Erneut schreibt Herr J. einen Leserbrief, in dem er gegen das Impfen wettert. Diesmal geht er sogar noch einen Schritt weiter als in seinem letzten Leserbrief, in der er sich als Impfgeschädigter bezeichnet. Im aktuellen Leserbrief vom 06.12. bezeichnet er es als Lüge, dass die Masernimpfung gegen die Masern hilft. Das kann ich so nicht stehenlassen, ich halte Impfen für enorm wichtig, gerade bei einer hochansteckenden, tödlichen Krankheit.
[abgedruckt 13.12.2019]Leserbrief zum Leserbrief über Impfen und Impfpflicht
Herr J. schreibt erneut vehement gegen das Impfen und die Impfpflicht an und nennt die Wirksamkeit der Masernimpfung eine "Lüge". Wie entsetzlich verbohrt muss man sein, um gegen jede medizinische Evidenz zu behaupten, dass das Impfen nichts nutzt? Wie tief kann man sinken, um die vermeidbaren Dauerschäden und die möglichen Maserntoten gegen eine andere Zahl von Todesopfern durch andere Ursachen aufzurechnen?
Hr. J. mag persönliches Leid erfahren haben, wie er in einem früheren Leserbrief schrieb. Trotzdem ist das ein bedauerlicher Einzelfall und darf nicht verallgemeinert werden.
Beim Impfen kann es eigentlich gar keine Diskussion mehr geben. Das Thema ist medizinisch hervorragend erforscht.
Statistisch gesehen gibt es überhaupt keinen einzigen Grund, gegen das Impfen zu sein: Auf 45 Millionen Impfdosen kommen in Deutschland lediglich 34 anerkannte Impfschäden (Nationaler Impfplan, 2012).
Durch Schutzimpfungen sind viele Krankheiten nahezu ausgerottet.
Es kann nicht sein, dass ein dogmatischer Impfgegner sich oder seine Kinder nicht impfen lässt und sie damit zu Trägern der Erreger macht. Dabei verletzt er nämlich offensichtlich das Recht auf körperliche Unversehrtheit aller Personen in seinem Umfeld. Wenn es hier Neugeborene oder Menschen mit Immunschwäche gibt, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, provoziert er damit vorsätzlich deren Ansteckung und Gefährdung.
Es heißt nicht "Kinderkrankheit", weil es so ungefährlich ist, sondern weil hauptsächlich ungeschützte Kinder daran erkranken und womöglich sterben.
Die Impfschäden, die in Deutschland in den letzten Jahren gemeldet wurden, waren hauptsächlich Bagatellen wie Fieber oder Hautausschlag, die nach wenigen Tagen abklingen. Statistisch ist ohne Impfung in derselben Zeit allein mit 800 Maserntoten zu rechnen, die sonstigen Folge- und Dauerschäden wie Hirnhautentzündung noch gar nicht eingerechnet. Natürlich ist jeder Impfschaden eine schlimme Sache für die Betroffenen, aber die Chance auf ein sorgenfreies, langes Leben ist mit Impfung wesentlich höher. Die Sterblichkeit bei Masern liegt bei ca 3 Promille (3 von Tausend), das Risiko von Impfschäden dagegen um den Faktor Tausend geringer.
Seit der Impfpflicht und Durchimpfung beginnend in den 60ern ist Amerika masernfrei. Pocken sind weltweit ausgerottet. Bei Polio gibt es nur einige fundamentalmuslimische Länder in Afrika, die generell alle Impfungen verteufeln. Durch Einschleppen gab es leider seit letztem Jahr in Amerika auch wieder Ausbrüche von Masern.
Eine Langzeitstudie an der Charité in Berlin hat übrigens festgestellt, dass der plötzliche Kindstod (SIDS) statistisch wesentlich seltener bei Säuglingen auftritt, die gegen Keuchhusten, Diphtherie und Polio geimpft sind.
Es steht jedem frei, das Risiko von Impfungen für sich abzuwägen. Aber niemand darf für sein ganzes Umfeld entscheiden. Deshalb ist die Impfpflicht für den Besuch von öffentlichen Einrichtungen eine sinnvolle Sache, insbesondere bei der zunehmenden Energie, mit der Impfgegner in der Öffentlichkeit auftreten und ihre hanebüchenen Theorien verbreiten.
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