoffenheit" - Leserbrief

[veröffentlicht am 30.12.2023]

Ich würde ja sehr gern weiter mit Hr. F. auf der Grundlage sachlicher Argumente und Fakten diskutieren, aber leider will Hr. F. nicht auf die Fakten eingehen, die ich ihm als Antwort genannt hatte. Stattdessen höre ich nur “mimimi” aus seiner kurzen Replik und den Vorwurf der persönlichen Angriffe.

Ganz im Gegenteil: es ist nicht mein Diskussionsstil, mein Gegenüber persönlich anzugreifen. Ich lege Wert auf den Austausch von Argumenten, die faktisch nachprüfbar sind. Hr. F. hingegen glaubt an Schwurbelwissenschaftler wie Vince Ebert, der auf kabarettistische Weise versucht, den Klimawandel weg zu scherzen. Dabei ist er in guter Gesellschaft mit Dieter Nuhr, wobei letzterer auch auf den Versuch von Pseudofakten verzichtet und nur noch schlechte Witze macht.

Hr. F. wünscht sich Wundertechnologien, die derzeit Gegenstand der Forschung sind, aber definitiv nicht in einem Zeitraum großmaßstäblich verfügbar sein werden, um die Klimakatastrophe abzuwenden.

Noch einmal neue Fakten zu Atomkraft: der chinesische Investor CGN hat sich aus dem Bau des Kernkraftwerks Hinkley Point C in England zurückgezogen. Die Kosten dort sind von 20 auf 38 Milliarden Euro explodiert. Der zweite Investor ist der französische Staatskonzern EDF, der mit 18 Milliarden Euro Schulden Pleite ging und verstaatlicht wurde. Mittlerweile hat EDF über 60 Milliarden Euro Schulden angehäuft. Damit ist der Weiterbau von Hinkley C vermutlich gescheitert.

Das neue Kernkraftwerk in Olkiluoto in Finnland ist nach zehn Jahren Verzögerung und vervierfachten Baukosten (12 statt 3 Milliarden Euro) zwar fertig gebaut und in Betrieb gegangen, aber nach wenigen Wochen Betrieb schon wieder abgeschaltet worden, weil der erzeugte Strom zu teuer ist und am Markt nicht wirtschaftlich zu verkaufen ist.

Das neue Kernkraftwerk Flamanville in Frankreich hat dasselbe Problem: eine Vervielfachung der Baukosten (11 statt 3 Milliarden Euro), mehrere Jahre Verzögerung bis zur Fertigstellung, und ebenfalls zu teurer Betrieb.

Kernkraftwerke sind nur langsam regelbar. Wenn sie laufen, müssen dafür Erneuerbare aus dem Stromnetz genommen werden - das ist das Gegenteil von sinnvoll. Strom aus Kernkraft treibt den Strompreis an der Börse hoch. Derzeit ist der Strompreis unter dem Niveau von 2008 (in diesem Jahr war der höchste Preis in 20 Jahren vor dem Ukrainekrieg 2022).

Gerade hat die Opposition mit einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht eine Kürzung von 60 Milliarden Euro in den Haushalten der nächsten 4 Jahre erzwungen. Das ist großartiger Stil, da dieselbe Partei für dieses Sondervermögen und seine Umwidmung gestimmt hat. Die neue Ampelregierung war technisch und formal nach dem Regierungswechsel überhaupt nicht in der Lage, diese Regelung kurzfristig rückgängig zu machen.

Also: woher soll das Geld für neue Kernkraftwerke kommen? Die Privatwirtschaft wird sie wegen des Haftungsrisikos nicht allein bauen. Geld für Subventionen ist nicht vorhanden.

Wir haben das Wissen und die Technik, wir müssen das nur - endlich - nutzen! Selbst ohne Solar und Wind haben wir genügend Kapazitäten zur Erzeugung von Strom. Deutschland braucht maximal 80 GW Strom pro Tag (im Schnitt 60 - 80), und selbst bei windstiller Nacht haben wir 130 GW Kapazität mit sonstigen Stromerzeugern. Im Schnitt hat Deutschland im Jahr 2023 52 % Strom aus Erneuerbaren erzeugt, eine Steigerung von 5 % gegenüber 2022 - das ist der richtige Weg, auch wenn es knapp werden wird!

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