15.02.2023

Kernpunkt nicht verstanden - Leserbrief

Auf meinen letzten Leserbrief kam von den üblichen Verdächtigen eine Antwort, dass ich mir "Heile Welt" wünsche.

[veröffentlicht am 15.02.2023]
 

Tja, was soll ich nun noch antworten? Hr. N. geht auf den eigentlichen Kernpunkt meiner Kritik gar nicht ein und gräbt sein Grab noch tiefer: es sind rechte Positionen, die Hr. Kluger und Hr. Sattler von sich geben. Der “Pull-Effekt” ist wissenschaftlich nachgewiesen nicht vorhanden, aber Hr. N. meint, man dürfe rechten Politikern (und Glossisten) zustimmen, sei aber trotzdem selbst nicht rechts.

Fakt ist: wer den Rechten zustimmt, nimmt ihre Positionen billigend in Kauf und positioniert sich selbst rechts. Das verwundert aber auch nicht weiter, wenn man die bisherigen Leserbriefe von Hr. N. in Summe betrachtet.

Der Kernpunkt meiner Kritik war, dass Hr. Sattler und die Medien vorschnell Berichte der Polizei verbreitet haben, dass die Silvesterrandale ein Migrantenproblem gewesen sei. Hier ist ein journalistisches Problem zu Tage getreten, und deswegen schrieb ich, dass man die objektiven Fakten abwarten muss, bevor Schlussfolgerungen gezogen werden. Ein Polizeibericht oder eine Pressemitteilung der Polizei ist keine objektive, neutrale Berichterstattung. Hier muss die Presse genauso wie bei allen anderen Quellen eine Bewertung und Einordnung vornehmen statt sie unbesehen zu übernehmen.

Es ist keine “Heile Welt”, wenn ich mir wünsche, dass die Medien kritisch, korrekt und vollständig berichten, sondern das sollte der Normalfall sein. Hr. N. zeigt eindrücklich, dass die Medienberichte bei ihm genauso wirken, wie ich es befürchtete: sie heizen die Stimmung noch mehr auf, und dabei gerät zu allererst die Wahrheit unter die Räder. Und eine unerwünschte Gegenposition wird dann klein geredet, genau wie Hr. Sattler das als “umdeuten” bezeichnet hat.

Genauso findet hier durch Hr. Sattler selbst ein “Umdeuten” statt, wenn er Merz als “zupackenden Oppositionsführer” umschmeichelt, statt klar zu sagen, dass Merz mit rassistischen Bemerkungen am rechten Rand fischt und es mehrere Wochen dröhnende Stille gab, bevor jetzt endlich versucht wird, Maaßen Einhalt zu gebieten, der immer weiter und weiter nach rechts abdriftet. Und selbst in der Glosse vom 13.02. schreibt Sattler erneut von den “Silvesterkrawallen”.

Natürlich gibt es unter Migranten genau wie unter Deutschen Kriminalität. Rechte Politiker haben gern eine höhere Kriminalitätsrate bei Migranten behauptet, was die Polizeistatistik so gar nicht bestätigen konnte, und zudem können Nichtdeutsche gegen Gesetze verstoßen, die für Deutsche gar nicht zur Anwendung kommen können, was natürlich die Statistik unter dem Aspekt der Nationalität verzerrt. Bemerkenswert, aber weitgehend unbekannt ist auch die Tatsache, dass alle 16 Bundesländer die Kriminalstatistik unterschiedlich führen, so dass selbst das BKA davor warnt, die verschiedenen Statistiken untereinander zu vergleichen.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass mehr als 90% der politisch zugeordneten Kriminalität von der rechten Seite geschieht, und hierbei treten enorm häufig auch Körperverletzungen und Gewalt gegen Personen auf. Derzeit sind z.B. immer noch mehrere Hundert Haftbefehle gegen rechte Gewalttäter offen.

Die Kriminalität auf der linken Seite ist nicht zu vernachlässigen, aber die Art und Schwere der Verstöße ist eher eine andere. Um das zu relativieren, kommen dann in schöner Regelmäßigkeit vom rechten Spektrum der Politiker (z.B. Seehofer) Ausrufe wie “aber der Linksextremismus!”, also das klassische Ablenken vom Thema (“whataboutism”).