27.04.2016

Wahlcomputer 2 - Leserbrief

Tja, was soll ich sagen. Es gefiel Herrn H. nicht, dass ich mich in meinem Leserbrief gegen Wahlcomputer geäußert habe. Er schrieb seinerseits einen Leserbrief, wie toll doch alles wäre, wenn man Computer hat, die einem die Arbeit abnehmen.
Weil ja doch bei menschlicher Arbeit so viele Fehler passieren, wenn die Ergebnisse vom Wahlzettel abgelesen und übertragen wegen.
Und weil doch schon beim Ausfüllen der Wahlzettel so viele Fehler passieren. Und man kann doch alles sicher machen, der TÜV ist da die richtige Adresse, um alles zu prüfen.

Mitnichten, finde ich immer noch, und schrieb einen Leserbrief als Antwort.
Hr. H. lässt mich mit seiner Antwort auf meinen Leserbrief etwas ratlos zurück.

Auf der einen Seite fordert er stärkere Überprüfung zur Sicherstellung einer korrekten Wahl auch mit Wahlcomputern. Damit fordert er, dass es strengere Regeln geben muss, die von Fachleuten überprüft werden müssen.

Auf der anderen Seite ignoriert er die Fachleute, die eine Aussage auf technischer Basis bereits geliefert haben.

Er hat damit den zweiten Schritt vor dem ersten getan: die Entscheidung für Wahlcomputer ist bei ihm schon gefallen, und er sucht nun nach Werkzeugen, um diese Entscheidung abzusichern.

Aber Fachleute sind auch dazu da, um den ersten Schritt zu prüfen, nämlich, ob überhaupt die Verwendung von Wahlcomputern sinnvoll ist.

Wenn Hr. H. nun voraussetzt, dass Wahlcomputer verwendet werden sollen, widerspricht er sich doch selber und sagt damit, dass ihm die Aussagen von Fachleuten egal sind.

Wahlcomputer sind größtenteils „normale“ PCs, mit einer speziellen Bedienung, und – hoffentlich – besserer Sicherheit gegen Manipulationen. Aber selbst wenn es nicht solche „normalen PCs“ wären – Software ist niemals fehlerfrei. Es muss also Update-Möglichkeiten geben.

IT ist weit mehr als Programmierung von Computern im Elfenbeinturm. Der Einsatz von IT im normalen Leben ist ein ganzheitlicher Prozess der Absicherung, sowohl bei der Entwicklung von Software als auch bei deren Verwendung. Wenn man hierbei auch nur einen Fehler macht, ist das ganze System unbrauchbar, weil angreifbar. Das haben BMW und andere Autohersteller letztes Jahr schmerzlich gelernt.

Wahlcomputer werden zumeist von amerikanischen Firmen gebaut (z.B. Diebold, die gerade Wincor-Nixdorf gekauft haben). Die Chips werden größtenteils in chinesischen Firmen hergestellt. Das Update-Verfahren geschieht entweder über Netzwerk oder über Datenträger wie USB-Sticks.

All diese Komponenten im Aufbau und für den Betrieb von Wahlcomputern können problemlos kompromittiert werden, ohne dass man es zuverlässig erkennen kann. Und meine Aufzählung war bei weitem nicht erschöpfend, was Angriffsmöglichkeiten angeht!

Ein weiteres Gegenargument von Hr. H. ist die menschlische Komponente bei der Auszählung und Übertragung der Ergebnisse. Er übersieht hierbei, dass diese Art von Fehlern lokal in einem einzelnen Wahllokal geschehen. Bei Wahlcomputern hingegen ist es ein leichtes, ein kompromittiertes Programm einzuschleusen, das in allen Wahllokalen die Ergebnisse verfälscht. Computer sind gut darin, große Mengen von Daten zu bearbeiten – oder auch zu verfälschen. Hier sehe ich eine der Hauptgefahren.

Die Auszählung der Kommunalwahl habe ergeben, dass 10 % der Wahlzettel ungültig seien. Hier kann man Verbesserungspotential beim Ausfüllen sowie beim Prinzip von Kumulieren und Panaschieren oder bei der Gestaltung der Wahlzettel erkennen, aber das Grundprinzip der überprüfbaren Wahlen ohne Wahlcomputer muss man deshalb nicht aufgeben.

Außerdem sollte man unterscheiden zwischen absichtlich und unabsichtlich ungültigen Wahlzetteln („Protestwähler“).

Mein Fazit bleibt weiterhin: im Interesse der Demokratie keine Wahlcomputer!

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