11.07.2014

Oberstufe in Wölfersheim jetzt! - Leserbrief

Heute war der Tag der Artikel über Schulen und Schüler in der WZ. Ein langer Artikel über die Fahrtkostenerstattung der Melbacher Schüler, und gleich zwei Artikel über den Schulentwicklungsplan und die Oberstufe in Wölfersheim.
Sachlich eher dünn, haben sich Bad Nauheimer und Friedberger Politiker geäußert. Dazu habe ich dann ein paar Fakten zusammengestellt und einen Leserbrief geschrieben.

Leserbrief zur Oberstufe Singbergschule

Man merkt, dass nächste und übernächste Woche im Kreistag der Schulentwicklungsplan besprochen werden soll. Nach einer längeren Zeit der Ruhe überschlagen sich die Pressemeldungen geradezu.

Irritierenderweise widersprechen sich die Aussagen und Standpunkte merklich. Die Bad Nauheimer Politik äußert Bedenken, weil sie um den Bestand der Nauheimer Schulen fürchten, dabei pendeln so gut wie keine Oberstufenschüler aus dem Raum Wölfersheim nach Bad Nauheim. Dasselbe gilt für Hungen: es gibt so gut wie keine Realschüler, die nach Hungen in die Oberstufe wechseln.

Hingegen sind in Friedberg die Kapazitäten erschöpft. Das Burggymnasium muss jetzt schon 100 Schüler ablehnen, die Augustinerschule ist ebenfalls am Rand ihrer Möglichkeiten. Und dabei sind die künftigen Oberstufenschüler aus dem gymnasialen Zweig der Singbergschule noch gar nicht eingerechnet. Derzeit wechseln ca. 20 Realschüler pro Jahrgang aus Wölfersheim auf eine Oberstufe. Ab 2015 werden zwischen 100 und 140 Schüler pro Jahr nach der zehnten Klasse eine Oberstufe suchen. Die gymnasialen Klassen an der Singbergschule umfassen derzeit zwischen 90 und 110 Schülern in drei bis vier Parallelklassen! Seit Einführung des wohnortnahen gymnasialen Zweigs sind deutlich mehr Schüler von den Grundschulen ins Gymnasium gewechselt, und diese höhere Anzahl ist seitdem stabil geblieben.

Hr. Güssgen hat doch bei seinem Besuch das Burggymnasium gesehen: selbst wenn Investitionen für 100 Schüler beschlossen werden, wohin sollen die zusätzlichen Räume gebaut werden? Und 100 neue Plätze an der Burg decken gerade mal die Größenordnung ab, die jetzt abgelehnt wurde, aber nicht den Anstieg durch die Gymnasialschüler aus Wölfersheim.

Als weiteres Argument wird vorgebracht, dass ein Oberstufenangebot in Wölfersheim dazu führt, dass andere Schulen "kannibalisiert" werden und an jeder Schule nur noch ein "minimales" Leistungskursangebot möglich ist. Ich denke, die aktuellen Zahlen sprechen eine andere Sprache!

Was spricht dagegen, dass sich die Wetterauer Gymnasien in Absprache miteinander spezialisieren? Das passiert doch jetzt schon! Das Burggymnasium hat Leistungskurse im Angebot, die kein anderes Gymnasium bietet. Warum sollte nicht auch die Augustinerschule, Singbergschule, Ernst-Ludwig-Schule usw. Schwerpunkte bieten? Schülern der Oberstufe traue ich genug Urteilsvermögen zu, sich eine Schule gemäß ihren Neigungen zu wählen. Die Schulen können doch jetzt schon Zertifizierungen für Schwerpunkte erwerben, z.B. für Sport, Musik, Sprachen, Naturwissenschaften. Das kann man doch auf das Angebot der Leistungskurse ausdehnen! Wie gern hätte ich Informatik als Leistungskurs gehabt!

Die Berstädter Schüler, die nach Bad Nauheim pendeln, haben einen Schulweg von bestenfalls 1:15 Stunden und gehen morgens um 6:30 Uhr aus dem Haus. Mittags, und insbesondere am späten Nachmittag sind die Verbindungen noch schlechter. Mir sind mehrere Eltern bekannt, die regelmäßig Taxidienste leisten, damit die Kinder in überschaubarer Zeit in die Schule und nach Hause kommen können. Nebenbei ist das ökologisch gesehen  offensichtlich die schlechteste Variante.

Und weiterhin: ein wohnortnahes, gut erreichbares Gymnasium ist eine wunderbare Möglichkeit, auch finanziell Schwächeren eine angemessene Bildung anzubieten und zu ermöglichen: eine Familie mit mehreren Kindern überlegt sich durchaus, ob sie mehrere Fahrkarten zu einer weiter entfernten Schule bezahlen kann. In der Oberstufe gibt es bekanntlich keine Fahrtkostenerstattung mehr.

Bildung ist das Wichtigste, was wir unseren Kindern bieten können! Sollen denn begabte Kinder auf Bildung verzichten, weil die Fahrkarte zu teuer ist? Es ist eine Pflicht unserer Gesellschaft, unsere Kinder bestmöglich zu fördern.

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