05.03.2019

Klimawandel x+1

Der emeritierte Professor L. ist genervt vom "Ping-Pong" unserer Leserbriefe. Ich stimme ihm zu, dass es ermüdend ist, auf seine unwissenschaftlichen Leserbriefe zu antworten. Außerdem beklagt er, dass die WZ seinen Titel weglässt, der eine Autorität suggeriert, die er auf dem Forschungsgebiet gar nicht vorweisen kann, über die er spricht.
[Veröffentlicht am 22.02.2019, wie üblich an den falschen Stellen von der WZ redigiert]

Herr L., ich gebe Ihnen Recht.
Wir sollten dieses unwürdige Ping-Pong-Spiel beenden, da wir offensichtlich unterschiedliche Vorstellungen von wissenschaftlicher Methodik und Diskurs haben.
Bitte unterstellen Sie keine Verschwörungstheorien und schwammige Behauptungen, dass missliebige Forscher gemobbt und "mundtot" gemacht werden.
Sie begeben sich damit auf das schäbige Niveau von Tichy, der auch gerade publikumswirksam jammert, dass man ja doch nicht alles sagen dürfe.
Es gibt Meinungsfreiheit und Forschungsfreiheit, aber das garantiert nicht, dass man unwidersprochen bleiben kann.
Die Realität ist, dass jede Studie durch Peer-Reviews angezweifelt werden kann - das ist kein Mobbing, sondern einfach wissenschaftlicher Standard.
Forscher, die eine gegenläufige Theorie entwickeln, müssen sich dem genauso stellen wie jeder andere.
Alle die wenigen Studien, auf die Sie und andere Zweifler sich stützen, wurden kurze Zeit später widerlegt.
Ich kann nach wie vor nicht nachvollziehen, warum ein seit Jahrzehnten bestehender wissenschaftlicher Konsens von einzelnen fachfremden Zweiflern immer noch angefochten wird.
Schon die Meldungen der Tagespresse widerlegen, was Sie zum Klimawandel behaupten: die letzten 5 Jahre gehören mit zu den wärmsten seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen.
Obwohl v. Storch, den Sie zitieren, den Klimawandel grundsätzlich bestätigt, nutzt er gern statistische Tricks, wie z.B., nur die Daten seit 1998 zu betrachten, statt den gesamten Zeitraum.
Von daher ist sein Zitat von 2013 auch heute sinnlos, dass die Temperaturen nicht mehr gestiegen seien, genauso wie die damalige Spekulation "wenn die Temperatur fünf Jahre nicht mehr steigen würde ...".
"Nur in drei Jahren seit 1880 waren die Temperaturen auf der Erde noch höher, als 2018. Das haben die NASA und die US-Ozean- und Atmosphärenbehörde in unabhängigen Analysen ermittelt. NASA und NOAA warnen deswegen, die Erderwärmung halte unvermindert an. Lediglich die Jahre 2015, 2016 und 2017 seien noch wärmer gewesen, als das vergangene und die jüngsten fünf Jahre seien zusammen auch die wärmsten fünf seit Beginn der weltweiten Messungen. Seit 1880 sei die Durchschnittstemperatur auf der Erdoberfläche um 1 Grad Celsius angestiegen. Schuld sei der vom Menschen verursachte Ausstoß von Treibhausgasen." (Zitiert aus https://heise.de/-4301316)
Dieselbe traurige Geschichte passiert gerade bei der Diskussion um Schadstoffe - hier folgt die Politik willig einzelnen Schreihälsen wie Köhler, der nachweislich Zahlen um einen Faktor 1.000 und mehr falsch in die Welt gesetzt hat.
Seine einzige Entschuldigung für die gravierenden Fehler: er sei Rentner und habe nicht einmal eine Sekretärin.
Ist das wirklich eine Rechtfertigung, aufmerksamheischend mit so einen Paukenschlag an die Medien zu gehen und durch alle Talkshows zu tingeln?
Die Mitunterzeichner seines fragwürdigen Papiers sind nicht nur eine Minderheit unter den Lungenärzten, sondern auch Motorkonstrukteure und andere Akteure aus der Autoindustrie und Politik.
Abgesehen davon haben weder Köhler noch die unterzeichnenden Ärzte Expertise in der wissenschaftlichen epidemiologischen Forschung - von keinem der Namen auf der Liste sind wissenschaftliche Arbeiten zum Thema bekannt.
Die weiteren 3900 Ärzte in der DPG (Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V.) vertreten genau die gegensätzliche Position - Feinstaub und NOx sind definitiv gefährlich.
Wenn urplötzlich so ein "Rufer in der Wüste" auftritt, sollte man erst einmal die Frage stellen, wem nutzt diese bequeme Gegenposition?
Ganz offensichtlich handelt es sich um handfeste wirtschaftliche Interessen, sonst nichts.
Die Umwelt soll hier hintan treten, damit die Quartalszahlen bloß nicht leiden.
Und Minister Scheuer, der seinen tschechischen "kleinen" Doktortitel in Deutschland gar nicht führen dürfte, springt begeistert über das Stöckchen, weil es gerade opportun ist.
Ich wiederhole gern erneut meinen Lesetipp: 10 Fakten über den Klimawandel bei ZEIT Online.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen