25.04.2018

Ein erster Blick auf Android 8.1 mit LineageOS

Letzte Woche sah ich, dass es für das Nexus 6 keine weiteren Updates der 7er Androidversion von LineageOS geben wird - die "nightly updates" - eigentlich sind es ja "weekly" updates - enthalten jetzt 15.1.

Kurze Erklärung der Nummerierung: Android nummeriert zum Einen mit Zahlen (von 1.0, 1.1, 1.5, usw. bis jetzt hin zu 8.1) und zum Zweiten mit einem Spitznamen (Donut, Eclair, Froyo, bis jetzt hin zu Oreo). LineageOS orientiert sich bei der Nummerierung an den Anfangsbuchstaben der Spitznamen. Die Nummer von LineageOS entspricht der Position des Buchstabens im Alphabet, und "O" ist der 15. Buchstabe. Wenn Android dann eine "minor release" hat, wird diese Releasenummer hinten angehängt. Ganz kurz gab es also mal LineageOS 15.0, aber das wurde abgebrochen und die Entwickler bauen nur an 15.1 weiter. Von "Jelly Bean" gab es drei Versionen (4.1, 4.2, 4.3), und die dazugehörigen CyanogenMod-Versionen waren 10.0, 10.1 und 10.2 (bevor CyanogenMod in LineageOS überging und die Firma hinter CM pleite ging).

Rein zufällig ;-) hatte ich noch ein Nexus 6 mit ziemlich kaputtem Glas, aber intakter Technik herum liegen - ich schrieb ja schon ein paar Mal, dass meine Kinder beide sehr ruppig mit ihren Geräten umgehen und öfter mal mit gebrochenen Glasscheiben oder defekten Displays ankommen. Beim Nexus 6 lohnt sich eine Reparatur leider nicht mehr: ein neues Display kostet immer noch einzeln um die 125 €, und die Tatsache, dass alles geklebt ist, macht die Reparatur auch sehr aufwändig. Also lag das Gerät längere Zeit im Regal und Kind 2 musste sich ein identisches Gerät zulegen unter massiver Kostenbeteiligung vom Konfi-Geld ;-).

Also Herunterladen der aktuellen Version von LineageOS 15.1 und der erste Versuch, das Handy mit der neuen Version zu flashen.

Leider war das nicht erfolgreich: das TWRP-Recovery lehnte die Zip-Datei ab, obwohl es die korrekte Version war (Codename "shamu" für das Motorola Nexus 6, Modell XT1100). Die Fehlermeldung war beunruhigend: "E3004: This package is for device: shamu; this device is .". Also schien etwas mit dem Gerät nicht in Ordnung zu sein - es wusste nicht von sich selbst, dass es vom Typ "shamu" ist.

Nachdem ich überprüft hatte, dass die Zip-Datei wirklich in Ordnung ist, stellte sich nach ein wenig Recherche heraus, dass dieser Fehler sehr leicht behoben werden kann: Neuinstallation des Recovery-Images sollte helfen. Irgendwie war dem Gerät die Information abhanden gekommen, welchen Typ es selbst hat, aber das erneute Bespielen mit einem Recovery bringt das wieder in's Lot.

Praktischerweise kann man mit den halbwegs aktuellen TWRP-Versionen sogar ein Recovery updaten, wenn man sich im Recovery befindet. Ich dachte bislang, ich müsste erst neu starten, um dann im Fastbootmodus das Recovery-Image zu flashen. Das geht aber auch einfacher. Wenn TWRP läuft, ist das Handy am PC sichtbar, und ich konnte das neueste TWRP direkt mit MTP auf das Smartphone kopieren. Mit "Install" und dann dem Menüpunkt "install image" liess sich das Recovery updaten. Als letzten Schritt dann die Zielpartition aussuchen (offensichtlich "Recovery") und neu booten.

Danach war die Installation von LineageOS 15.1 ein Kinderspiel: Löschen der vorherigen Benutzerdaten ("wipe data"), Kopieren der Zip-Datei, Beschaffen der aktuellen Google Apps von opengapps.org für Android 8.1, Variante ARM 32 bit, in der Größe "nano". Normalerweise tendiere ich zum kleinsten Paket "pico", aber der Hinweis auf der Downloadseite "contains some apps that are not available in the Play Store" ließ mich dann doch die nächstgrößere Variante wählen - ist ja sowieso nur ein Testgerät. Danach gleich noch das Addon für "su" (32 bit), damit bei Bedarf auch gerootete Anwendungen möglich sind (wie z.B. das Backupprogramm Helium oder ein Filemanager).

Wie üblich, dauert das erste Booten recht lang, danach folgt dann die übliche Grundeinstellung mit WLAN, Benutzername, Google-Konto (wenn man das will), und dann kann es losgehen mit dem Testen der neuesten Androidversion, und das sogar mit dem monatlich aktuellen Securitylevel. LineageOS ist ungefähr zwei Wochen nach dem Release der Updates in das AOSP-Repository durch Google auch auf dem neusten Stand. Damit kann eigentlich so gut wie kein anderer Handyhersteller mithalten.

Die Optik und die Icons von 8.1 sind gewöhnungsbedürftig, wie man an den beiden Screenshots des Startbildschirms und der App-Auswahl sieht.

Was ich sehr schön finde: in der Statusleiste kann man jetzt die aktuelle Download/Upload-Geschwindigkeit einblenden, und die Einstellungen sind deutlich aufgeräumter und übersichtlicher.

Laut XDA ist es auch möglich, das Update von 14.1 auf 15.1 ohne Reset durchzuführen. Das werde ich auch noch testen ;-)

17.04.2018

Leserbrief zur Diskussion über Impfpflicht

Tja nun, die WZ dachte sich wohl "wir brauchen mehr Klicks" und hat auf Facebook eine Diskussion angefangen über das Impfen und die Impfpflicht.
Wen wundert's - die Impfgegner gießen die üblichen Verschwörungstheorien und wilden Behauptungen in die Kommentare unter den Facebook-Beitrag.

Ein paar Tage danach folgt dann ein scheinheiliger Artikel in der gedruckten Ausgabe, der die Facebook-Kommentare zusammenzufassen versucht.
Garniert wird der Artikel von einem "Pro"- und einem "Kontra"-Kommentar von zwei Redakteuren der WZ.

Es ist absolut in Ordnung, dass jeder eine Meinung hat und sie auch äußern kann - aber wenn man zu einem Thema inkompetent ist, sollte man vielleicht einfach mal das Motto von Dieter Nuhr beherzigen ("wenn man keine Ahnung hat ..."). Insbesondere regt es mich unglaublich auf, wenn Impfgegner mit harten wissenschaftlichen Fakten konfrontiert werden und das mit einem Achselzucken abtun. Schade ist nur, dass die meisten Impfgegner eine starke Meinung haben und keinerlei Hemmungen, dies auch öffentlich kund zu tun, aber sie erkennen leider nicht, dass diese Meinung falsch ist - ein schönes Beispiel für den Dunning-Kruger-Effekt ;-)

Das gute an Wissenschaft ist: sie funktioniert auch, wenn man nicht daran glaubt. Das Schlimme an Impfgegnern: wenn sie nicht daran glauben und das Impfen verweigern, gefährden sie nicht nur sich selbst (das wäre mir ja noch egal), sondern auch jeden anderen, den sie anstecken könnten.

[Der Leserbrief wurde am 14. April 2018 veröffentlich.]


Leserbrief zur Diskussion über Impfen und Impfpflicht (Facebook und gedruckt)
Liebe WZ-Redaktion,

was hat Sie denn geritten, dieses Fass aufzumachen? Geht es um Klicks und Onlinewerbung?

Beim Impfen kann es eigentlich gar keine Diskussion mehr geben. Das Thema ist medizinisch hervorragend erforscht.
Statistisch gesehen gibt es überhaupt keinen einzigen Grund, gegen das Impfen zu sein.
Durch Schutzimpfungen sind viele Krankheiten nahezu ausgerottet.

Stattdessen eröffnen Sie die Diskussion auf Ihrer Facebookseite erneut und bieten dadurch Impfgegnern eine willkommene Plattform, um größtenteils unwidersprochen Behauptungen in die Welt zu setzen und zu wiederholen, dass das Impfen "nutzlos" sei und mehr Schaden verursache als es Gutes tue.

In Venezuela sind seit Jahresbeginn mindestens 54 ungeimpfte Kinder an Masern gestorben. 2016 galt das Land noch als masernfrei.

In Serbien gab es eine Masernepidemie mit 4000 Ansteckungen und fast 20 Toten.

Die Diskutanten, die lautstark in den Facebook-Kommentaren Verschwörungstheorien über die Geldgier der Pharmakonzerne äußern, sind dieselbe Sorte Mensch, durch deren Schuld in Berlin vor kurzem Masern mit über 700 Ansteckungen und einem toten Säugling ausgebrochen sind.

Als Krönung des Ganzen darf Frau Kaufmann in ihrem "Kontra"-Kommentar in der Druckausgabe noch zeigen, dass sie in der Schule nicht aufgepasst hat, als das Grundgesetz besprochen wurde. Sie fabuliert munter drauflos, dass das Recht auf körperliche Unversehrtheit im Grundgesetz verankert ist und nicht durch eine Impfpflicht gebrochen werden kann. Dabei vergisst sie leider die Tatsache, dass alle Grundrechte nicht absolut gelten, sondern immer gegeneinander abgewogen werden müssen. Jedes Grundrecht findet seine Grenzen dort, wo die Grundrechte anderer verletzt werden, und das ist beim Impfen ganz klar der Fall. In Deutschland gab es jahrelang eine Impfpflicht gegen die Pocken. Das Bundesverwaltungsgericht entschied schon 1959, dass die verpflichtende Pockenschutzimpfung mit dem Grundgesetz vereinbar sei.

Es kann nicht sein, dass ein dogmatischer Impfgegner sich oder seine Kinder nicht impfen lässt und sie damit zu Trägern der Erreger macht. Dabei verletzt er nämlich offensichtlich das Recht auf körperliche Unversehrtheit aller Personen in seinem Umfeld. Wenn es hier Neugeborene oder Menschen mit Immunschwäche gibt, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können, provoziert er damit vorsätzlich deren Ansteckung und Gefährdung.
Manche Impfungen kann man erst ab einem Mindestalter impfen. Wenn nun die Mama das große Kind im Kindergarten abliefert und hat ihren 2 Monate alten Säugling dabei, dann ist so ein Schild an der Eingangstür "wir haben einen Fall von Masern" für mich schon vorsätzliche Körperverletzung, begangen von den Eltern, die ihr Kind nicht impfen lassen und trotzdem in den Kindergarten geben.
Es heißt nicht "Kinderkrankheit", weil es so ungefährlich ist, sondern weil hauptsächlich ungeschützte Kinder daran erkranken und womöglich sterben.

In Deutschland wurden in 10 Jahren ca. 180 Fälle von Impfschäden gemeldet, die meisten davon Bagatellen wie Fieber oder Hautausschlag. Statistisch ist ohne Impfung in derselben Zeit allein mit 800 Maserntoten zu rechnen, die sonstigen Folge- und Dauerschäden noch gar nicht eingerechnet. Natürlich ist jeder Impfschaden eine schlimme Sache für die Betroffenen, aber die Chance auf ein sorgenfreies, langes Leben ist mit Impfung wesentlich höher.

Eine Langzeitstudie an der Charité in Berlin hat übrigens festgestellt, dass der plötzliche Kindstod (SIDS) statistisch wesentlich seltener bei Säuglingen auftritt, die gegen Keuchhusten, Diphtherie und Polio geimpft sind.

Ich sehe das so ähnlich wie beim Führerschein oder beim Gesundheitspass für Beschäftigte in der Lebensmittelverarbeitung: ohne Schein kein Rein. Ganz einfach. Ohne Impfung kein Zugang zu öffentlichen KiTas, Schulen usw. Eine Impfpflicht muss es nicht geben - es steht jedem frei, das Risiko für sich einzugehen. Aber niemand darf für sein Umfeld entscheiden.