Und was war nun wirklich passiert?
Eigentlich hatte ich eine Email an die Redaktion geschrieben und mich darüber gewundert, warum ein ausgesprochener Impfgegner in einem Leserbrief fast eine halbe Seite lang seine eigenen schlimmen Erlebnisse mit vermuteten Impfschäden aufgrund einer Tetanusimpfung ausbreiten durfte. Der Leserbrief gipfelte darin, dass er sich seit seiner Frühpensionierung 8 Jahre lang selbst zum Impfexperten ausgebildet habe und jetzt von Impfungen abrate, weil die Impfschäden viel zu riskant seien. Er hat viele Zahlen aus "Studien" zitiert und die üblichen Arien der Impfgegner verwendet.
Eigentlich wollte ich wirklich einen Leserbrief mit Fakten schreiben. Dann dachte ich mir, es wird ja wohl hoffentlich jemand mit medizinischer Ausbildung schreiben und den Leserbrief widerlegen.
Leider ist das fast zwei Wochen lang nicht passiert, deshalb schrieb ich dann folgendes:
Überraschenderweise hat die Redaktion sich aber nicht selbst als Adressaten empfunden und meine Email kurzerhand als Leserbrief veröffentlicht. Und dummerweise habe ich meine mitgeschickten URLs nicht bei goo.gl abgekürzt, und die WZ hat drei davon wirklich in voller Länge als Fußnote gedruckt. Natürlich tippt so etwas niemand ab. Deshalb hier alles nochmal bequem zum Anklicken ;)vor knapp zwei Wochen gab es einen in meinen Augen sehr fragwürdigen Leserbrief von K. J., in dem er sich massiv gegen das Impfen ausgesprochen hat, weil er selbst - angeblich - durch das Tetanus-Impfen geschädigt und zum Frührentner wurde. Abgesehen davon, dass er nicht die Kenntnisse hat, um seinen Rundumschlag gegen das Impfen fachlich und kompetent zu untermauern, sorgt so ein Leserbrief zu Verunsicherung unter Eltern, die dann vielleicht ihre Kinder nicht impfen lassen, wenn sie eine solche Horrorgeschichte lesen und das Verhältnis von Impfrisiko zu Impfschadenrisiko selbst nicht bewerten können. Selbst wenn ursächlich die Impfung die Ursache war, ist wissenschaftlich hervorragend erforscht, dass Impfen generell sinnvoll ist - Einzelfälle sind immer tragisch, das streite ich auch gar nicht ab, aber sie dürfen nicht ohne Prüfung Grundlage für Entscheidungen werden. Ich selbst bin kein Mediziner, meine Frau ist Tierärztin, aber als Elternteil finde ich beunruhigend, wenn die WZ einem radikalen Impfgegner auf diese Weise ein Forum bietet und dem überhaupt nichts entgegensetzt. Ich hätte gehofft, dass Sie als Reaktion darauf - z.B. mit einem Kinderarzt zusammen - einen redaktionellen Beitrag veröffentlichen, der das Impfen und die jeweiligen Risiken sachlich beschreibt und die Irrationalität der Impfgegner auf's Korn nimmt. Ansonsten verweise ich auf die Diskussionen, die z.B. beim Blog von Kinderdoc (das sind 3 Links!) und auf der Facebookseite von hr1 toben. Und eine schöne Zusammenstellung der Mythen, mit denen Impfgegner gern argumentieren.