Heute war wieder der Tag der grausamen Leserbriefe in unserer regionalen Tageszeitung, der WZ.
Einer stach besonders hervor: eine Mathematikerin (nach eigenen Angaben) schrieb, dass das Virus endemisch werde, dass die beste Vorgehensweise eine durchstandene Infektion sei und dass man nach einer Infektion immun sei. Das ist sehr traurig, weil nichts davon stimmt und damit nur die Argumentationslinie von Streeck und Konsorten aufgegriffen wird, alles laufen zu lassen ("wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben" ...).
[veröffentlicht am 22.04.22]
Frau B. schreibt, dass wir in einem Stadium der Pandemie angelangt seien, in dem wir das Virus als normalen Bestandteil unseres Lebens akzeptieren sollen. Sie argumentiert damit, dass das Virus mittlerweile endemisch sei und die beste Vorgehensweise eine durchstandene Infektion sei, und dass man nach einer Infektion immun sei.
Leider stimmt nichts davon: "endemisch" ist nur der Fachbegriff für eine weite Verbreitung einer Krankheit. Das heißt nicht automatisch, dass die Krankheit deswegen harmlos geworden ist. Tuberkulose und Malaria sind auch endemisch und gute Gegenbeispiele dafür, dass das Wort "endemisch" allein keine Begründung sein kann.
Dinge einfach laufen zu lassen, führt zu den katastrophalen Ergebnissen wie in Dänemark und Schweden. Diese Länder haben absichtlich auf das Prinzip "Durchseuchung" gesetzt, wie eine Untersuchung letzte Woche aufgedeckt hat.
Wir wissen inzwischen genau, dass weder eine durchstandene Infektion noch eine Impfung eine Immunität hervorruft. Das Risiko, bei einer Infektion schwer zu erkranken, ist nicht zu vernachlässigen, deswegen ist eine Impfung die einzige sinnvolle Möglichkeit, das Risiko bei erfolgter Infektion so weit wie möglich zu reduzieren. Alles andere (AHA+L+A usw.) sind Hilfsmaßnahmen, die zusätzlich erforderlich sind oder waren.
Der Verlauf einer durchstandenen Infektion gibt außerdem keinerlei Hinweises darauf, dass die nächste Infektion denselben Verlauf haben wird. Jede Infektion kann harmloser oder schlimmer aufallen.
Es gibt zwar Forschungsansätze, dass manche Menschen immun zu sein scheinen, weil ihr Immunsystem andere Marker des Virus erkennt, so dass sie nicht auf das Spike-Protein reagieren, sondern auf Teile des Virus, die für dessen Reproduktion nötig sind und kaum mutieren. Diese Forschung könnte irgendwann zu besseren Impfstoffen führen, aber das ist noch Zukunftsmusik.
Wenn wir nicht alles daran setzen, die Infektionen zu reduzieren, bieten wir mit jeder Infektion dem Virus die Chance zu mutieren, und niemand kann vorhersagen, ob die neuen Mutationen harmloser oder gefährlicher sein werden.
Abgesehen davon gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass viele Infizierte (je nach Studie um die 10%) ein oder mehrere Post- oder LongCovid-Symptome entwickeln. Diese Auswirkungen auf das Gesundheitssystem und den Arbeitsmarkt sind langfristig überhaupt noch nicht absehbar.
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