08.01.2015

Offener Brief an die Stadt Hungen

In den letzten Tagen gab es mehrere Meldungen, dass die Stadt Hungen gegen die Baugenehmigung in Berstadt klagt. Dort sollten mehrere kleine Geschäfte entstehen. Der Wetteraukreis ist die Beklagte, und die Gemeinde Wölfersheim kann nichts tun.
Statt im Frühjahr nach Bekanntwerden der Pläne mal eben auf dem kurzen Dienstweg in Wölfersheim beim Bürgermeister anzurufen, hat Hr. Wengorsch beschlossen, bis zum letzten Moment zu warten und dann mit einem Paukenschlag eine Eilentscheidung bei Gericht herbeizuführen. Begründung der Eingabe: man wurde nicht gefragt.
Das finden meine Frau und ich so schäbig, dass wir beschlossen haben, nichts mehr in Hungen zu kaufen. Das umschließt - schmerzlich für uns - leider auch das Tanzen in der Hungener Tanzschule. Bei der Kündigung der Tanzschule haben wir ausdrücklich auf die merkwürdige Hungener Politik hingewiesen.
Hier ist der offene Brief, den wir an die Bürgermeister und die regionale Presse geschickt haben:


Offener Brief an die Stadt Hungen

in Kopie an Gemeinde Wölfersheim und Wetterauer Zeitung sowie Gießener Anzeiger

zu WZ-Artikel: „Hungen stellt sich quer“ vom 31. Dez. 2014

Unglaublich, da bilden sich doch tatsächlich die Stadtverordneten von Hungen ein, dass sie die Nachbargemeinde Wölfersheim knechten könnten.
Nicht genug, dass Hungen gegen die dringend notwendige Oberstufe in Wölfersheim wettert, noch dazu sachlich vollkommen daneben – nein, jetzt dürfen wir nicht mal mehr dringend benötigte Geschäfte bauen lassen. Das ist schon ganz schön anmaßend!

Umso schlimmer, dass das Gericht in Gießen diesem Blödsinn auch noch nachgibt. Da kann man schon mal den Glauben an Recht und Gerechtigkeit verlieren. Man kommt sich im Gegenteil vor wie im Mittelalter, wo die Feudalherren über die Geschicke im Umland frei nach ihrem Gusto bestimmt haben. Wer die Macht hatte, hatte auch das Recht auf seiner Seite.

Was geht es die Stadt Hungen an, ob wir in Wölfersheim – genauer gesagt in Berstadt - ein Fachmarktzentrum bekommen oder nicht? Uns hat auch niemand gefragt, ob wir die Rewe-Zentrale mit ihren Hunderten von LKWs wollen, die täglich durch unsere Gemarkung brettern (übrigens gerne auch über rote Ampeln!), oder sonst irgendwelche Geschäfte in Hungen.

Es ist auch keine revolutionäre Neuerung, was da geplant ist, es geht lediglich um ein Fachmarktzentrum aus mehreren kleinen Läden und einem gemeinsamen Parkplatz. Geplant sind kleine Filialen einer Drogeriekette, eines Schuhgeschäftes, eines Kleidungsladen sowie einer Lebensmittelfiliale, allesamt aus dem unteren Preissegment. Das sind für uns keine wirklich „neuen“ Produkte.

Immerhin gab es bis zur Schlecker-Pleite sowohl in Berstadt als auch in Wölfersheim gut besuchte Drogeriemärkte, auch ein Schuhgeschäft gab es in Wölfersheim und kleinere Bekleidungsgeschäfte gab es auch sowohl in Berstadt als auch bis vor wenigen Jahren in Wölfersheim. Dass es früher auch mal im Ortskern von Berstadt einen Metzger, einen kleinen Edeka und Bäcker gab, nur zur Vollständigkeit. Das Fachmarktzentrum will also nur eine Lücke ausfüllen, die aus verschiedensten Gründen im letzten Jahrzehnt entstanden ist. Alles kein Grund zur Aufregung für die Nachbarn.

Was mich aber im meisten ärgert, ist die Dreistigkeit, mit der die Hungener „Regierung“ ihre Nachbarn klein halten will. Wir gehören nicht zu Hungen, wir sind nicht mal im selben Landkreis, was soll das Ganze also?

Aber wenn schon Mittelalter, warum dann nicht gleich richtig? Ich schlage vor (Achtung Sarkasmus!), dass wir am Berstädter Kreuz einen Schlagbaum errrichten und saftige Zölle für alle Hungener Rewe-Laster erheben. Damit werden wir wenigstens schnell reich, und richten dann einen für unsere Bürger kostenlosen Pendelbusverkehr zum nächsten Drogeriemarkt etc. ein.

Sie werden verstehen, dass wir nicht nach Hungen fahren werden! Meine Familie hat sich jedenfalls schonmal entschieden, ab sofort keinerlei Käufe mehr in Hungener Geschäften zu tätigen. Vielleicht mag sich uns ja der eine oder die andere Wölfersheimer Bürger/in anschließen? Ich bitte die Hungener Geschäftsinhaber hiermit ausdrücklich um Entschuldigung für etwaige Einkommensverluste. Vielleicht können Sie ja Ihren Magistrat zur Vernunft bringen!

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