12.06.2025

Heart of Stone - Filmkritik

 Ich bin bei Netflix auf einen Film mit Gal Gadot von 2023 ("Wonder Woman") gestoßen und hab ihn mir angeschaut.

Vorneweg: viel nette Action, gut inszeniert, interessante Wendung relativ früh im Film.

Aber: die Geschichte, die erzählt wird, ist so voller Löcher und Logikfehler, dass es eigentlich schon beim Schauen wehtut.

Zur Handlung muss ich leider etwas spoilern, sonst lassen sich die Schwächen und Fehler im Film nicht erklären. Kern der Handlung ist eine "KI" namens "Heart", die von einer geheimen supranationalen Organisation "Charter" verwendet wird, um kriminelle Aktivitäten vorherzusagen und um Aktivitäten zu planen, sie zu bekämpfen. Charter benennt seine Agenten nach dem Kartenspiel - es gibt vier "Könige", Kreuz, Pik, Herz und Karo (Club, Spades, Heart, Diamond), die Agenten nennen sich nach den einzelnen Spielkarten ("9 of Hearts", "Jack of Hearts" usw.).

Gal Gadot spielt die "Charter"-Superagentin Rachel Stone ("9 of Hearts"), die undercover bei MI6 als angebliche Computerexpertin arbeitet, aber gerade nicht an die vorderste Front darf ("in the field"), sondern nur im Hintergrund vor sich hin hackt. Bei der versuchten Festnahme eines Waffenhändlers geht einiges schief, und sie muss versuchen zu retten, was zu retten ist, ohne ihre Tarnung aufzugeben. Dabei wird sie mit Augmented Reality von einem Kollegen ("Jack of Hearts", Matthias Schweighöfer) in der Zentrale unterstützt, der ihr mit "KI"-Computerhilfe Optionen einblendet, denen sie folgt. Sie löst das Problem, ohne aufzufliegen, allerdings begeht der Bösewicht augenscheinlich Selbstmord.

Während des Einsatzes dringt eine andere Computerhackerin in den verschlüsselten Funkverkehr von MI6 ein und offenbart sich. MI6 versucht daraufhin, diese Hackerin Keya Dhawan zu finden und nach Hinweisen auf Lissabon bekommt Stone das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Tatsächlich geht der dortige Einsatz schon beim Bezug der konspirativen Wohnung fürchterlich schief. Ein Mordanschlag auf das Team von Stone schlägt fehl, allerdings muss sie ihre Tarnung aufgeben, um ihrer aller Leben zu retten.

Einer ihrer Kollegen, Parker, ist ein Maulwurf. Er tötet die beiden anderen Teammitglieder und lähmt Stone mit einem vergifteten Messer. Lissabon war eine Falle von Parker, um den Charter-Agenten in MI6 zu zwingen, sich zu offenbaren. Während sie noch wach ist, injiziert er ihr eine Kapsel mit Elektronik. Sie wird in die Zentrale von Charter gebracht und bekommt das Gegenmittel. Die Kapsel in ihrem Arm ist allerdings ein Virus und dringt in das lokale Netzwerk von Charter ein. Dort legt sie einen schlafenden Wurm ab, der sich erst später aktiviert. Parker wusste von Charter und aufgrund seiner persönlichen Vergangenheit während eines fehlgeschlagenen Einsatzes bei einem Waffenhandel will er Charter zerstören.

Es stellt sich heraus, dass das zentrale Element von "Heart" ein Bauteil ist, das in einem Zeppelin in 30 km Höhe fliegt. Parkers und Keyas Computerwurm löst ein Absinken des Zeppelins aus, damit Parker mit einem Hubschrauber das Herz von "Heart" aus dem Zeppelin stehlen kann. Stone landet ebenfalls auf dem Zeppelin, kann aber den Diebstahl nicht verhindern. Zusammen mit der Hackerin stürzt sie in der Wüste ab und kann entkommen. Die Hackerin bekommt Zweifel an Parkers Zielen, unterstützt ihn aber weiterhin.

Schlussendlich - nach mehreren Actionszenen - kommt es zum Showdown in einem Rechenzentrum, das Parker aufgebaut hat. Stone kann nach einem Zweikampf Parker mit Keyas Hilfe besiegen. Allerdings konnte Parker vorher "Heart" in Betrieb nehmen und mit dessen Hilfe die Könige von Karo und Kreuz ermorden. Karo stürzt mit ihrer Familie in einem Aufzug ab, Kreuz wird mit einem Einsatzteam in eine Falle in ein Rechenzentrum in Reykjavik gelockt, das dann explodiert.

Soweit, so Action. Die Geschichte ist im Prinzip gut, aber die Fehler in der Erzählung und die Fehler, die die Charaktere begehen, sind so eklatant, dass meine Gesamtnote auf "schwach" lautet. Eine Geheimorganisation, die nur aus 30-50 Personen besteht (Kartenspiel), hat Geldmittel und mehrere geheime Basen in einem unglaublichen Ausmaß. Nirgends wird das erklärt. Wie schon bei James Bond, wo Q in "Skyfall" den feindlichen Laptop von Silva mit einem Kabel in der Zentrale anschließt, wird eine kompromittierte Agentin in die Basis gebracht, der Tracker unter ihrer Haut offenbart den Standort und kann in das Computernetzwerk eindringen. Der Bösewicht Parker hat einen ähnlichen Antrieb wie Trevelyan in "Goldeneye" - eine persönliche Rache nach einem Einsatz; dort die Kosaken bei Lienz, hier Waffenhändler in Tschetschenien.

Was genau "Heart" ist und wer diese Technologie entwickelt hat, wird nicht erklärt. Es sieht aus wie ein Raspi in einer Glasröhre. Offensichtlich kann aber Charter kein redundantes zweites Gerät herstellen oder das gestohlene mit einem Killswitch lahmlegen.

Der Zeppelin hat eine innere Achse, die mit Solarzellen gepflastert ist. Nochmal: Solarzellen. Drinnen. Im Zeppelin. Auf der Längsachse der Konstruktion, die die Hülle trägt. Drinnen. Mitten drin im Zeppelin. Nicht außen. Drinnen. Trotz früherer Gegenbeispiele ist der Zeppelin mit Wasserstoff gefüllt und explodiert natürlich recht heftig, als eine kleine Bombe gezündet wird. Da der Auftrieb des Zeppelins mit Wasserstoff erreicht wird, leuchtet es total ein, dass auf der tragenden Innenachse ohne Atemhilfsmittel gekämpft wird. Drinnen. Im lichten Zeppelin. Drinnen.

Das Herz von "Heart" (pun intended) wird also gestohlen. Parker hat innerhalb von Stunden dieses Gerät in sein eigenes Rechenzentrum gebracht und hat dort genau die richtigen Anschlüsse und Geräte, um "Heart" in Betrieb zu nehmen. Warum der Zeppelin "nur" von 80.000 auf 40.000 Fuß Höhe abgesenkt wird, ist auch unklar - man könnte ihn auch noch niedriger steuern oder landen lassen. Aber das würde die Option auf Stunts mit Wingsuits und Fallschirmen zerstören.

Der Mord an Karokönig (eine Ex-Chefin des CIA) wird durch den Absturz eines Aufzugs durchgeführt. "Heart" kann also in die Steuerung des Gebäudes eindringen und alle - insbesondere die mechanischen! - Schutzmechanismen des Aufzugs aufheben. Üblicherweise sind Aufzüge dreifach redundant ausgelegt (sowohl zulässiges Gewicht als auch Seile). Außerdem gibt es Sperrhaken, die bei zu starker Beschleunigung ausfahren und sich in den Wänden festkrallen.

Offen ist auch die Frage, warum niemand auf die Idee kommt, dass es eine Falle sein könnte, wenn ein Rechenzentrum der Uni Reykjavik der total einleuchtende Ort ist, an dem ein Bösewicht jahrelang eine Serverfarm aufbauen kann, die nur auf das Herzstück (Wortspiel) aus dem Zeppelin wartet. Oder ob es eine Falle sein könnte, wenn die gesamte Führungsriege von Charter in ein Ausweichhauptquartier umzieht und dann dort ohne Luftaustausch eingeschlossen wird. Oder warum keiner der Angestellten der Uni sich wundert, dass ein Untergeschoss vermint wird.

Im Großen und Ganzen also ein nettes Actionspektakel, bei dem man das Mitdenken über Strategie unterlassen sollte. Respekt für die Schauspieler, die trotz der eklatanten Schwächen ihr Bestes gegeben haben.