06.12.2016

Vectoring in der Wetterau - Leserbrief

Die Telekom schießt quer. Zuerst sagten sie, dass in der Wetterau kein Interesse am Ausbau besteht. Das war die Voraussetzung dafür, dass die Bigo gegründet werden konnte.
Nun will die Telekom doch die Wetterau flächendeckend ausbauen. Zumindest sagen sie das.
Aber den Vogelsberg nicht.
Und damit hat die Bigo ein Problem - weil sie nämlich Wetterau und Vogelsberg bedienen wollte, aber derzeit unklar ist, ob sie in der Wetterau noch tätig werden kann oder nicht.
Auf jeden Fall kann die Telekom damit Zeit schinden und die Bigo ärgern.
Diese Situation ärgert mich massiv - ich will nämlich möglichst schnell Glasfaser in der Wetterau haben und nicht die Kupferkrücke Vectoring.
[Veröffentlicht am 06.12.16]
Die Telekom fällt der Bigo in den Rücken - anders kann ich die 180-Grad-Wende nicht interpretieren. 2014 hat die Telekom noch arrogant darauf verzichtet, in der Wetterau flächendeckend zu investieren und hat stattdessen nur die Rosinen aus dem Kuchen picken wollen, so z.B. in Bad Nauheimer Baugebieten.

Nun will die Bigo ihre Pläne für Wetterau und Vogelsberg in die Tat umsetzen, und schwupps! kommt die Telekom mit vollmundigen Ankündigungen um die Ecke. Wieviel von diesen Ankündigungen dann auch wirklich umgesetzt wird, weiß noch niemand. Aber meiner Meinung nach dient dieser Schachzug sowieso erst mal nur dazu, die Bigo auszubremsen. Die Leidtragenden sind die Vogelsberger, denen die Telekom damit den Stinkefinger zeigt.

"Vollmundig" in diesem Zusammenhang heißt, dass die Telekom weiterhin auf Kupferkabel setzt und nur an ganz wenigen Stellen tatsächlich Glasfaser verbaut. Geschwindigkeitssteigerungen bei Kupferkabel sind nach derzeitigem technischen Stand nur möglich, wenn man hochkomplizierte Bündelungsverfahren nutzt, um die auftretenden Signalstörungen zu eliminieren.

Das DSL-Vectoring ist ein unsäglicher Versuch, um das altgediente und längst abgeschriebene Kupferkabel noch möglichst lang in Dienst zu halten.

Zur Erinnerung: DSL ist technisch eine Krankheit, die Ende der 90er Jahre aus dem Flächenland Amerika kam. Dort wurde es entwickelt, um über die alten, ungeschirmten Telefonleitungen Breitband-Internet zu transportieren.
Die Telekom hatte nach der Wiedervereinigung in den neuen Bundesländern mit dem Glasfaserausbau begonnen, das aber wieder abgebrochen, weil plötzlich die Wiederverwendung von Kupferkabeln billiger und bequemer erschien.

DSL-Vectoring bedeutet, dass mehrere einzelne Kupferleitungen gebündelt werden, um die Geschwindigkeit zu erhöhen. Nebenbei hat das den angenehmen Nebeneffekt für den Besitzer des Kabels, dass er Mitbewerbern nicht mehr einzelne dieser Kabel vermieten muss - er benötigt sie exklusiv für seine Bündelung. Seltsamerweise hat die Regulierungsbehörde diesen Rückfall in monopolartige Strukturen vor einiger Zeit genehmigt, und die Konkurrenz schaut in die Röhre, weil die nun nämlich keinen direkten Zugang mehr zum Endkunden hat. Regulatorisch ist dieses Vorgehen äußerst befremdlich, denn die Telekom gehört zu knapp einem Drittel immer noch dem Bund.

Die Telekom gibt an, dass dadurch mehrere hunderttausend Anschlüsse von Konkurrenten an sie zurückfallen (müssen).
Derzeit werden die realen Leitungen (die sog. Teilnehmeranschlussleitungen - TAL) je nach Geschwindigkeit für 10 bis 15 Euro/Monat an die Anbieter vermietet. Nach der Einführung von Vectoring werden die Vermietungspreise für "virtuelle" Anschlüsse bei mindestens 20 Euro/Monat liegen (die Telekom hat entsprechende Anträge bei der EU und der Bundesnetzagentur mit diesen Zahlen gestellt).

DSL und Kupferkabel sind tote Pferde, die man eigentlich nicht mehr reiten sollte. Es ist mittelfristig sinnvoller, auf Glasfaser zu den Ortsverteilern zu setzen (FttC) und langfristig sogar auf Glasfaser in jedes Haus (FttH).

Die Förderpraxis von Bund und Ländern führt leider dazu, dass nicht die technisch und langfristig sinnvollste Lösung umgesetzt wird, sondern ca. 85 % der Gelder nur in die sog. "Wirtschaftlichkeitslücken" fließen und vorrangig Vectoring ausgebaut wird. Die Subvention dient also dazu, eine kleine Lücke zu finanzieren, die bislang die Firmen von der Investition an einer bestimmten Stelle abgehalten haben. Dafür sind staatliche Subventionen für Breitband aber gerade nicht gedacht!

Ich hoffe ernsthaft, dass die Bigo für den Wetteraukreis und den Vogelsbergkreis hier für alle beteiligten Gemeinden eine technisch sinnvolle Lösung auf die Beine stellen kann, auch wenn die Telekom jetzt Störfeuer schießt.

Glasfaser ist eine sinnvolle und dauerhafte Investition in die Zukunft!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen