Da der Glossist Sattler in der ersten Januarwoche nahezu ein Monopol auf Meinung in der WZ hatte und z.B. bei den Silvesterrandalen in Berlin ziemlich falsch lag, gab es Reaktionen in Form von Leserbriefen, die natürlich dann genauso falsch lagen. Darauf habe ich geantwortet.
[veröffentlicht am 19.01.2023]
Der Dauerbeschuss mit Fake News durch die Glossen von Hr. Sattler hat ein erstes Opfer gefunden: der Leserbrief von Hr. N. zeigt, dass der Rassismus sich durchfrisst oder zumindest dazu beiträgt, die verbalen Hemmungen fallen zu lassen. Er fängt harmlos an mit Kritik am Silvesterfeuerwerk und schlägt sehr schnell einen Bogen zu Hr. Sattlers Behauptung, dass die Ausschreitungen ein “Migrantenproblem” sind. Insbesondere die “Clans” müssen erwähnt werden, genau wie die “Bringschuld” der Zuwanderer.
Die Ermittlungen sind bei weitem noch nicht abgeschlossen, aber für die rechte Seite der Bevölkerung ist schon klar, dass es ein Migrationsproblem ist. Und natürlich ist es viel wichtiger, die “linke” Regierungspolitik zu kritisieren, die angeblich die Augen vor dem eigentlichen Problem verschließt. Und natürlich darf auch das Schlagwort “ideologisch” nicht fehlen, um zu signalisieren, dass die Argumentation keine Grundlage habe. Wer also anderes behauptet und nicht Hr. Sattlers Meinung ist, will nur das Problem “umdeuten”. Die Wortwahl zeigt deutlich, dass hier keinerlei Diskussion erwünscht ist, die Gegenseite wird automatisch ins (rhetorische) Unrecht gesetzt.
Dann setzt Hr. Sattler noch einen drauf und behauptet, dass die rassistische Demagogie der “christlichen” CDU/CSU, die sich seit Verlust der Regierungsmehrheit massiv intensiviert hat, gar nicht so schlimm sei.
Nun rudert die Berliner Polizei massiv zurück und stellt fest: “Nach einer neuen Randalestatistik der Berliner Polizei zur Silvesternacht waren die meisten festgenommenen Täter nach reinen Böllerattacken auf Polizisten und Feuerwehrleute deutsche Staatsbürger und unter 21 Jahre alt. Nur 38 Personen sind nach solchen Angriffen festgenommen worden – zwei Drittel davon sind Deutsche.”
Dass sich Hr. Merz (CDU) derselben Wortwahl befleissigt wie Fr. Weidel (AfD), kümmert den Glossisten überhaupt nicht. Merz spricht von “kleinen Paschas”, und Fr. Weidel von “Kopftuchmädchen”. Andere Politiker fragen nach den Vornamen der festgenommenen Verdächtigen (ausdrücklich nur der Deutschen!) oder nach dem “Phänotyp”. Diese rassistischen Stereotypen sind das Letzte, was wir jetzt in dieser Situation brauchen.
2015 zu Beginn der Flüchtlingskrise hat die “Bild”-Zeitung kurz versucht, ein positives Bild der Flüchtlinge zu zeigen. Die Verkaufszahlen brachen massiv ein, was an sich schon bezeichnend für latenten Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ist - zumindest unter der Leserschaft der “Bild”. Nach diesem Einbruch schwenkte die “Bild” um und schreibt nun wieder, um der rechts orientierten Leserschaft zu gefallen, die gern ihre Vorurteile bestätigt haben wollen.
Fr. Giffey hat überraschenderweise mal etwas Richtiges gesagt: dass es hauptsächlich ein soziales und kein ethnisches Problem ist.
Als Vorschlag an Hr. Sattler: erst einmal die Fakten abwarten und dann Schlussfolgerungen ziehen. Alles andere ist populistisches Geschwätz, das nur Vorurteile schürt und dämliche Leserbriefe provoziert. Und generell wäre es schön, wenn Hr. Sattler nicht eine ganze Woche lang die Glossen mit seinen Ansichten monopolisiert.