22.11.2016

Dr. Strange - Kino

Die Magie kehrt ein in das Marvel Cinematic Universe!

In der Kinofilmreihe beehrt uns Dr. Strange, und in der TV-Serie "Marvel's Agents of S.H.I.E.L.D." fährt der Ghostrider auf einem flammenumkränzten Motorrad umher wie weiland Nicolas Cage in den 2 Filmen "Ghostrider" und "Ghost Rider: Spirit of Vengeance", damals allerdings noch ohne Verbindung zum Seriencharakter der jetzigen Marvelfilme.

Der Film erzählt den Werdegang der Figur Dr. Strange, der sich vom arroganten Neurochirurgen zum kämpferischen Magier wandelt. Diese Charakterbildung war mäßig umgesetzt, es gab keine sichtbare Entwicklung, und auch kein einschneidendes Erlebnis, anhand dessen ich festmachen konnte, dass er seine Egomanie ablegt und von der Ältesten für würdig erachtet wird, ausgebildet zu werden.

Ansonsten ist der Film großes Krachbumm-Kino mit ein bißchen Zeitreise-Effekten. Die vielen verschiedenen Dimensionen, die er - sehr kurz - durchwandert, erinnern massiv an die subatomaren Erlebnisse von Ant-Man und waren sehr psychedelisch angehaucht. Insgesamt war die Handlung sehr vorhersehbar - es war schon früh klar, wer den Löffel abgibt. Natürlich musste irgendwie auch ein Unfall passieren, damit der Chirurg seine Hände nicht mehr gebrauchen kann, aber ein Autounfall, bedingt durch Handynutzung auf einer kurvigen Straße an einem Berghang? So doof kann Dr. Strange doch nicht wirklich sein. Hmpf.

Die Kampfszenen während der Flucht der Bösewichte nach dem Diebstahl der Buchseiten waren genauso wie bei "Inception" inszeniert, aber mit wesentlich mehr Aufwand und Details. Durch die Verschiebung der Orientierung sind sogar mehrere Gefolgsleute in interessante Richtungen abgestürzt, bis der Oberbösewicht mit den restlichen Verschwörern durch ein Portal fliehen konnte. Der Aufpreis für 3D lohnt sich bei diesem Film sehr, nicht nur wegen dieser Szenen.

Jetzt ist also das Zeitalter der bombastischen Figuren angebrochen - Dormammu als Bösewicht bei Dr. Strange, nächstes Jahr wird Kurt Russel "Ego" spielen, und Thanos mit seinem Handschuh ist auch nicht ganz ohne. Ob Dormammu noch eine Rolle spielt, ist unklar. Zumindest gab es einen Handel, dass er die Erde in Ruhe lässt. Inwieweit sich ein solches Wesen an dieselbe Ethik hält wie sein menschliches Gegenüber, bleibt abzuwarten.

Insgesamt ein Film, den man gesehen haben muss - die Effekte und die durchaus vorhandene Handlung sind es wert, und natürlich die Einbettung in das MCU. Andere Kritiker waren nicht so besonders überzeugt, und die Argumente haben auch 'was für sich. Trotzdem finde ich, es lohnt sich.

Am Ende des Films offenbart der Bibliothekar Wong, dass es sich beim Auge von Agamotto um einen der Infinity-Steine handelt, nämlich den, der die Zeit kontrollieren kann.
Damit sind nun 5 der 6 Steine gefunden:
Space - blau - Tesserakt - Captain America 1
Mind - gelb - Lokis Szepter - Avengers 2
Reality - rot - Aether - Thor 2
Power - purpur - Orb - Guardians of the Galaxy 1
Time - grün - Auge von Agamotto - Dr. Strange 1
Soul - orange - ??? - ???

Nächstes Jahr also noch "Thor 3" und "Guardians of the Galaxy 2", und spätestens dann sollten alle 6 Steine im Umlauf sein. Mir macht ein bißchen Sorge, was dann mit Vision passiert - ich mag diesen Charakter.

Fantastic Beasts - Kino

Ein kurzer Rückblick auf die neue Kinofilmreihe aus dem Harry-Potter-Universum.
Zuerst sollten es nur 3 Filme werden, nun sogar 5.

Die Grundidee: Newt Scamander, gespielt von Eddie Redmayne (u.a. Stephen Hawking) schreibt gerade (1926) sein berühmtes Buch "Fantastic Beasts and where to find them", das Harry Potter in Hogwarts als Lehrbuch benutzt, und die Kinogänger dürfen Mr. Scamander bei seinen Begegnungen mit den Tieren und dem Rest der magischen und nichtmagischen Welt über die Schulter blicken.

Wir haben den Film in Gießen im Kinopolis in 3D in der englischen Originalfassung gesehen, und es war ein Riesenspaß. Entgegen meinen vorurteilsbehafteten Erwartungen waren die "amerikanischen" Sprecher sehr gut verständlich, und der "britische" Scamander hat häufig genuschelt, was ich recht schade fand. Ich bin zwar von vielen internationalen Telefonkonferenzen schlechte Aussprache gewöhnt, aber Frau und Kind 2 hatten ganz schön zu kämpfen.

Übrigens eine tolle Sache, dass man mittlerweile in großen Kinos auch Filme in Originalsprache sehen kann. Wer halbwegs fit in Englisch ist, sollte diese Gelegenheit unbedingt nutzen. Kind 2 ist in der 7. Klasse und konnte dem Film problemlos folgen (bis auf manche aussprachebedingten Dialoge, siehe oben). Das Kino war für einen Sonntagabend sehr gut besucht - natürlich war es ein eher kleiner Kinosaal, aber trotzdem. Die 3D-Effekte waren sehr schön. Dies ist einer der Filme, bei denen sich der Aufpreis für 3D wirklich lohnt.

Am Anfang war ich schon davon überzeugt, eine banale Komödie um die Verwechslung eines Koffers zu bekommen, aber innerhalb von wenigen Minuten war ich begeistert mitten im Geschehen dabei. Der Film ist eine tolle Mischung aus eben erwähnter Verwechslungskomödie, Fantasy im Harry-Potter-Stil und 20er Jahre Suspense-Krimi ("who dunnit"). Wie bei den Harry-Potter-Filmen gibt es kurze Einblendungen der magischen, animierten Zeitungen, nicht nur vom "Daily Prophet", sondern auch von französischen und deutschen Zeitungen, in denen davon berichtet wird, dass Gellert Grindelwald (Johnny Depp) sein Unwesen treibt (Details dazu in HP Band 6 und 7). Ganz kurz findet sich auch das Zeichen der Heiligtümer des Todes ...

Die Tiere, um die sich Scamander in ihren Habitaten in seinem magischen Koffer rührend kümmert, sind wunderbar animiert und in Szene gesetzt. Die Bowtruckles, die ebenfalls in HP erwähnt werden, bekommen mehrere, auch wesentliche Szenen, und der löwige Adler lässt am Ende ganz New York die schlimmen Ereignisse vergessen, so dass die "No Maj"s weiterhin nichts von der magischen Welt wissen. Hier gibt es Andeutungen, dass sich die Bewohner der magischen Welt auseinander leben: die Amerikaner nennen die normalen Menschen "No-Maj"s, die Briten hingegen "Muggel".
Besonders gut gefallen haben mir die Szenen um die diebischen "Elstern", die alles klauen, was glitzert.Kowalski bekommt am Ende des Films seinen sehnlichsten Wunsch erfüllt, und vielleicht verliebt er sich sogar ... (Spoiler!).

Der Film ist definitiv nicht für jüngere Kinder geeignet, er ist wesentlich düsterer als die HP-Verfilmungen, und die Toten, von denen es mehrere gibt, lassen die amerikanische "ab 13"-Einstufung mehr als plausibel erscheinen.

02.11.2016

Gesundheitsfürsorge und der Freihandel - Leserbrief

Ist schon etwas länger her, dass die WZ einen Artikel über Zuckerkonsum, Subventionen und die mexikanische Steuer auf Produkte mit hohem Zuckeranteil veröffentlicht hat. Da im Moment aber die WZ so viele Lobhudeleien auf den Abschluss von Freihandelsabkommen singt, dachte ich mir, ich schau mir die Geschichte mit der Zuckersteuer in Mexiko nochmal genauer an, und ich wurde im negativen Sinn nicht enttäuscht - so absurd sich diese Formulierung anhört. Die Zuckersteuer nahm nämlich ein US-amerikanischer Produzent bestimmter Zuckersorten zum Anlass, eine Klage vor einem NAFTA-Schiedsgericht anzustrengen, und die Firma hat tatsächlich gewonnen.
Ja, richtig gelesen: Mexiko muss eine Strafe dafür zahlen, dass sie den Zuckerkonsum regulieren wollen - obwohl Mexiko eine sehr hohe Rate an Diabeteserkrankungen hat.

Die WZ überschlägt sich ja geradezu in ihren Lobeshymnen auf TTIP und CETA. Das verwundert mich ein wenig, und ich zweifle etwas an der journalistischen Objektivität, wenn so einseitig für eine Sache getrommelt wird. Die unzweifelhaft vorhandenen Nachteile werden kaum thematisiert, dafür darf ein Wissenschaftler der Uni Gießen sich eine volle Seite lang über "100 Einheiten" Brot und Wein auslassen. Ich kam mir stellenweise fast vor, als läse ich in der Bibel über die wundersame Vermehrung von Lebensmitteln, und in einem früheren Leserbrief wurde die wissenschaftliche Basis für diesen Artikel ja schon gründlich zerlegt.

Ich möchte mal einen weiteren Aspekt beleuchten: die Verträge wie CETA, TTIP, und auch TISA für die Liberalisierung von Dienstleistungen, enthalten Klauseln, die einen Ausstieg aus der Privatisierung bzw. Liberalisierung verbieten. Das stellt Staaten vor Probleme, wenn neue wissenschaftliche Erkenntnisse vorliegen, die für die Daseins- und Gesundheitsfürsorge Regulierungen erfordern.

Kürzlich hat die WZ darüber berichtet, dass Mexiko zur Verringerung des Zuckerkonsums bestimmte Produkte mit (Straf-)Steuern belegt hat.

Es wäre vielleicht der Vollständigkeit halber erwähnenswert, dass Mexiko wegen dieser Zuckersteuer von den USA auf 325 Mio $ Strafe vor einem NAFTA-Schiedsgericht verklagt wurde und zahlen muss.
Ich gehe stark davon aus, dass als Folge auch diese Steuer wieder zurückgenommen werden muss. Es kann ja nicht sein, dass eine Steuer in Mexiko als Handelshemmnis von einem amerikanischen Konzern hingenommen werden muss.

Seit NAFTA als Freihandelsabkommen zwischen Kanada, USA und Mexiko in Kraft getreten ist, haben übrigens ausschließlich amerikanische Kläger vor Schiedsgerichten gewonnen. Am Abschluss von NAFTA 1994 war auch Hillary Clinton maßgeblich beteiligt. Seit Inkrafttreten sind in Mexiko Millionen Maisbauern arbeitslos geworden; hochsubventionierte amerikanische Produkte wurden 20% unter Herstellungskosten in Mexiko in den Markt gepresst (Wikipedia).

Außerdem macht auch gerade eine Meldung die Runde, dass der amerikanische Verband der Zuckerindustrie Studien beeinflusst hat, die den Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Gesundheitsproblemen herunterspielen sollten (Süddeutsche Zeitung)

Bemerkenswert an diesen Zusammenhängen finde ich, dass der Profit über der Gesundheit steht und sich Konzerne nicht zu schade sind, vor (Pseudo-)Gerichte zu ziehen, um unliebsame staatliche Regelungen wegzuklagen, die zum Schutz der Bevölkerung geplant waren. Mexiko ist eines der Länder mit dem weltweit höchsten Stand an Diabeteskranken (International Diabetes Federation), insbesondere auch bei Kindern (von 78 Mio. Einwohnern sind 11,5 Mio. diagnostiziert krank, vermutete Dunkelziffer 3,5 Mio. Einwohner).