21.03.2019

The Umbrella Academy - Staffel 1

Über das letzte Wochenende habe ich die neue Serie "The Umbrella Academy" bei Netflix gesehen. Die Serie wurde vor dem Start massiv beworben, u.a. auch durch Werbespots im traditionellen Fernsehen, und der Ansatz klang wie eine Mischung aus Avengers, X-Men, Justice League und ähnlichen Superheldenserien, nur "kaputter".

Mein Fazit: durchwachsen. Interessante Ideen, aber für eine zehnteilige Serie hatten die einzelnen Folgen enorme Längen, die mir den Spaß ein wenig vergällt haben.

Die Handlung in kurz: eine Gruppe von jungen Menschen mit besonderen Fähigkeiten versucht, die Apokalypse zu verhindern. Spoiler: sie scheitern und vielleicht doch nicht. Bei Zeitreise-Geschichten weiß man ja nie.

Die Handlung in lang: aus ungeklärten Umständen wurden am 1. Oktober 1989 43 Frauen spontan innerhalb eines Tages schwanger und entbinden ein Kind. Ein exzentrischer Milliardär nimmt sieben dieser Babys als Adoptivkinder auf und zieht sie mit Hilfe eines genmanipulierten Schimpansen und eines Androidenkindermädchens auf. Er trainiert ihre Fähigkeiten und bringt sie dazu, als Superheldenteam aufzutreten. Allerdings hat das Team nur sechs Mitglieder: "7" oder "Vanya" glaubt, dass sie keine besonderen Fähigkeiten hat, was sich aber im Verlauf als falsch erweist. Der Zuschauer ahnt das natürlich sofort, aber der erste Gedanke, dass die Fähigkeiten von 7 wichtig für das Team sind, entpuppt sich als falsch.

In der ersten Staffel wird die Entstehung des Teams geschildert und retrospektiv gezeigt, wie die Gruppe wieder auseinanderbricht und das Haus des Adoptivvaters Hargreeves verlässt. Er ist streng, unbarmherzig und absolut unempathisch. Er verletzt permanent die Gefühle und die gesunde Entwicklung der Kinder und ordnet alles seinem Ziel unter. Eins nach dem anderen verlassen ihn die Mitglieder des Teams, die er nur mit Nummern und nicht mit Namen anspricht.

In der Gegenwart der Erzählung treffen die Kinder zu Hargreeves Beerdigung zusammen, bis auf "6" bzw. Ben, der unter unerzählten Umständen bei einem Einsatz starb. Nach und nach wird in Rückblicken gezeigt, wie rücksichtslos Hargreeves ist und den Kindern dadurch seelische Verletzungen zufügt.

Nummer 5 ist ein Teleporter durch Raum und Zeit. Hargreeves verbietet ihm, durch die Zeit zu reisen. Er tut es trotzdem und erreicht eine postapokalyptische Erde, von der er nicht mehr zurückreisen kann - der Grund dafür bleibt unklar. Dort verbringt er Jahre, bis er von einer mysteriösen Frau für eine Organisation, die "Kommission", angeworben wird. Diese Organisation aus Zeitreisenden will dafür sorgen, dass die Geschichte immer einen bestimmten Verlauf nimmt, z.B. stellt sie sicher, dass der Zeppelin Hindenburg wirklich in Lakehurst in Flammen aufgeht. Die "Zeitagenten", auch "temporal assassins" genannt, bekommen Aufträge von Analysten, um bestimmte Ereignisse zu forcieren, und dabei gehen sie buchstäblich über Leichen.

Nach Jahren im Dienst der Kommission kann 5 zurückkehren und wird dabei wieder zu seinem 13-jährigen Ich verjüngt, ist aber geistig auf dem Stand seines 58-jährigen Selbst geblieben. Er will unbedingt die Apokalypse verhindern und weiß, dass sie in den nächsten acht Tagen stattfinden wird, aber nicht, durch wen oder warum. Sein einziger Hinweis ist ein Glasauge mit einer Seriennummer.

All das ist aber effektiv vollkommen unwichtig: alle Handlungen zur Aufklärung führen nur dazu, dass die Apokalypse tatsächlich herbeigeführt wird. Schlussendlich war Hargreeves sogar der Auslöser durch die folterähnlichen Methoden und die seelischen Schäden an seinen Adoptivkindern. Im Bemühen, den Weltuntergang zu verhindern, führen die sieben Kinder ihn gerade herbei. Im letzten Moment kann 5 sie alle durch eine Zeitreise retten und dadurch den Cliffhanger zur zweiten Staffel aufbauen.

Was mich immer wieder an Filmen und Serien wundert: viele Situationen, die man als Zuschauer erkennt, führen in  der Handlung zu vorhersehbaren schlimmen Folgen und hätten vermieden werden können, wenn die Figuren ihr Wissen teilen würden. Fünf z.B. weiß unglaublich viele Details, aber er teilt sie nicht mit seinen Adoptivgeschwistern. Vanya nimmt täglich Tabletten zur Unterdrückung ihrer Fähigkeiten. Außer dem Affen und der Nanny weiß das aber niemand, und Vanya hinterfragt nicht ein einziges Mal die Einnahme. Offensichtlich wissen auch die anderen Geschwister nichts von ihren Fähigkeiten. All diese Nichtkommunikation führt letztendlich zum Showdown während des Konzerts, in dem Vanya die erste Geige spielt. Ich verstehe nicht, warum Drehbuchautoren so eklatante logische Schwächen verzapfen, statt die Figuren sinnvoll handeln zu lassen.

Aber wie schon gesagt: bei Zeitreisegeschichten darf man die Logik ein wenig beiseite schieben. Insgesamt war es gute Unterhaltung.

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