13.10.2022

E-Fuels sind immer noch unrealistisch - Leserbrief

[veröffentlicht am 13.10.2022]

ADAC:
  • bei der Verwendung in Autos haben e-Fuels einen Wirkungsgrad von ca. 10 %.
"Auto Motor Sport":
  • "e-Fuels verursachen 4-fache CO2-Emissionen"
  • "e-Fuels sind zu ineffizient und zu teuer".
Opel:
  • E-Fuels möglich, aber erfordern starke Veränderungen am Motor (Baujahr 2021).
VW-Aufsichtsrat:
  • synthetische Kraftstoffe sind keine Alternative für die Massen
Hr. F.:
  • Hold my beer, die FAZ als Quelle ist viel besser.
Hr. F.schreibt, dass alle Autos ab 2015 fähig sind, mit E-Fuels zu fahren. Umgekehrt schreibt Opel, dass ein aktuelles Modell (Grandland 1.2L) erst nach massiven Umbauten mit E-Fuels fahren konnte. Alle gängigen Autoportale schreiben derzeit, dass nur spezielle Automodelle für z.B. E85 geeignet sind, man könne aber FFV-Sensoren nachrüsten. Es gibt deutschlandweit um die 350 Tankstellen für E85. Wie im letzten Leserbrief geschrieben: wie realistisch ist das Nachrüsten von 40 Millionen Fahrzeugen? Ich lasse diese Diskrepanz jetzt unkommentiert. Auf die weiteren Argumente wie Herstellungskosten und den Energiebedarf der Vorstufen von E-Fuels oder die Unterschiede zwischen Benzin und Diesel wollte Hr. F. ebenfalls nicht weiter eingehen.

Stattdessen packt er ein weiteres Thema aus, das gern zur Ablenkung in Diskussionen verwendet wird, wenn man beim eigentlichen Thema nichts mehr zu sagen hat außer “Ideologie”: die “Seltenen Erden”, die hauptsächlich in Afrika und Südamerika unter teils haarsträubenden, blutigen Bedingungen abgebaut werden, z.B. Kobalt, Lithium und weitere.

Überall wird Kobalt verwendet, nicht nur in E-Autos. Für die Benzinherstellung ist Kobalt nötig, um das Benzin zu entschwefeln. In täglichen Dingen vom Ceranfeld bis zur Küchenmaschine ist überall Kobalt enthalten.

Maschinen fast jeder Art brauchen Kobalt, weil sie gehärteten Stahl enthalten. Industrielle Prozesse brauchen ebenfalls Lithium, nicht nur E-Autos. Ohne Lithium wäre die Fensterherstellung oder generell das Herstellen von Aluminium nicht möglich. Es sind also nicht nur Akkus, in denen Lithium verbaut wird.

Es ist einseitig und rhetorisch sehr durchsichtig, jetzt die Elektrifizierung im Verkehrssektor als Argument gegen die Verwendung von Seltenen Erden einzusetzen. Industriell werden sie seit langem verwendet, und so gut wie niemand beschwerte sich bislang (leider) über die blutigen Hintergründe. Aber jetzt plötzlich, weil es gerade ins Konzept passt, wird dagegen gewettert?

Inzwischen setzen Akkuhersteller auf immer weniger Kobalt und insbesondere auf Recycling: der Akku eines E-Autos bekommt ein zweites Leben als Hausspeicher für Photovoltaik.

Die weltgrößte Kobaltmine im Kongo schließt, aufgrund mangelnder Nachfrage nach Kobalt.

In Bolivien wird gerade nach einer in Deutschland erfundenen, wesentlich ökologischeren Methode Lithium abgebaut. Durch Handelsverträge profitieren deutsche Firmen davon.

Bolivien soll zwar die größten Vorkommen an Lithium weltweit haben, aber Bolivien gehört noch lange nicht zu den großen Lieferländern und steht erst am Anfang. Spannend ist, dass die sozialistische Morales-Regierung das Land befähigen will, Akkus selbst herzustellen.

Fazit: E-Fuels für private Fahrzeuge sind eine unrealistische und teure Annahme. Wir werden E-Fuels benötigen, aber das wird sich ökonomisch nur dort durchsetzen, wo es keine Alternativen gibt (oder im Auto-Rennsport, wo Geld keine Rolle spielt). Klimaneutrale E-Fuels lassen sich nur herstellen, wenn es einen Stromüberschuss gibt. Diesen Überschuss sollte man direkt in Akkus speichern und nicht für mehrstufige Umwandlungen in E-Fuels vergeuden. Durch die aufwändige Herstellung haben E-Fuels in Autos einen effektiven Wirkungsgrad von nicht mehr als 10 %, E-Autos hingegen über 80 %.

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