27.05.2014

Prominenter Besuch an den Wölfersheimer Schulen

Christoph Dittert war in Wölfersheim.

Das hört sich  jetzt erst mal noch nicht so spannend an. Ok, da war also irgend jemand in Wölfersheim?

Nein, das war nicht irgend jemand, der da nach Wölfersheim gekommen ist!

Christoph, ich, Fr. Fuß

Ganz im Gegenteil, das war ein ganz besonderer Mensch, der uns besucht hat. Naja, nicht nur uns zuhause, sondern hauptsächlich hat er die beiden Wölfersheimer Schulen besucht, und zwar auf Einladung des Fördervereins der Wölfersheimer Schulen.

Und das kam so ...

Christoph ist einer der Autoren der "???"-Reihe und schreibt Krimis für Kinder ("???"-Kids) und Jugendliche.

Er ist sogar hauptberuflich Autor (einer von ganz wenigen in Deutschland), und neben den "???" verdient er seine Brötchen auch mit Schreiben für die SF-Serie "Perry Rhodan" ...

Seit einiger Zeit bin ich mit Christoph lose bekannt, genauer: seit wir uns vor einigen Jahren bei einem Fan-Treffen von "Perry Rhodan" kennengelernt haben. Von dieser Serie bin ich seit mittlerweile über 35 Jahren ein großer Anhänger. Dazu am Ende dieses Artikels noch etwas mehr ...

Mittlerweile hat er dort richtig Karriere gemacht und ist sogar derzeit einer der zwei Köpfe der "Denkfabrik", d.h. er entwickelt die Konzepte der Serie, die sog. Exposés, für einige zehn bis hundert Hefte in die Zukunft weiter. Derzeit ist die Serie knapp über 2750 hinaus, und es laufen schon erste Planungen für die Handlung bis Band 3000. Ist das nicht unglaublich?

Seit wir auf Facebook befreundet sind, weiß ich erst, dass er auch für die "???" schreibt und auch einen der drei Bände des Jubiläums 175 verfasst hat. Gelegentlich berichtet er da drüben auch, dass er mal wieder irgendwo eine Lesung an einer Schule gehalten hat, und das brachte mich auf die Idee, ihn zu fragen, ob er nicht auch für "unsere" Schulen eine solche Lesung veranstalten würde.

Der Autor zu Beginn der Lesung noch ganz frisch

Zuerst dachten wir, dass er an einem Tag zu Besuch kommt und liest, aber dann haben wir die Schülerzahlen überschlagen und natürlich überlegt, dass auch die "großen" Schüler an der Grundschule bedacht werden sollten. Wir haben festgestellt, dass es zu viele Schüler für einen Tag sind. Glücklicherweise haben wir dann einen gemeinsamen Termin gefunden, an dem er zwei Tage am Stück zu uns kommen konnte, und so entstand der Plan, an einem Tag in der Grundschule zu lesen, am zweiten Tag vormittags für die fünften Klassen der Gesamtschule, und dann am zweiten Tag nachmittags noch eine freiwillige Lesung für die höheren Klassen zu veranstalten.

Da wir daheim ein kleines separates Häuschen haben (eine sog. "Sommerküche"), in dem ein Gästezimmer, ein eigenes Bad und mein Büro untergebracht sind, willigte Christoph ein, bei uns zu übernachten und von meiner Schwiegermutter bekocht zu werden.

Wir haben dann von Februar bis April noch ein paar Mails ausgetauscht, um organisatorische Details zu klären, und dann kam endlich der große Tag ;)


Nach der Lesung: Autogrammstunde!

Am ersten Vormittag in der Grundschule begrüßte zunächst Frau Fuß, die Schulleiterin der Jim-Knopf-Schule, die Schüler und den Gast, und danach übernahm ich es, noch ein paar Worte zur Vorstellung zu sagen.

Der erste Nachmittag war frei, und das traf sich auch ganz gut so, weil Christoph natürlich von der Anfahrt und den zwei Lesungen schon leicht angegriffen war, und ganz nebenbei noch einen Perry-Rhodan-Roman fertigstellen wollte. Erschwerend kam hinzu, dass ihm die hessische "Grüne Sosse" gut geschmeckt hat und er kräftig Nachschlag nahm (kurz darauf tritt dann das sog. "hessische Kartoffelkoma" ein) ;)

Erst am zweiten Tag fiel uns nach der Begrüßung durch die Chefin der Schülerbücherei der Singbergschule auf, dass rein zufällig die "???" und die Singbergschule dasselbe Jubiläum feiern: 50 Jahre! Das haben wir doch gut hinbekommen, oder?

An diesem Tag konnte ich mich dann zum Glück nachmittags freimachen und die freiwillige Lesung für die großen Schüler komplett hören, nachdem ich zweimal morgens kurz nach der Einleitung schon wieder gehen musste, um zu arbeiten.

Die Lesung fand ich toll gemacht: nach einer kurzen Begrüßung und einer Umfrage, wer die "???" kennt (fast alle) bzw. nicht kennt, ging es los: Christoph las einige Seiten einer spannenden Szene aus seinem Buch "Geheimnisvolle Botschaften", und schon nach wenigen Sätzen hatte er die Kinder voll in seinen Bann geschlagen. Danach spielte er vom ebenfalls mitgebrachten Hörspiel dieselbe Stelle vor und forderte die Kinder auf, die Unterschiede herauszufinden. Dabei stellte sich heraus, dass alle Kinder die Beschreibung im Buch viel ausführlicher und spannender fanden.

Nach der Lesung und dem Einstieg in einen Dialog mit den Kindern durch diese Gegenüberstellung ergaben sich jede Menge Fragen: die Kinder wollten alles Mögliche wissen: wie man Autor wird, wie alt er ist (bei weitem noch nicht 71, wie ein Kind neulich mal geraten hatte!), wieviele Bücher er schon geschrieben habe (über 150), welchen Beruf er gelernt habe und vieles mehr. Eine der eher kuriosen Fragen war die nach seiner Religionszugehörigkeit, und natürlich gab es auch die Frage nach dem Geld, die er aber natürlich nicht beantworten wollte. Aber auch diese Absage war sehr charmant verpackt und ich denke, dass der Fragesteller trotzdem zufrieden war ;)

Ich fand sehr interessant zu hören, dass er in Mainz Buchwissenschaften studiert hat und über seinen Nebenjob während der Promotionszeit zum Lektorieren und dann fließend auch zum "Selberschreiben" von Büchern kam.

Christoph hatte auch Exemplare von seinen Büchern zum Verkaufen und einige kleine Fanartikel dabei, die er verschenkt hat (Autogrammkarten, Armbänder). Viele Kinder hatten Bücher zum Signieren mitgebracht und mit bewundernswerter Geduld erfüllte er alle Wünsche, besonderen Wert legte er dabei darauf, den Namen wirklich in der richtigen Schreibweise ins Buch zu übertragen. Viele Kinder wollten eines der mitgebrachten Bücher kaufen, und da die Nachfrage größer war als sein mitgebrachter Vorrat, gibt es noch eine Nachbestellaktion an den Schulen. Natürlich werden auch die nachbestellten Bücher noch signiert, das hat er fest versprochen!



Auch eines der Werbeplakate ließen wir mit "Grüßen vom Schrottplatz" unterschreiben. Dieses Plakat wird einen Ehrenplatz in der Schülerbücherei erhalten!




Da ich ja bekanntlich scham- und hemmungslos bin, habe ich die Wehrlosigkeit unseres Gastes brutal ausgenutzt und habe mir auch jede Menge Perry Rhodan-Material signieren lassen.
HJB-Sammleredition

Insbesondere habe ich einen Comic-Band aus einer Sammler-Edition, d.h. einen Nachdruck der berühmt-berüchtigten Perry-Comics aus den Siebziger Jahren, und in diesem Comic-Band sammle ich von allen Fan-Treffen, Cons und sonstigen Gelegenheiten wie eben Christophs Besuch, Unterschriften der "Prominenz".





Perry Rhodan signiert
Ich wollte es aber natürlich dem armen Autor nicht zumuten, wirklich alle seine eigenen Perry-Rhodan-Erzeugnisse zu signieren (und ich war auch zu faul, sie aus meiner Sammlung oder mit Hilfe der Perrypedia herauszusuchen), aber ich wollte immerhin den allerersten seiner "richtigen" Perry-Romane, 2346, signiert haben, und die Taschenbücher sind auch immer dankbare Opfer ;)


"mit eiskalten Grüßen"

Achja: Christoph ist unter seinem PR-Pseudonym auch der Autor, der die Macabros-Serie des seligen Dan Shocker alias Jürgen Grasmück fortsetzt. Ich schätze, ich bin der einzige Mensch, der sämtliche bisherigen Macabros-Neuausgaben mit "eiskalten Grüßen" signiert besitzt. Juhu und nochmals vielen Dank für Deine Geduld, Christoph!





[Fotos mit freundlicher Genehmigung von Christoph Dittert und Ulrice Fuß]

23.05.2014

X-Men: days of future past - Kino

Ich war gestern schon wieder im Kino, diesmal im neuen X-Men-Film. Mein Nachbar ist ein ebenso großer Kino- und Comic-Fan wie ich, und es macht einen Riesenspaß, mit jemandem ins Kino zu gehen, der einen ähnlich abgedrehten Geschmack hat. Letzte Woche hatte ich einen Gast (dazu kommt auch noch mal ein Artikel), mit dem ich Godzilla angeschaut hatte, aber diese Sorte Katastrophenfilme mit viel Bums und wenig Handlung ist nicht ganz mein Geschmack, das hab ich nach langer Zeit mal wieder gemerkt.

Ich liebe ja Zeitreisen ganz besonders, weil man so schön drüber lästern kann, wenn es der Drehbuchschreiber mal wieder nicht hinbekommen hat und die Logik so gar nicht passen will.

Im aktuellen X-Men-Film trifft das in weiten Teilen zum Glück nicht zu: es gibt eine nachvollziehbare Handlung, die auf einer plausiblen Grundidee aufbaut, und insgesamt gesehen ist der Film in sich schlüssig.

Was am Ende natürlich offenbleibt, ist die Frage, ob sich durch die Zeitreise alles so entwickelt, wie wir es aus den bisherigen Filmen kennen, oder ob sich da noch subtile Änderungen einschleichen.

Auf jeden Fall war der Film großartig, und ich habe ihn von der ersten bis zur letzten Minute genossen. Sehr schön aufgebaut der ruhige Schluss, der einen "ganz normalen Tag" in der "School for gifted youngsters" zeigt, nachdem Logan zu seinem eigenen Erstaunen dort aufwacht; man sieht u.a. Rogue, Iceman, Jean Grey, und viele andere aus den früheren Filmen.

Der Einstieg war hingegen von rasanter Action geprägt: es war eine Szenerie in der Zukunft, in der extrem anpassungsfähige Roboter Jagd auf Mutanten machen und mühelos deren Kräften widerstehen können. Dank einer Mutantin, die eine besondere Form der Zeitreise beherrscht, ist es einer kleinen Gruppe möglich, zu entkommen, indem sie sich - sozusagen aus der Zukunft - warnen lässt.

Der Bildaufbau mit zerstörten Städten und knochengefüllten Straßen erinnert wohl mit Absicht an Terminator, die "andere" prominente Zeitreisegeschichte, und es wird nebenbei berichtet, dass die "Sentinels" nicht nur Mutanten jagen, sondern auch Menschen, die ihnen helfen wollen, und deshalb die Menschheit nahezu ausgerottet wurde.

Da dies aber kein Dauerzustand bleiben soll, kommen sie auf die Idee, die Vergangenheit grundsätzlich zu verändern und die Entwicklung dieser übermächtigen Jagdroboter - "Sentinels" - zu verhindern. Ähnlich wie in der Serie "Seven days" gilt es, einen besonderen Moment in der Vergangenheit zu identifizieren, an dem die Geschichte den einen oder anderen Verlauf hätte nehmen können.
Natürlich wird dieser Schicksalspunkt in der Geschichte gefunden, und der einzige, der unbeschadet - wenn auch nur geistig in seinen jüngeren Körper - in die Vergangenheit reisen kann, ist "Logan" Wolverine. Diese Begründung fand ich etwas wirr, aber hinnehmbar für die weitere Dramaturgie. Interessant dann die Beobachtung, die eine weitere zeitliche Einschätzung erlaubt: in der Vergangenheit angekommen hat Logan noch nicht die Adamantium-Panzerung, sondern noch die knöchernen Krallen.

In der Vergangenheit angekommen gibt es schrille 70er-Jahre Szenen, und natürlich gibt es ein sekundengenaues Thriller-Ende, so dass wir am Ende nicht zusehen müssen, wie der "alte" Charles von den Sentinels getötet wird.

Eine besonders schöne Szene mit tollen Trickeffekten ist während der Befreiung des jungen Magneto aus einem metallfreien Gefängnis unter dem Pentagon zu sehen, als Quicksilver in der Küche alle Wächter außer Gefecht setzt, ohne Blut zu vergießen und dabei erst noch ganz gelassen Kopfhörer und Schutzbrille aufsetzt, um "Time in a bottle" zu hören.

Viele Charaktere werden schöner und ausführlicher geschildert als in den bisherigen Filmen, insbesondere Mystique gefällt mir sehr gut, und der junge Magneto spielt genauso wunderbar wie in "First Class". Im Gegensatz zu Florian in seiner Kritik fand ich den Wissenschaftler Trask eher nicht so herausragend, weder geschauspielert noch als Rolle bzw. Figur.

Genauso unspannend fand ich den Techniker im X-Team: in einigen Szenen wird zwar tricktechnisch brilliant die Verwandlung in "Beast" gezeigt, aber trotz alledem ist diese Figur eher blass geblieben - ein typischer "support act", der halt benötigt wird, um ein bestimmtes Problem zu lösen, damit die Handlung weitergehen kann, aber sonst auch nichts.

Die Auflösung will ich natürlich nicht im Detail verraten, aber es ist eine sehr schöne und glaubwürdige Lösung: Trask wird nicht getötet, weder von Mystique, noch Magneto oder einem der anderen Mutanten, Nixon bleibt am Leben, keiner der Mutanten reißt die Weltherrschaft an sich, und obwohl die Welt nun aufgrund der Fernsehübertragungen von den Mutanten weiß, gibt es einen - wenn auch brüchigen - Frieden. Auf dem Hinweg nach Washington im Flugzeug stellt Eric auch sehr glaubwürdig dar, dass er zwar in Dallas war, aber JFK retten und nicht töten wollte, auch wenn er dafür trotzdem in einem Hochsicherheitsgefängnis gefangen gesetzt wurde. Diese Andeutungen werden aber nicht vertieft, der Rest bleibt der Fantasie des Lesers überlassen.

Zwei Bemerkungen noch zum Schluss:

Zum Ersten: die Pointe, nachdem Logan aus dem Fluss gefischt wurde, und Stryker seiner habhaft wird, hat einen sehr bitteren Beigeschmack, obwohl wir natürlich schon aus früheren Filmen wissen, wie grausam seine Behandlung war.

Zum Zweiten: der traditionelle "Nachfilm" zeigt eine im Bau befindliche Pyramide oder ein ähnliches großes Bauwerk, deren Konstruktion offensichtlich von einer einzigen Person durchgeführt wird, und auf einem Nachbarhügel 4 Reiter. Aus der Sitzreihe hinter mir hörte ich "die 4 Reiter der Apokalypse", aber da ich kein allzu intensiver Marvel-Leser bin, ist mir diese Szene nicht klargeworden. Vielleicht weiß jemand mehr und hinterlässt einen Kommentar?

[Update: Link zum Besuch von Christoph Dittert nachgetragen]

Godzilla - Kino

Der Vollständigkeit halber will ich auch über den Kinobesuch von Godzilla berichten. Ich hatte eigentlich nicht vor, mir diesen Film anzuschauen, aber wir hatten letzte Woche einen Gast (wegen der "???"-Lesung in den beiden Wölfersheimer Schulen), der sich gern am Mittwoch Abend zum Kinostart diesen Film anschauen wollte, und so haben wir dann zusammen einen schönen Abend im Kino verbracht.

Eins vornweg: wenn man nicht auf tiefgründiger Handlung und schlüssiger Handlung der Personen besteht, ist es ein sehr gut gemachter Unterhaltungsfilm mit toller Tricktechnik. Auch Leinwand und Tontechnik im Kino Gießen sind ein Genuss.

Es ist ein typischer Film in bester Godzilla-Manier: es gibt riesige, gefährliche Monster, und genau wie in den späteren Trashfilmchen aus der japanischen Godzilla-Reihe kommt Godzilla zur Rettung. Die menschlichen Charaktere waren eher auswechselbar, ich konnte mich mit keinem davon identifizieren. Der "menschliche Faktor" im Film sollte wohl beim Tod von Sandra Brody (Juliette Binoche) ins Spiel kommen, aber diese Szene fand ich im Ablauf vollkommen unlogisch aufgebaut und blieb mir deshalb eher schal im Gedächtnis.

Natürlich ist die gesamte Geschichte vom biologischen Standpunkt aus genauso unglaubwürdig wie alle Filme vorher: wie sollte es möglich sein, dass ein gigantischer Saurier Millionen von Jahren überlebt oder sich vollkommen unbemerkt über diesen Zeitraum fortpflanzen kann.

Genauso an den Haaren herbeigezogen fand ich die in anderen Kritiken geäußerte Behauptung, dass Godzilla hier als "Umweltgewissen" auftritt und die Zuschauer vor Atomkraft und Umweltzerstörung warnen will, indem er sie vor den Atommüll- und ICBM-fressenden Monstern rettet.

Der Schluss des Films war bombastisch, aber durch die Schnitte hatte ich den Eindruck, dass es zwei Godzillas gab: einen, der unter einem zusammenstürzenden Hochhaus begraben wurde, und einen zweiten, der dann auch Feuer speien konnte.

Ich hätte es ja lieber gesehen, dass die Atombombe auf dem Schiff entschärft werden konnte, aber stattdessen wurde nur der Hauptdarsteller gerettet und das Schiff ist einfach weiter hinaus auf die offene See gefahren, was natürlich einen tollen radioaktiven Fallout garantiert. Und vielleicht den Stoff für den nächsten Film, wenn durch die Strahlung wieder irgend etwas lustig vor sich hin mutiert ...

Wir waren im 3D-Film drin; meiner Meinung nach lohnt sich die Mehrausgabe nicht. Die 3D-Effekte wurden bei der Postproduktion eingebaut, der Film ist nicht in 3D gedreht worden. Der Effekt ist zwar vorhanden, trägt aber wenig zum Film bei.

Noch eine Fußnote: antiquarisch gibt es ein sehr lustiges Buch von einem Autoren, den ich auch sonst sehr gern lese (z.B. Königskinder liebe ich), und in dem er aus seinem Hobby ein kleines Nachschlagewerk der alten Godzilla-Filme gemacht hat.

19.05.2014

Peter Tauber, MdB, wirbt für TTIP - Leserbrief

Letztens am 08.05.14 hatte die WZ über den MdB Peter Tauber aus Gelnhausen berichtet, der bei einer Veranstaltung für das Transatlantische Partnerschaftsabkommen "TTIP" geworben hat.

Erfreulicherweise gibt es in letzter Zeit immer mehr kritische Stimmen zu TTIP in der Öffentlichkeit, so letztens auch in einer Talkshow mit Anne Will (wobei die Kritiken z.B. bei FAZ oder Spiegel durchwachsen ausfallen, aber jedes bißchen Öffentlichkeit ist besser als gar keine Diskussionen darüber).

Da ich TTIP auch sehr kritisch sehe, habe ich zu diesem WZ-Bericht einen Leserbrief geschrieben, der auch am Samstag, 17.05.14, veröffentlicht wurde. Hier ist die Originalfassung, die ich eingeschickt habe, Kürzungen sind in blau markiert, sonstige Änderungen der Redaktion in rot, leider ...

Leserbrief zur Meldung "Peter Tauber wirbt für das TTIP-Abkommen" (08.05.2014)

Die WZ berichtet, dass der CDU-Generalsekretär Dr. Peter Tauber bei einer Veranstaltung für das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP wirbt.

Im Prinzip ist so ein Abkommen eine gute Sache, um einheitliche Produkt- und Rechtsstandards zu erreichen. Wenn aber dafür die staatliche Souveränität aufgegeben wird und Konzerne wegen "entgangenem Gewinn" gegen unliebsame Gesetze klagen können, hört der Spaß auf. Seit Wochen geht durch die Presse, dass z.B. in USA "Chlorhähnchen" erlaubt sind und genmanipulierte Lebensmittel nicht gekennzeichnet werden müssen. Solch schwacher Verbraucherschutz könnte dann als Folge von TTIP auch in Europa durchgesetzt werden können.

Weitere abschreckende Beispiele, die wegen vergleichbarer Abkommen jetzt schon Realität sind:
* in Kanada klagt eine Firma wegen entgangenem Gewinn, weil die Regierung ein Moratorium zur Frackingmethode (Gasförderung) erlassen wurde.
* in Australien klagt eine Tabakfirma wegen entgangenem Gewinn gegen das Anti-Raucher-Gesetze (Warnungen auf Verpackungen).
* Vattenfall klagt derzeit gegen Deutschland wegen des Atomausstiegs.
* Trotz rechtswidrigen Handelns wurde dem US-Ölriesen Oxy in Ecuador eine Entschädigung von fast zwei Milliarden Dollar zuerkannt.

Vage Aussagen über "entgangene Gewinne" können also dazu führen, dass vor geheimen Schiedsgerichten gegen Staaten geklagt werden kann. Diese Schiedsurteile sind nicht überprüf- und anfechtbar. Nach meiner Meinung schafft dieses Abkommen nationale Regierungen und demokratisch verabschiedete Gesetze so gut wie ab. Es gibt noch etwas, das Schiedsgerichte wie das ICSID verdächtig macht: Der Staat ist immer der Beklagte, und es gibt für ihn keine Möglichkeit, die Entscheidung des Gerichts anzufechten. (Quelle: Spiegel Online, http://goo.gl/J2iUSK).  Wenn einem internationalen Konzern ein Gesetz nicht passt, wird dagegen geklagt. Würden Staaten also gegen die TTIP-Vertragsregelungen verstoßen, könnten hohe Entschädigungen an Unternehmen fällig werden. Umgekehrt gibt es kein vergleichbares Klagerecht für Regierungen gegen Konzerne.

Auch Vereinheitlichungen bei Arbeitnehmerrechten stehen an. Warum sind dann aber keine Gewerkschaften in den Arbeitsgruppen vertreten, die mit darüber beraten?

Mal ernsthaft: welcher Privatmann würde einen Vertrag unterzeichnen, dessen Inhalt ihm nicht bekannt ist und an dem fremde Lobbyorganisationen mitgeschrieben haben, die ganz bestimmt keine deutschen staatlichen Interessen vertreten? Nach eigener Auskunft ist nämlich der Bundesregierung der Vertragstext nicht bekannt (wie man an dieser Pressemitteilung des Bundestags ablesen kann: http://goo.gl/0ceAAH).

Warum genau ist die CDU also für einen Vertrag, der für Deutschland offensichtlich nur Nachteile bringt? Meine Antwort darauf: die Lobbys und Think-Tanks haben uns fest im Griff.

In Deutschland formiert sich Widerstand gegen dieses Abkommen, u.a. sprechen sich Gewerkschaften Ver.di, NGOs und Umweltschutzorganisationen wie ver.di, ATTAC, BUND, DNR uvm. dagegen aus. Ver.di bezeichnet TTIP als "Angriff auf Löhne, Soziales und Umwelt". Die wirtschaftsfreundliche Bertelsmann-Stiftung, die übrigens an diesem Abkommen mitschreiben darf, schreckt nicht vor methodisch unsauberen Studien zurück, die schon widerlegt wurden (http://goo.gl/zSfU1R).