03.06.2020

Energieverbrauch beim Streaming - Leserbrief

Leserbrief zur Kolumne von Hr. Arnold, 26.05.2020
[veröffentlicht am 03.06.2020]

Hr. Arnold schreibt einige interessante Gedanken zum Stromverbrauch während der Corona-Krise.

Viel mehr Menschen bleiben zuhause und unterhalten sich dort mit Hilfe von Geräten, die natürlich Strom verbrauchen.
Insbesondere kritisiert Hr. Arnold das "Streaming", also das Anschauen von Filmen über Internet.

Die großen Anbieter hier sind Netflix, Amazon, Google (Youtube und Playstore Filme), Apple und zunehmend Disney+.
Der Energieverbrauch sowohl bei den Anbietern als auch bei den Konsumenten ist beträchtlich, wie Hr. Arnold zutreffend bemerkt. Aber es gibt deutliche Unterschiede zwischen ihnen, und diesen Punkt hätte ich mir stärker herausgearbeitet gewünscht.

Viele Anbieter verwenden intern Dienstleister zur Verbreitung ihrer Daten, sogenannte "Content Distribution Networks" (CDN), das sind lokale Zwischenspeicher, um die internationalen Datenleitungen zu entlasten. Hier gibt es große Unterschiede, wie effizient diese CDNs arbeiten.

Abgesehen davon sind viele große Anbieter inzwischen nahezu oder sogar schon vollständig klimaneutral, indem sie Ökostrom beziehen oder sogar selbst erzeugen (Google ist nach eigenen Angaben seit mehreren Jahren klimaneutral durch die Verwendung von eigenem Solarstrom).

Etwa ein Drittel des Stromverbrauchs von Rechenzentren wird für die Kühlung der Geräte aufgewendet. Viele moderne Rechenzentren lassen diese Abwärme nicht verpuffen, sondern leiten sie wie ein Blockheizkraftwerk nutzbringend weiter.
Der Energieverbrauch beim Streaming ist mittlerweile ca. 1% des weltweiten Gesamtverbrauchs, und das ist schon auffällig viel, aber nicht beunruhigend, z.B. durch diese Zweitnutzung.

Insgesamt kann man sagen, dass Google und Amazon sehr klimafreundlich sind und Netflix noch nicht besonders. Hier können wir als Verbraucher Druck ausüben.

Ein paar Zahlen zur Verdeutlichung: der Energiebedarf durch das Streaming wird auf weltweit 200 TWh pro Jahr geschätzt (Terawattstunden), das ist in etwa soviel wie Spanien. Deutschland hatte 2018 einen gesamten Energiebedarf von ca. 530 TWh, weltweit waren es 20.000 TWh. Zum Vergleich dagegen: der Rechenaufwand für Bitcoins erforderte immerhin 60 TWh, und der Nutzen von Bitcoins und Blockchains ist nach wie vor in der Fachwelt höchst umstritten.

Zum Schluss noch eine Anmerkung als Elternbeirat: durch die Corona-Krise wird deutlich, wie stark wir alle mittlerweile von der Digitalisierung profitieren und wo noch Mängel zu beheben sind. Auf Youtube z.B. gibt es großartige Filme und Filmchen, mit denen bestimmte Sachverhalte erklärt werden, und viele Lehrer nutzen in dieser Krise die Möglichkeiten gut, die Schüler zuhause zu erreichen und weiterhin zu bilden und zu beschulen. Vielen Dank dafür an alle Lehrer!

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