[veröffentlicht am 01.02.2025, Änderungen der Red. in rot]
Der Glossist Sattler versucht am 21.01. wirklich verzweifelt, irgend etwas Positives an Trump zu finden. Tatsächlich gibt es an Trump aber nichts davon. Er ist siebenmaliger Bankrotteur und verurteilter Sexualstraftäter, der sich - ähnlich wie Putin vor seiner inszenierten Wiederwahl - gerade so an den Buchstaben des Gesetzes vorbei laviert hat. Eines seiner erklärten Ziele für die Präsidentschaft war die Vermeidung von Verurteilungen und Strafen. Teilweise hat es geklappt - ein Richter hat das Strafmaß - in einem (!) seiner zahlreichen Fälle - quasi “auf Null” gesetzt; die Verurteilung ist gültig, aber es gibt keine Strafe. Und selbst gegen diese glimpfliche Entscheidung will er noch Berufung einlegen! Schon kurz vor dem ersten Tag seiner Amtszeit handeln er und seine Frau mit eigenen, hochvolatilen Kryptowährungen und scheffeln auf diese Weise Milliarden ($Trump hatte zeitweise innerhalb von Stunden einen Wert von 73 Milliarden Dollar, $Melania fast 50 Milliarden Dollar).
Genau wie Seligmann in einer WZ-Glosse vor einigen Jahren versucht hat, sich Trump schön zu reden, ist Sattler überzeugt, dass man politisch mit Trump zusammenarbeiten könne - mit einem Menschen, der davon überzeugt ist, dass er durch “Gottes Willen” zwei Attentate überlebt habe.
Trump hat knallhart erklärt, dass er die Demokratie in den USA schleifen wird - das “Project 2025” sieht eine streng evangelikale, neolibertäre Ausrichtung vor, wie sie schlimmer nicht in “The Handmaid’s Tale” nach dem Buch von Atwood hätte beschrieben werden können. Allein die Besetzung des obersten Gerichtshofs mit seinen Vasallen, das fast vollständige Verbot von Abtreibungen, das erklärte Ziel, Bundesbehörden weitgehend zu entmachten und den Staat maximal zu schwächen, lässt Schlimmes befürchten. Eine Buchempfehlung an dieser Stelle: “Amerikas Gotteskrieger” von Annika Brockschmidt, die all das vorausgesehen hat.
Sattler glaubt ernsthaft, Putin habe Respekt vor dem “Mad Man” Trump? Ganz im Gegenteil hat die Propaganda in den Sozialen Netzwerken, die mit russischen Bots befeuert wurde, für einen Wahlsieg gesorgt - allerdings extrem knapp (77 zu 75 Mio. Stimmen) , bei deutlich weniger Wählern als 2020 (81 zu 74 Mio. Stimmen). Insbesondere die massive Wahlbeeinflussung durch Musks Manipulationen an den Algorithmen von Twitter und die Desinformation durch TV-Sender wie “Fox News” haben dazu beigetragen, dass viele Wähler gegen ihre eigenen Interessen gewählt haben, aber immerhin rühmen sie sich, “nicht die Frau” gewählt zu haben. Erst nach der Wahl wurde vielen - gerade ärmeren - Wählern klar, dass “Obamacare” und der “Affordable Care Act”, also die gesetzliche Krankenversicherung für mehr als 30 Millionen Menschen, ein- und dasselbe sind und sie sich gerade ihrer eigenen Krankenversorgung beraubt haben.
Nichts an Trump verdient Respekt. Er will aus der WHO und dem Pariser Klimaabkommen austreten, unbegrenzt Öl und Gas fördern, 25 % Zölle auf alle Waren aus dem Ausland erheben, die Subvention von E-Autos stoppen, dem Fischfang Vorrang vor Offshore-Windkraft geben, die Zulassung zahlreicher Impfstoffe rückgängig machen und überhaupt “America first”. Er droht der dänischen Regierung mit Wirtschaftssanktionen, wenn er Grönland nicht bekommt. Das werden harte Zeiten für den Rest der Welt.
Oder, wie Sir Terry Pratchett es formuliert hat: “may you live in interesting times”.
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