20.03.2020

Siemens und die Kohlemine in Australien 2 - Leserbrief

Es war klar, dass mein Leserbrief keine Begeisterungsstürme hervorrufen würde, weil ich schrieb, dass Siemens einen schon geschlossenen Vertrag brechen und lieber eine Vertragsstrafe bezahlen solle, als Zulieferer für die Infrastruktur zum Kohleabbau in Australien zu werden. Der Kohleabbau durch den indischen Konzern Adani würde nebenbei den CO2-Ausstoß von Australien verdoppeln und durch den Transport der Kohle per Schiff auch das Great Barrier Reef bedrohen. Es gäbe also wirklich gute Gründe, diese Kohlemine zu stoppen.
[veröffentlicht: 20.03.2020]

Leserbrief zum Leserbrief von Hr. J., 05.02.2020
Tja, Herr J., die Realität hat Siemens und Adani eingeholt. Kürzlich hat Adani vor einem australischen Gericht zugegeben, dass beim Genehmigungsprozess gegen Strafrecht und Umweltrecht verstoßen wurde, und sogar in Indien selbst wurde eine Bürgerbefragung annuliert, die zu Gunsten von Adani gefälscht wurde. Ich würde es mir für Siemens wünschen, dass diese neuen Tatsachen eine Möglichkeit bieten, wirklich aus diesem Vertrag auszusteigen und damit Gesicht zu wahren.
Abgesehen davon: Sie haben natürlich recht, dass es ein ehernes Prinzip im geschäftlichen Umgang ist, Verträge einzuhalten. Andererseits gibt es seltene Ausnahmefälle, in denen es besser sein kann, tatsächlich von einem Vertrag zurückzutreten und ggfs. eine Vertragsstrafe in Kauf zu nehmen. Sagen wir mal so: wenn eine Heuschreckenfirma wie Blackrock den Firmen, deren Aktien sie als Investmentfirma hält, mehr Umweltschutz empfiehlt, ist das ein starkes Signal. Ich halte den Imageschaden für größer, das Geschäft abzuschließen, als vom Vertrag zurückzutreten und damit immer noch im Geist Werner von Siemens zu handeln.
Ihre Verwendung des "Unworts des Jahres 2019" zeigt mir aber deutlich, dass Sie wenig Interesse an einer sachlichen Auseinandersetzung haben. Die "Klimahysterie" wird eigentlich nur noch von den Leugnern der Klimakatastrophe verwendet. Mittlerweile sind sich *alle* Wissenschaftler einig, dass wir auf eine globale Katastrophe zusteuern und die Änderungen z.B. bei der Temperatur von Meeresströmungen, Jetstreams und anderen Kipppunkten nicht mehr rückgängig zu machen sind. Das Klimapaket, das die Bundesregierung letztes Jahr beschlossen hat, ist nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein und verletzt das Paris-Abkommen massiv.
Ein weiteres Detail als Ergänzung zu meinem vorigen Leserbrief: mehr als 60 andere Firmen, die in Verhandlungen mit Adani waren, haben ihre Zusammenarbeit wegen ökologischer Bedenken verweigert. Siemens ist die einzige von drei Firmen, die eine bestimmte Technik für die Transportzüge noch liefern könnte, denn die zwei anderen (Hitachi und Alsthom) verweigern sich ebenfalls aus Umweltschutzgründen. Falls Adani die Kohlemine wirklich in Betrieb nimmt, würde dies den gegenwärtigen CO2-Ausstoß von Australien verdoppeln, in Zahlen: es handelt sich hier um 700 Mio. Tonnen CO2 zusätzlich.

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