[veröffentlicht am 29.01.2020]
Leserbrief zur Glosse von Hr. Sattler, 14.01.2020Wieder einmal zeigt sich der Glossist Sattler neoliberal uneinsichtig, indem er genau wie Siemens-Chef Kaeser auf der Einhaltung von fragwürdigen Verträgen pocht und die zugrundeliegende Situation vollkommen unzulänglich beschreibt.Fakt ist: es gibt drei Firmen weltweit, die die benötigte Signaltechnik für die Transportzüge der Kohlemine liefern könnten. Alsthom und Hitachi haben das Geschäft aus Umweltschutzgründen bereits abgelehnt. Der Vertrag zwischen Siemens und Adani wurde von Kaesers designiertem Nachfolger im Dezember erst eingefädelt, während die katastrophale Situation in Australien sich seit mehreren Monaten immer mehr zuspitzt.Das Geschäft zwischen Siemens und Adani hat einen Umfang von 18 Mio. Euro, ist also in der Bilanz von Siemens kaum sichtbar. Die Vertragsstrafe ist vermutlich an diesen Betrag angepasst und Siemens könnte das aus der Portokasse zahlen. Der Imageschaden hingegen, den Siemens nun durch das uneinsichtige Beharren auf diesem Geschäft und dem durchsichtigen Versuch, Neubauer in den Aufsichtsrat zu holen und dadurch mundtot zu machen, wird langfristige Auswirkungen haben.Interessanterweise gibt es andere Verträge von Siemens mit Partnern, in denen ausdrücklich Rückzugsklauseln festgelegt sind, falls sich äußere schwerwiegende Umstände oder Gesetzesänderungen ergeben, die die Vertragserfüllung behindern sollten. Gibt es solche Ausstiegsklauseln im Vertrag mit Adani wirklich nicht? Ich kann mir kaum vorstellen, dass ausgerechnet in diesem Fall die Hausjuristen so geschwächelt haben sollen.Noch ein pikantes Detail: Siemens hat sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben und einen eigenen Ausschuss gebildet, der alle Projekte auf Umweltschutz abklopft. Dieser Ausschuss hätte sich mal Werner von Siemens zum Vorbild genommen, der sich als ehrbarer Kaufmann den Grundsatz gab "Für augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht". Davon ist Siemens nach der Adani-Entscheidung weit entfernt.
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