23.10.2023

Und wieder das Märchen vom Pull-Effekt - Leserbrief

[veröffentlicht am 11.10.2023]

Der Name des Glossisten Deutschländer passt zur Zielrichtung seiner Glosse vom 06.10. So einen schlimmen ausländerfeindlichen, hetzerischen Beitrag finde ich erschütternd und menschenverachtend.

Erneut wiederholt ein Glossist die Behauptung, dass durch die finanzielle und sachliche Unterstützung von Geflüchteten noch mehr Flüchtlinge angezogen werden - der angebliche und sogenannte “Pull-Effekt”.

Erneut also bedient ein Glossist die Hetze gegen Menschen, die vor Krieg, Terror und Verfolgung flüchten. Solche Glossen sind Wasser auf die Mühlen der Rechtsextremen, ob nun in einer Partei organisiert oder nicht.

Auch Hr. Kuger, der Fraktionsvorsitzende der AfD im Wetterauer Kreistag, verwendet diese Behauptung seit langem. Schon im Mai 2020 schwadroniert er in der Kreistagssitzung von “Gesinnungsethik” und “Menschenschleppern” (die WZ berichtete).

Der “Pull-Effekt” wurde seit 2015 mehrfach wissenschaftlich in mehreren EU-Ländern untersucht und jedes Mal in jeder Studie eindeutig widerlegt. Schon nach der o.g. Kreistagssitzung habe ich in einem Leserbrief einige dieser Studien benannt und damit Hr. Kuger (und jetzt erneut mehrere aktuelle Glossen der letzten Tage) widerlegt. Nicht einmal die konservative FAZ konnte Nachweise für “Pull-Faktoren” recherchieren.

Es gibt nicht nur den Asylparagraphen 16 im Grundgesetz, sondern auch die UN-Menschenrechtskonvention und die Genfer Flüchtlingskonvention. All diesen eigentlich selbstverständlichen humanistischen Vereinbarungen hat sich Deutschland bedingungslos angeschlossen - zu Recht! - und sie garantieren, dass jeder Flüchtling rechtliches Gehör bekommen muss.

Die Glossisten der WZ scheinen all dies vergessen zu haben, genau wie Merz, und zitieren damit AfD-Narrative, dass es “zuviele” Flüchtlinge gibt.

Der einzige “Pull-Faktor”, den ich argumentativ akzeptieren kann, ist die Abwesenheit von Krieg in Deutschland. Flüchtlinge kommen nicht her wegen einer Zahnbehandlung, sondern sie flüchten vor Krieg in ihrem Heimatland.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen