19.05.2015

Avengers 2 - wow

Gestern war ich mit Kind 2 im Kino - seit einiger Zeit haben wir dieselben Vorlieben für Comic-Verfilmungen ;). Mutter und Kind 1 waren zu einem Konzert unterwegs und deshalb den ganzen Nachmittag und Abend abwesend. Also gab es analog zum Vater-Tochter-Tag mit Justin Bieber jetzt mal einen Vater-Sohn-Tag. Und der hat diesmal auch dem Papa richtig gut gefallen ;)

Ich bin ja eher der "alles vorher wissen"-Typ. Ich lese die letzten paar Seiten in Büchern zuerst, und ich lese auch Filmkritiken und Zusammenfassungen, bevor ich ins Kino gehe. Für mich ist die Überraschung dann die künstlerische Ausführung und nicht so sehr das Ergebnis. Ich mag eigentlich keine Überraschungen. Das ist dann genauso wie bei Harry und Sally ("ich lese das Ende zuerst, damit ich weiß, wie es ausging, falls ich vorher sterbe").

Deshalb hatte ich vorher ein bißchen im Netz gelesen, was andere schon über Avengers 2 geschrieben haben, und hinterher mache ich mir dann meine eigenen Gedanken.

Nicht unerwähnt lassen will ich auch den finanziellen Aspekt und die Marktmacht von Disney, die bei diesem Film versucht haben, kleinen Kinos eine höhere Filmmiete abzuverlangen. Das kann man hier sehr schön nachlesen - auch die Kommentare sind hochinteressant (manche).

Bei phantanews.de findet sich eine wunderbare, recht kurz geratene Schwärmerei, die mir voll aus der Seele spricht.

Der Film ist eine geniale Mischung aus Action und ruhigen Szenen, in denen die bisherige Handlung recht intelligent reflektiert wird. Besonders gut gefallen hat mir der "Wettbewerb", Thors Hammer hochzuheben, und keinem gelingt es. Allerdings wackelt der Hammer ein bißchen, als Cap es versucht, und man sieht im Hintergrund, wie Thor das Lachen aus dem Gesicht fällt ;)

Als eher paranoid denkender Software-Entwickler mit der Tendenz, zuviele Mailinglisten über Sicherheitsprobleme zu lesen, hat mich sehr gewundert, dass Tony Stark eine Software mit "künstlicher Intelligenz", deren Fähigkeiten er nicht abschätzen kann, ungefiltert mit seinen eigenen Rechnersystemen, mit Jarvis und mit dem Internet verbindet. Eigentlich sollte ihm als passionierten Hacker doch klar sein, dass nicht nur er in Regierungssysteme einbrechen kann (wie in Iron Man 2 schön gezeigt), sondern umgekehrt auch er Opfer werden könnte. Diese Idiotie hat mich schon bei James Bond in Skyfall gewundert, als der neue, junge Q eine ähnliche Dummheit begeht, einen unbekannten Laptop über Kabel ans interne Firmennetz anzuschließen.

Genau das passiert natürlich: Ultron "erwacht" (gewisse Ähnlichkeiten mit Skynet und Terminator sind natürlich rein zufällig ...), zerstört Jarvis und erzeugt erstmal jede Menge Sicherheitskopien seines Bewusstseins im Internet.

Andere Kritiken bejammern, dass Black Widow das Frauchen-Schema bedient, indem sie bei der Diskussion mit Banner (Hulk) über ihre Sterilisation spricht, als Banner erwähnt, dass er wegen seiner Gefährlichkeit Angst hat, eine Familie zu gründen. Ich finde, dass das Gespräch ziemlich gut abgelaufen ist und die gegenseitigen Geständnisse zusammen gepasst haben - Natascha wollte ihn trösten und ihm zeigen, dass er nicht allein Probleme hat. Ganz offensichtlich wollte sie ihm eine goldene Brücke bauen, damit er sich auf die Freundschaft einlässt. Leider hat's dann doch nicht geklappt, er flieht vor ihr, oder auch vor sich selbst, und am Ende sind die ursprünglichen Avengers wieder in alle Winde verstreut. Immerhin hat Thor jetzt eine Idee, dass das kurzfristige Auftauchen von gleich 4 der 6 Infinity-Steine kein gutes Omen ist, und er plant Nachforschungen in Asgard. Offensichtlich weiß er also davon, dass der "Star Lord" ebenfalls eines dieser Artefakte gefunden hat.

Die Entstehungsgeschichte von Vision finde ich außerordentlich gelungen: durch Thors Eingreifen wird Vision Leben eingehaucht und ich bin sicher, dass Mjölnir für ein Wesen mit hohem ethischen Standard gesorgt hat - immerhin kann er den Hammer auch heben und benutzen.

Das Auftauchen von Nick Fury war relativ überflüssig. Eigentlich ist ja nicht mehr er Boss von S.H.I.E.L.D., sondern Coulson (Finale von Staffel 1 der "Agents of S.H.I.E.L.D."). Aber naja, er darf halt mal wieder einen Heli-Carrier fliegen. Ich finde diese Dinger toll, und wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich das Lego-Modell kaufen und bauen.

Bis vor einigen Wochen lief die Fernsehserie der ersten Staffel in RTL2, und genau zeitlich passend dazu hatte ich die DVD von Captain America 2 beschafft, dessen Handlung genau das Ende dieser Staffel darstellt. Ähnlich hat Marvel die zweite Staffel von S.H.I.E.L.D. konzipiert, die exakt in Avengers 2 mündet. Leider bringen es die Sender nicht fertig, die Serien zeitnah auszustrahlen. In USA ist die zweite Staffel durch, und in Deutschland gibt es sie nicht gegen Geld und gute Worte - zumindest nicht, wenn das Internet über LTE mit Volumenquote zu mir kommt.

Wunderbar finde ich den "Running Gag" durch den ganzen Film hindurch, dass Captain America keine Kraftausdrücke wünscht. Dieser Spruch rutscht ihm zu Beginn des Films einmal heraus, und durch eine gezielte Indiskretion spötteln alle anderen Figuren bei guter Gelegenheit dann darüber. Diese kleinen Scherze halten den Film inhaltlich auf einem höheren Niveau, als es reine Action- und Ballerszenen könnten.

Aus den Zwillingen hätte man mehr machen können: ich finde es bedauerlich, dass der Charakter Quicksilver schon wieder aus der Handlung geschrieben wurde, und es ist auch ärgerlich, dass es hier zu Widersprüchen kommt: in der X-Men-Reihe hat Quicksilver einen ganz anderen Hintergrund (in "Days of Future Past") und bleibt am Leben. Dumm, dass Marvel hier die Franchise-Rechte aufgeteilt hat und daraus heftige Logikbrüche resultieren. In den Comics sind Quicksilver und Scarlet Witch die Kinder Magnetos und keine künstlich leistungsgesteigerten Geschöpfe, deren Eltern bei einem Raketenangriff starben (natürlich mit damals von Stark Industries gefertigten Raketen ..., ähnlicher Ablauf wie am Anfang von Iron Man 1). Schön immerhin, dass das frisch geschlüpfte Kind von Hawkeye "Pietro" als zweiten Vornamen bekommt, hat er doch Hawkeye mit seinem Opfer das Leben gerettet.

Auch Nataschas Gefangenschaft in Struckers ehemaliger Burg finde ich halbwegs plausibel: sie kann mit einem primitiven Funkgerät ihre Position im Morsecode melden und die restlichen Avengers rufen, um gemeinsam anzugreifen. Offensichtlich erkennt sie anhand der Maschinen wieder, wo sie ist. Hydra-Chef Strucker wollte offensichtlich ebenfalls Roboter herstellen lassen, als er mit Lokis Szepter Experimente durchgeführt hat.

Der übliche Nachfilm, um die Neugierde zu wecken, kommt diesmal unmittelbar nach dem Ende - der Oberbösewicht Thanos ist zu sehen, wie er den Handschuh anzieht und ankündigt, dass er sich ab jetzt selbst der Sache annehmen wird. Es ist nicht nötig, den ewig langen Abspann bis zum Ende auszusitzen. Schade, dass hatte ich nicht kommen sehen ;)

Man erkennt die "Halterungen" im Handschuh, in die die Infinity-Steine eingesetzt werden können. Offen bleibt noch, wie Thanos an den Handschuh gelangt ist - in "Thor 1" war der "Gauntlet" noch in Odins Schatzkammer in Aufbewahrung. Am Ende von "Thor 2" ist zu vermuten, dass Loki sich zurück nach Asgard geschlichen und Odin getötet hat, aber richtig offiziell ist diese Tatsache nicht. Insbesondere weiß Thor nicht, dass Loki ihm vorgetäuscht hat, er sei Odin, und ihm Befehle gegeben hat.

Vision ist tatsächlich ein toller Charakter - ich habe nur die Befürchtung, dass aus Spannungsgründen tatsächlich im Showdown alle 6 Infinity-Steine in den Handschuh eingesetzt werden, und das impliziert, dass der gelbe Gedankenstein aus Vision herausgerissen wird. Ob er das irgendwie wird überleben können? Ich bin gespannt.

Entgegen früheren Vermutungen ist das Ende des derzeitigen 2. Zyklus erst mit "Ant-Man" erreicht, der im Sommer ansteht. Die Vorschau sah schon mal sehr nett aus, ich freu mich drauf.

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